vortreffliche Handlungsfreyheiten erhalten hat (siehe den 244 §). Einige setzen die Entdeckung der Fahrt auf Archangel in das 1554te Jahr, mithin unter die Regierung der Königinn Mariä: welches aber dem zuwider scheint, daß unter Eduard dem VI die noch anitzo fortdaurende moscowitische oder rußische Com- pagnie errichtet worden (siehe den 176 §.). Jmmittelst blieb gleichwol die englische Schifffahrt immer noch so geringe, daß man keine Flotte in See bringen konnte, ohne Schiffe von Hamburg, Lübeck, Danzig, Genua und Venedig zu entlehnen.
§. 161.
Jhr An- wachs und Flor unter der Köni- ginn Elisa- beth, nebst der Errich- tung der ost- ländischen und ostindi- schen Hand- lungscom- pagnien.
Allein von der Zeit an, da die Königinn Elisabeth 1558 das Scepter in die Hand bekam, erhielt beydes, Schifffahrt als Handlung, ein ganz anderes Ansehen. Dieser großen Kö- niginn war die Ehre vorbehalten, daß sie den Grund zu dem Flore der heutiges Tages so wichtigen Hand- lung, und der so furchtbaren Seemacht Großbritanniens legen sollte. Und diese glücklichen Regierungsjahre der Elisabeth sind als der eigentliche Zeitpunct anzusehen, da der Flor der Hand- lung und Schifffahrt in England ist gegründet worden. Es hat aber diese Königinn nicht etwann nur den Grunb dazu ge- leget, sondern sie hat selbige auch noch bey ihrem Leben zu ei- nem ziemlichen Grade der Größe steigen sehen. Die erste Ver- anlassung dazu war der Schutz, den sie allen Kauf- und Han- delsleuten angedeyen ließ. Solcher munterte ihre Unterthanen auf, daß sie sich mit allem Eifer auf die Handlung, insonderheit mit ihren Wollenmanufacturen, legten. Um nun selbige noch blühender zu machen, führete Elisabeth neue Künste und Ma- nufacturen in ihrem Reiche ein. Mit dem Anwachse der Hand- lung wuchs zugleich die Schifffahrt Englands mit starken Schritten, und vermittelst derselben suchte man neue Länder zu entdecken. Zu dem Ende wurde 1576 Martin Forbis her, auf Befehl der Königinn, mit 3 Pinassen ausgeschickt, eine Meerenge zu suchen, wodurch man glaubte, daß die beyden americanischen Meere, das Nordmeer und das Südmeer ver- einigt, und folglich ein Weg von Westen nach Osten durch den Nord gefunden werden müßte. Ob nun wol durch diese Fahrt weiter nichts ausgerichtet ward, als daß man eine Meer- enge im Nordmeere gegen Grönland entdeckete, die von ihrem Erfinder den Namen Forbisher bekam: so war doch die Kö- niginn mit ihrer Seemacht desto glücklicher, die bereits so stark worden war, daß Elisabeth mit ihren in England selbst erbaue- ten Schiffen der zur See so mächtigen Krone Spanien Trotz bieten konnte, als mit welcher sie in einen Krieg verwickelt ward. Sie sandte daher im Jahre 1577 den großen Seehelden, Franz Drake, mit einer Flotte nach America, welcher viele Pflanzstädte zerstöhrete, und darauf durch das stille Meer nach Ostindien seegelte, endlich aber 1580 mit einer unsäglichen Sum- me an Gold und Silber zurücke kam, so er von den Spaniern erbeutet hatte. Dieser glückliche Erfolg gab den Engländern Muth und Herz, daß sie zu großen Eroberungen in den andern
Welt-
8 Cap. Von der
vortreffliche Handlungsfreyheiten erhalten hat (ſiehe den 244 §). Einige ſetzen die Entdeckung der Fahrt auf Archangel in das 1554te Jahr, mithin unter die Regierung der Koͤniginn Mariaͤ: welches aber dem zuwider ſcheint, daß unter Eduard dem VI die noch anitzo fortdaurende moſcowitiſche oder rußiſche Com- pagnie errichtet worden (ſiehe den 176 §.). Jmmittelſt blieb gleichwol die engliſche Schifffahrt immer noch ſo geringe, daß man keine Flotte in See bringen konnte, ohne Schiffe von Hamburg, Luͤbeck, Danzig, Genua und Venedig zu entlehnen.
§. 161.
Jhr An- wachs und Flor unter der Koͤni- ginn Eliſa- beth, nebſt der Errich- tung der oſt- laͤndiſchen und oſtindi- ſchen Hand- lungscom- pagnien.
Allein von der Zeit an, da die Koͤniginn Eliſabeth 1558 das Scepter in die Hand bekam, erhielt beydes, Schifffahrt als Handlung, ein ganz anderes Anſehen. Dieſer großen Koͤ- niginn war die Ehre vorbehalten, daß ſie den Grund zu dem Flore der heutiges Tages ſo wichtigen Hand- lung, und der ſo furchtbaren Seemacht Großbritanniens legen ſollte. Und dieſe gluͤcklichen Regierungsjahre der Eliſabeth ſind als der eigentliche Zeitpunct anzuſehen, da der Flor der Hand- lung und Schifffahrt in England iſt gegruͤndet worden. Es hat aber dieſe Koͤniginn nicht etwann nur den Grunb dazu ge- leget, ſondern ſie hat ſelbige auch noch bey ihrem Leben zu ei- nem ziemlichen Grade der Groͤße ſteigen ſehen. Die erſte Ver- anlaſſung dazu war der Schutz, den ſie allen Kauf- und Han- delsleuten angedeyen ließ. Solcher munterte ihre Unterthanen auf, daß ſie ſich mit allem Eifer auf die Handlung, inſonderheit mit ihren Wollenmanufacturen, legten. Um nun ſelbige noch bluͤhender zu machen, fuͤhrete Eliſabeth neue Kuͤnſte und Ma- nufacturen in ihrem Reiche ein. Mit dem Anwachſe der Hand- lung wuchs zugleich die Schifffahrt Englands mit ſtarken Schritten, und vermittelſt derſelben ſuchte man neue Laͤnder zu entdecken. Zu dem Ende wurde 1576 Martin Forbiſ her, auf Befehl der Koͤniginn, mit 3 Pinaſſen ausgeſchickt, eine Meerenge zu ſuchen, wodurch man glaubte, daß die beyden americaniſchen Meere, das Nordmeer und das Suͤdmeer ver- einigt, und folglich ein Weg von Weſten nach Oſten durch den Nord gefunden werden muͤßte. Ob nun wol durch dieſe Fahrt weiter nichts ausgerichtet ward, als daß man eine Meer- enge im Nordmeere gegen Groͤnland entdeckete, die von ihrem Erfinder den Namen Forbiſher bekam: ſo war doch die Koͤ- niginn mit ihrer Seemacht deſto gluͤcklicher, die bereits ſo ſtark worden war, daß Eliſabeth mit ihren in England ſelbſt erbaue- ten Schiffen der zur See ſo maͤchtigen Krone Spanien Trotz bieten konnte, als mit welcher ſie in einen Krieg verwickelt ward. Sie ſandte daher im Jahre 1577 den großen Seehelden, Franz Drake, mit einer Flotte nach America, welcher viele Pflanzſtaͤdte zerſtoͤhrete, und darauf durch das ſtille Meer nach Oſtindien ſeegelte, endlich aber 1580 mit einer unſaͤglichen Sum- me an Gold und Silber zuruͤcke kam, ſo er von den Spaniern erbeutet hatte. Dieſer gluͤckliche Erfolg gab den Englaͤndern Muth und Herz, daß ſie zu großen Eroberungen in den andern
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8 Cap. Von der
vortreffliche Handlungsfreyheiten erhalten hat (ſiehe den 244 §).
Einige ſetzen die Entdeckung der Fahrt auf Archangel in das
1554te Jahr, mithin unter die Regierung der Koͤniginn Mariaͤ:
welches aber dem zuwider ſcheint, daß unter Eduard dem VI
die noch anitzo fortdaurende moſcowitiſche oder rußiſche Com-
pagnie errichtet worden (ſiehe den 176 §.). Jmmittelſt blieb
gleichwol die engliſche Schifffahrt immer noch ſo geringe, daß
man keine Flotte in See bringen konnte, ohne Schiffe von
Hamburg, Luͤbeck, Danzig, Genua und Venedig zu entlehnen.
§. 161.
Allein von der Zeit an, da die Koͤniginn Eliſabeth 1558
das Scepter in die Hand bekam, erhielt beydes, Schifffahrt
als Handlung, ein ganz anderes Anſehen. Dieſer großen Koͤ-
niginn war die Ehre vorbehalten, daß ſie den Grund
zu dem Flore der heutiges Tages ſo wichtigen Hand-
lung, und der ſo furchtbaren Seemacht Großbritanniens legen
ſollte. Und dieſe gluͤcklichen Regierungsjahre der Eliſabeth ſind
als der eigentliche Zeitpunct anzuſehen, da der Flor der Hand-
lung und Schifffahrt in England iſt gegruͤndet worden. Es
hat aber dieſe Koͤniginn nicht etwann nur den Grunb dazu ge-
leget, ſondern ſie hat ſelbige auch noch bey ihrem Leben zu ei-
nem ziemlichen Grade der Groͤße ſteigen ſehen. Die erſte Ver-
anlaſſung dazu war der Schutz, den ſie allen Kauf- und Han-
delsleuten angedeyen ließ. Solcher munterte ihre Unterthanen
auf, daß ſie ſich mit allem Eifer auf die Handlung, inſonderheit
mit ihren Wollenmanufacturen, legten. Um nun ſelbige noch
bluͤhender zu machen, fuͤhrete Eliſabeth neue Kuͤnſte und Ma-
nufacturen in ihrem Reiche ein. Mit dem Anwachſe der Hand-
lung wuchs zugleich die Schifffahrt Englands mit ſtarken
Schritten, und vermittelſt derſelben ſuchte man neue Laͤnder
zu entdecken. Zu dem Ende wurde 1576 Martin Forbiſ her,
auf Befehl der Koͤniginn, mit 3 Pinaſſen ausgeſchickt, eine
Meerenge zu ſuchen, wodurch man glaubte, daß die beyden
americaniſchen Meere, das Nordmeer und das Suͤdmeer ver-
einigt, und folglich ein Weg von Weſten nach Oſten durch den
Nord gefunden werden muͤßte. Ob nun wol durch dieſe
Fahrt weiter nichts ausgerichtet ward, als daß man eine Meer-
enge im Nordmeere gegen Groͤnland entdeckete, die von ihrem
Erfinder den Namen Forbiſher bekam: ſo war doch die Koͤ-
niginn mit ihrer Seemacht deſto gluͤcklicher, die bereits ſo ſtark
worden war, daß Eliſabeth mit ihren in England ſelbſt erbaue-
ten Schiffen der zur See ſo maͤchtigen Krone Spanien Trotz
bieten konnte, als mit welcher ſie in einen Krieg verwickelt
ward. Sie ſandte daher im Jahre 1577 den großen Seehelden,
Franz Drake, mit einer Flotte nach America, welcher viele
Pflanzſtaͤdte zerſtoͤhrete, und darauf durch das ſtille Meer nach
Oſtindien ſeegelte, endlich aber 1580 mit einer unſaͤglichen Sum-
me an Gold und Silber zuruͤcke kam, ſo er von den Spaniern
erbeutet hatte. Dieſer gluͤckliche Erfolg gab den Englaͤndern
Muth und Herz, daß ſie zu großen Eroberungen in den andern
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1102>, abgerufen am 21.11.2024.
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