Und solchemnach ist der Gegenstand des Geldwechsels bloß lediglich das Geld nach seinen verschiedenen Sorten, die an Ort und Stelle baar aus einer Hand in die andere übergeben werden. Von den verschiedenen Geldsorten haben wir bereits im 3ten Capitel gehandelt. Es gehören aber eigentlich nicht alle Gattungen von Münzen zum Geldwechsel, sondern nur die heut zu Tage im Handel und Wandel an allen Orten gel- tenden Geldsorten. Daher werden hier davon ausgenommen: 1) die Schaustücke, und 2) die ehemaligen Münzsorten.
§. 333.
Arten des Geldwech- sels:
Unter den Münzsorten, die gegen einander umgesetzet wer- den, ist entweder (1) eine Gleichheit, theils am Gehalte; theils weil sie auf den Fuß, nach welchem sie geschlagen, oder ge- setzet sind, genommen werden; theils weil andere Umstände, die solche Gleichheit machen, dabey vorkommen: oder es ist (2) 1) al pari.keine Gleichheit (§. 43 und 45). Jn dem ersten Falle werden die Geldsorten von beyderseits wechselnden Theilen Zug um Zug umgesetzet; und das heißt Pari wechseln, oder al Pari wech- seln. Daher höret man bey dem Geldwechsel: der Wechsel ist al pari. Das ist, der Wechsel ist auf beyden Seiten gleich, oder mit diesen Geldsorten zieht kein Theil vor dem andern ei- nen Vortheil, indem er vor eine Summe dieses Geldes eine gleiche Summe andern Geldes bekömmt, ohne daß es Aufgeld 2) gegen Agio.setzet oder kostet. Jn dem zweyten Falle, da eine Ungleich- heit unter den Münzen ist, die verwechselt werden sollen, muß zu der schlechten Geldsorte noch etwas zugegeben werden, wel- ches den Werth dieser schlechtern Münzsorte gegen die bessere erfüllet, und gleich machet; und dieses heißt, gegen Agio wechseln.
§. 334.
Agio.
Es ist demnach das Agio oder Lagio, deutsch Aufgeld, oder Aufwechsel, bey Umsetzung der Münzsorten dasjenige, so dem einen Theile als ein Gewinn, oder vielmehr als eine Er- setzung des Werths der geringern Münzsorten gegen die bessern bezahlet wird.
§. 335.
Wer Agio giebt und nimmt?
Daraus folget, daß der, welcher sein schlechtes Geld ge- gen besseres vertauschet, das Agio geben müsse; und daß der, welcher gegen schlechtes Geld sein gutes Geld hingiebt, Agio nimmt, oder bekömmt.
§. 336.
Bestimmung des Agio nach Pro- centen.
Dieses Agio wird auf das Hundert, oder für das Hun- dert, und, nach der Kaufmannssprache, nach Procenten be- stimmet, das ist, wie viel z. E. von, auf, oder für Hundert Thaler Batzen gegen hundert Thaler Franzgeld, gegeben oder genommen werden soll.
§. 337.
Veränder- lichkeit des Agio.
Da das Agio eine Ersetzung des Werth der geringern Münzsorten gegen die bessere ist (§. 334.); die Münzsorten selber
aber
1 Th. 17 Cap. Von der Wechſelhandlung,
§. 332.
Gegenſtand deſſelben.
Und ſolchemnach iſt der Gegenſtand des Geldwechſels bloß lediglich das Geld nach ſeinen verſchiedenen Sorten, die an Ort und Stelle baar aus einer Hand in die andere uͤbergeben werden. Von den verſchiedenen Geldſorten haben wir bereits im 3ten Capitel gehandelt. Es gehoͤren aber eigentlich nicht alle Gattungen von Muͤnzen zum Geldwechſel, ſondern nur die heut zu Tage im Handel und Wandel an allen Orten gel- tenden Geldſorten. Daher werden hier davon ausgenommen: 1) die Schauſtuͤcke, und 2) die ehemaligen Muͤnzſorten.
§. 333.
Arten des Geldwech- ſels:
Unter den Muͤnzſorten, die gegen einander umgeſetzet wer- den, iſt entweder (1) eine Gleichheit, theils am Gehalte; theils weil ſie auf den Fuß, nach welchem ſie geſchlagen, oder ge- ſetzet ſind, genommen werden; theils weil andere Umſtaͤnde, die ſolche Gleichheit machen, dabey vorkommen: oder es iſt (2) 1) al pari.keine Gleichheit (§. 43 und 45). Jn dem erſten Falle werden die Geldſorten von beyderſeits wechſelnden Theilen Zug um Zug umgeſetzet; und das heißt Pari wechſeln, oder al Pari wech- ſeln. Daher hoͤret man bey dem Geldwechſel: der Wechſel iſt al pari. Das iſt, der Wechſel iſt auf beyden Seiten gleich, oder mit dieſen Geldſorten zieht kein Theil vor dem andern ei- nen Vortheil, indem er vor eine Summe dieſes Geldes eine gleiche Summe andern Geldes bekoͤmmt, ohne daß es Aufgeld 2) gegen Agio.ſetzet oder koſtet. Jn dem zweyten Falle, da eine Ungleich- heit unter den Muͤnzen iſt, die verwechſelt werden ſollen, muß zu der ſchlechten Geldſorte noch etwas zugegeben werden, wel- ches den Werth dieſer ſchlechtern Muͤnzſorte gegen die beſſere erfuͤllet, und gleich machet; und dieſes heißt, gegen Agio wechſeln.
§. 334.
Agio.
Es iſt demnach das Agio oder Lagio, deutſch Aufgeld, oder Aufwechſel, bey Umſetzung der Muͤnzſorten dasjenige, ſo dem einen Theile als ein Gewinn, oder vielmehr als eine Er- ſetzung des Werths der geringern Muͤnzſorten gegen die beſſern bezahlet wird.
§. 335.
Wer Agio giebt und nimmt?
Daraus folget, daß der, welcher ſein ſchlechtes Geld ge- gen beſſeres vertauſchet, das Agio geben muͤſſe; und daß der, welcher gegen ſchlechtes Geld ſein gutes Geld hingiebt, Agio nimmt, oder bekoͤmmt.
§. 336.
Beſtim̄ung des Agio nach Pro- centen.
Dieſes Agio wird auf das Hundert, oder fuͤr das Hun- dert, und, nach der Kaufmannsſprache, nach Procenten be- ſtimmet, das iſt, wie viel z. E. von, auf, oder fuͤr Hundert Thaler Batzen gegen hundert Thaler Franzgeld, gegeben oder genommen werden ſoll.
§. 337.
Veraͤnder- lichkeit des Agio.
Da das Agio eine Erſetzung des Werth der geringern Muͤnzſorten gegen die beſſere iſt (§. 334.); die Muͤnzſorten ſelber
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1 Th. 17 Cap. Von der Wechſelhandlung,
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Und ſolchemnach iſt der Gegenſtand des Geldwechſels bloß
lediglich das Geld nach ſeinen verſchiedenen Sorten, die an
Ort und Stelle baar aus einer Hand in die andere uͤbergeben
werden. Von den verſchiedenen Geldſorten haben wir bereits
im 3ten Capitel gehandelt. Es gehoͤren aber eigentlich nicht
alle Gattungen von Muͤnzen zum Geldwechſel, ſondern nur
die heut zu Tage im Handel und Wandel an allen Orten gel-
tenden Geldſorten. Daher werden hier davon ausgenommen:
1) die Schauſtuͤcke, und 2) die ehemaligen Muͤnzſorten.
§. 333.
Unter den Muͤnzſorten, die gegen einander umgeſetzet wer-
den, iſt entweder (1) eine Gleichheit, theils am Gehalte; theils
weil ſie auf den Fuß, nach welchem ſie geſchlagen, oder ge-
ſetzet ſind, genommen werden; theils weil andere Umſtaͤnde, die
ſolche Gleichheit machen, dabey vorkommen: oder es iſt (2)
keine Gleichheit (§. 43 und 45). Jn dem erſten Falle werden
die Geldſorten von beyderſeits wechſelnden Theilen Zug um Zug
umgeſetzet; und das heißt Pari wechſeln, oder al Pari wech-
ſeln. Daher hoͤret man bey dem Geldwechſel: der Wechſel
iſt al pari. Das iſt, der Wechſel iſt auf beyden Seiten gleich,
oder mit dieſen Geldſorten zieht kein Theil vor dem andern ei-
nen Vortheil, indem er vor eine Summe dieſes Geldes eine
gleiche Summe andern Geldes bekoͤmmt, ohne daß es Aufgeld
ſetzet oder koſtet. Jn dem zweyten Falle, da eine Ungleich-
heit unter den Muͤnzen iſt, die verwechſelt werden ſollen, muß
zu der ſchlechten Geldſorte noch etwas zugegeben werden, wel-
ches den Werth dieſer ſchlechtern Muͤnzſorte gegen die beſſere
erfuͤllet, und gleich machet; und dieſes heißt, gegen Agio
wechſeln.
1) al pari.
2) gegen
Agio.
§. 334.
Es iſt demnach das Agio oder Lagio, deutſch Aufgeld,
oder Aufwechſel, bey Umſetzung der Muͤnzſorten dasjenige, ſo
dem einen Theile als ein Gewinn, oder vielmehr als eine Er-
ſetzung des Werths der geringern Muͤnzſorten gegen die beſſern
bezahlet wird.
§. 335.
Daraus folget, daß der, welcher ſein ſchlechtes Geld ge-
gen beſſeres vertauſchet, das Agio geben muͤſſe; und daß der,
welcher gegen ſchlechtes Geld ſein gutes Geld hingiebt, Agio
nimmt, oder bekoͤmmt.
§. 336.
Dieſes Agio wird auf das Hundert, oder fuͤr das Hun-
dert, und, nach der Kaufmannsſprache, nach Procenten be-
ſtimmet, das iſt, wie viel z. E. von, auf, oder fuͤr Hundert
Thaler Batzen gegen hundert Thaler Franzgeld, gegeben oder
genommen werden ſoll.
§. 337.
Da das Agio eine Erſetzung des Werth der geringern
Muͤnzſorten gegen die beſſere iſt (§. 334.); die Muͤnzſorten ſelber
aber
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/772>, abgerufen am 21.11.2024.
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