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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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11 Cap. Von der
§. 265.
2) Manu-
facturen.

(2) Manufacturen und Fabriken giebt es anitzo in Ruß-
land in nicht geringer Anzahl. Unter solchen ist a) die Verfer-
tigung des rothen und schwarzen rußischen Leders, oder der
sogenannten Juchten, die älteste, und eine von den vornehmsten,
um so mehr, da solche an Farbe Geruch, und Weichheit nirgends
so gut, als in Rußland können bereitet werden (§. 242). Die
übrigen und seit Peters des I Zeiten in Rußland eingeführten
Manufacturen sind: b) Leinewand, die aber größtentheils ziem-
lich grob ist; c) Tischzeug und d) Seegeltuch, so an vielen Or-
ten in einer erstaunenswürdigen Menge, vornehmlich in den
westlichen und südwestlichen Provinzen dieses Reichs, zwischen
Petersburg, Archangel und Moscau, verfertiget wird, in welchen
Provinzen auch sehr viele e) Seile gemacht werden. Jn den
f) Wollenmanufacturen wird nicht nur vieles und ziemlich gu-
tes Tuch gemacht, sondern man verfertiget auch verschiedene
geblümte und gestreifte wollene Zeuge, vorzüglich Kalemanke.
Jnsonderheit wird zu Kasan viel Tuch gemacht, welches alles
für einen gesetzten Preiß der Krone verkauft wird, die es zur
Kleidung der Soldaten gebraucht. Man findet auch in den
Städten Petersburg und Moscau verschiedene g) Sammet- und
Seidenfabriken (§. 254), und in Petersburg h) Tapeten- und
i) Spiegelfabriken; ingleichen k) Zuckerraffinereyen. l) Pa-
pier,
m) Pergament, n) Glas, und o) Schießpulver, wird
ebenfalls im Lande verfertiget. Allerley p) Gold- und Silber-
arbeit
macht man in den vornehmsten Städten dieses Reichs,
vornehmlich in Petersburg und Moscau, ganz sauber. Die
q) Kupfer- r) Meßing- s) Stahl- t) Draht- u) Eisen- und
Blechmanufacturen zu Catharinenburg in Siberien und Olo-
nitz, ingleichen die v) Gewehr- und w) Geschützfabriken zu
Systerbedt in Carelien und Olonitz, sind gleichfalls in gutem
Stande. Jn den westlichen und nordwestlichen Provinzen
werden sehr viel x) Matten von Lindenbast verfertiget. Zu
besserer Aufnahme der im Reiche angelegten y) Terpenthin-Kalfo-
nig-
und Harzfabriken, ist die von Kaiser Peter dem I schon 1719
ergangene Ukase, welche die Einfuhre des Terpenthins, Kal-
sonigs und Harzes verbietet, neuerlicher Zeit wiederhohlet wor-
den. So wird auch bey der obgedachten großen Menge von
Waldungen in den Ländern des Reichs sehr viel z) Pech, Theer,
Potasche,
und Weidasche gemacht, und jährlich von da aus-
geführet. Noch können wir aa) das leinene und hänfene Garn-
spinnen,
bb) das Oelschlagen aus Lein- und Hanfsaamen,
cc) die Eisen Kupfer- und Meßinghütten, und dd) das Salz-
sieden
nicht mit Stillschweigen übergehen. Und endlich müssen
wir auch noch zweener Manufacturen gedenken, die in Ruß-
land insonderheit für die Krone von ungemeiner Erheblichkeit
sind. Die eine ist ee) das Branntweinbrennen, wozu an ver-
schiedenen Orten große Branntweinbrennereyen, die größcen
aber in Siberien angelegt sind. Die zweyte ist ff) der Schiff-
bau,
eine Manufactur, welche die Russen ihrem großen Kaisey

Peter
11 Cap. Von der
§. 265.
2) Manu-
facturen.

(2) Manufacturen und Fabriken giebt es anitzo in Ruß-
land in nicht geringer Anzahl. Unter ſolchen iſt a) die Verfer-
tigung des rothen und ſchwarzen rußiſchen Leders, oder der
ſogenannten Juchten, die aͤlteſte, und eine von den vornehmſten,
um ſo mehr, da ſolche an Farbe Geruch, und Weichheit nirgends
ſo gut, als in Rußland koͤnnen bereitet werden (§. 242). Die
uͤbrigen und ſeit Peters des I Zeiten in Rußland eingefuͤhrten
Manufacturen ſind: b) Leinewand, die aber groͤßtentheils ziem-
lich grob iſt; c) Tiſchzeug und d) Seegeltuch, ſo an vielen Or-
ten in einer erſtaunenswuͤrdigen Menge, vornehmlich in den
weſtlichen und ſuͤdweſtlichen Provinzen dieſes Reichs, zwiſchen
Petersburg, Archangel und Moſcau, verfertiget wird, in welchen
Provinzen auch ſehr viele e) Seile gemacht werden. Jn den
f) Wollenmanufacturen wird nicht nur vieles und ziemlich gu-
tes Tuch gemacht, ſondern man verfertiget auch verſchiedene
gebluͤmte und geſtreifte wollene Zeuge, vorzuͤglich Kalemanke.
Jnſonderheit wird zu Kaſan viel Tuch gemacht, welches alles
fuͤr einen geſetzten Preiß der Krone verkauft wird, die es zur
Kleidung der Soldaten gebraucht. Man findet auch in den
Staͤdten Petersburg und Moſcau verſchiedene g) Sammet- und
Seidenfabriken (§. 254), und in Petersburg h) Tapeten- und
i) Spiegelfabriken; ingleichen k) Zuckerraffinereyen. l) Pa-
pier,
m) Pergament, n) Glas, und o) Schießpulver, wird
ebenfalls im Lande verfertiget. Allerley p) Gold- und Silber-
arbeit
macht man in den vornehmſten Staͤdten dieſes Reichs,
vornehmlich in Petersburg und Moſcau, ganz ſauber. Die
q) Kupfer- r) Meßing- s) Stahl- t) Draht- u) Eiſen- und
Blechmanufacturen zu Catharinenburg in Siberien und Olo-
nitz, ingleichen die v) Gewehr- und w) Geſchuͤtzfabriken zu
Syſterbedt in Carelien und Olonitz, ſind gleichfalls in gutem
Stande. Jn den weſtlichen und nordweſtlichen Provinzen
werden ſehr viel x) Matten von Lindenbaſt verfertiget. Zu
beſſerer Aufnahme der im Reiche angelegten y) Terpenthin-Kalfo-
nig-
und Harzfabriken, iſt die von Kaiſer Peter dem I ſchon 1719
ergangene Ukaſe, welche die Einfuhre des Terpenthins, Kal-
ſonigs und Harzes verbietet, neuerlicher Zeit wiederhohlet wor-
den. So wird auch bey der obgedachten großen Menge von
Waldungen in den Laͤndern des Reichs ſehr viel z) Pech, Theer,
Potaſche,
und Weidaſche gemacht, und jaͤhrlich von da aus-
gefuͤhret. Noch koͤnnen wir aa) das leinene und haͤnfene Garn-
ſpinnen,
bb) das Oelſchlagen aus Lein- und Hanfſaamen,
cc) die Eiſen Kupfer- und Meßinghuͤtten, und dd) das Salz-
ſieden
nicht mit Stillſchweigen uͤbergehen. Und endlich muͤſſen
wir auch noch zweener Manufacturen gedenken, die in Ruß-
land inſonderheit fuͤr die Krone von ungemeiner Erheblichkeit
ſind. Die eine iſt ee) das Branntweinbrennen, wozu an ver-
ſchiedenen Orten große Branntweinbrennereyen, die groͤßcen
aber in Siberien angelegt ſind. Die zweyte iſt ff) der Schiff-
bau,
eine Manufactur, welche die Ruſſen ihrem großen Kaiſey

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[582/1186] 11 Cap. Von der §. 265. (2) Manufacturen und Fabriken giebt es anitzo in Ruß- land in nicht geringer Anzahl. Unter ſolchen iſt a) die Verfer- tigung des rothen und ſchwarzen rußiſchen Leders, oder der ſogenannten Juchten, die aͤlteſte, und eine von den vornehmſten, um ſo mehr, da ſolche an Farbe Geruch, und Weichheit nirgends ſo gut, als in Rußland koͤnnen bereitet werden (§. 242). Die uͤbrigen und ſeit Peters des I Zeiten in Rußland eingefuͤhrten Manufacturen ſind: b) Leinewand, die aber groͤßtentheils ziem- lich grob iſt; c) Tiſchzeug und d) Seegeltuch, ſo an vielen Or- ten in einer erſtaunenswuͤrdigen Menge, vornehmlich in den weſtlichen und ſuͤdweſtlichen Provinzen dieſes Reichs, zwiſchen Petersburg, Archangel und Moſcau, verfertiget wird, in welchen Provinzen auch ſehr viele e) Seile gemacht werden. Jn den f) Wollenmanufacturen wird nicht nur vieles und ziemlich gu- tes Tuch gemacht, ſondern man verfertiget auch verſchiedene gebluͤmte und geſtreifte wollene Zeuge, vorzuͤglich Kalemanke. Jnſonderheit wird zu Kaſan viel Tuch gemacht, welches alles fuͤr einen geſetzten Preiß der Krone verkauft wird, die es zur Kleidung der Soldaten gebraucht. Man findet auch in den Staͤdten Petersburg und Moſcau verſchiedene g) Sammet- und Seidenfabriken (§. 254), und in Petersburg h) Tapeten- und i) Spiegelfabriken; ingleichen k) Zuckerraffinereyen. l) Pa- pier, m) Pergament, n) Glas, und o) Schießpulver, wird ebenfalls im Lande verfertiget. Allerley p) Gold- und Silber- arbeit macht man in den vornehmſten Staͤdten dieſes Reichs, vornehmlich in Petersburg und Moſcau, ganz ſauber. Die q) Kupfer- r) Meßing- s) Stahl- t) Draht- u) Eiſen- und Blechmanufacturen zu Catharinenburg in Siberien und Olo- nitz, ingleichen die v) Gewehr- und w) Geſchuͤtzfabriken zu Syſterbedt in Carelien und Olonitz, ſind gleichfalls in gutem Stande. Jn den weſtlichen und nordweſtlichen Provinzen werden ſehr viel x) Matten von Lindenbaſt verfertiget. Zu beſſerer Aufnahme der im Reiche angelegten y) Terpenthin-Kalfo- nig- und Harzfabriken, iſt die von Kaiſer Peter dem I ſchon 1719 ergangene Ukaſe, welche die Einfuhre des Terpenthins, Kal- ſonigs und Harzes verbietet, neuerlicher Zeit wiederhohlet wor- den. So wird auch bey der obgedachten großen Menge von Waldungen in den Laͤndern des Reichs ſehr viel z) Pech, Theer, Potaſche, und Weidaſche gemacht, und jaͤhrlich von da aus- gefuͤhret. Noch koͤnnen wir aa) das leinene und haͤnfene Garn- ſpinnen, bb) das Oelſchlagen aus Lein- und Hanfſaamen, cc) die Eiſen Kupfer- und Meßinghuͤtten, und dd) das Salz- ſieden nicht mit Stillſchweigen uͤbergehen. Und endlich muͤſſen wir auch noch zweener Manufacturen gedenken, die in Ruß- land inſonderheit fuͤr die Krone von ungemeiner Erheblichkeit ſind. Die eine iſt ee) das Branntweinbrennen, wozu an ver- ſchiedenen Orten große Branntweinbrennereyen, die groͤßcen aber in Siberien angelegt ſind. Die zweyte iſt ff) der Schiff- bau, eine Manufactur, welche die Ruſſen ihrem großen Kaiſey Peter

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1186>, abgerufen am 21.11.2024.