hen. Die Ursache, daß die Schifffahrt der Holländer so stark ist, ist hauptsächlich darinn zu suchen, weil sie ihre Frachten und Reisen zur See wohlfeiler thun, als andere Nationen, wel- ches denn machet, daß sie nicht allein ihre Waaren wohlfeiler liefern können, als andere Kaufleute; sondern auch daß andere Nationen sich zu ihrer Handlung gern der holländischen Schiffe bedienen: zumal da man nicht nur in Holland immer Schiffe nach andern Ländern segelfertig findet, sondern auch die Hol- länder ihren Kauffahrteyschiffen sogar in Friedenszeiten mehren- theils Convoyen mitgeben, und man also nicht nöthig hat, so viel Assecuranzgebühren zu bezahlen; wozu denn endlich noch die genaue Rechnung kömmt, die sie von allem demjenigen füh- ren, was ihnen anvertrauet wird.
§. 150.
Daß wir bey Erzählung der Grundsäulen der holländischenNaturgaben Hollands. Handlung die Naturgaben übergangen haben, wird nur denen fremde vorkommen, welchen unbekannt ist, daß Holland daran Mangel leide. Einige Provinzen liefern zwar ziemlich gutes Getreide, allein es ist für die Menge der Einwohner bey wei- tem nicht zureichend. Jn andern Provinzen hat man fette Wei- de, wovon so viele Kühe unterhalten werden, daß nicht nur die Einwohner reichlich mit Butter und Käse versehen sind, sondern auch sehr viel davon in andere Länder versenden können, wie denn wirklich auch damit außer Landes ein starker Handel getrieben wird. Es werden aber die wenigsten von diesen Kühen in dem Lande gezeuget; sondern man holet sie größtentheils aus Deutschland, vorzüglich aus Holstein und Ostfrießland, ingleichen aus Jütland und Dänemark mager, da sie denn nach etlichen Wochen von der dasigen Weide fett werden, und reichliche Milch geben: und eben diese Viehzucht ist nach den Manufacturen, und der Handlung, den Holländern besonders vortheilhaftig. Schafe hingegen werden in den Provinzen der vereinigten Niederlande wenig gehalten, und diejenigen, die sie haben, tragen über dieses nur eine grobe, harte und schlechte Wolle. An einigen Orten wächst auch Hanf und Flachs, aber ebenfalls sehr wenig; und an andern Orten, sonderlich um Amersfort, wird ziemlich guter Taback, und in Seeland viel Färberröthe gebauet. An verschiedenen Orten wird Torf ge- graben, welcher fast durchgehends in den vereinigten Nieder- landen zur Feuerung gebraucht wird; in Oberyssel gräbt man Steinkohlen; und in Holland findet man an einigen Orten feine Erde, aus welcher unächtes Porcellän und Tabackspfeifen gemacht werden. Wenn man endlich noch die Fische hinzusetzet, die in der See und in den holländischen Flüssen gefangen wer- den, (§. 148.) wie denn die Fischerey nebst der obgedachten Vieh- zucht der Holländer ihr ältestes Nahrungsmittel ist: so werden wenige Naturgaben noch fehlen, die Holland hervorbringt, und zur Handlung gebraucht werden können.
§. 151.
(H h) 5
und hollaͤndiſchen Handlung.
hen. Die Urſache, daß die Schifffahrt der Hollaͤnder ſo ſtark iſt, iſt hauptſaͤchlich darinn zu ſuchen, weil ſie ihre Frachten und Reiſen zur See wohlfeiler thun, als andere Nationen, wel- ches denn machet, daß ſie nicht allein ihre Waaren wohlfeiler liefern koͤnnen, als andere Kaufleute; ſondern auch daß andere Nationen ſich zu ihrer Handlung gern der hollaͤndiſchen Schiffe bedienen: zumal da man nicht nur in Holland immer Schiffe nach andern Laͤndern ſegelfertig findet, ſondern auch die Hol- laͤnder ihren Kauffahrteyſchiffen ſogar in Friedenszeiten mehren- theils Convoyen mitgeben, und man alſo nicht noͤthig hat, ſo viel Aſſecuranzgebuͤhren zu bezahlen; wozu denn endlich noch die genaue Rechnung koͤmmt, die ſie von allem demjenigen fuͤh- ren, was ihnen anvertrauet wird.
§. 150.
Daß wir bey Erzaͤhlung der Grundſaͤulen der hollaͤndiſchenNaturgaben Hollands. Handlung die Naturgaben uͤbergangen haben, wird nur denen fremde vorkommen, welchen unbekannt iſt, daß Holland daran Mangel leide. Einige Provinzen liefern zwar ziemlich gutes Getreide, allein es iſt fuͤr die Menge der Einwohner bey wei- tem nicht zureichend. Jn andern Provinzen hat man fette Wei- de, wovon ſo viele Kuͤhe unterhalten werden, daß nicht nur die Einwohner reichlich mit Butter und Kaͤſe verſehen ſind, ſondern auch ſehr viel davon in andere Laͤnder verſenden koͤnnen, wie denn wirklich auch damit außer Landes ein ſtarker Handel getrieben wird. Es werden aber die wenigſten von dieſen Kuͤhen in dem Lande gezeuget; ſondern man holet ſie groͤßtentheils aus Deutſchland, vorzuͤglich aus Holſtein und Oſtfrießland, ingleichen aus Juͤtland und Daͤnemark mager, da ſie denn nach etlichen Wochen von der daſigen Weide fett werden, und reichliche Milch geben: und eben dieſe Viehzucht iſt nach den Manufacturen, und der Handlung, den Hollaͤndern beſonders vortheilhaftig. Schafe hingegen werden in den Provinzen der vereinigten Niederlande wenig gehalten, und diejenigen, die ſie haben, tragen uͤber dieſes nur eine grobe, harte und ſchlechte Wolle. An einigen Orten waͤchſt auch Hanf und Flachs, aber ebenfalls ſehr wenig; und an andern Orten, ſonderlich um Amersfort, wird ziemlich guter Taback, und in Seeland viel Faͤrberroͤthe gebauet. An verſchiedenen Orten wird Torf ge- graben, welcher faſt durchgehends in den vereinigten Nieder- landen zur Feuerung gebraucht wird; in Oberyſſel graͤbt man Steinkohlen; und in Holland findet man an einigen Orten feine Erde, aus welcher unaͤchtes Porcellaͤn und Tabackspfeifen gemacht werden. Wenn man endlich noch die Fiſche hinzuſetzet, die in der See und in den hollaͤndiſchen Fluͤſſen gefangen wer- den, (§. 148.) wie denn die Fiſcherey nebſt der obgedachten Vieh- zucht der Hollaͤnder ihr aͤlteſtes Nahrungsmittel iſt: ſo werden wenige Naturgaben noch fehlen, die Holland hervorbringt, und zur Handlung gebraucht werden koͤnnen.
§. 151.
(H h) 5
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f1093"n="489"/><fwplace="top"type="header">und hollaͤndiſchen Handlung.</fw><lb/>
hen. Die Urſache, daß die Schifffahrt der Hollaͤnder ſo <hirendition="#fr">ſtark</hi><lb/>
iſt, iſt hauptſaͤchlich darinn zu ſuchen, weil ſie ihre Frachten<lb/>
und Reiſen zur See wohlfeiler thun, als andere Nationen, wel-<lb/>
ches denn machet, daß ſie nicht allein ihre Waaren wohlfeiler<lb/>
liefern koͤnnen, als andere Kaufleute; ſondern auch daß andere<lb/>
Nationen ſich zu ihrer Handlung gern der hollaͤndiſchen Schiffe<lb/>
bedienen: zumal da man nicht nur in Holland immer Schiffe<lb/>
nach andern Laͤndern ſegelfertig findet, ſondern auch die Hol-<lb/>
laͤnder ihren Kauffahrteyſchiffen ſogar in Friedenszeiten mehren-<lb/>
theils Convoyen mitgeben, und man alſo nicht noͤthig hat, ſo<lb/>
viel Aſſecuranzgebuͤhren zu bezahlen; wozu denn endlich noch<lb/>
die genaue Rechnung koͤmmt, die ſie von allem demjenigen fuͤh-<lb/>
ren, was ihnen anvertrauet wird.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 150.</head><lb/><p>Daß wir bey Erzaͤhlung der Grundſaͤulen der hollaͤndiſchen<noteplace="right">Naturgaben<lb/>
Hollands.</note><lb/>
Handlung die <hirendition="#fr">Naturgaben</hi> uͤbergangen haben, wird nur denen<lb/>
fremde vorkommen, welchen unbekannt iſt, daß Holland daran<lb/>
Mangel leide. Einige Provinzen liefern zwar ziemlich gutes<lb/><hirendition="#fr">Getreide,</hi> allein es iſt fuͤr die Menge der Einwohner bey wei-<lb/>
tem nicht zureichend. Jn andern Provinzen hat man fette Wei-<lb/>
de, wovon ſo viele Kuͤhe unterhalten werden, daß nicht nur<lb/>
die Einwohner reichlich mit <hirendition="#fr">Butter</hi> und <hirendition="#fr">Kaͤſe</hi> verſehen ſind,<lb/>ſondern auch ſehr viel davon in andere Laͤnder verſenden koͤnnen,<lb/>
wie denn wirklich auch damit außer Landes ein ſtarker Handel<lb/>
getrieben wird. Es werden aber die wenigſten von dieſen Kuͤhen<lb/>
in dem Lande gezeuget; ſondern man holet ſie groͤßtentheils<lb/>
aus Deutſchland, vorzuͤglich aus Holſtein und Oſtfrießland,<lb/>
ingleichen aus Juͤtland und Daͤnemark mager, da ſie denn<lb/>
nach etlichen Wochen von der daſigen Weide fett werden, und<lb/>
reichliche Milch geben: und eben dieſe Viehzucht iſt nach den<lb/>
Manufacturen, und der Handlung, den Hollaͤndern beſonders<lb/>
vortheilhaftig. Schafe hingegen werden in den Provinzen der<lb/>
vereinigten Niederlande wenig gehalten, und diejenigen, die ſie<lb/>
haben, tragen uͤber dieſes nur eine grobe, harte und ſchlechte<lb/><hirendition="#fr">Wolle.</hi> An einigen Orten waͤchſt auch <hirendition="#fr">Hanf</hi> und <hirendition="#fr">Flachs,</hi> aber<lb/>
ebenfalls ſehr wenig; und an andern Orten, ſonderlich um<lb/>
Amersfort, wird ziemlich guter <hirendition="#fr">Taback,</hi> und in Seeland viel<lb/><hirendition="#fr">Faͤrberroͤthe</hi> gebauet. An verſchiedenen Orten wird <hirendition="#fr">Torf</hi> ge-<lb/>
graben, welcher faſt durchgehends in den vereinigten Nieder-<lb/>
landen zur Feuerung gebraucht wird; in Oberyſſel graͤbt man<lb/><hirendition="#fr">Steinkohlen;</hi> und in Holland findet man an einigen Orten<lb/><hirendition="#fr">feine Erde,</hi> aus welcher unaͤchtes Porcellaͤn und Tabackspfeifen<lb/>
gemacht werden. Wenn man endlich noch die <hirendition="#fr">Fiſche</hi> hinzuſetzet,<lb/>
die in der See und in den hollaͤndiſchen Fluͤſſen gefangen wer-<lb/>
den, (§. 148.) wie denn die Fiſcherey nebſt der obgedachten Vieh-<lb/>
zucht der Hollaͤnder ihr aͤlteſtes Nahrungsmittel iſt: ſo werden<lb/>
wenige Naturgaben noch fehlen, die Holland hervorbringt, und<lb/>
zur Handlung gebraucht werden koͤnnen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">(H h) 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">§. 151.</fw><lb/></div></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[489/1093]
und hollaͤndiſchen Handlung.
hen. Die Urſache, daß die Schifffahrt der Hollaͤnder ſo ſtark
iſt, iſt hauptſaͤchlich darinn zu ſuchen, weil ſie ihre Frachten
und Reiſen zur See wohlfeiler thun, als andere Nationen, wel-
ches denn machet, daß ſie nicht allein ihre Waaren wohlfeiler
liefern koͤnnen, als andere Kaufleute; ſondern auch daß andere
Nationen ſich zu ihrer Handlung gern der hollaͤndiſchen Schiffe
bedienen: zumal da man nicht nur in Holland immer Schiffe
nach andern Laͤndern ſegelfertig findet, ſondern auch die Hol-
laͤnder ihren Kauffahrteyſchiffen ſogar in Friedenszeiten mehren-
theils Convoyen mitgeben, und man alſo nicht noͤthig hat, ſo
viel Aſſecuranzgebuͤhren zu bezahlen; wozu denn endlich noch
die genaue Rechnung koͤmmt, die ſie von allem demjenigen fuͤh-
ren, was ihnen anvertrauet wird.
§. 150.
Daß wir bey Erzaͤhlung der Grundſaͤulen der hollaͤndiſchen
Handlung die Naturgaben uͤbergangen haben, wird nur denen
fremde vorkommen, welchen unbekannt iſt, daß Holland daran
Mangel leide. Einige Provinzen liefern zwar ziemlich gutes
Getreide, allein es iſt fuͤr die Menge der Einwohner bey wei-
tem nicht zureichend. Jn andern Provinzen hat man fette Wei-
de, wovon ſo viele Kuͤhe unterhalten werden, daß nicht nur
die Einwohner reichlich mit Butter und Kaͤſe verſehen ſind,
ſondern auch ſehr viel davon in andere Laͤnder verſenden koͤnnen,
wie denn wirklich auch damit außer Landes ein ſtarker Handel
getrieben wird. Es werden aber die wenigſten von dieſen Kuͤhen
in dem Lande gezeuget; ſondern man holet ſie groͤßtentheils
aus Deutſchland, vorzuͤglich aus Holſtein und Oſtfrießland,
ingleichen aus Juͤtland und Daͤnemark mager, da ſie denn
nach etlichen Wochen von der daſigen Weide fett werden, und
reichliche Milch geben: und eben dieſe Viehzucht iſt nach den
Manufacturen, und der Handlung, den Hollaͤndern beſonders
vortheilhaftig. Schafe hingegen werden in den Provinzen der
vereinigten Niederlande wenig gehalten, und diejenigen, die ſie
haben, tragen uͤber dieſes nur eine grobe, harte und ſchlechte
Wolle. An einigen Orten waͤchſt auch Hanf und Flachs, aber
ebenfalls ſehr wenig; und an andern Orten, ſonderlich um
Amersfort, wird ziemlich guter Taback, und in Seeland viel
Faͤrberroͤthe gebauet. An verſchiedenen Orten wird Torf ge-
graben, welcher faſt durchgehends in den vereinigten Nieder-
landen zur Feuerung gebraucht wird; in Oberyſſel graͤbt man
Steinkohlen; und in Holland findet man an einigen Orten
feine Erde, aus welcher unaͤchtes Porcellaͤn und Tabackspfeifen
gemacht werden. Wenn man endlich noch die Fiſche hinzuſetzet,
die in der See und in den hollaͤndiſchen Fluͤſſen gefangen wer-
den, (§. 148.) wie denn die Fiſcherey nebſt der obgedachten Vieh-
zucht der Hollaͤnder ihr aͤlteſtes Nahrungsmittel iſt: ſo werden
wenige Naturgaben noch fehlen, die Holland hervorbringt, und
zur Handlung gebraucht werden koͤnnen.
Naturgaben
Hollands.
§. 151.
(H h) 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1093>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.