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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Fortgange der Handlung.
(*) Hieraus erhellet, daß, gleichwie die unumgängliche
Nothwendigkeit
den ersten Grund zur Handlung gele-
get hat (§. 10.): so im Gegentheile die Bequemlichkeit und
Wollust der Menschen die Verbreitung der Handlung be-
fördert habe.
§. 20.

Diese ausländische Handlung gab die erste Gelegenheit,und der
Kaufleute.

daß die Kaufmannschaft aufgekommen ist, indem sich gewisse
Menschen einzig und allein darauf legten, daß sie mit den ein-
heimischen Waaren nach andern Orten und in entfernte Länder
reiseten; von dar aber dagegen die dortigen eigenthümlichen
Waaren mit zurück brachten, und in ihrem Vaterlande wieder
vertauscheten. Dergleichen Leute wurden zum Unterschiede von
andern, Kaufleute genennet. Wenn aber der ausländische
Handel, und mit solchem die Kaufleute zuerst entstanden sind,
kann man nicht, und nur so viel sagen, 1) daß der ausländi-
sche Handel allererst nach Stiftung der Reiche, (wozu nebst
der Vermehrung der Menschen, die im Jahre der Welt 1757,
und also 101 Jahre nach der Sündfluth, geschehene Verwir-
rung der Sprachen Anlaß gegeben,) seinen Anfang genommen
habe; und 2) daß er schon zu des Abrahams Zeiten, ungefähr
im Jahre der Welt 2078, und zu Jacobs Zeiten nicht unbe-
kannt gewesen sey, wie aus 1 B. Mos. 17, 12. und Cap. 37, 25.
und 28. zu ersehen ist.

(*) Es scheinen die Gedanken derer nicht ungegründet zu
seyn, welche unter den Halbgöttern in der Fabel nichts
anders, als berühmte Kaufleute verstanden wissen wollen,
die durch eine weit sich erstreckende Handlung ihrem Va-
terlande den Ueberfluß und allerley Bequemlichkeiten ver-
schaffet haben; zumal, wenn man hauptsächlich diejeni-
gen meynet, welche zuerst durch Wasserfahrten von weiten
Reisen ihren Landesleuten die Waaren entlegener Länder
zugeführet haben.
§. 21.

Wie sich nun dieser ausländische Handel zu Lande allmäh-Ursprung
der Schiff-
fahrt und
Handlung
zur See.

lich in weiter entlegene Länder verbreitet hatte: so setzte er
hierauf vermittelst der Schifffahrt über die Flüsse, und über-
schiffete endlich gar das Meer. Man ist über den Ursprung
der Schifffahrt streitig. So viel ist gewiß, daß vor der Sünd-
fluth die Schifffahrt nicht ist getrieben worden, noch daß| man da-
mals etwas von Schiffen gewußt habe. Man lasse sich den
Kaften Noah nicht irrig machen, wie vielen begegnet ist, wel-
che solchen als ein Zeugniß der damals schon getriebenen Schiff-
baukunst deswegen anführen, weil er nach den Regeln dersel-
ben vollkommen erbauet gewesen. Denn eben dieser Kasten,
und zwar insonderheit, daß Gott selbst dessen Bau angegeben,
ist ein hinreichender Beweis, daß man vor solcher Zeit von kei-
nem Schiffbaue etwas gewußt habe. Hingegen ist wahrschein-
lich, daß die Schifffahrt bald nach der Sündfluth ihren Anfang
genommen, und der Kasten Noah die erste Veranlassung dazu

gege-
(A a) 4
Fortgange der Handlung.
(*) Hieraus erhellet, daß, gleichwie die unumgaͤngliche
Nothwendigkeit
den erſten Grund zur Handlung gele-
get hat (§. 10.): ſo im Gegentheile die Bequemlichkeit und
Wolluſt der Menſchen die Verbreitung der Handlung be-
foͤrdert habe.
§. 20.

Dieſe auslaͤndiſche Handlung gab die erſte Gelegenheit,und der
Kaufleute.

daß die Kaufmannſchaft aufgekommen iſt, indem ſich gewiſſe
Menſchen einzig und allein darauf legten, daß ſie mit den ein-
heimiſchen Waaren nach andern Orten und in entfernte Laͤnder
reiſeten; von dar aber dagegen die dortigen eigenthuͤmlichen
Waaren mit zuruͤck brachten, und in ihrem Vaterlande wieder
vertauſcheten. Dergleichen Leute wurden zum Unterſchiede von
andern, Kaufleute genennet. Wenn aber der auslaͤndiſche
Handel, und mit ſolchem die Kaufleute zuerſt entſtanden ſind,
kann man nicht, und nur ſo viel ſagen, 1) daß der auslaͤndi-
ſche Handel allererſt nach Stiftung der Reiche, (wozu nebſt
der Vermehrung der Menſchen, die im Jahre der Welt 1757,
und alſo 101 Jahre nach der Suͤndfluth, geſchehene Verwir-
rung der Sprachen Anlaß gegeben,) ſeinen Anfang genommen
habe; und 2) daß er ſchon zu des Abrahams Zeiten, ungefaͤhr
im Jahre der Welt 2078, und zu Jacobs Zeiten nicht unbe-
kannt geweſen ſey, wie aus 1 B. Moſ. 17, 12. und Cap. 37, 25.
und 28. zu erſehen iſt.

(*) Es ſcheinen die Gedanken derer nicht ungegruͤndet zu
ſeyn, welche unter den Halbgoͤttern in der Fabel nichts
anders, als beruͤhmte Kaufleute verſtanden wiſſen wollen,
die durch eine weit ſich erſtreckende Handlung ihrem Va-
terlande den Ueberfluß und allerley Bequemlichkeiten ver-
ſchaffet haben; zumal, wenn man hauptſaͤchlich diejeni-
gen meynet, welche zuerſt durch Waſſerfahrten von weiten
Reiſen ihren Landesleuten die Waaren entlegener Laͤnder
zugefuͤhret haben.
§. 21.

Wie ſich nun dieſer auslaͤndiſche Handel zu Lande allmaͤh-Urſprung
der Schiff-
fahrt und
Handlung
zur See.

lich in weiter entlegene Laͤnder verbreitet hatte: ſo ſetzte er
hierauf vermittelſt der Schifffahrt uͤber die Fluͤſſe, und uͤber-
ſchiffete endlich gar das Meer. Man iſt uͤber den Urſprung
der Schifffahrt ſtreitig. So viel iſt gewiß, daß vor der Suͤnd-
fluth die Schifffahrt nicht iſt getrieben worden, noch daß| man da-
mals etwas von Schiffen gewußt habe. Man laſſe ſich den
Kaften Noah nicht irrig machen, wie vielen begegnet iſt, wel-
che ſolchen als ein Zeugniß der damals ſchon getriebenen Schiff-
baukunſt deswegen anfuͤhren, weil er nach den Regeln derſel-
ben vollkommen erbauet geweſen. Denn eben dieſer Kaſten,
und zwar inſonderheit, daß Gott ſelbſt deſſen Bau angegeben,
iſt ein hinreichender Beweis, daß man vor ſolcher Zeit von kei-
nem Schiffbaue etwas gewußt habe. Hingegen iſt wahrſchein-
lich, daß die Schifffahrt bald nach der Suͤndfluth ihren Anfang
genommen, und der Kaſten Noah die erſte Veranlaſſung dazu

gege-
(A a) 4
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[375/0979] Fortgange der Handlung. ⁽*⁾ Hieraus erhellet, daß, gleichwie die unumgaͤngliche Nothwendigkeit den erſten Grund zur Handlung gele- get hat (§. 10.): ſo im Gegentheile die Bequemlichkeit und Wolluſt der Menſchen die Verbreitung der Handlung be- foͤrdert habe. §. 20. Dieſe auslaͤndiſche Handlung gab die erſte Gelegenheit, daß die Kaufmannſchaft aufgekommen iſt, indem ſich gewiſſe Menſchen einzig und allein darauf legten, daß ſie mit den ein- heimiſchen Waaren nach andern Orten und in entfernte Laͤnder reiſeten; von dar aber dagegen die dortigen eigenthuͤmlichen Waaren mit zuruͤck brachten, und in ihrem Vaterlande wieder vertauſcheten. Dergleichen Leute wurden zum Unterſchiede von andern, Kaufleute genennet. Wenn aber der auslaͤndiſche Handel, und mit ſolchem die Kaufleute zuerſt entſtanden ſind, kann man nicht, und nur ſo viel ſagen, 1) daß der auslaͤndi- ſche Handel allererſt nach Stiftung der Reiche, (wozu nebſt der Vermehrung der Menſchen, die im Jahre der Welt 1757, und alſo 101 Jahre nach der Suͤndfluth, geſchehene Verwir- rung der Sprachen Anlaß gegeben,) ſeinen Anfang genommen habe; und 2) daß er ſchon zu des Abrahams Zeiten, ungefaͤhr im Jahre der Welt 2078, und zu Jacobs Zeiten nicht unbe- kannt geweſen ſey, wie aus 1 B. Moſ. 17, 12. und Cap. 37, 25. und 28. zu erſehen iſt. und der Kaufleute. ⁽*⁾ Es ſcheinen die Gedanken derer nicht ungegruͤndet zu ſeyn, welche unter den Halbgoͤttern in der Fabel nichts anders, als beruͤhmte Kaufleute verſtanden wiſſen wollen, die durch eine weit ſich erſtreckende Handlung ihrem Va- terlande den Ueberfluß und allerley Bequemlichkeiten ver- ſchaffet haben; zumal, wenn man hauptſaͤchlich diejeni- gen meynet, welche zuerſt durch Waſſerfahrten von weiten Reiſen ihren Landesleuten die Waaren entlegener Laͤnder zugefuͤhret haben. §. 21. Wie ſich nun dieſer auslaͤndiſche Handel zu Lande allmaͤh- lich in weiter entlegene Laͤnder verbreitet hatte: ſo ſetzte er hierauf vermittelſt der Schifffahrt uͤber die Fluͤſſe, und uͤber- ſchiffete endlich gar das Meer. Man iſt uͤber den Urſprung der Schifffahrt ſtreitig. So viel iſt gewiß, daß vor der Suͤnd- fluth die Schifffahrt nicht iſt getrieben worden, noch daß| man da- mals etwas von Schiffen gewußt habe. Man laſſe ſich den Kaften Noah nicht irrig machen, wie vielen begegnet iſt, wel- che ſolchen als ein Zeugniß der damals ſchon getriebenen Schiff- baukunſt deswegen anfuͤhren, weil er nach den Regeln derſel- ben vollkommen erbauet geweſen. Denn eben dieſer Kaſten, und zwar inſonderheit, daß Gott ſelbſt deſſen Bau angegeben, iſt ein hinreichender Beweis, daß man vor ſolcher Zeit von kei- nem Schiffbaue etwas gewußt habe. Hingegen iſt wahrſchein- lich, daß die Schifffahrt bald nach der Suͤndfluth ihren Anfang genommen, und der Kaſten Noah die erſte Veranlaſſung dazu gege- Urſprung der Schiff- fahrt und Handlung zur See. (A a) 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/979>, abgerufen am 21.11.2024.