lung scheint sich vorzüglich auf das zu erstrecken, was zur Pracht gehöret. Uebrigens kann man in unserer Akad. der Kaufl. an- noch den Artikel Frankreich bey diesem Capitel nachlesen.
Das 11 Capitel. Von der rußischen Handlung.
§. 242.
Rußland hat die vortrefflichsten Vortheile zur Handlung,Beschaffen- heit der rus- sischen Na- tion und Handlung vor den Zei- ten Peters des I. (siehe den 264 und ff. §§.), und gleichwol hat es selbige lange Zeit verabsäumet. Man muß die wahren Ursachen da- von in den alten Eigenschaften der rußischen Nation suchen. Sie war vordem ein wildes, träges und argwöhnisches Volk. Auf diesen Argwohn gründete sich die ehemalige Gewohnheit, oder vielmehr das Grundgesetze, in Rußland, daß die Herein- reise vor die Fremden nicht allerdings frey war, noch daß die Russen außer Landes reisen durften, wodurch ihnen denn fast aller Umgang mit gesitteten Völkern abgeschnitten wurde. So konnte es denn nicht anders kommen, als daß, vor Peters des I Zeiten, die gesitteten Nationen von den Russen einen so schlech- ten Begriff hatten, als man nur immer von Barbaren haben kann. Alle ihre Arbeit bestand ehedem in dem Ackerbaue, der Viehzucht, der Jagd, und den Fischereyen, womit sich auch noch gegenwärtig die meisten Bauern beschäfftigen. Jhre größ- te Kunst war die Zubereitung der Juchten, worinnen sie ein altes Geheimniß besitzen. Jn geschickten Handwerken und den schönen Wissenschaften hingegen waren sie ganz und gar uner- fahren. Allein Peter der I, der mit Recht den Beynamen des Großen erhalten, hat aus den wilden, faulen und mistraui- schen Russen ein sittsames, arbeitsames, und umgängliches Volk mit andern Nationen, gemacht. Er hat, nachdem er ei- ne Menge fremder Künstler und Handwerker in das Reich ge- zogen, aller Welt vor Augen geleget, daß seine Russen vielen Witz, und Geschicklichkeit genug besitzen, sich in allen Künsten und Handwerken hervorzuthun, und daß es ihnen nur bloß an der Anweisung dazu gefehlet habe, wie denn alle Künste von Jahren zu Jahren in Rußland höher steigen, und nicht nur von den Ausländern, die sich daselbst aufhalten, sondern auch von den Russen selbsten mit gutem Erfolge getrieben werden. Und in diese glückliche Zeiten Peters des I, vorzüglich von dem Jahre 1697 an, muß man auch den eigentlichen Zeitpunct der rußischen Handlung setzen, ungeachtet die Russen noch vorher, und bereits im Jahre 1693 ihre Handlung außer Europa zu ver- breiten angefangen haben (§. 31). Wir wollen aber, ehe wir diesen so gesegneten Zeitpunct der rußischen Nation und Hand- lung vor uns nehmen, in etwas auf die vorigen Zeiten zurück sehen, und wie zu solchen das Handlungswesen in Rußland ausgesehen habe, etwas umständlicher erzählen.
§. 243.
rußiſchen Handlung.
lung ſcheint ſich vorzuͤglich auf das zu erſtrecken, was zur Pracht gehoͤret. Uebrigens kann man in unſerer Akad. der Kaufl. an- noch den Artikel Frankreich bey dieſem Capitel nachleſen.
Das 11 Capitel. Von der rußiſchen Handlung.
§. 242.
Rußland hat die vortrefflichſten Vortheile zur Handlung,Beſchaffen- heit der ruſ- ſiſchen Na- tion und Handlung vor den Zei- ten Peters des I. (ſiehe den 264 und ff. §§.), und gleichwol hat es ſelbige lange Zeit verabſaͤumet. Man muß die wahren Urſachen da- von in den alten Eigenſchaften der rußiſchen Nation ſuchen. Sie war vordem ein wildes, traͤges und argwoͤhniſches Volk. Auf dieſen Argwohn gruͤndete ſich die ehemalige Gewohnheit, oder vielmehr das Grundgeſetze, in Rußland, daß die Herein- reiſe vor die Fremden nicht allerdings frey war, noch daß die Ruſſen außer Landes reiſen durften, wodurch ihnen denn faſt aller Umgang mit geſitteten Voͤlkern abgeſchnitten wurde. So konnte es denn nicht anders kommen, als daß, vor Peters des I Zeiten, die geſitteten Nationen von den Ruſſen einen ſo ſchlech- ten Begriff hatten, als man nur immer von Barbaren haben kann. Alle ihre Arbeit beſtand ehedem in dem Ackerbaue, der Viehzucht, der Jagd, und den Fiſchereyen, womit ſich auch noch gegenwaͤrtig die meiſten Bauern beſchaͤfftigen. Jhre groͤß- te Kunſt war die Zubereitung der Juchten, worinnen ſie ein altes Geheimniß beſitzen. Jn geſchickten Handwerken und den ſchoͤnen Wiſſenſchaften hingegen waren ſie ganz und gar uner- fahren. Allein Peter der I, der mit Recht den Beynamen des Großen erhalten, hat aus den wilden, faulen und mistraui- ſchen Ruſſen ein ſittſames, arbeitſames, und umgaͤngliches Volk mit andern Nationen, gemacht. Er hat, nachdem er ei- ne Menge fremder Kuͤnſtler und Handwerker in das Reich ge- zogen, aller Welt vor Augen geleget, daß ſeine Ruſſen vielen Witz, und Geſchicklichkeit genug beſitzen, ſich in allen Kuͤnſten und Handwerken hervorzuthun, und daß es ihnen nur bloß an der Anweiſung dazu gefehlet habe, wie denn alle Kuͤnſte von Jahren zu Jahren in Rußland hoͤher ſteigen, und nicht nur von den Auslaͤndern, die ſich daſelbſt aufhalten, ſondern auch von den Ruſſen ſelbſten mit gutem Erfolge getrieben werden. Und in dieſe gluͤckliche Zeiten Peters des I, vorzuͤglich von dem Jahre 1697 an, muß man auch den eigentlichen Zeitpunct der rußiſchen Handlung ſetzen, ungeachtet die Ruſſen noch vorher, und bereits im Jahre 1693 ihre Handlung außer Europa zu ver- breiten angefangen haben (§. 31). Wir wollen aber, ehe wir dieſen ſo geſegneten Zeitpunct der rußiſchen Nation und Hand- lung vor uns nehmen, in etwas auf die vorigen Zeiten zuruͤck ſehen, und wie zu ſolchen das Handlungsweſen in Rußland ausgeſehen habe, etwas umſtaͤndlicher erzaͤhlen.
§. 243.
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rußiſchen Handlung.
lung ſcheint ſich vorzuͤglich auf das zu erſtrecken, was zur Pracht
gehoͤret. Uebrigens kann man in unſerer Akad. der Kaufl. an-
noch den Artikel Frankreich bey dieſem Capitel nachleſen.
Das 11 Capitel.
Von der rußiſchen Handlung.
§. 242.
Rußland hat die vortrefflichſten Vortheile zur Handlung,
(ſiehe den 264 und ff. §§.), und gleichwol hat es ſelbige
lange Zeit verabſaͤumet. Man muß die wahren Urſachen da-
von in den alten Eigenſchaften der rußiſchen Nation ſuchen.
Sie war vordem ein wildes, traͤges und argwoͤhniſches Volk.
Auf dieſen Argwohn gruͤndete ſich die ehemalige Gewohnheit,
oder vielmehr das Grundgeſetze, in Rußland, daß die Herein-
reiſe vor die Fremden nicht allerdings frey war, noch daß die
Ruſſen außer Landes reiſen durften, wodurch ihnen denn faſt
aller Umgang mit geſitteten Voͤlkern abgeſchnitten wurde. So
konnte es denn nicht anders kommen, als daß, vor Peters des
I Zeiten, die geſitteten Nationen von den Ruſſen einen ſo ſchlech-
ten Begriff hatten, als man nur immer von Barbaren haben
kann. Alle ihre Arbeit beſtand ehedem in dem Ackerbaue, der
Viehzucht, der Jagd, und den Fiſchereyen, womit ſich auch
noch gegenwaͤrtig die meiſten Bauern beſchaͤfftigen. Jhre groͤß-
te Kunſt war die Zubereitung der Juchten, worinnen ſie ein
altes Geheimniß beſitzen. Jn geſchickten Handwerken und den
ſchoͤnen Wiſſenſchaften hingegen waren ſie ganz und gar uner-
fahren. Allein Peter der I, der mit Recht den Beynamen des
Großen erhalten, hat aus den wilden, faulen und mistraui-
ſchen Ruſſen ein ſittſames, arbeitſames, und umgaͤngliches
Volk mit andern Nationen, gemacht. Er hat, nachdem er ei-
ne Menge fremder Kuͤnſtler und Handwerker in das Reich ge-
zogen, aller Welt vor Augen geleget, daß ſeine Ruſſen vielen
Witz, und Geſchicklichkeit genug beſitzen, ſich in allen Kuͤnſten
und Handwerken hervorzuthun, und daß es ihnen nur bloß
an der Anweiſung dazu gefehlet habe, wie denn alle Kuͤnſte von
Jahren zu Jahren in Rußland hoͤher ſteigen, und nicht nur
von den Auslaͤndern, die ſich daſelbſt aufhalten, ſondern auch
von den Ruſſen ſelbſten mit gutem Erfolge getrieben werden.
Und in dieſe gluͤckliche Zeiten Peters des I, vorzuͤglich von dem
Jahre 1697 an, muß man auch den eigentlichen Zeitpunct der
rußiſchen Handlung ſetzen, ungeachtet die Ruſſen noch vorher,
und bereits im Jahre 1693 ihre Handlung außer Europa zu ver-
breiten angefangen haben (§. 31). Wir wollen aber, ehe wir
dieſen ſo geſegneten Zeitpunct der rußiſchen Nation und Hand-
lung vor uns nehmen, in etwas auf die vorigen Zeiten zuruͤck
ſehen, und wie zu ſolchen das Handlungsweſen in Rußland
ausgeſehen habe, etwas umſtaͤndlicher erzaͤhlen.
Beſchaffen-
heit der ruſ-
ſiſchen Na-
tion und
Handlung
vor den Zei-
ten Peters
des I.
§. 243.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1175>, abgerufen am 21.12.2024.
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