Engländer Franzosen, Schottländer, Castilianer, Portugie- sen, Arragonier, Navarrer, Catalonier, Biscajer, Venetia- ner, Florentiner, Genueser, Luccaer, Milaneser, Dänen und Schweden hier ein Ablager, und eine Gesellschaft von ihren Kaufleuten der Handlung wegen angeleget. Dieser Anwachs der Handlung zu Brügge machte ihre Einwohner so hochmüthig und trotzig, daß ihre Aufführung nicht nur die fremden Kauf- leute verjagte, sondern daß sie auch wider ihren eigenen Herrn verwegen wurden; dadurch aber den Untergang ihrer Hand- lung beförderten, welcher 1487 erfolgte. Denn als in solchem Jahre der Krieg zwischeu den Flanderern und dem Erzherzoge Maximilian, ihrem Herrn, seinen Anfang nahm; so halfen die Antwerper und Amsterdamer, welche über die Größe der Brüg- ger Handlung eifersüchtig waren, dem Erzherzoge die Wider- spänstigkeit dieser Stadt züchtigen, und erhielten für ihre gelei- stete Hülfe alle diejenigen Freyheiten zur Belohnung, welche die Brügger, der Handlung halber, bisher gehabt hatten.
§. 136.
Es zog sich also nunmehro der Handel nach AntwerpenAufkommen der Hand- lung zu Ant- werpen. und Amsterdam, doch vorzüglich nach der erstern Stadt, we- gen dieser ihrer sehr vortheilhaften Lage zur Handlung. Sie ward in der That der allgemeine Markt von Europa: die Jta- liener, deren Stoffe um solche Zeit bey allen Europäern großen Beyfall erhalten hatten, brachten solche häufig nach Antwer- pen; die Portugiesen und Spanier, welche beyde Jndien gefun- den hatten (§. 30), führeten Gewürze und andere ost- und westindische Waaren dahin; die Engländer errichteten daselbst ein großes Magazin von ihren Waaren; und die Hansestädte verlegten ihr Comtoir von Brügge hieher. Außerdem bewog die Verfolgung wegen der Religion, welche in Deutschland unter Carln dem V, in Frankreich unter Heinrich dem II, und in Eng- land unter der Königinn Maria, entstand, viele Personen, vor- züglich Kaufleute und Handwerker, daß sie ihre Zuflucht nach den Niederlanden, besonders nach Antwerpen, nahmen. Ein solcher großer Zusammenfluß von allen denenjenigen Völkern, die damals hauptsächlich Kaufmannschaft trieben, nebst der Menge der vortrefflichsten Manufacturen, die in dieser Stadt verfertiget wurden, machte sie nicht nur zur größten, reichsten und berühmtesten Handelsstadt in den Niederlanden, sondern auch zur Königinn unter allen Handelsplätzen in der ganzen Welt: wie man denn um das Jahr 1550 oftmals bey dritte- halbtausend mit allerhand Kaufmannswaaren beladene Schiffe auf der Schelde gesehen; nicht zu gedenken, daß alle europäi- sche Königreiche und Fürstenthümer ihre eigene Kaufhäuser und Niederlagen daselbst hatten.
§. 137.
Wie aber die Spanier den sämtlichen Niederlanden ihreVerfall der niederländis. Handlung überhaupt. Freyheiten nehmen, und auch sogar die Jnquisition einführen wollten: so kam alles daselbst in die größte Unruhe. Zur Dämpfung derselben wurde 1567 der Herzog von Alba dahin
geschickt;
(G g 5)
und hollaͤndiſchen Handlung.
Englaͤnder Franzoſen, Schottlaͤnder, Caſtilianer, Portugie- ſen, Arragonier, Navarrer, Catalonier, Biscajer, Venetia- ner, Florentiner, Genueſer, Luccaer, Milaneſer, Daͤnen und Schweden hier ein Ablager, und eine Geſellſchaft von ihren Kaufleuten der Handlung wegen angeleget. Dieſer Anwachs der Handlung zu Bruͤgge machte ihre Einwohner ſo hochmuͤthig und trotzig, daß ihre Auffuͤhrung nicht nur die fremden Kauf- leute verjagte, ſondern daß ſie auch wider ihren eigenen Herrn verwegen wurden; dadurch aber den Untergang ihrer Hand- lung befoͤrderten, welcher 1487 erfolgte. Denn als in ſolchem Jahre der Krieg zwiſcheu den Flanderern und dem Erzherzoge Maximilian, ihrem Herrn, ſeinen Anfang nahm; ſo halfen die Antwerper und Amſterdamer, welche uͤber die Groͤße der Bruͤg- ger Handlung eiferſuͤchtig waren, dem Erzherzoge die Wider- ſpaͤnſtigkeit dieſer Stadt zuͤchtigen, und erhielten fuͤr ihre gelei- ſtete Huͤlfe alle diejenigen Freyheiten zur Belohnung, welche die Bruͤgger, der Handlung halber, bisher gehabt hatten.
§. 136.
Es zog ſich alſo nunmehro der Handel nach AntwerpenAufkommen der Hand- lung zu Ant- werpen. und Amſterdam, doch vorzuͤglich nach der erſtern Stadt, we- gen dieſer ihrer ſehr vortheilhaften Lage zur Handlung. Sie ward in der That der allgemeine Markt von Europa: die Jta- liener, deren Stoffe um ſolche Zeit bey allen Europaͤern großen Beyfall erhalten hatten, brachten ſolche haͤufig nach Antwer- pen; die Portugieſen und Spanier, welche beyde Jndien gefun- den hatten (§. 30), fuͤhreten Gewuͤrze und andere oſt- und weſtindiſche Waaren dahin; die Englaͤnder errichteten daſelbſt ein großes Magazin von ihren Waaren; und die Hanſeſtaͤdte verlegten ihr Comtoir von Bruͤgge hieher. Außerdem bewog die Verfolgung wegen der Religion, welche in Deutſchland unter Carln dem V, in Frankreich unter Heinrich dem II, und in Eng- land unter der Koͤniginn Maria, entſtand, viele Perſonen, vor- zuͤglich Kaufleute und Handwerker, daß ſie ihre Zuflucht nach den Niederlanden, beſonders nach Antwerpen, nahmen. Ein ſolcher großer Zuſammenfluß von allen denenjenigen Voͤlkern, die damals hauptſaͤchlich Kaufmannſchaft trieben, nebſt der Menge der vortrefflichſten Manufacturen, die in dieſer Stadt verfertiget wurden, machte ſie nicht nur zur groͤßten, reichſten und beruͤhmteſten Handelsſtadt in den Niederlanden, ſondern auch zur Koͤniginn unter allen Handelsplaͤtzen in der ganzen Welt: wie man denn um das Jahr 1550 oftmals bey dritte- halbtauſend mit allerhand Kaufmannswaaren beladene Schiffe auf der Schelde geſehen; nicht zu gedenken, daß alle europaͤi- ſche Koͤnigreiche und Fuͤrſtenthuͤmer ihre eigene Kaufhaͤuſer und Niederlagen daſelbſt hatten.
§. 137.
Wie aber die Spanier den ſaͤmtlichen Niederlanden ihreVerfall der niedeꝛlaͤndiſ. Handlung uͤberhaupt. Freyheiten nehmen, und auch ſogar die Jnquiſition einfuͤhren wollten: ſo kam alles daſelbſt in die groͤßte Unruhe. Zur Daͤmpfung derſelben wurde 1567 der Herzog von Alba dahin
geſchickt;
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Englaͤnder Franzoſen, Schottlaͤnder, Caſtilianer, Portugie-
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ner, Florentiner, Genueſer, Luccaer, Milaneſer, Daͤnen und
Schweden hier ein Ablager, und eine Geſellſchaft von ihren
Kaufleuten der Handlung wegen angeleget. Dieſer Anwachs
der Handlung zu Bruͤgge machte ihre Einwohner ſo hochmuͤthig
und trotzig, daß ihre Auffuͤhrung nicht nur die fremden Kauf-
leute verjagte, ſondern daß ſie auch wider ihren eigenen Herrn
verwegen wurden; dadurch aber den Untergang ihrer Hand-
lung befoͤrderten, welcher 1487 erfolgte. Denn als in ſolchem
Jahre der Krieg zwiſcheu den Flanderern und dem Erzherzoge
Maximilian, ihrem Herrn, ſeinen Anfang nahm; ſo halfen die
Antwerper und Amſterdamer, welche uͤber die Groͤße der Bruͤg-
ger Handlung eiferſuͤchtig waren, dem Erzherzoge die Wider-
ſpaͤnſtigkeit dieſer Stadt zuͤchtigen, und erhielten fuͤr ihre gelei-
ſtete Huͤlfe alle diejenigen Freyheiten zur Belohnung, welche
die Bruͤgger, der Handlung halber, bisher gehabt hatten.
§. 136.
Es zog ſich alſo nunmehro der Handel nach Antwerpen
und Amſterdam, doch vorzuͤglich nach der erſtern Stadt, we-
gen dieſer ihrer ſehr vortheilhaften Lage zur Handlung. Sie
ward in der That der allgemeine Markt von Europa: die Jta-
liener, deren Stoffe um ſolche Zeit bey allen Europaͤern großen
Beyfall erhalten hatten, brachten ſolche haͤufig nach Antwer-
pen; die Portugieſen und Spanier, welche beyde Jndien gefun-
den hatten (§. 30), fuͤhreten Gewuͤrze und andere oſt- und
weſtindiſche Waaren dahin; die Englaͤnder errichteten daſelbſt
ein großes Magazin von ihren Waaren; und die Hanſeſtaͤdte
verlegten ihr Comtoir von Bruͤgge hieher. Außerdem bewog
die Verfolgung wegen der Religion, welche in Deutſchland unter
Carln dem V, in Frankreich unter Heinrich dem II, und in Eng-
land unter der Koͤniginn Maria, entſtand, viele Perſonen, vor-
zuͤglich Kaufleute und Handwerker, daß ſie ihre Zuflucht nach
den Niederlanden, beſonders nach Antwerpen, nahmen. Ein
ſolcher großer Zuſammenfluß von allen denenjenigen Voͤlkern,
die damals hauptſaͤchlich Kaufmannſchaft trieben, nebſt der
Menge der vortrefflichſten Manufacturen, die in dieſer Stadt
verfertiget wurden, machte ſie nicht nur zur groͤßten, reichſten
und beruͤhmteſten Handelsſtadt in den Niederlanden, ſondern
auch zur Koͤniginn unter allen Handelsplaͤtzen in der ganzen
Welt: wie man denn um das Jahr 1550 oftmals bey dritte-
halbtauſend mit allerhand Kaufmannswaaren beladene Schiffe
auf der Schelde geſehen; nicht zu gedenken, daß alle europaͤi-
ſche Koͤnigreiche und Fuͤrſtenthuͤmer ihre eigene Kaufhaͤuſer und
Niederlagen daſelbſt hatten.
Aufkommen
der Hand-
lung zu Ant-
werpen.
§. 137.
Wie aber die Spanier den ſaͤmtlichen Niederlanden ihre
Freyheiten nehmen, und auch ſogar die Jnquiſition einfuͤhren
wollten: ſo kam alles daſelbſt in die groͤßte Unruhe. Zur
Daͤmpfung derſelben wurde 1567 der Herzog von Alba dahin
geſchickt;
Verfall der
niedeꝛlaͤndiſ.
Handlung
uͤberhaupt.
(G g 5)
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1077>, abgerufen am 21.11.2024.
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