aber auf Geheiß des Herrn thun, so hat zwar dieser nichts an ihnen zu suchen; sie werden aber ebenfalls als Verbrecher und Mitgehülfen bestrafet.
§. 702.
Fuhrlohn.
Das Geld, welches einem Fuhrmanne oder Kutscher für das Verführen der Waaren gezahlet wird, heißt das Fuhr- lohn, auch wol die Fracht, als in der Redensart: er fährt vor die Fracht, ob wol solches nur in uneigentlichem Verstan- de geschieht, denn eigentlich beleget man mit dem Namen der Fracht die Ladung selbst (§. 224). Solches Fuhrlohn nun darf von dem Herrn des Gutes einem redlichen und ordentlichen Fuhrmanne, der gewiß eine mühselige und sauere Profeßion treibt, nicht vorenthalten, oder ohne Noth, und durch allerhand listige Ränke und Schwänke, zu Wasser gemacht werden, wenn er seine Waaren richtig geliefert hat; gleichwie hingegen dem Fuhrmanne das Fuhrlohn mit gutem Fuge abgezogen wird, wenn er die Waaren nicht wohl conditionirt, oder zu rechter Zeit, wie er verheißen, und welche gemeiniglich im Frachtbrie- fe angegeben ist (§. 228.), liefert. Die Bestimmung des Fuhr- lohns geschieht gemeiniglich (1) von den Waaren, die in Bal- len, Packen, Kisten, etc. oder von fester Materie und etwas großem Betrage sind, nach dem Gewichte derselben, um so und so viel vor das Pfund, oder den Centner; (2) von den flüßigen aber, als da sind Weine, Branntweine, Cidre, Bier, und dergleichen, nach dem Stücke.
§. 703.
Lasttragbare Thiere:
Zu dem Fuhrwerke gehören gewissermaßen die lasttragba- ren Thiere, indem auch diese zu Lande zu Fortbringung der Waaren gebrauchet, und deswegen von Privatpersonen, wie Pferde und Wagen, gehalten werden. Man versteht aber durch lasttragbare Thiere, oder Lastthiere diejenigen, welche auf ihrem Rücken Waaren tragen können, und zu dem Ende mit Geschirre und Saumsätteln beleget sind, worauf man dieselben mit, ihren Kräften gemäß kommenden, Lasten beleget. Der- 1) Maul- thiere,gleichen Thiere sind insonderheit (1) die Maulesel, oder Maul- thiere, welche wegen ihres sanften Ganges und gewissen Trit- tes vorzüglich in den gebirgigten Ländern von einem sehr gros- sen Nutzen und sehr sicher zu gebrauchen sind: wie sie denn in der Schweiz, Jtalien und Spanien, nebst den Saumrossen gebrauchet werden, die Waaren über das Gebirge zu tragen, da denn gemeiniglich ein wohlhabender Mauleseltreiber, oder wol gar die Spediteurs selbst, deren 40 bis 50 und mehr, Jahr aus, Jahr ein, auf der Straße halten, und damit gute Fracht verdienen. Das Gewicht einer Last, die ein Maulthier tra- gen kann, ist 3, 4, bis 5 Centner. Hiernächst können auch die 2) Kameele,(2) Kameele sehr schwere Lasten wegtragen. Weil sie nun, vornehmlich wenn sie dazu abgerichtet sind, bey sehr geringem Futter die schwereste Arbeit zu verrichten, und dabey viele Ta- ge lang Hunger und Durst zu leiden, vermögend sind; so wer- den sie nicht nur von den Türken im Kriege zu Fortbringung
allerhand
3 Th. 7 Cap. Von dem
aber auf Geheiß des Herrn thun, ſo hat zwar dieſer nichts an ihnen zu ſuchen; ſie werden aber ebenfalls als Verbrecher und Mitgehuͤlfen beſtrafet.
§. 702.
Fuhrlohn.
Das Geld, welches einem Fuhrmanne oder Kutſcher fuͤr das Verfuͤhren der Waaren gezahlet wird, heißt das Fuhr- lohn, auch wol die Fracht, als in der Redensart: er faͤhrt vor die Fracht, ob wol ſolches nur in uneigentlichem Verſtan- de geſchieht, denn eigentlich beleget man mit dem Namen der Fracht die Ladung ſelbſt (§. 224). Solches Fuhrlohn nun darf von dem Herrn des Gutes einem redlichen und ordentlichen Fuhrmanne, der gewiß eine muͤhſelige und ſauere Profeßion treibt, nicht vorenthalten, oder ohne Noth, und durch allerhand liſtige Raͤnke und Schwaͤnke, zu Waſſer gemacht werden, wenn er ſeine Waaren richtig geliefert hat; gleichwie hingegen dem Fuhrmanne das Fuhrlohn mit gutem Fuge abgezogen wird, wenn er die Waaren nicht wohl conditionirt, oder zu rechter Zeit, wie er verheißen, und welche gemeiniglich im Frachtbrie- fe angegeben iſt (§. 228.), liefert. Die Beſtimmung des Fuhr- lohns geſchieht gemeiniglich (1) von den Waaren, die in Bal- len, Packen, Kiſten, ꝛc. oder von feſter Materie und etwas großem Betrage ſind, nach dem Gewichte derſelben, um ſo und ſo viel vor das Pfund, oder den Centner; (2) von den fluͤßigen aber, als da ſind Weine, Branntweine, Cidre, Bier, und dergleichen, nach dem Stuͤcke.
§. 703.
Laſttragbare Thiere:
Zu dem Fuhrwerke gehoͤren gewiſſermaßen die laſttragba- ren Thiere, indem auch dieſe zu Lande zu Fortbringung der Waaren gebrauchet, und deswegen von Privatperſonen, wie Pferde und Wagen, gehalten werden. Man verſteht aber durch laſttragbare Thiere, oder Laſtthiere diejenigen, welche auf ihrem Ruͤcken Waaren tragen koͤnnen, und zu dem Ende mit Geſchirre und Saumſaͤtteln beleget ſind, worauf man dieſelben mit, ihren Kraͤften gemaͤß kommenden, Laſten beleget. Der- 1) Maul- thiere,gleichen Thiere ſind inſonderheit (1) die Mauleſel, oder Maul- thiere, welche wegen ihres ſanften Ganges und gewiſſen Trit- tes vorzuͤglich in den gebirgigten Laͤndern von einem ſehr groſ- ſen Nutzen und ſehr ſicher zu gebrauchen ſind: wie ſie denn in der Schweiz, Jtalien und Spanien, nebſt den Saumroſſen gebrauchet werden, die Waaren uͤber das Gebirge zu tragen, da denn gemeiniglich ein wohlhabender Mauleſeltreiber, oder wol gar die Spediteurs ſelbſt, deren 40 bis 50 und mehr, Jahr aus, Jahr ein, auf der Straße halten, und damit gute Fracht verdienen. Das Gewicht einer Laſt, die ein Maulthier tra- gen kann, iſt 3, 4, bis 5 Centner. Hiernaͤchſt koͤnnen auch die 2) Kameele,(2) Kameele ſehr ſchwere Laſten wegtragen. Weil ſie nun, vornehmlich wenn ſie dazu abgerichtet ſind, bey ſehr geringem Futter die ſchwereſte Arbeit zu verrichten, und dabey viele Ta- ge lang Hunger und Durſt zu leiden, vermoͤgend ſind; ſo wer- den ſie nicht nur von den Tuͤrken im Kriege zu Fortbringung
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3 Th. 7 Cap. Von dem
aber auf Geheiß des Herrn thun, ſo hat zwar dieſer nichts an
ihnen zu ſuchen; ſie werden aber ebenfalls als Verbrecher und
Mitgehuͤlfen beſtrafet.
§. 702.
Das Geld, welches einem Fuhrmanne oder Kutſcher fuͤr
das Verfuͤhren der Waaren gezahlet wird, heißt das Fuhr-
lohn, auch wol die Fracht, als in der Redensart: er faͤhrt
vor die Fracht, ob wol ſolches nur in uneigentlichem Verſtan-
de geſchieht, denn eigentlich beleget man mit dem Namen der
Fracht die Ladung ſelbſt (§. 224). Solches Fuhrlohn nun darf
von dem Herrn des Gutes einem redlichen und ordentlichen
Fuhrmanne, der gewiß eine muͤhſelige und ſauere Profeßion
treibt, nicht vorenthalten, oder ohne Noth, und durch allerhand
liſtige Raͤnke und Schwaͤnke, zu Waſſer gemacht werden, wenn
er ſeine Waaren richtig geliefert hat; gleichwie hingegen dem
Fuhrmanne das Fuhrlohn mit gutem Fuge abgezogen wird,
wenn er die Waaren nicht wohl conditionirt, oder zu rechter
Zeit, wie er verheißen, und welche gemeiniglich im Frachtbrie-
fe angegeben iſt (§. 228.), liefert. Die Beſtimmung des Fuhr-
lohns geſchieht gemeiniglich (1) von den Waaren, die in Bal-
len, Packen, Kiſten, ꝛc. oder von feſter Materie und etwas
großem Betrage ſind, nach dem Gewichte derſelben, um ſo
und ſo viel vor das Pfund, oder den Centner; (2) von den
fluͤßigen aber, als da ſind Weine, Branntweine, Cidre, Bier,
und dergleichen, nach dem Stuͤcke.
§. 703.
Zu dem Fuhrwerke gehoͤren gewiſſermaßen die laſttragba-
ren Thiere, indem auch dieſe zu Lande zu Fortbringung der
Waaren gebrauchet, und deswegen von Privatperſonen, wie
Pferde und Wagen, gehalten werden. Man verſteht aber durch
laſttragbare Thiere, oder Laſtthiere diejenigen, welche auf
ihrem Ruͤcken Waaren tragen koͤnnen, und zu dem Ende mit
Geſchirre und Saumſaͤtteln beleget ſind, worauf man dieſelben
mit, ihren Kraͤften gemaͤß kommenden, Laſten beleget. Der-
gleichen Thiere ſind inſonderheit (1) die Mauleſel, oder Maul-
thiere, welche wegen ihres ſanften Ganges und gewiſſen Trit-
tes vorzuͤglich in den gebirgigten Laͤndern von einem ſehr groſ-
ſen Nutzen und ſehr ſicher zu gebrauchen ſind: wie ſie denn in
der Schweiz, Jtalien und Spanien, nebſt den Saumroſſen
gebrauchet werden, die Waaren uͤber das Gebirge zu tragen,
da denn gemeiniglich ein wohlhabender Mauleſeltreiber, oder
wol gar die Spediteurs ſelbſt, deren 40 bis 50 und mehr, Jahr
aus, Jahr ein, auf der Straße halten, und damit gute Fracht
verdienen. Das Gewicht einer Laſt, die ein Maulthier tra-
gen kann, iſt 3, 4, bis 5 Centner. Hiernaͤchſt koͤnnen auch die
(2) Kameele ſehr ſchwere Laſten wegtragen. Weil ſie nun,
vornehmlich wenn ſie dazu abgerichtet ſind, bey ſehr geringem
Futter die ſchwereſte Arbeit zu verrichten, und dabey viele Ta-
ge lang Hunger und Durſt zu leiden, vermoͤgend ſind; ſo wer-
den ſie nicht nur von den Tuͤrken im Kriege zu Fortbringung
allerhand
1) Maul-
thiere,
2) Kameele,
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/950>, abgerufen am 21.12.2024.
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