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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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1 Th. 13 Cap. Vom Grosso- und Kramhandel,
die ein Kramer in seinen Waaren und Büchern beobachtet, hat
unter andern auch diesen ausnehmend großen Nutzen, daß ihn
die Diener und Gesinde nicht leicht bestehlen können, durch de-
ren Untreue mancher sonst ehrlicher Kramer fallit worden ist.
g) Bezeich-
nung der
Waaren,
was davon
genommen
worden.
g) Diesen so wichtigen Endzweck um so eher zu erreichen, und
insonderheit zu verhüten, damit nicht ein Theil von einem gan-
zen Stücke entwendet werde; hat ein Kramer nöthig, daß (a)
die Stücke, von welchen den Tag über verkaufet worden, auf
die Seite geleget werden, und (b) er, der Kramer, auf den
Abend die Verkaufbücher vor sich nehme, und sehe, wie viel
Ellen von einem Stücke genommen worden sind. Sodann muß
er (c) auf den Umschlag, oder, wenn keiner da, auf einen Zed-
del, diese Worte schreiben: davon genommen (z. E.) 6 Ellen
den 16 Octob.
1755; ist aber das Stück erst angeschnitten,
diese Worte: angeschnitten für 6 Ellen den 16 Octob. 1755;
hernach muß er (d) um dasselbige Stück einen Faden ziehen,
dadurch anzumerken, daß dasselbige vorgenommen, oder bereits
gezeichnet sey; ferner wird erfordert, daß er (e) auf die Sei-
te des Artikels im Nummerbuche dasjenige schreibe, was
davon genommen, und dabey einen Punct mache, zum Zei-
chen, daß das weggenommene auf das Stück gezeichnet sey:
Auf diese Art muß er so lange fortfahren, bis daß das ganze
Stücke verkaufet. Damit der Kramer aber erkennen möge,
ob auch alles wirklich verkauft sey, muß er (f) alles, was
verkauft, addiren, und sehen, ob das Ellenmaaß von dem,
was einzeln ist verkauft worden, mit demjenigen zutrifft, was
auf dem Umschlage, oder dem andern Stücke hängenden Zeddel
geschrieben ist, und alsdann kann man sagen, daß das Conto just
ist. Manchmal aber könnte an einem Stücke eine vierthel-drit-
tel- oder halbe Elle fehlen; welches aber vielmehr daher kömmt,
daß man im Ausschnitte gutes Maaß gegeben. Was ein Kra-
2) insonder-
heit bey dem
Ein- und
Verkaufe.
mer (2) insbesondere bey dem Einkaufe und Verkaufe der
Waaren in Obacht zu nehmen habe, lehret das 8 und 9 Capitel.

§. 259.
Ob der Kra-
mer seine
Manufa-
cturwaaren
von den
Großirern
kaufen soll?

Hier aber müssen wir gleichwol noch die Frage: Ob es
einem Kaufmanne des Handkaufes nützlicher sey, seine Ma-
nufacturwaaren von den Arbeitern, und in den Manufa-
cturen,
als aus der ersten Hand; oder aber von den
Großirern einzukaufen?
um so viel mehr beantworten, je
zweifelhafter sie zu seyn scheint, da einige vor die Großirer;
andere aber vor die Manufacturanstalten und einzelnen Arbei-
ter, das Wort reden. Die (1) insbesondere einen angehenden
Kramer an die Großirer mit seinem Einkaufe weisen, bringen
diese Ursachen vor: a) weil der, welcher in den Manufacturen
kaufen will, alles baar bezahlen müsse; einem Kaufmanne im
Kleinen aber beym Anfange seiner Handlung öfters unmöglich
falle, daß er mit seinem Capitale alles baar einkaufe, und folg-
lich zu solcher Zeit, des Credits am meisten bedürfe; und b)
weil jungen Kramern, wenn sie durch den Einkauf ihrer be-

nöthig-

1 Th. 13 Cap. Vom Groſſo- und Kramhandel,
die ein Kramer in ſeinen Waaren und Buͤchern beobachtet, hat
unter andern auch dieſen ausnehmend großen Nutzen, daß ihn
die Diener und Geſinde nicht leicht beſtehlen koͤnnen, durch de-
ren Untreue mancher ſonſt ehrlicher Kramer fallit worden iſt.
g) Bezeich-
nung der
Waaren,
was davon
genommen
worden.
g) Dieſen ſo wichtigen Endzweck um ſo eher zu erreichen, und
inſonderheit zu verhuͤten, damit nicht ein Theil von einem gan-
zen Stuͤcke entwendet werde; hat ein Kramer noͤthig, daß (a)
die Stuͤcke, von welchen den Tag uͤber verkaufet worden, auf
die Seite geleget werden, und (b) er, der Kramer, auf den
Abend die Verkaufbuͤcher vor ſich nehme, und ſehe, wie viel
Ellen von einem Stuͤcke genommen worden ſind. Sodann muß
er (c) auf den Umſchlag, oder, wenn keiner da, auf einen Zed-
del, dieſe Worte ſchreiben: davon genommen (z. E.) 6 Ellen
den 16 Octob.
1755; iſt aber das Stuͤck erſt angeſchnitten,
dieſe Worte: angeſchnitten fuͤr 6 Ellen den 16 Octob. 1755;
hernach muß er (d) um daſſelbige Stuͤck einen Faden ziehen,
dadurch anzumerken, daß daſſelbige vorgenommen, oder bereits
gezeichnet ſey; ferner wird erfordert, daß er (e) auf die Sei-
te des Artikels im Nummerbuche dasjenige ſchreibe, was
davon genommen, und dabey einen Punct mache, zum Zei-
chen, daß das weggenommene auf das Stuͤck gezeichnet ſey:
Auf dieſe Art muß er ſo lange fortfahren, bis daß das ganze
Stuͤcke verkaufet. Damit der Kramer aber erkennen moͤge,
ob auch alles wirklich verkauft ſey, muß er (f) alles, was
verkauft, addiren, und ſehen, ob das Ellenmaaß von dem,
was einzeln iſt verkauft worden, mit demjenigen zutrifft, was
auf dem Umſchlage, oder dem andern Stuͤcke haͤngenden Zeddel
geſchrieben iſt, und alsdann kann man ſagen, daß das Conto juſt
iſt. Manchmal aber koͤnnte an einem Stuͤcke eine vierthel-drit-
tel- oder halbe Elle fehlen; welches aber vielmehr daher koͤmmt,
daß man im Ausſchnitte gutes Maaß gegeben. Was ein Kra-
2) inſonder-
heit bey dem
Ein- und
Verkaufe.
mer (2) insbeſondere bey dem Einkaufe und Verkaufe der
Waaren in Obacht zu nehmen habe, lehret das 8 und 9 Capitel.

§. 259.
Ob der Kra-
mer ſeine
Manufa-
cturwaaren
von den
Großirern
kaufen ſoll?

Hier aber muͤſſen wir gleichwol noch die Frage: Ob es
einem Kaufmanne des Handkaufes nuͤtzlicher ſey, ſeine Ma-
nufacturwaaren von den Arbeitern, und in den Manufa-
cturen,
als aus der erſten Hand; oder aber von den
Großirern einzukaufen?
um ſo viel mehr beantworten, je
zweifelhafter ſie zu ſeyn ſcheint, da einige vor die Großirer;
andere aber vor die Manufacturanſtalten und einzelnen Arbei-
ter, das Wort reden. Die (1) insbeſondere einen angehenden
Kramer an die Großirer mit ſeinem Einkaufe weiſen, bringen
dieſe Urſachen vor: a) weil der, welcher in den Manufacturen
kaufen will, alles baar bezahlen muͤſſe; einem Kaufmanne im
Kleinen aber beym Anfange ſeiner Handlung oͤfters unmoͤglich
falle, daß er mit ſeinem Capitale alles baar einkaufe, und folg-
lich zu ſolcher Zeit, des Credits am meiſten beduͤrfe; und b)
weil jungen Kramern, wenn ſie durch den Einkauf ihrer be-

noͤthig-
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[144/0748] 1 Th. 13 Cap. Vom Groſſo- und Kramhandel, die ein Kramer in ſeinen Waaren und Buͤchern beobachtet, hat unter andern auch dieſen ausnehmend großen Nutzen, daß ihn die Diener und Geſinde nicht leicht beſtehlen koͤnnen, durch de- ren Untreue mancher ſonſt ehrlicher Kramer fallit worden iſt. g) Dieſen ſo wichtigen Endzweck um ſo eher zu erreichen, und inſonderheit zu verhuͤten, damit nicht ein Theil von einem gan- zen Stuͤcke entwendet werde; hat ein Kramer noͤthig, daß (a) die Stuͤcke, von welchen den Tag uͤber verkaufet worden, auf die Seite geleget werden, und (b) er, der Kramer, auf den Abend die Verkaufbuͤcher vor ſich nehme, und ſehe, wie viel Ellen von einem Stuͤcke genommen worden ſind. Sodann muß er (c) auf den Umſchlag, oder, wenn keiner da, auf einen Zed- del, dieſe Worte ſchreiben: davon genommen (z. E.) 6 Ellen den 16 Octob. 1755; iſt aber das Stuͤck erſt angeſchnitten, dieſe Worte: angeſchnitten fuͤr 6 Ellen den 16 Octob. 1755; hernach muß er (d) um daſſelbige Stuͤck einen Faden ziehen, dadurch anzumerken, daß daſſelbige vorgenommen, oder bereits gezeichnet ſey; ferner wird erfordert, daß er (e) auf die Sei- te des Artikels im Nummerbuche dasjenige ſchreibe, was davon genommen, und dabey einen Punct mache, zum Zei- chen, daß das weggenommene auf das Stuͤck gezeichnet ſey: Auf dieſe Art muß er ſo lange fortfahren, bis daß das ganze Stuͤcke verkaufet. Damit der Kramer aber erkennen moͤge, ob auch alles wirklich verkauft ſey, muß er (f) alles, was verkauft, addiren, und ſehen, ob das Ellenmaaß von dem, was einzeln iſt verkauft worden, mit demjenigen zutrifft, was auf dem Umſchlage, oder dem andern Stuͤcke haͤngenden Zeddel geſchrieben iſt, und alsdann kann man ſagen, daß das Conto juſt iſt. Manchmal aber koͤnnte an einem Stuͤcke eine vierthel-drit- tel- oder halbe Elle fehlen; welches aber vielmehr daher koͤmmt, daß man im Ausſchnitte gutes Maaß gegeben. Was ein Kra- mer (2) insbeſondere bey dem Einkaufe und Verkaufe der Waaren in Obacht zu nehmen habe, lehret das 8 und 9 Capitel. g) Bezeich- nung der Waaren, was davon genommen worden. 2) inſonder- heit bey dem Ein- und Verkaufe. §. 259. Hier aber muͤſſen wir gleichwol noch die Frage: Ob es einem Kaufmanne des Handkaufes nuͤtzlicher ſey, ſeine Ma- nufacturwaaren von den Arbeitern, und in den Manufa- cturen, als aus der erſten Hand; oder aber von den Großirern einzukaufen? um ſo viel mehr beantworten, je zweifelhafter ſie zu ſeyn ſcheint, da einige vor die Großirer; andere aber vor die Manufacturanſtalten und einzelnen Arbei- ter, das Wort reden. Die (1) insbeſondere einen angehenden Kramer an die Großirer mit ſeinem Einkaufe weiſen, bringen dieſe Urſachen vor: a) weil der, welcher in den Manufacturen kaufen will, alles baar bezahlen muͤſſe; einem Kaufmanne im Kleinen aber beym Anfange ſeiner Handlung oͤfters unmoͤglich falle, daß er mit ſeinem Capitale alles baar einkaufe, und folg- lich zu ſolcher Zeit, des Credits am meiſten beduͤrfe; und b) weil jungen Kramern, wenn ſie durch den Einkauf ihrer be- noͤthig-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/748>, abgerufen am 21.11.2024.