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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Förster.
Es wär' gräßlich, wenn ich sie umbringen müßte,
und am Ende wär' Alles doch nur -- und dann hätt'
ich's vergeblich -- Sophie --
(ganz nahe; leise.) Es soll
ein Todter liegen im heimlichen Grund.
Försterin.
Du bist im Rausche oder im Wahnsinn.
Förster.
In meinem Recht bin ich. Sieh' mich an, Weib.
Glaubst Du an einen Gott im Himmel? Gut. Gut. So
leg' die drei Finger auf die Bibel, da hierher. Da steht
mein Recht. Nun sprich mir nach: "So gewiß ich selig
werden will --"
Försterin (matt).
So gewiß ich selig werden will --
Förster.
"So gewiß soll's ein Geheimniß bleiben, was ich
jetzt erfahre"
Försterin.
So gewiß solls' ein Geheimniß bleiben, was ich jetzt
erfahre.
(Sie muß sich setzen.)
Förster.
Und nun merk' auf. -- Es ist kurz -- kein Aber
und kein Wenn dabei -- es ist klar wie das Recht --
und Recht muß Recht bleiben -- sonst brauchen wir kei-
nen Gott im Himmel!

Der Erbförſter.
Förſter.
Es wär’ gräßlich, wenn ich ſie umbringen müßte,
und am Ende wär’ Alles doch nur — und dann hätt’
ich’s vergeblich — Sophie —
(ganz nahe; leiſe.) Es ſoll
ein Todter liegen im heimlichen Grund.
Förſterin.
Du biſt im Rauſche oder im Wahnſinn.
Förſter.
In meinem Recht bin ich. Sieh’ mich an, Weib.
Glaubſt Du an einen Gott im Himmel? Gut. Gut. So
leg’ die drei Finger auf die Bibel, da hierher. Da ſteht
mein Recht. Nun ſprich mir nach: „So gewiß ich ſelig
werden will —“
Förſterin (matt).
So gewiß ich ſelig werden will —
Förſter.
„So gewiß ſoll’s ein Geheimniß bleiben, was ich
jetzt erfahre“
Förſterin.
So gewiß ſolls’ ein Geheimniß bleiben, was ich jetzt
erfahre.
(Sie muß ſich ſetzen.)
Förſter.
Und nun merk’ auf. — Es iſt kurz — kein Aber
und kein Wenn dabei — es iſt klar wie das Recht —
und Recht muß Recht bleiben — ſonſt brauchen wir kei-
nen Gott im Himmel!

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[159/0173] Der Erbförſter. Förſter. Es wär’ gräßlich, wenn ich ſie umbringen müßte, und am Ende wär’ Alles doch nur — und dann hätt’ ich’s vergeblich — Sophie — (ganz nahe; leiſe.) Es ſoll ein Todter liegen im heimlichen Grund. Förſterin. Du biſt im Rauſche oder im Wahnſinn. Förſter. In meinem Recht bin ich. Sieh’ mich an, Weib. Glaubſt Du an einen Gott im Himmel? Gut. Gut. So leg’ die drei Finger auf die Bibel, da hierher. Da ſteht mein Recht. Nun ſprich mir nach: „So gewiß ich ſelig werden will —“ Förſterin (matt). So gewiß ich ſelig werden will — Förſter. „So gewiß ſoll’s ein Geheimniß bleiben, was ich jetzt erfahre“ Förſterin. So gewiß ſolls’ ein Geheimniß bleiben, was ich jetzt erfahre. (Sie muß ſich ſetzen.) Förſter. Und nun merk’ auf. — Es iſt kurz — kein Aber und kein Wenn dabei — es iſt klar wie das Recht — und Recht muß Recht bleiben — ſonſt brauchen wir kei- nen Gott im Himmel!

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/173>, abgerufen am 26.04.2024.