zum andern fortschaffet, ein Landkutscher, auch wol nach Be- schaffenheit ein Fuhrmann genennet wird; eigentlich aber heißt Fuhrmann.ein Fuhrmann derjenige, der (1) mit einem zwey- und mehr spännigen Fracht- und Lastwagen, oder aber (2) nur mit einem einspännigen Pferdekarren Waaren verführet, und sich davon nähret: die letztern werden auch insbesondere Kär- ner genennet.
§. 698.
Wißenschaft eines Fuhr- manns.
Zur Wissenschaft eines Fuhrmanns gehöret, 1) daß er die Güte und Wartung des Viehes, und die Stärke seines Fuhrwerks, das ist, wie viel die Pferde ziehen, und der Wa- gen führen kann, verstehe; und 2) daß er die Waaren wohl aufzuladen, einzupacken, wohl zuzuschnüren, mit Stroh oder grober Leinwand zu bedecken, mit zerbrechlichen Gütern behut- sam umzugehen, und damit geschicklich zu fahren, auch über- haupt die Waaren vor Feuer, Wasser und anderem Schaden wohl zu bewahren wisse.
§. 699.
Pflichten des Fuhr- manns: 1) Fracht- briefe, Pas- sagierzeddel, und Pässe haben, 2) Zoll nicht verfahren, 3) Abgaben richtig ma- chen,
Die Pflichten und Schuldigkeiten des Fuhrmanns sind: 1) Er muß, wenn nicht diejenigen selbsten, deren Gut er gela- den hat, oder wenigstens von ihrentwegen sonst jemand mit ihm reiset, die gehörigen Frachtbriefe (§. 225 u. ff.), nebst den Paßir- und Freyzeddeln ; und, da es nöthig ist, oder er durch feindliche Lande zu fahren hat, Pässe bey sich haben. 2) Er muß sich besonders vor Verfahrung der Zölle hüten. (§. 238). 3) Er muß alle unterwegens, sowol vor die Wagen und Pferde, als vor die Waaren schuldige Zölle, Accise (§. 238.) Geleite (§. 695.), und andere dergleichen kleine Abgaben rich- tig machen; jedoch müssen ihm solche wieder gut gethan wer- den, wenn er sich nicht anheischig gemacht hat, das geladene Gut frank und frey an den Ort seiner Bestimmung zu liefern, und folglich solche Abgaben in diesem Falle schon mit unter der ihm deshalber etwas reichlicher bedungenen Fracht begriffen sind, wie dieses in den Frachtbriefen zugleich angezeiget wird. 4) 4) gutes Ge- schirr haben, 5) mit den Waaren ge- treulich um- gehen.Er muß mit einem guten Geschirre, das ist, mit guten Wagen und guten Pferden, um die Güter wohl fortzubringen, versehen seyn. 5) Er muß mit denen ihm anvertrauten Waaren getreulich handeln: und es ist wahrhaftig nichts geringes, den Fuhrleuten, zumal ganz fremden, eine kostbare Ladung anzuvertrauen, welche sol- che gar leicht, entweder nur zum Theil, oder auch wol ganz stehlen, und sich damit unsichtbar machen können, zumal wenn sie dem Kaufmanne einen falschen Namen, wo sie zu Hause ge- hören, angegeben: wie denn einige derselben die Waaren der- gestalt bestehlen, daß sie z. E. des guten Getränks unterwegens eine ziemliche Portion auszapfen; die Heringe aus der Tonne, ohne sie aufzumachen, künstlich zwischen den Stäben heraus- bringen; etc. etc.
(*)Paßir- oder Freyzeddel sind eine Art von Frachtzeddeln, welche entweder (1) wegen der von der Bezahlung der sonst schuldigen Gebühren, als da sind Zoll, Licent, Geleite,
3 Th. 7 Cap. Von dem
zum andern fortſchaffet, ein Landkutſcher, auch wol nach Be- ſchaffenheit ein Fuhrmann genennet wird; eigentlich aber heißt Fuhrmann.ein Fuhrmann derjenige, der (1) mit einem zwey- und mehr ſpaͤnnigen Fracht- und Laſtwagen, oder aber (2) nur mit einem einſpaͤnnigen Pferdekarren Waaren verfuͤhret, und ſich davon naͤhret: die letztern werden auch insbeſondere Kaͤr- ner genennet.
§. 698.
Wißenſchaft eines Fuhr- manns.
Zur Wiſſenſchaft eines Fuhrmanns gehoͤret, 1) daß er die Guͤte und Wartung des Viehes, und die Staͤrke ſeines Fuhrwerks, das iſt, wie viel die Pferde ziehen, und der Wa- gen fuͤhren kann, verſtehe; und 2) daß er die Waaren wohl aufzuladen, einzupacken, wohl zuzuſchnuͤren, mit Stroh oder grober Leinwand zu bedecken, mit zerbrechlichen Guͤtern behut- ſam umzugehen, und damit geſchicklich zu fahren, auch uͤber- haupt die Waaren vor Feuer, Waſſer und anderem Schaden wohl zu bewahren wiſſe.
§. 699.
Pflichten des Fuhr- manns: 1) Fracht- briefe, Paſ- ſagierzeddel, und Paͤſſe haben, 2) Zoll nicht verfahren, 3) Abgaben richtig ma- chen,
Die Pflichten und Schuldigkeiten des Fuhrmanns ſind: 1) Er muß, wenn nicht diejenigen ſelbſten, deren Gut er gela- den hat, oder wenigſtens von ihrentwegen ſonſt jemand mit ihm reiſet, die gehoͤrigen Frachtbriefe (§. 225 u. ff.), nebſt den Paßir- und Freyzeddeln ; und, da es noͤthig iſt, oder er durch feindliche Lande zu fahren hat, Paͤſſe bey ſich haben. 2) Er muß ſich beſonders vor Verfahrung der Zoͤlle huͤten. (§. 238). 3) Er muß alle unterwegens, ſowol vor die Wagen und Pferde, als vor die Waaren ſchuldige Zoͤlle, Acciſe (§. 238.) Geleite (§. 695.), und andere dergleichen kleine Abgaben rich- tig machen; jedoch muͤſſen ihm ſolche wieder gut gethan wer- den, wenn er ſich nicht anheiſchig gemacht hat, das geladene Gut frank und frey an den Ort ſeiner Beſtimmung zu liefern, und folglich ſolche Abgaben in dieſem Falle ſchon mit unter der ihm deshalber etwas reichlicher bedungenen Fracht begriffen ſind, wie dieſes in den Frachtbriefen zugleich angezeiget wird. 4) 4) gutes Ge- ſchirr haben, 5) mit den Waaren ge- treulich um- gehen.Er muß mit einem guten Geſchirre, das iſt, mit guten Wagen und guten Pferden, um die Guͤter wohl fortzubringen, verſehen ſeyn. 5) Er muß mit denen ihm anvertrauten Waaren getreulich handeln: und es iſt wahrhaftig nichts geringes, den Fuhrleuten, zumal ganz fremden, eine koſtbare Ladung anzuvertrauen, welche ſol- che gar leicht, entweder nur zum Theil, oder auch wol ganz ſtehlen, und ſich damit unſichtbar machen koͤnnen, zumal wenn ſie dem Kaufmanne einen falſchen Namen, wo ſie zu Hauſe ge- hoͤren, angegeben: wie denn einige derſelben die Waaren der- geſtalt beſtehlen, daß ſie z. E. des guten Getraͤnks unterwegens eine ziemliche Portion auszapfen; die Heringe aus der Tonne, ohne ſie aufzumachen, kuͤnſtlich zwiſchen den Staͤben heraus- bringen; ꝛc. ꝛc.
(*)Paßir- oder Freyzeddel ſind eine Art von Frachtzeddeln, welche entweder (1) wegen der von der Bezahlung der ſonſt ſchuldigen Gebuͤhren, als da ſind Zoll, Licent, Geleite,
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[344/0948]
3 Th. 7 Cap. Von dem
zum andern fortſchaffet, ein Landkutſcher, auch wol nach Be-
ſchaffenheit ein Fuhrmann genennet wird; eigentlich aber heißt
ein Fuhrmann derjenige, der (1) mit einem zwey- und mehr
ſpaͤnnigen Fracht- und Laſtwagen, oder aber (2) nur mit
einem einſpaͤnnigen Pferdekarren Waaren verfuͤhret, und
ſich davon naͤhret: die letztern werden auch insbeſondere Kaͤr-
ner genennet.
Fuhrmann.
§. 698.
Zur Wiſſenſchaft eines Fuhrmanns gehoͤret, 1) daß er
die Guͤte und Wartung des Viehes, und die Staͤrke ſeines
Fuhrwerks, das iſt, wie viel die Pferde ziehen, und der Wa-
gen fuͤhren kann, verſtehe; und 2) daß er die Waaren wohl
aufzuladen, einzupacken, wohl zuzuſchnuͤren, mit Stroh oder
grober Leinwand zu bedecken, mit zerbrechlichen Guͤtern behut-
ſam umzugehen, und damit geſchicklich zu fahren, auch uͤber-
haupt die Waaren vor Feuer, Waſſer und anderem Schaden
wohl zu bewahren wiſſe.
§. 699.
Die Pflichten und Schuldigkeiten des Fuhrmanns ſind:
1) Er muß, wenn nicht diejenigen ſelbſten, deren Gut er gela-
den hat, oder wenigſtens von ihrentwegen ſonſt jemand mit
ihm reiſet, die gehoͤrigen Frachtbriefe (§. 225 u. ff.), nebſt den
Paßir- und Freyzeddeln ; und, da es noͤthig iſt, oder er
durch feindliche Lande zu fahren hat, Paͤſſe bey ſich haben. 2)
Er muß ſich beſonders vor Verfahrung der Zoͤlle huͤten. (§.
238). 3) Er muß alle unterwegens, ſowol vor die Wagen und
Pferde, als vor die Waaren ſchuldige Zoͤlle, Acciſe (§. 238.)
Geleite (§. 695.), und andere dergleichen kleine Abgaben rich-
tig machen; jedoch muͤſſen ihm ſolche wieder gut gethan wer-
den, wenn er ſich nicht anheiſchig gemacht hat, das geladene
Gut frank und frey an den Ort ſeiner Beſtimmung zu liefern,
und folglich ſolche Abgaben in dieſem Falle ſchon mit unter der
ihm deshalber etwas reichlicher bedungenen Fracht begriffen
ſind, wie dieſes in den Frachtbriefen zugleich angezeiget wird. 4)
Er muß mit einem guten Geſchirre, das iſt, mit guten Wagen und
guten Pferden, um die Guͤter wohl fortzubringen, verſehen ſeyn. 5)
Er muß mit denen ihm anvertrauten Waaren getreulich handeln:
und es iſt wahrhaftig nichts geringes, den Fuhrleuten, zumal
ganz fremden, eine koſtbare Ladung anzuvertrauen, welche ſol-
che gar leicht, entweder nur zum Theil, oder auch wol ganz
ſtehlen, und ſich damit unſichtbar machen koͤnnen, zumal wenn
ſie dem Kaufmanne einen falſchen Namen, wo ſie zu Hauſe ge-
hoͤren, angegeben: wie denn einige derſelben die Waaren der-
geſtalt beſtehlen, daß ſie z. E. des guten Getraͤnks unterwegens
eine ziemliche Portion auszapfen; die Heringe aus der Tonne,
ohne ſie aufzumachen, kuͤnſtlich zwiſchen den Staͤben heraus-
bringen; ꝛc. ꝛc.
4) gutes Ge-
ſchirr haben,
5) mit den
Waaren ge-
treulich um-
gehen.
⁽*⁾ Paßir- oder Freyzeddel ſind eine Art von Frachtzeddeln,
welche entweder (1) wegen der von der Bezahlung der ſonſt
ſchuldigen Gebuͤhren, als da ſind Zoll, Licent, Geleite,
Acciſe
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/948>, abgerufen am 21.11.2024.
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