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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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italienischen Handlung.
genstand der Waarenhandlung, welche die Fremden so stark
dahin zieht, ist die Seide, die in Sicilien gebauet und daselbst,
theils rohe verkauft, theils zu der in den Seidenmanufacturen
so sehr beliebten organsiner Seide von St. Lucia, (denn so heißt
die von Meßina gebrachte und daselbst zugerichtete Seide,) von
den dasigen in der Zurichtung der Seide besonders geschickten
Seidenarbeitern zugerichtet wird. Es sind aber die Genueser,
Florentiner und Lucceser beynahe Herren von dieser Seiden-
handlung zu Meßina, welches diese Handlung sehr beschwerlich
machet; wozu noch dieses kömmt, daß die Meßiner nothwen-
diger Weise die einzigen Commißionärs bey dieser Handlung
sind, und nicht zugeben, daß sich, wie an andern Orten ge-
schieht, Commißionärs von andern Nationen daselbst nieder-
lassen: wiewol sich doch einige Familien von der französischen
und englischen Nation, ingleichen von andern Nationen daselbst
niedergelassen, und Contoirs errichtet haben. Jm Jahre 1752,
ist daselbst eine neue Handlungsgesellschaft entstanden, welcher
der König zehn Freyjahre zugestanden, da sie ihre Waaren oh-
ne die geringste Abgabe ausführen und verkaufen mag: Fünf
bis sechs tausend Arbeiter sind von Catanea dahin gezogen wor-
den, und man wird allerley Gattungen seidener Zeuge fabrici-
ren. Ueber dieses hat man noch eine Cammelotmanufactur
von einer sehr schönen Gattung zu gleicher Zeit in Meßina er-
richtet. Die Bezahlung der Seide und anderer Waaren, wel-
che man von Meßina holet, geschieht gemeiniglich in spanischen
Realen, und sevilischen, ingleichen mexicanischen Piastern, die
man entweder aus Spanien selbst bekömmt, oder zu Genua und
Livorno findet. Wenn aber die Handelsleute auf ihren Schif-
fen so viel Geld an wirklich geprägten Münzsorten wegen der
Gefahr zur See nicht mit sich führen wollen, so kann man auch
Wechselbriefe, oder Creditbriefe für Meßina nehmen, wo man
leicht und mit wenigem Verluste, in die Messen zu Novi traßi-
ren kann. Unter allen Waaren, die dahin geführet werden,
finden die Leinwande und das gemeine Tafelzeug den größten
und besten Abgang. Alle Waaren, die man dahin verführet,
werden auf Zeit verkaufet. Siehe in unserer Akad. der Kaufl.
die Artikel Meßina und Sicilien.

§. 45.

Nach denen an der See gelegenen wichtigsten Handelsplä-Die andern
ansehnlichen
Handels-
plätze:
1) Lucca.

tzen, lassen wir nunmehr die übrigen oben (§. 41.) angezeigten
ansehnlichen Handelsstädte in Jtalien, unsern Vorwurf seyn:
Lucca, das Haupt einer kleinen freyen Republik gleiches Na-
mens, die in ihrem Gebiete den schönsten Marmor in Jtalien
hat. Das Wechselnegoz von der Stadt Lucca geht mehren-
theils über Genua und Livorno. Die Waarenhandlung be-
ruhet größtentheils auf ihren schönen Seidenmanufacturen,
wegen welcher diese Stadt sehr berühmt ist. Jedoch wird auch
mit den dortigen Oliven, und dem daraus gepreßten Oele ein
ungemein starker Handel, sonderlich nach England, getrieben;
und sind die Oliven sowol, als das Oel, die besten und schön-

sten
(B b) 5

italieniſchen Handlung.
genſtand der Waarenhandlung, welche die Fremden ſo ſtark
dahin zieht, iſt die Seide, die in Sicilien gebauet und daſelbſt,
theils rohe verkauft, theils zu der in den Seidenmanufacturen
ſo ſehr beliebten organſiner Seide von St. Lucia, (denn ſo heißt
die von Meßina gebrachte und daſelbſt zugerichtete Seide,) von
den daſigen in der Zurichtung der Seide beſonders geſchickten
Seidenarbeitern zugerichtet wird. Es ſind aber die Genueſer,
Florentiner und Lucceſer beynahe Herren von dieſer Seiden-
handlung zu Meßina, welches dieſe Handlung ſehr beſchwerlich
machet; wozu noch dieſes koͤmmt, daß die Meßiner nothwen-
diger Weiſe die einzigen Commißionaͤrs bey dieſer Handlung
ſind, und nicht zugeben, daß ſich, wie an andern Orten ge-
ſchieht, Commißionaͤrs von andern Nationen daſelbſt nieder-
laſſen: wiewol ſich doch einige Familien von der franzoͤſiſchen
und engliſchen Nation, ingleichen von andern Nationen daſelbſt
niedergelaſſen, und Contoirs errichtet haben. Jm Jahre 1752,
iſt daſelbſt eine neue Handlungsgeſellſchaft entſtanden, welcher
der Koͤnig zehn Freyjahre zugeſtanden, da ſie ihre Waaren oh-
ne die geringſte Abgabe ausfuͤhren und verkaufen mag: Fuͤnf
bis ſechs tauſend Arbeiter ſind von Catanea dahin gezogen wor-
den, und man wird allerley Gattungen ſeidener Zeuge fabrici-
ren. Ueber dieſes hat man noch eine Cammelotmanufactur
von einer ſehr ſchoͤnen Gattung zu gleicher Zeit in Meßina er-
richtet. Die Bezahlung der Seide und anderer Waaren, wel-
che man von Meßina holet, geſchieht gemeiniglich in ſpaniſchen
Realen, und ſeviliſchen, ingleichen mexicaniſchen Piaſtern, die
man entweder aus Spanien ſelbſt bekoͤmmt, oder zu Genua und
Livorno findet. Wenn aber die Handelsleute auf ihren Schif-
fen ſo viel Geld an wirklich gepraͤgten Muͤnzſorten wegen der
Gefahr zur See nicht mit ſich fuͤhren wollen, ſo kann man auch
Wechſelbriefe, oder Creditbriefe fuͤr Meßina nehmen, wo man
leicht und mit wenigem Verluſte, in die Meſſen zu Novi traßi-
ren kann. Unter allen Waaren, die dahin gefuͤhret werden,
finden die Leinwande und das gemeine Tafelzeug den groͤßten
und beſten Abgang. Alle Waaren, die man dahin verfuͤhret,
werden auf Zeit verkaufet. Siehe in unſerer Akad. der Kaufl.
die Artikel Meßina und Sicilien.

§. 45.

Nach denen an der See gelegenen wichtigſten Handelsplaͤ-Die andern
anſehnlichen
Handels-
plaͤtze:
1) Lucca.

tzen, laſſen wir nunmehr die uͤbrigen oben (§. 41.) angezeigten
anſehnlichen Handelsſtaͤdte in Jtalien, unſern Vorwurf ſeyn:
Lucca, das Haupt einer kleinen freyen Republik gleiches Na-
mens, die in ihrem Gebiete den ſchoͤnſten Marmor in Jtalien
hat. Das Wechſelnegoz von der Stadt Lucca geht mehren-
theils uͤber Genua und Livorno. Die Waarenhandlung be-
ruhet groͤßtentheils auf ihren ſchoͤnen Seidenmanufacturen,
wegen welcher dieſe Stadt ſehr beruͤhmt iſt. Jedoch wird auch
mit den dortigen Oliven, und dem daraus gepreßten Oele ein
ungemein ſtarker Handel, ſonderlich nach England, getrieben;
und ſind die Oliven ſowol, als das Oel, die beſten und ſchoͤn-

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[393/0997] italieniſchen Handlung. genſtand der Waarenhandlung, welche die Fremden ſo ſtark dahin zieht, iſt die Seide, die in Sicilien gebauet und daſelbſt, theils rohe verkauft, theils zu der in den Seidenmanufacturen ſo ſehr beliebten organſiner Seide von St. Lucia, (denn ſo heißt die von Meßina gebrachte und daſelbſt zugerichtete Seide,) von den daſigen in der Zurichtung der Seide beſonders geſchickten Seidenarbeitern zugerichtet wird. Es ſind aber die Genueſer, Florentiner und Lucceſer beynahe Herren von dieſer Seiden- handlung zu Meßina, welches dieſe Handlung ſehr beſchwerlich machet; wozu noch dieſes koͤmmt, daß die Meßiner nothwen- diger Weiſe die einzigen Commißionaͤrs bey dieſer Handlung ſind, und nicht zugeben, daß ſich, wie an andern Orten ge- ſchieht, Commißionaͤrs von andern Nationen daſelbſt nieder- laſſen: wiewol ſich doch einige Familien von der franzoͤſiſchen und engliſchen Nation, ingleichen von andern Nationen daſelbſt niedergelaſſen, und Contoirs errichtet haben. Jm Jahre 1752, iſt daſelbſt eine neue Handlungsgeſellſchaft entſtanden, welcher der Koͤnig zehn Freyjahre zugeſtanden, da ſie ihre Waaren oh- ne die geringſte Abgabe ausfuͤhren und verkaufen mag: Fuͤnf bis ſechs tauſend Arbeiter ſind von Catanea dahin gezogen wor- den, und man wird allerley Gattungen ſeidener Zeuge fabrici- ren. Ueber dieſes hat man noch eine Cammelotmanufactur von einer ſehr ſchoͤnen Gattung zu gleicher Zeit in Meßina er- richtet. Die Bezahlung der Seide und anderer Waaren, wel- che man von Meßina holet, geſchieht gemeiniglich in ſpaniſchen Realen, und ſeviliſchen, ingleichen mexicaniſchen Piaſtern, die man entweder aus Spanien ſelbſt bekoͤmmt, oder zu Genua und Livorno findet. Wenn aber die Handelsleute auf ihren Schif- fen ſo viel Geld an wirklich gepraͤgten Muͤnzſorten wegen der Gefahr zur See nicht mit ſich fuͤhren wollen, ſo kann man auch Wechſelbriefe, oder Creditbriefe fuͤr Meßina nehmen, wo man leicht und mit wenigem Verluſte, in die Meſſen zu Novi traßi- ren kann. Unter allen Waaren, die dahin gefuͤhret werden, finden die Leinwande und das gemeine Tafelzeug den groͤßten und beſten Abgang. Alle Waaren, die man dahin verfuͤhret, werden auf Zeit verkaufet. Siehe in unſerer Akad. der Kaufl. die Artikel Meßina und Sicilien. §. 45. Nach denen an der See gelegenen wichtigſten Handelsplaͤ- tzen, laſſen wir nunmehr die uͤbrigen oben (§. 41.) angezeigten anſehnlichen Handelsſtaͤdte in Jtalien, unſern Vorwurf ſeyn: Lucca, das Haupt einer kleinen freyen Republik gleiches Na- mens, die in ihrem Gebiete den ſchoͤnſten Marmor in Jtalien hat. Das Wechſelnegoz von der Stadt Lucca geht mehren- theils uͤber Genua und Livorno. Die Waarenhandlung be- ruhet groͤßtentheils auf ihren ſchoͤnen Seidenmanufacturen, wegen welcher dieſe Stadt ſehr beruͤhmt iſt. Jedoch wird auch mit den dortigen Oliven, und dem daraus gepreßten Oele ein ungemein ſtarker Handel, ſonderlich nach England, getrieben; und ſind die Oliven ſowol, als das Oel, die beſten und ſchoͤn- ſten Die andern anſehnlichen Handels- plaͤtze: 1) Lucca. (B b) 5

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/997>, abgerufen am 21.11.2024.