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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Zweiter Auftritt.
Vorige, ohne Möller.

Frei (steht auf; die Faust hinter ihm her ballend).
Nichts sollt Ihr gut behalten, Du und Deinesgleichen
da. Es soll Euch Alles bezahlt werden. Lindenschmied,
geht Ihr mit da hinüber in's Herzogliche?
Lindenschmied.
Hab' meinen Weg für mich. (Kommt vor.) Die hinter
ihrem grünen Tisch! Daß ein ehrlicher Kerl erschrickt,
wenn ein Blatt rauscht, und hinter sich sieht, ob nicht der
Büttel hinter ihm drein ist.
Frei.
Wird umgeworfen der, der grüne Tisch -- sag' ich
Euch. In zehn Jahren soll's Niemand mehr erfragen
können, was so'n Büttel 'mal für ein Ding gewesen ist.
Jetzt ist Freiheit und die Ordnung hat aufgehört; Jeder
kann machen was er will, kein Büttel mehr, kein grüner
Tisch mehr, sag' ich Euch; kein Thurm, keine Ketten.
Hätt' der Herrgott die Hasen expreß für den Edelmann
gemacht, so hätt' er ihnen gleich sein Wappen in den Pelz
gebrannt. War eine Kleinigkeit das für einen Mann wie
der Herrgott. Das wissen die Menschen jetzt, daß die in
den Zuchthäusern verehrungswürdige Dulder sind, und
die Vornehmen sind Spitzbuben, und wenn sie noch so
Der Erbförſter.
Zweiter Auftritt.
Vorige, ohne Möller.

Frei (ſteht auf; die Fauſt hinter ihm her ballend).
Nichts ſollt Ihr gut behalten, Du und Deinesgleichen
da. Es ſoll Euch Alles bezahlt werden. Lindenſchmied,
geht Ihr mit da hinüber in’s Herzogliche?
Lindenſchmied.
Hab’ meinen Weg für mich. (Kommt vor.) Die hinter
ihrem grünen Tiſch! Daß ein ehrlicher Kerl erſchrickt,
wenn ein Blatt rauſcht, und hinter ſich ſieht, ob nicht der
Büttel hinter ihm drein iſt.
Frei.
Wird umgeworfen der, der grüne Tiſch — ſag’ ich
Euch. In zehn Jahren ſoll’s Niemand mehr erfragen
können, was ſo’n Büttel ’mal für ein Ding geweſen iſt.
Jetzt iſt Freiheit und die Ordnung hat aufgehört; Jeder
kann machen was er will, kein Büttel mehr, kein grüner
Tiſch mehr, ſag’ ich Euch; kein Thurm, keine Ketten.
Hätt’ der Herrgott die Haſen expreß für den Edelmann
gemacht, ſo hätt’ er ihnen gleich ſein Wappen in den Pelz
gebrannt. War eine Kleinigkeit das für einen Mann wie
der Herrgott. Das wiſſen die Menſchen jetzt, daß die in
den Zuchthäuſern verehrungswürdige Dulder ſind, und
die Vornehmen ſind Spitzbuben, und wenn ſie noch ſo
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[87/0101] Der Erbförſter. Zweiter Auftritt. Vorige, ohne Möller. Frei (ſteht auf; die Fauſt hinter ihm her ballend). Nichts ſollt Ihr gut behalten, Du und Deinesgleichen da. Es ſoll Euch Alles bezahlt werden. Lindenſchmied, geht Ihr mit da hinüber in’s Herzogliche? Lindenſchmied. Hab’ meinen Weg für mich. (Kommt vor.) Die hinter ihrem grünen Tiſch! Daß ein ehrlicher Kerl erſchrickt, wenn ein Blatt rauſcht, und hinter ſich ſieht, ob nicht der Büttel hinter ihm drein iſt. Frei. Wird umgeworfen der, der grüne Tiſch — ſag’ ich Euch. In zehn Jahren ſoll’s Niemand mehr erfragen können, was ſo’n Büttel ’mal für ein Ding geweſen iſt. Jetzt iſt Freiheit und die Ordnung hat aufgehört; Jeder kann machen was er will, kein Büttel mehr, kein grüner Tiſch mehr, ſag’ ich Euch; kein Thurm, keine Ketten. Hätt’ der Herrgott die Haſen expreß für den Edelmann gemacht, ſo hätt’ er ihnen gleich ſein Wappen in den Pelz gebrannt. War eine Kleinigkeit das für einen Mann wie der Herrgott. Das wiſſen die Menſchen jetzt, daß die in den Zuchthäuſern verehrungswürdige Dulder ſind, und die Vornehmen ſind Spitzbuben, und wenn ſie noch ſo

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/101>, abgerufen am 21.11.2024.