Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.12 Cap. Von der beydes litte der Handel der Hansestädte einigermaßen einen Ab-bruch. Jedoch nahm ihre Handlung unter den Sturen, Reichs- statthaltern in Schweden, noch mehr ab, und die Fläminger oder Flamländer drungen sich in ihre Stelle. Gleichwol be- hielt Lübeck, das Oberhaupt von dem ganzen Hansebunde, im- mer noch viele Vorzüge. Ja von dem Könige Gustav dem I Wasa, der wegen Besteigung des Throns den Lübeckern sehr verpflichtet war, erhielten Lübeck und Danzig, benebst ihren Verwandten, den osterischen Städten, welche Lübeck mit zulassen würde, 1523 so gar ein Privilegium, daß sie in Schwe- den keinen Zoll geben, und zu Stockholm, Kiöping, Calmar und Abo, nicht nur mit den Bürgern, sondern auch mit den Landleuten kaufschlagen möchten. Durch dieses Privilegium wurden alle andere fremde Nationen von dem Handel nach Schweden wieder ausgeschlossen, und den gedachten Städten alle Privilegien erneuert, so sie ehedem in Schweden genossen. Jndessen wurden doch auch diese neuen Privilegien schon 1529 einigermaßen eingeschränket, und den gedachten Städten nur die Zollfreyheit gelassen: 1533 aber gar genommen, und den Niederländern und Engländern ebenfalls die Freyheit gege- ben, nach Schweden zu handeln. Ob nun wol die Lübecker 1536 durch Vermittelung des Königs Christians des III in Dä- nemark, die freye Fahrt in Schweden wieder bekamen: so wäh- rete es doch nicht lange, weil der König Gustav durchaus sei- nen Unterthanen den Handel selbst gönnen, und sich in diesem Stücke die Hände nicht wollte binden lassen. (*) Wisby war vormals eine sehr berühmte, große und mäch- tige Handelsstadt, auf der Jnsel Gothland, und zwar war sie, nachdem die vor Zeiten berühmten Handelsstädte in Pommern, Wineta und Julin zerstöret worden, die al- lervornehmste Kaufmannsstadt in allen Landen gegen Mit- ternacht. Hier sind die Meer- und Wassertafeln durch fleißige Aufmerkung der Schiffleute, am ersten aufgezeich- net worden, die hernach andere verbessert und zu sonder- lichem Nutzen der Schifffahrten vermehret haben. Es ist auch diese Stadt wegen ihres Seerechts berühmt, indem nach demselben die Seestreitigkeiten nicht nur in Schwe- den, sondern auch in den übrigen nordischen und andern Reichen sind gerichtet worden: wie es denn noch anitzt in andern Reichen das wisbyische Seerecht genannt wird. Ob nun wol die Stadt noch heutiges Tages in einem ziem- lich guten Zustande ist, so ist solcher doch nur ein Schat- tenwerk gegen den vorigen. §. 282. Der Schwe-den Schiff- fahrt auf der Ost- und Westsee. Es entschlossen sich also die Schweden im Jahre 1550, gar 1553
12 Cap. Von der beydes litte der Handel der Hanſeſtaͤdte einigermaßen einen Ab-bruch. Jedoch nahm ihre Handlung unter den Sturen, Reichs- ſtatthaltern in Schweden, noch mehr ab, und die Flaͤminger oder Flamlaͤnder drungen ſich in ihre Stelle. Gleichwol be- hielt Luͤbeck, das Oberhaupt von dem ganzen Hanſebunde, im- mer noch viele Vorzuͤge. Ja von dem Koͤnige Guſtav dem I Waſa, der wegen Beſteigung des Throns den Luͤbeckern ſehr verpflichtet war, erhielten Luͤbeck und Danzig, benebſt ihren Verwandten, den oſteriſchen Staͤdten, welche Luͤbeck mit zulaſſen wuͤrde, 1523 ſo gar ein Privilegium, daß ſie in Schwe- den keinen Zoll geben, und zu Stockholm, Kioͤping, Calmar und Abo, nicht nur mit den Buͤrgern, ſondern auch mit den Landleuten kaufſchlagen moͤchten. Durch dieſes Privilegium wurden alle andere fremde Nationen von dem Handel nach Schweden wieder ausgeſchloſſen, und den gedachten Staͤdten alle Privilegien erneuert, ſo ſie ehedem in Schweden genoſſen. Jndeſſen wurden doch auch dieſe neuen Privilegien ſchon 1529 einigermaßen eingeſchraͤnket, und den gedachten Staͤdten nur die Zollfreyheit gelaſſen: 1533 aber gar genommen, und den Niederlaͤndern und Englaͤndern ebenfalls die Freyheit gege- ben, nach Schweden zu handeln. Ob nun wol die Luͤbecker 1536 durch Vermittelung des Koͤnigs Chriſtians des III in Daͤ- nemark, die freye Fahrt in Schweden wieder bekamen: ſo waͤh- rete es doch nicht lange, weil der Koͤnig Guſtav durchaus ſei- nen Unterthanen den Handel ſelbſt goͤnnen, und ſich in dieſem Stuͤcke die Haͤnde nicht wollte binden laſſen. (*) Wisby war vormals eine ſehr beruͤhmte, große und maͤch- tige Handelsſtadt, auf der Jnſel Gothland, und zwar war ſie, nachdem die vor Zeiten beruͤhmten Handelsſtaͤdte in Pommern, Wineta und Julin zerſtoͤret worden, die al- lervornehmſte Kaufmannsſtadt in allen Landen gegen Mit- ternacht. Hier ſind die Meer- und Waſſertafeln durch fleißige Aufmerkung der Schiffleute, am erſten aufgezeich- net worden, die hernach andere verbeſſert und zu ſonder- lichem Nutzen der Schifffahrten vermehret haben. Es iſt auch dieſe Stadt wegen ihres Seerechts beruͤhmt, indem nach demſelben die Seeſtreitigkeiten nicht nur in Schwe- den, ſondern auch in den uͤbrigen nordiſchen und andern Reichen ſind gerichtet worden: wie es denn noch anitzt in andern Reichen das wisbyiſche Seerecht genannt wird. Ob nun wol die Stadt noch heutiges Tages in einem ziem- lich guten Zuſtande iſt, ſo iſt ſolcher doch nur ein Schat- tenwerk gegen den vorigen. §. 282. Der Schwe-den Schiff- fahrt auf der Oſt- und Weſtſee. Es entſchloſſen ſich alſo die Schweden im Jahre 1550, gar 1553
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12 Cap. Von der
beydes litte der Handel der Hanſeſtaͤdte einigermaßen einen Ab-
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ſtatthaltern in Schweden, noch mehr ab, und die Flaͤminger
oder Flamlaͤnder drungen ſich in ihre Stelle. Gleichwol be-
hielt Luͤbeck, das Oberhaupt von dem ganzen Hanſebunde, im-
mer noch viele Vorzuͤge. Ja von dem Koͤnige Guſtav dem I
Waſa, der wegen Beſteigung des Throns den Luͤbeckern ſehr
verpflichtet war, erhielten Luͤbeck und Danzig, benebſt ihren
Verwandten, den oſteriſchen Staͤdten, welche Luͤbeck mit
zulaſſen wuͤrde, 1523 ſo gar ein Privilegium, daß ſie in Schwe-
den keinen Zoll geben, und zu Stockholm, Kioͤping, Calmar
und Abo, nicht nur mit den Buͤrgern, ſondern auch mit den
Landleuten kaufſchlagen moͤchten. Durch dieſes Privilegium
wurden alle andere fremde Nationen von dem Handel nach
Schweden wieder ausgeſchloſſen, und den gedachten Staͤdten
alle Privilegien erneuert, ſo ſie ehedem in Schweden genoſſen.
Jndeſſen wurden doch auch dieſe neuen Privilegien ſchon 1529
einigermaßen eingeſchraͤnket, und den gedachten Staͤdten nur
die Zollfreyheit gelaſſen: 1533 aber gar genommen, und den
Niederlaͤndern und Englaͤndern ebenfalls die Freyheit gege-
ben, nach Schweden zu handeln. Ob nun wol die Luͤbecker
1536 durch Vermittelung des Koͤnigs Chriſtians des III in Daͤ-
nemark, die freye Fahrt in Schweden wieder bekamen: ſo waͤh-
rete es doch nicht lange, weil der Koͤnig Guſtav durchaus ſei-
nen Unterthanen den Handel ſelbſt goͤnnen, und ſich in dieſem
Stuͤcke die Haͤnde nicht wollte binden laſſen.
⁽*⁾ Wisby war vormals eine ſehr beruͤhmte, große und maͤch-
tige Handelsſtadt, auf der Jnſel Gothland, und zwar
war ſie, nachdem die vor Zeiten beruͤhmten Handelsſtaͤdte
in Pommern, Wineta und Julin zerſtoͤret worden, die al-
lervornehmſte Kaufmannsſtadt in allen Landen gegen Mit-
ternacht. Hier ſind die Meer- und Waſſertafeln durch
fleißige Aufmerkung der Schiffleute, am erſten aufgezeich-
net worden, die hernach andere verbeſſert und zu ſonder-
lichem Nutzen der Schifffahrten vermehret haben. Es iſt
auch dieſe Stadt wegen ihres Seerechts beruͤhmt, indem
nach demſelben die Seeſtreitigkeiten nicht nur in Schwe-
den, ſondern auch in den uͤbrigen nordiſchen und andern
Reichen ſind gerichtet worden: wie es denn noch anitzt in
andern Reichen das wisbyiſche Seerecht genannt wird.
Ob nun wol die Stadt noch heutiges Tages in einem ziem-
lich guten Zuſtande iſt, ſo iſt ſolcher doch nur ein Schat-
tenwerk gegen den vorigen.
§. 282.
Es entſchloſſen ſich alſo die Schweden im Jahre 1550, gar
nicht mehr mit den Hanſeſtaͤdten zu handeln, ſondern nach an-
dern Laͤndern ſelber Waaren zu bringen und abzuhohlen; und fingen
daher an, zum groͤßten Verdruſſe gedachter Staͤdte, nicht al-
lein die Oſt- ſondern auch die Weſtſee zu befahren. Um nun
ihren Seehandel zu befoͤrdern, ließ Koͤnig Guſtav im Jahre
1553
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