sondern es muß ihm auch b) von solchen bekannt seyn, wo sie am meisten floriren, um sich mit der Waare dahin wenden zu können. Denn diese Kenntniß führet ihn zugleich zu der oben (§. 184.) erforderten Kenntniß der Oerter, wo der Gebrauch einer Waare am angenehmsten und nothwendigsten ist. Von dem Nutzen und Gebrauche der Waare, in so fern die Wissen- schaft davon dem Kaufmanne zum Vertriebe seiner Waaren An- leitung giebt, handelt die Waarenkunde in einem besondern Ca- pitel (§. 3. der Anleitung zur Kaufm.); indessen aber haben wir bereits in unserer Akademie der Kaufleute den Nutzen je- der Waare in ihrem Artikel gar fleißig angemerket. Eben da- selbst findet man auch von den meisten Profeßionsverwandten besondere Artikel, die, oder wenigstens die geographischen Ar- tikel, den Flor derselben in diesem oder jenem Lande, in dieser oder jener Stadt, zu erkennen geben.
§. 186.
Ferner muß der Kaufmann 3) die Personen wissen, wel-3) die, wel- che Abneh- mer zufüh- ren können, che Abkäufer zuführen können, als da sind die Waarenmäck- ler, siehe den 553 §.), Schneider etc. ja nicht nur wissen, son- dern es ist so gar rathsam, mit ihnen gute Bekanntschaft zu halten.
§. 187.
Nicht weniger gehöret unter die Hülfsmittel des Verkaufs4) den Auf- putz der Waaren u. des Ladens. 4) der schöne und reinliche Aufputz, sowol jeder Waare, als auch des ganzen Waarenlagers, oder Gewölbes, immaßen das äußerliche Ansehen, wie durchgehends, so auch hier den Leuten gar sehr in die Augen leuchtet. Wir handeln davon im 621 §.
§. 188.
Desgleichen rechnen wir hieher 5) das Anpreisen der5) Anprei- sen der Waare. Waare gegen die Käufer. Denn ob man wol im gemeinen Sprüchworte saget: Eine gute Waare lobet sich selbst: so kann es doch nicht schaden, deren Beschaffenheit dem Käufer anzupreisen, weil nicht alle Käufer genaue Kenner der Waaren sind. Jedoch aber muß solches ohne falschen Hinterhalt und geziemend geschehen: weswegen denn von einem Kaufmanne dabey alles Lügen, sonderlich aber das falsche Schwören, weit entfernet seyn muß, damit es bey ihm nicht heiße, nach dem gemeinen Sprüchworte: Ein jeder Kramer lobet seine Waare. Denn dieses Lob muß so gemäßigt seyn, daß es die Schranken der Wahrheit nicht überschreite, oder der Nächste durch falsches Vorgeben betrogen, und um das Seinige ge- bracht werde, indem es eine Unbilligkeit ist, von des Käufers Unerfahrenheit auf diese Art Vortheil ziehen wollen (§. 179).
§. 189.
Zuweilen ist es nützlich, 6) seine Handlung an solche6) Recom mendation seiner Handlung. Häuser, die viele Waare verbrauchen, und dabey gut bezah-
len,
(H) 3
Verkaufe der Waaren.
ſondern es muß ihm auch b) von ſolchen bekannt ſeyn, wo ſie am meiſten floriren, um ſich mit der Waare dahin wenden zu koͤnnen. Denn dieſe Kenntniß fuͤhret ihn zugleich zu der oben (§. 184.) erforderten Kenntniß der Oerter, wo der Gebrauch einer Waare am angenehmſten und nothwendigſten iſt. Von dem Nutzen und Gebrauche der Waare, in ſo fern die Wiſſen- ſchaft davon dem Kaufmanne zum Vertriebe ſeiner Waaren An- leitung giebt, handelt die Waarenkunde in einem beſondern Ca- pitel (§. 3. der Anleitung zur Kaufm.); indeſſen aber haben wir bereits in unſerer Akademie der Kaufleute den Nutzen je- der Waare in ihrem Artikel gar fleißig angemerket. Eben da- ſelbſt findet man auch von den meiſten Profeßionsverwandten beſondere Artikel, die, oder wenigſtens die geographiſchen Ar- tikel, den Flor derſelben in dieſem oder jenem Lande, in dieſer oder jener Stadt, zu erkennen geben.
§. 186.
Ferner muß der Kaufmann 3) die Perſonen wiſſen, wel-3) die, wel- che Abneh- mer zufuͤh- ren koͤnnen, che Abkaͤufer zufuͤhren koͤnnen, als da ſind die Waarenmaͤck- ler, ſiehe den 553 §.), Schneider ꝛc. ja nicht nur wiſſen, ſon- dern es iſt ſo gar rathſam, mit ihnen gute Bekanntſchaft zu halten.
§. 187.
Nicht weniger gehoͤret unter die Huͤlfsmittel des Verkaufs4) den Auf- putz der Waaren u. des Ladens. 4) der ſchoͤne und reinliche Aufputz, ſowol jeder Waare, als auch des ganzen Waarenlagers, oder Gewoͤlbes, immaßen das aͤußerliche Anſehen, wie durchgehends, ſo auch hier den Leuten gar ſehr in die Augen leuchtet. Wir handeln davon im 621 §.
§. 188.
Desgleichen rechnen wir hieher 5) das Anpreiſen der5) Anprei- ſen der Waare. Waare gegen die Kaͤufer. Denn ob man wol im gemeinen Spruͤchworte ſaget: Eine gute Waare lobet ſich ſelbſt: ſo kann es doch nicht ſchaden, deren Beſchaffenheit dem Kaͤufer anzupreiſen, weil nicht alle Kaͤufer genaue Kenner der Waaren ſind. Jedoch aber muß ſolches ohne falſchen Hinterhalt und geziemend geſchehen: weswegen denn von einem Kaufmanne dabey alles Luͤgen, ſonderlich aber das falſche Schwoͤren, weit entfernet ſeyn muß, damit es bey ihm nicht heiße, nach dem gemeinen Spruͤchworte: Ein jeder Kramer lobet ſeine Waare. Denn dieſes Lob muß ſo gemaͤßigt ſeyn, daß es die Schranken der Wahrheit nicht uͤberſchreite, oder der Naͤchſte durch falſches Vorgeben betrogen, und um das Seinige ge- bracht werde, indem es eine Unbilligkeit iſt, von des Kaͤufers Unerfahrenheit auf dieſe Art Vortheil ziehen wollen (§. 179).
§. 189.
Zuweilen iſt es nuͤtzlich, 6) ſeine Handlung an ſolche6) Recom mendation ſeiner Handlung. Haͤuſer, die viele Waare verbrauchen, und dabey gut bezah-
len,
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Verkaufe der Waaren.
ſondern es muß ihm auch b) von ſolchen bekannt ſeyn, wo ſie
am meiſten floriren, um ſich mit der Waare dahin wenden zu
koͤnnen. Denn dieſe Kenntniß fuͤhret ihn zugleich zu der oben
(§. 184.) erforderten Kenntniß der Oerter, wo der Gebrauch
einer Waare am angenehmſten und nothwendigſten iſt. Von
dem Nutzen und Gebrauche der Waare, in ſo fern die Wiſſen-
ſchaft davon dem Kaufmanne zum Vertriebe ſeiner Waaren An-
leitung giebt, handelt die Waarenkunde in einem beſondern Ca-
pitel (§. 3. der Anleitung zur Kaufm.); indeſſen aber haben
wir bereits in unſerer Akademie der Kaufleute den Nutzen je-
der Waare in ihrem Artikel gar fleißig angemerket. Eben da-
ſelbſt findet man auch von den meiſten Profeßionsverwandten
beſondere Artikel, die, oder wenigſtens die geographiſchen Ar-
tikel, den Flor derſelben in dieſem oder jenem Lande, in dieſer
oder jener Stadt, zu erkennen geben.
§. 186.
Ferner muß der Kaufmann 3) die Perſonen wiſſen, wel-
che Abkaͤufer zufuͤhren koͤnnen, als da ſind die Waarenmaͤck-
ler, ſiehe den 553 §.), Schneider ꝛc. ja nicht nur wiſſen, ſon-
dern es iſt ſo gar rathſam, mit ihnen gute Bekanntſchaft zu
halten.
§. 187.
Nicht weniger gehoͤret unter die Huͤlfsmittel des Verkaufs
4) der ſchoͤne und reinliche Aufputz, ſowol jeder Waare, als
auch des ganzen Waarenlagers, oder Gewoͤlbes, immaßen das
aͤußerliche Anſehen, wie durchgehends, ſo auch hier den Leuten
gar ſehr in die Augen leuchtet. Wir handeln davon im 621 §.
4) den Auf-
putz der
Waaren u.
des Ladens.
§. 188.
Desgleichen rechnen wir hieher 5) das Anpreiſen der
Waare gegen die Kaͤufer. Denn ob man wol im gemeinen
Spruͤchworte ſaget: Eine gute Waare lobet ſich ſelbſt: ſo
kann es doch nicht ſchaden, deren Beſchaffenheit dem Kaͤufer
anzupreiſen, weil nicht alle Kaͤufer genaue Kenner der Waaren
ſind. Jedoch aber muß ſolches ohne falſchen Hinterhalt und
geziemend geſchehen: weswegen denn von einem Kaufmanne
dabey alles Luͤgen, ſonderlich aber das falſche Schwoͤren,
weit entfernet ſeyn muß, damit es bey ihm nicht heiße, nach
dem gemeinen Spruͤchworte: Ein jeder Kramer lobet ſeine
Waare. Denn dieſes Lob muß ſo gemaͤßigt ſeyn, daß es die
Schranken der Wahrheit nicht uͤberſchreite, oder der Naͤchſte
durch falſches Vorgeben betrogen, und um das Seinige ge-
bracht werde, indem es eine Unbilligkeit iſt, von des Kaͤufers
Unerfahrenheit auf dieſe Art Vortheil ziehen wollen (§. 179).
§. 189.
Zuweilen iſt es nuͤtzlich, 6) ſeine Handlung an ſolche
Haͤuſer, die viele Waare verbrauchen, und dabey gut bezah-
len,
6) Recom
mendation
ſeiner
Handlung.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/721>, abgerufen am 21.11.2024.
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