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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Schuld, Zahlung und Bankerotte.
§. 104.

Eine Schuld wird getilget 1) durch die Erlassung derTilgung ei-
ner Schuld.

Schuld an Seiten des Gläubigers; 2) durch die Leistung oder
Unterlassung einer gewissen dafür versprochenen Handlung oder
That; und 3) durch die Zahlung, von der wir nunmehro han-
deln wollen.

§. 105.

III. Die Zahlung (§. 12.), in Wechselsachen auch Paga-III Zahlung
was sie sey?

ment genannt , ist nichts anders, als eine völlige Wieder-
erstattung dessen, was man einem andern schuldig ist.

(*) Also kömmt in Wechselsachen, die Redensart vor: nach
paßirtem Pagament,
welches so viel heißt, als nach gelei-
steter Zahlung. Man sehe in unserer Akad. der Kaufl.
den Artikel: Pagament.
§. 106.

Die erforderlichen Stücke zur Zahlung überhaupt, wennErforderli-
che Stücke
der Zahlung.

sie gehöriger Weise geschehen seyn soll, bestehen in folgenden:
1) Daß die ganze Schuld bezahlet werde, denn die Theilzah-
lung kann dem Gläubiger wider seinen Willen nicht aufgedrun-
gen werden; 2) daß die Zahlung auf eine genügliche und füg-
liche Weise
geschehe, das ist, daß die schuldige Sache selbst
gezahlet oder geliefert werde, denn etwas anders, als man schul-
dig ist, mag an dessen Statt dem Gläubiger wider Willen nicht
aufgedrungen werden; 3) daß die Zahlung zu rechter Zeit, das
ist, zur bestimmten und verschriebenen Zeit geschehe; 4) daß die
Zahlung an gehörigem Orte geschehe, wo der Schuldner sie
zu thun versprochen hat; und 5) ist nöthig, daß die Zahlung
dem Gläubiger von dem Schuldner selbsten, oder von einem an-
dern an seiner Statt und in seinem Namen, geschehe.

§. 107.

Diejenige Zeit, oder derjenige Tag, so zur Zahlung einerZahlungs-
oder Verfall-
zeit.

Wechsel- oder andern Schuldpost, ingleichen Besoldungen etc.
bestimmet ist; heißt die Zahlungszeit oder Verfallzeit.

§. 108.

Wenn ein Schuldner seinem Gläubiger noch vor der be-Anticipiren.
stimmten Verfallzeit seine ausgestellte Wechsel- oder schlechte
Schuldverschreibung bezahlet: so wird solches das Anticipiren
genennet. Es hat die Anticipation Statt, wenn der Zahlungs-
termin dem Schuldner allein zum Vortheil und Besten gesetzet
ist. Daher mag die Bezahlung einer schlechten Schuldver-
schreibung
von dem Schuldner ohne Bedenken anticipiret wer-
den, weil bloß ihm daran gelegen ist, von seiner daher entste-
henden Verbindlichkeit je eher je lieber befreyet zu werden, wel-
ches auch von eigenen, aber nur nicht von indoßirten Wech-
seln
zu behaupten. Hingegen ist es in Ansehung der trassirten

Wechsel
Schuld, Zahlung und Bankerotte.
§. 104.

Eine Schuld wird getilget 1) durch die Erlaſſung derTilgung ei-
ner Schuld.

Schuld an Seiten des Glaͤubigers; 2) durch die Leiſtung oder
Unterlaſſung einer gewiſſen dafuͤr verſprochenen Handlung oder
That; und 3) durch die Zahlung, von der wir nunmehro han-
deln wollen.

§. 105.

III. Die Zahlung (§. 12.), in Wechſelſachen auch Paga-III Zahlung
was ſie ſey?

ment genannt , iſt nichts anders, als eine voͤllige Wieder-
erſtattung deſſen, was man einem andern ſchuldig iſt.

(*) Alſo koͤmmt in Wechſelſachen, die Redensart vor: nach
paßirtem Pagament,
welches ſo viel heißt, als nach gelei-
ſteter Zahlung. Man ſehe in unſerer Akad. der Kaufl.
den Artikel: Pagament.
§. 106.

Die erforderlichen Stuͤcke zur Zahlung uͤberhaupt, wennErforderli-
che Stuͤcke
der Zahlung.

ſie gehoͤriger Weiſe geſchehen ſeyn ſoll, beſtehen in folgenden:
1) Daß die ganze Schuld bezahlet werde, denn die Theilzah-
lung kann dem Glaͤubiger wider ſeinen Willen nicht aufgedrun-
gen werden; 2) daß die Zahlung auf eine genuͤgliche und fuͤg-
liche Weiſe
geſchehe, das iſt, daß die ſchuldige Sache ſelbſt
gezahlet oder geliefert werde, denn etwas anders, als man ſchul-
dig iſt, mag an deſſen Statt dem Glaͤubiger wider Willen nicht
aufgedrungen werden; 3) daß die Zahlung zu rechter Zeit, das
iſt, zur beſtimmten und verſchriebenen Zeit geſchehe; 4) daß die
Zahlung an gehoͤrigem Orte geſchehe, wo der Schuldner ſie
zu thun verſprochen hat; und 5) iſt noͤthig, daß die Zahlung
dem Glaͤubiger von dem Schuldner ſelbſten, oder von einem an-
dern an ſeiner Statt und in ſeinem Namen, geſchehe.

§. 107.

Diejenige Zeit, oder derjenige Tag, ſo zur Zahlung einerZahlungs-
oder Verfall-
zeit.

Wechſel- oder andern Schuldpoſt, ingleichen Beſoldungen ꝛc.
beſtimmet iſt; heißt die Zahlungszeit oder Verfallzeit.

§. 108.

Wenn ein Schuldner ſeinem Glaͤubiger noch vor der be-Anticipiren.
ſtimmten Verfallzeit ſeine ausgeſtellte Wechſel- oder ſchlechte
Schuldverſchreibung bezahlet: ſo wird ſolches das Anticipiren
genennet. Es hat die Anticipation Statt, wenn der Zahlungs-
termin dem Schuldner allein zum Vortheil und Beſten geſetzet
iſt. Daher mag die Bezahlung einer ſchlechten Schuldver-
ſchreibung
von dem Schuldner ohne Bedenken anticipiret wer-
den, weil bloß ihm daran gelegen iſt, von ſeiner daher entſte-
henden Verbindlichkeit je eher je lieber befreyet zu werden, wel-
ches auch von eigenen, aber nur nicht von indoßirten Wech-
ſeln
zu behaupten. Hingegen iſt es in Anſehung der traſſirten

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[79/0683] Schuld, Zahlung und Bankerotte. §. 104. Eine Schuld wird getilget 1) durch die Erlaſſung der Schuld an Seiten des Glaͤubigers; 2) durch die Leiſtung oder Unterlaſſung einer gewiſſen dafuͤr verſprochenen Handlung oder That; und 3) durch die Zahlung, von der wir nunmehro han- deln wollen. Tilgung ei- ner Schuld. §. 105. III. Die Zahlung (§. 12.), in Wechſelſachen auch Paga- ment genannt , iſt nichts anders, als eine voͤllige Wieder- erſtattung deſſen, was man einem andern ſchuldig iſt. III Zahlung was ſie ſey? ⁽*⁾ Alſo koͤmmt in Wechſelſachen, die Redensart vor: nach paßirtem Pagament, welches ſo viel heißt, als nach gelei- ſteter Zahlung. Man ſehe in unſerer Akad. der Kaufl. den Artikel: Pagament. §. 106. Die erforderlichen Stuͤcke zur Zahlung uͤberhaupt, wenn ſie gehoͤriger Weiſe geſchehen ſeyn ſoll, beſtehen in folgenden: 1) Daß die ganze Schuld bezahlet werde, denn die Theilzah- lung kann dem Glaͤubiger wider ſeinen Willen nicht aufgedrun- gen werden; 2) daß die Zahlung auf eine genuͤgliche und fuͤg- liche Weiſe geſchehe, das iſt, daß die ſchuldige Sache ſelbſt gezahlet oder geliefert werde, denn etwas anders, als man ſchul- dig iſt, mag an deſſen Statt dem Glaͤubiger wider Willen nicht aufgedrungen werden; 3) daß die Zahlung zu rechter Zeit, das iſt, zur beſtimmten und verſchriebenen Zeit geſchehe; 4) daß die Zahlung an gehoͤrigem Orte geſchehe, wo der Schuldner ſie zu thun verſprochen hat; und 5) iſt noͤthig, daß die Zahlung dem Glaͤubiger von dem Schuldner ſelbſten, oder von einem an- dern an ſeiner Statt und in ſeinem Namen, geſchehe. Erforderli- che Stuͤcke der Zahlung. §. 107. Diejenige Zeit, oder derjenige Tag, ſo zur Zahlung einer Wechſel- oder andern Schuldpoſt, ingleichen Beſoldungen ꝛc. beſtimmet iſt; heißt die Zahlungszeit oder Verfallzeit. Zahlungs- oder Verfall- zeit. §. 108. Wenn ein Schuldner ſeinem Glaͤubiger noch vor der be- ſtimmten Verfallzeit ſeine ausgeſtellte Wechſel- oder ſchlechte Schuldverſchreibung bezahlet: ſo wird ſolches das Anticipiren genennet. Es hat die Anticipation Statt, wenn der Zahlungs- termin dem Schuldner allein zum Vortheil und Beſten geſetzet iſt. Daher mag die Bezahlung einer ſchlechten Schuldver- ſchreibung von dem Schuldner ohne Bedenken anticipiret wer- den, weil bloß ihm daran gelegen iſt, von ſeiner daher entſte- henden Verbindlichkeit je eher je lieber befreyet zu werden, wel- ches auch von eigenen, aber nur nicht von indoßirten Wech- ſeln zu behaupten. Hingegen iſt es in Anſehung der traſſirten Wechſel Anticipiren.

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/683>, abgerufen am 21.11.2024.