Weiter muß der Uebersender 2) sowol dem Fuhrmanne als dem Schiffer einen offenen Zeddel über die Waaren, welche ihm zu verführen anvertrauet werden, und über den dafür be- dungenen Lohn, einhändigen. Dieser Zeddel wird daher ein Frachthrief oder Frachtzeddel, ingleichen ein Fuhrbrief, und, bey den Schiffern zur See, ein Seebrief oder Seefrachtbrief, Connoisse- ment,ingleichen ein Connoissement genennet, welches letzte Wort nur in denen am großen Weltmeere gelegenen Plätzen und Seehäfen Polize über die Schiffs- ladung.gebräuchlich ist; auf dem mittelländischen Meere aber heißt sol- ches eine Polize über die Schiffsladung: wiewol beyde Wör- ter im Grunde einerley Bedeutung haben.
§. 226.
a) Nutzen der See- und Fracht- briefe,
Der Nutzen der See- und Frachtbriefe besteht vornehm- lich darinnen: 1) daß die Zöllner und Geleitsverwalter, und zur See die Kreuzer sich daraus ersehen können; und 2) daß der Empfänger der Waaren wissen könne, was und wie viel, auch in welchem Stande ihm die Waaren geliefert werden müs- sen, und wie viel er dem Fuhrmanne oder Schiffer am Fracht- gelde bezahlen soll.
§. 227.
b) ihre An- zahl,
Zu Lande wird nur ein Frachtbrief dem Fuhrmanne mit- gegeben; zu Wasser aber, und sonderlich zur See, pflegen hin- gegen drey gleichlautende Seefrachtbriefe oder Connoissements verfertiget, und von dem Schiffer unterzeichnet zu werden. Von solchem dreyfachen Connoissemente empfängt das eine Exem- plar der Schiffer selbst, als einen Frachtbrief über seine einge- ladenen Waaren; die zwey andern aber behält der Befrachter, oder der Kaufmann, der die Güter einschiffet, und schicket hernach eines davon seinem Factor an den Ort, wohin die Güter bestimmt sind, oder demjenigen, welchem die Güter zu- gesandt werden, im Briefe zu, damit dieser bey des Schiffers Ankunft solchem ein gleichlautendes Connoissement vorzeigen, und die Güter von demselben abfordern, und in Empfang nehmen könne.
§. 228.
c) Jnhalt der a) Fracht- briefe,
Jn den Frachtbriefen steht gemeiniglich 1) das Datum oder der Tag, Monat und das Jahr, wenn die Güter oder Waaren abgesendet worden; 2) der Name des Fuhrmanns, mit dem die Waaren versendet worden; 3) der Ort, wo der Fuhr- mann her ist; 4) die Zahl der Güter, Packen, Kisten oder Fäs- ser, nebst 5) deren Zeichen und Nummer, ingleichen 6) Ge- wicht, und 7) Beschaffenheit; 8) der für die Fracht bedungene Lohn; und 9) wie viel darauf im Voraus bezahlet worden; und 10) was sonst für eine Bedingung mit dem Fuhrmanne, z. E. in Ansehung der Zeit, da er die Güter und Waaren bey
Verlust
1 Th. 12 Cap. Vom Verſenden, Einpacken
§. 225.
2) einen See- oder Fracht- brief aus- haͤndigen,
Weiter muß der Ueberſender 2) ſowol dem Fuhrmanne als dem Schiffer einen offenen Zeddel uͤber die Waaren, welche ihm zu verfuͤhren anvertrauet werden, und uͤber den dafuͤr be- dungenen Lohn, einhaͤndigen. Dieſer Zeddel wird daher ein Frachthrief oder Frachtzeddel, ingleichen ein Fuhrbrief, und, bey den Schiffern zur See, ein Seebrief oder Seefrachtbrief, Connoiſſe- ment,ingleichen ein Connoiſſement genennet, welches letzte Wort nur in denen am großen Weltmeere gelegenen Plaͤtzen und Seehaͤfen Polize uͤber die Schiffs- ladung.gebraͤuchlich iſt; auf dem mittellaͤndiſchen Meere aber heißt ſol- ches eine Polize uͤber die Schiffsladung: wiewol beyde Woͤr- ter im Grunde einerley Bedeutung haben.
§. 226.
a) Nutzen der See- und Fracht- briefe,
Der Nutzen der See- und Frachtbriefe beſteht vornehm- lich darinnen: 1) daß die Zoͤllner und Geleitsverwalter, und zur See die Kreuzer ſich daraus erſehen koͤnnen; und 2) daß der Empfaͤnger der Waaren wiſſen koͤnne, was und wie viel, auch in welchem Stande ihm die Waaren geliefert werden muͤſ- ſen, und wie viel er dem Fuhrmanne oder Schiffer am Fracht- gelde bezahlen ſoll.
§. 227.
b) ihre An- zahl,
Zu Lande wird nur ein Frachtbrief dem Fuhrmanne mit- gegeben; zu Waſſer aber, und ſonderlich zur See, pflegen hin- gegen drey gleichlautende Seefrachtbriefe oder Connoiſſements verfertiget, und von dem Schiffer unterzeichnet zu werden. Von ſolchem dreyfachen Connoiſſemente empfaͤngt das eine Exem- plar der Schiffer ſelbſt, als einen Frachtbrief uͤber ſeine einge- ladenen Waaren; die zwey andern aber behaͤlt der Befrachter, oder der Kaufmann, der die Guͤter einſchiffet, und ſchicket hernach eines davon ſeinem Factor an den Ort, wohin die Guͤter beſtimmt ſind, oder demjenigen, welchem die Guͤter zu- geſandt werden, im Briefe zu, damit dieſer bey des Schiffers Ankunft ſolchem ein gleichlautendes Connoiſſement vorzeigen, und die Guͤter von demſelben abfordern, und in Empfang nehmen koͤnne.
§. 228.
c) Jnhalt der a) Fracht- briefe,
Jn den Frachtbriefen ſteht gemeiniglich 1) das Datum oder der Tag, Monat und das Jahr, wenn die Guͤter oder Waaren abgeſendet worden; 2) der Name des Fuhrmanns, mit dem die Waaren verſendet worden; 3) der Ort, wo der Fuhr- mann her iſt; 4) die Zahl der Guͤter, Packen, Kiſten oder Faͤſ- ſer, nebſt 5) deren Zeichen und Nummer, ingleichen 6) Ge- wicht, und 7) Beſchaffenheit; 8) der fuͤr die Fracht bedungene Lohn; und 9) wie viel darauf im Voraus bezahlet worden; und 10) was ſonſt fuͤr eine Bedingung mit dem Fuhrmanne, z. E. in Anſehung der Zeit, da er die Guͤter und Waaren bey
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1 Th. 12 Cap. Vom Verſenden, Einpacken
§. 225.
Weiter muß der Ueberſender 2) ſowol dem Fuhrmanne als
dem Schiffer einen offenen Zeddel uͤber die Waaren, welche
ihm zu verfuͤhren anvertrauet werden, und uͤber den dafuͤr be-
dungenen Lohn, einhaͤndigen. Dieſer Zeddel wird daher ein
Frachthrief oder Frachtzeddel, ingleichen ein Fuhrbrief, und,
bey den Schiffern zur See, ein Seebrief oder Seefrachtbrief,
ingleichen ein Connoiſſement genennet, welches letzte Wort nur
in denen am großen Weltmeere gelegenen Plaͤtzen und Seehaͤfen
gebraͤuchlich iſt; auf dem mittellaͤndiſchen Meere aber heißt ſol-
ches eine Polize uͤber die Schiffsladung: wiewol beyde Woͤr-
ter im Grunde einerley Bedeutung haben.
Connoiſſe-
ment,
Polize uͤber
die Schiffs-
ladung.
§. 226.
Der Nutzen der See- und Frachtbriefe beſteht vornehm-
lich darinnen: 1) daß die Zoͤllner und Geleitsverwalter, und
zur See die Kreuzer ſich daraus erſehen koͤnnen; und 2) daß
der Empfaͤnger der Waaren wiſſen koͤnne, was und wie viel,
auch in welchem Stande ihm die Waaren geliefert werden muͤſ-
ſen, und wie viel er dem Fuhrmanne oder Schiffer am Fracht-
gelde bezahlen ſoll.
§. 227.
Zu Lande wird nur ein Frachtbrief dem Fuhrmanne mit-
gegeben; zu Waſſer aber, und ſonderlich zur See, pflegen hin-
gegen drey gleichlautende Seefrachtbriefe oder Connoiſſements
verfertiget, und von dem Schiffer unterzeichnet zu werden.
Von ſolchem dreyfachen Connoiſſemente empfaͤngt das eine Exem-
plar der Schiffer ſelbſt, als einen Frachtbrief uͤber ſeine einge-
ladenen Waaren; die zwey andern aber behaͤlt der Befrachter,
oder der Kaufmann, der die Guͤter einſchiffet, und ſchicket
hernach eines davon ſeinem Factor an den Ort, wohin die
Guͤter beſtimmt ſind, oder demjenigen, welchem die Guͤter zu-
geſandt werden, im Briefe zu, damit dieſer bey des Schiffers
Ankunft ſolchem ein gleichlautendes Connoiſſement vorzeigen,
und die Guͤter von demſelben abfordern, und in Empfang
nehmen koͤnne.
§. 228.
Jn den Frachtbriefen ſteht gemeiniglich 1) das Datum
oder der Tag, Monat und das Jahr, wenn die Guͤter oder
Waaren abgeſendet worden; 2) der Name des Fuhrmanns, mit
dem die Waaren verſendet worden; 3) der Ort, wo der Fuhr-
mann her iſt; 4) die Zahl der Guͤter, Packen, Kiſten oder Faͤſ-
ſer, nebſt 5) deren Zeichen und Nummer, ingleichen 6) Ge-
wicht, und 7) Beſchaffenheit; 8) der fuͤr die Fracht bedungene
Lohn; und 9) wie viel darauf im Voraus bezahlet worden;
und 10) was ſonſt fuͤr eine Bedingung mit dem Fuhrmanne,
z. E. in Anſehung der Zeit, da er die Guͤter und Waaren bey
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/734>, abgerufen am 21.11.2024.
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