und Vorzüge antrifft (*). Sie betreffen theils die Freyheit, theils die Sicherheit, und theils die Bequemlichkeit der Hand- lung und derer, die sie treiben. Jn unserer Handelspolitik werden wir die Maaßregeln angeben, die ein Fürst bey Gebung dergleichen Gesetze zu nehmen hat.
Das 2 Capitel. Von dem Preiße oder Werthe.
§. 26.
Der Preiß (§. 7.) oder Werth ist die Verhältniß undPreiß, was er sey? Vergleichung des Nutzens und der Seltenheit oder Men- ge einer Sache gegen den Rutzen und die Seltenheit oder Men- ge einer andern Sache.
(*) Die Wörter: Preiß und Werth, werden gemeiniglich als gleichgeltende Wörter gebrauchet; es ist aber gleich- wol ein Unterschied zwischen beyden, so, daß das Wort Werth weitschweifiger ist, und überhaupt erkläret werden kann, durch die Verhältnisse und Vergleichung des Nu- tzens und der Seltenheit oder Menge einer Sache und Ar- beit gegen den Nutzen und die Seltenheit oder Menge ei- ner andern Sache und Arbeit. Solchemnach erstrecket sich der Werth nicht nur auf die Sachen, sondern auch auf die Arbeiten. Der Werth, der auf die Arbeit gese- tzet ist, heißt eigentlich der Lohn; und der Werth, der auf die Sachen gesetzet ist, wird eigentlich der Preiß ge- nennet: wiewol, wenn man ganz genau nach dem Sprach- gebrauche reden will, auch noch in Ansehung der Sachen ein Unterschied ist, indem nicht der natürliche Werth, auch nicht der willkührliche Affectionswerth, sondern nur der willkührliche gesetzte Werth einer Sache mit dem Namen des Preißes beleget wird.
§. 27.
Man theilet den Preiß oder Werth ein (1) in den natür-Eintheilung des Werthes in den 1) innern. lichen oder innern Werth, und (2) in den willkührlichen Werth. Der innere oder natürliche Werth heißt derjenige, da eine Sache nach ihrer natürlichen Vollkommenheit und Vor- trefflichkeit; oder nach ihrer Verwandtschaft mit der wahren Glückseligkeit der Menschen, also beschaffen ist, daß ein und die andere Sache davor eingewechselt werden kann. Der will-2) willkühr- lichen kührliche Werth wird derjenige genennet, welcher auf dem Willkühre der Menschen beruhet.
§. 28.
(*) Es verdienet hiervon des geschickten Hrn. D. Gutschmids Diss. de favore commerciorum (Leipzig 1750.) nachgelesen zu werden; wie auch dessen Dissertatio: Mercaturae legum ferendarum auxilio juvandae ratio salutaris, Leipzig 1752.
(C) 4
Handlung uͤberhaupt.
und Vorzuͤge antrifft (*). Sie betreffen theils die Freyheit, theils die Sicherheit, und theils die Bequemlichkeit der Hand- lung und derer, die ſie treiben. Jn unſerer Handelspolitik werden wir die Maaßregeln angeben, die ein Fuͤrſt bey Gebung dergleichen Geſetze zu nehmen hat.
Das 2 Capitel. Von dem Preiße oder Werthe.
§. 26.
Der Preiß (§. 7.) oder Werth iſt die Verhaͤltniß undPreiß, was er ſey? Vergleichung des Nutzens und der Seltenheit oder Men- ge einer Sache gegen den Rutzen und die Seltenheit oder Men- ge einer andern Sache.
(*) Die Woͤrter: Preiß und Werth, werden gemeiniglich als gleichgeltende Woͤrter gebrauchet; es iſt aber gleich- wol ein Unterſchied zwiſchen beyden, ſo, daß das Wort Werth weitſchweifiger iſt, und uͤberhaupt erklaͤret werden kann, durch die Verhaͤltniſſe und Vergleichung des Nu- tzens und der Seltenheit oder Menge einer Sache und Ar- beit gegen den Nutzen und die Seltenheit oder Menge ei- ner andern Sache und Arbeit. Solchemnach erſtrecket ſich der Werth nicht nur auf die Sachen, ſondern auch auf die Arbeiten. Der Werth, der auf die Arbeit geſe- tzet iſt, heißt eigentlich der Lohn; und der Werth, der auf die Sachen geſetzet iſt, wird eigentlich der Preiß ge- nennet: wiewol, wenn man ganz genau nach dem Sprach- gebrauche reden will, auch noch in Anſehung der Sachen ein Unterſchied iſt, indem nicht der natuͤrliche Werth, auch nicht der willkuͤhrliche Affectionswerth, ſondern nur der willkuͤhrliche geſetzte Werth einer Sache mit dem Namen des Preißes beleget wird.
§. 27.
Man theilet den Preiß oder Werth ein (1) in den natuͤr-Eintheilung des Werthes in den 1) innern. lichen oder innern Werth, und (2) in den willkuͤhrlichen Werth. Der innere oder natuͤrliche Werth heißt derjenige, da eine Sache nach ihrer natuͤrlichen Vollkommenheit und Vor- trefflichkeit; oder nach ihrer Verwandtſchaft mit der wahren Gluͤckſeligkeit der Menſchen, alſo beſchaffen iſt, daß ein und die andere Sache davor eingewechſelt werden kann. Der will-2) willkuͤhr- lichen kuͤhrliche Werth wird derjenige genennet, welcher auf dem Willkuͤhre der Menſchen beruhet.
§. 28.
(*) Es verdienet hiervon des geſchickten Hrn. D. Gutſchmids Diſſ. de favore commerciorum (Leipzig 1750.) nachgeleſen zu werden; wie auch deſſen Diſſertatio: Mercaturæ legum ferendarum auxilio juvandæ ratio ſalutaris, Leipzig 1752.
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Handlung uͤberhaupt.
und Vorzuͤge antrifft (*). Sie betreffen theils die Freyheit,
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lung und derer, die ſie treiben. Jn unſerer Handelspolitik
werden wir die Maaßregeln angeben, die ein Fuͤrſt bey Gebung
dergleichen Geſetze zu nehmen hat.
Das 2 Capitel.
Von dem Preiße oder Werthe.
§. 26.
Der Preiß (§. 7.) oder Werth iſt die Verhaͤltniß und
Vergleichung des Nutzens und der Seltenheit oder Men-
ge einer Sache gegen den Rutzen und die Seltenheit oder Men-
ge einer andern Sache.
Preiß, was
er ſey?
⁽*⁾ Die Woͤrter: Preiß und Werth, werden gemeiniglich
als gleichgeltende Woͤrter gebrauchet; es iſt aber gleich-
wol ein Unterſchied zwiſchen beyden, ſo, daß das Wort
Werth weitſchweifiger iſt, und uͤberhaupt erklaͤret werden
kann, durch die Verhaͤltniſſe und Vergleichung des Nu-
tzens und der Seltenheit oder Menge einer Sache und Ar-
beit gegen den Nutzen und die Seltenheit oder Menge ei-
ner andern Sache und Arbeit. Solchemnach erſtrecket
ſich der Werth nicht nur auf die Sachen, ſondern auch
auf die Arbeiten. Der Werth, der auf die Arbeit geſe-
tzet iſt, heißt eigentlich der Lohn; und der Werth, der
auf die Sachen geſetzet iſt, wird eigentlich der Preiß ge-
nennet: wiewol, wenn man ganz genau nach dem Sprach-
gebrauche reden will, auch noch in Anſehung der Sachen
ein Unterſchied iſt, indem nicht der natuͤrliche Werth, auch
nicht der willkuͤhrliche Affectionswerth, ſondern nur der
willkuͤhrliche geſetzte Werth einer Sache mit dem Namen
des Preißes beleget wird.
§. 27.
Man theilet den Preiß oder Werth ein (1) in den natuͤr-
lichen oder innern Werth, und (2) in den willkuͤhrlichen
Werth. Der innere oder natuͤrliche Werth heißt derjenige,
da eine Sache nach ihrer natuͤrlichen Vollkommenheit und Vor-
trefflichkeit; oder nach ihrer Verwandtſchaft mit der wahren
Gluͤckſeligkeit der Menſchen, alſo beſchaffen iſt, daß ein und die
andere Sache davor eingewechſelt werden kann. Der will-
kuͤhrliche Werth wird derjenige genennet, welcher auf dem
Willkuͤhre der Menſchen beruhet.
Eintheilung
des Werthes
in den
1) innern.
2) willkuͤhr-
lichen
§. 28.
(*) Es verdienet hiervon des geſchickten Hrn. D. Gutſchmids
Diſſ. de favore commerciorum (Leipzig 1750.) nachgeleſen
zu werden; wie auch deſſen Diſſertatio: Mercaturæ legum
ferendarum auxilio juvandæ ratio ſalutaris, Leipzig 1752.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/643>, abgerufen am 21.11.2024.
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