Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. Wahl, entweder neben meinem Vater und Großvaterunter die Tannen oder -- hinter die Kirchhofsmauer. Herr Pastor, ich bin Förster hier, oder er müßte öffent- lich erklären, der Herr Stein, daß er an mir gehandelt hat als ein Schurke. Das Meine hab' ich in seinen Forst gewandt; ich will nichts herausnehmen als den Stock, an dem ich in die Welt gehe und in meinen alten Tagen einen neuen Dienst suche, aber von mir muß die Schande abgewischt sein und auf ihm muß sie kleben bleiben. Ich bin in meinem Recht und will's behaupten. Wilkens. In Seinem Recht? Hm. Was will Er mit dem Recht? Recht kostet Geld. Recht ist ein Spielzeug für die Reichen wie Pferde und Wagen. Hm. Mit Seinem Recht und Unrecht da. Sein Recht, das ist Sein Eigen- sinn; Er reißt noch Frau und Kindern die Kleider vom Leibe, damit Er nur Seinen Eigensinn warm halten kann. Pastor. Aber -- Neunter Auftritt. Wilhelm. Vorige. Wilhelm. Vater, der Andres ist draußen und will nicht herein. Ich hab's ihm gesagt, daß Du ihn gerufen hast. Der Erbförſter. Wahl, entweder neben meinem Vater und Großvaterunter die Tannen oder — hinter die Kirchhofsmauer. Herr Paſtor, ich bin Förſter hier, oder er müßte öffent- lich erklären, der Herr Stein, daß er an mir gehandelt hat als ein Schurke. Das Meine hab’ ich in ſeinen Forſt gewandt; ich will nichts herausnehmen als den Stock, an dem ich in die Welt gehe und in meinen alten Tagen einen neuen Dienſt ſuche, aber von mir muß die Schande abgewiſcht ſein und auf ihm muß ſie kleben bleiben. Ich bin in meinem Recht und will’s behaupten. Wilkens. In Seinem Recht? Hm. Was will Er mit dem Recht? Recht koſtet Geld. Recht iſt ein Spielzeug für die Reichen wie Pferde und Wagen. Hm. Mit Seinem Recht und Unrecht da. Sein Recht, das iſt Sein Eigen- ſinn; Er reißt noch Frau und Kindern die Kleider vom Leibe, damit Er nur Seinen Eigenſinn warm halten kann. Paſtor. Aber — Neunter Auftritt. Wilhelm. Vorige. Wilhelm. Vater, der Andres iſt draußen und will nicht herein. Ich hab’s ihm geſagt, daß Du ihn gerufen haſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CHR"> <p><pb n="74" facs="#f0088"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> Wahl, entweder neben meinem Vater und Großvater<lb/> unter die Tannen oder — hinter die Kirchhofsmauer.<lb/> Herr Paſtor, ich bin Förſter hier, oder er müßte öffent-<lb/> lich erklären, der Herr Stein, daß er an mir gehandelt<lb/> hat als ein Schurke. Das Meine hab’ ich in ſeinen Forſt<lb/> gewandt; ich will nichts herausnehmen als den Stock,<lb/> an dem ich in die Welt gehe und in meinen alten Tagen<lb/> einen neuen Dienſt ſuche, aber von mir muß die Schande<lb/> abgewiſcht ſein und auf ihm muß ſie kleben bleiben. Ich<lb/> bin in meinem Recht und will’s behaupten.</p> </sp><lb/> <sp who="#WILK"> <speaker> <hi rendition="#b">Wilkens.</hi> </speaker><lb/> <p>In Seinem Recht? Hm. Was will Er mit dem<lb/> Recht? Recht koſtet Geld. Recht iſt ein Spielzeug für<lb/> die <hi rendition="#g">Reichen</hi> wie Pferde und Wagen. Hm. Mit Seinem<lb/> Recht und Unrecht da. Sein Recht, das iſt Sein Eigen-<lb/> ſinn; Er reißt noch Frau und Kindern die Kleider vom<lb/> Leibe, damit Er nur Seinen Eigenſinn warm halten kann.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAST"> <speaker> <hi rendition="#b">Paſtor.</hi> </speaker><lb/> <p>Aber —</p> </sp> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Neunter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#b">Wilhelm. Vorige.</hi> </stage><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <sp who="#WIL"> <speaker> <hi rendition="#b">Wilhelm.</hi> </speaker><lb/> <p>Vater, der Andres iſt draußen und will nicht herein.<lb/> Ich hab’s ihm geſagt, daß Du ihn gerufen haſt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0088]
Der Erbförſter.
Wahl, entweder neben meinem Vater und Großvater
unter die Tannen oder — hinter die Kirchhofsmauer.
Herr Paſtor, ich bin Förſter hier, oder er müßte öffent-
lich erklären, der Herr Stein, daß er an mir gehandelt
hat als ein Schurke. Das Meine hab’ ich in ſeinen Forſt
gewandt; ich will nichts herausnehmen als den Stock,
an dem ich in die Welt gehe und in meinen alten Tagen
einen neuen Dienſt ſuche, aber von mir muß die Schande
abgewiſcht ſein und auf ihm muß ſie kleben bleiben. Ich
bin in meinem Recht und will’s behaupten.
Wilkens.
In Seinem Recht? Hm. Was will Er mit dem
Recht? Recht koſtet Geld. Recht iſt ein Spielzeug für
die Reichen wie Pferde und Wagen. Hm. Mit Seinem
Recht und Unrecht da. Sein Recht, das iſt Sein Eigen-
ſinn; Er reißt noch Frau und Kindern die Kleider vom
Leibe, damit Er nur Seinen Eigenſinn warm halten kann.
Paſtor.
Aber —
Neunter Auftritt.
Wilhelm. Vorige.
Wilhelm.
Vater, der Andres iſt draußen und will nicht herein.
Ich hab’s ihm geſagt, daß Du ihn gerufen haſt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/88 |
Zitationshilfe: | Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/88>, abgerufen am 03.03.2025. |