öfter fremde Schiffe in den Häfen von Portugal, als portugie- sische Schiffe in den Häfen der andern europäischen Nationen sieht (§. 107). Dieser weitläuftigen Handlung ohngeachtet, und ohn- geachtet die Portugiesen sich ganz und gar auf die Handlung und Schifffahrt legen, wie denn die portugiesischen Kaufleute den Ruhm haben, daß sie den Handel aus dem Grunde verste- hen; ja ohngeachtet Portugal selbst nicht nur eine sehr bequeme Lage zur Stehandlung hat, sondern auch mit den vortrefflich- sten Naturgaben gesegnet ist (§. 110), und die kostbarsten Waa- ren aus seinen Colonien erhält (§. 112): so zieht doch dieses Königreich aus seiner Handlung keinen sonderlich beträchtlichen Gewinn, weil eben der große Reichthum die Portugiesen faul und wollüstig macht. Denn dieses verursachet, daß es in Por- tugal mit den beyden Grundsäulen der Handlung, nämlich dem Feld- und Landbaue (§. 113,) und den Manufacturen (§. 111), schlecht beschaffen ist. Daher fehlet den Portugiesen von dem, was sowol zur Nothdurft, als zur Bequemlichkeit des Lebens gehöret, sehr vieles. Dieses nöthiget Portugal, daß es, beydes seine eigenen Waaren, als auch die Waaren seiner Neben- länder in den andern Theilen der Welt, an die Europäer, gegen Ge- treide und fast alle Manufacturen vor sich und seine Colonien, hingeben muß: weswegen denn zwar andere europäische Nationen mit Portugal, aber nicht dieses mit jenen, eine vortheilhaftige Handlung treiben. Ein mehrers von Portugal enthält ein besonderer Artikel in unserer Akad. der Kaufl.
Das 6 Capitel. Von der spanischen Handlung.
§. 115.
Der Portugiesen näheste Nachbarn sind die Spanier: dochAnfang der spanischen Seehand- lung außer Europa, vermittelst der Entde- ckung der neuen Welt: ist dieses nicht die wahre Ursache, warum wir nunmehro von der spanischen Handlung reden wollen, als vielmehr, weil bald nach der Zeit, da die Portugiesen sich in Ostindien fest ge- setzet hatten, die Spanier die erste Schifffahrt nach dem mit unbeschreiblichen Schätzen begabten Westindien, oder America, auch, die Neue Welt genannt, unternommen haben (§. 30). Hierdurch haben sie den Grund zu ihrer so wichtigen Hand- lung geleget, woran alle europäische Nationen noch gegenwär- tig großen Antheil nehmen, und die man mit Recht die einträg- lichste von ganz Europa nennen kann. Es hat damit folgende Bewandtniß:
Christoph Columbus, ein berühmter Seefahrer und von1) Entde- ckung der vordern Jn- seln der neuen Welt durch Chri- stoph Co- lumbus. Geburt ein Genueser, meldete sich, nachdem er auf die Gedan- ken gekommen war, daß auch die andere Halbkugel der Erde bewohnt seyn müßte , diesfalls bey dem Rathe zu Genua, hernach bey dem Könige Alphonsus dem V von Portugal, und zuletzt bey Heinrichen dem VII von England an, und erbot sich,
auf
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portugieſiſchen Handlung.
oͤfter fremde Schiffe in den Haͤfen von Portugal, als portugie- ſiſche Schiffe in den Haͤfen der andern europaͤiſchen Nationen ſieht (§. 107). Dieſer weitlaͤuftigen Handlung ohngeachtet, und ohn- geachtet die Portugieſen ſich ganz und gar auf die Handlung und Schifffahrt legen, wie denn die portugieſiſchen Kaufleute den Ruhm haben, daß ſie den Handel aus dem Grunde verſte- hen; ja ohngeachtet Portugal ſelbſt nicht nur eine ſehr bequeme Lage zur Stehandlung hat, ſondern auch mit den vortrefflich- ſten Naturgaben geſegnet iſt (§. 110), und die koſtbarſten Waa- ren aus ſeinen Colonien erhaͤlt (§. 112): ſo zieht doch dieſes Koͤnigreich aus ſeiner Handlung keinen ſonderlich betraͤchtlichen Gewinn, weil eben der große Reichthum die Portugieſen faul und wolluͤſtig macht. Denn dieſes verurſachet, daß es in Por- tugal mit den beyden Grundſaͤulen der Handlung, naͤmlich dem Feld- und Landbaue (§. 113,) und den Manufacturen (§. 111), ſchlecht beſchaffen iſt. Daher fehlet den Portugieſen von dem, was ſowol zur Nothdurft, als zur Bequemlichkeit des Lebens gehoͤret, ſehr vieles. Dieſes noͤthiget Portugal, daß es, beydes ſeine eigenen Waaren, als auch die Waaren ſeiner Neben- laͤnder in den andern Theilen der Welt, an die Europaͤer, gegen Ge- treide und faſt alle Manufacturen vor ſich und ſeine Colonien, hingeben muß: weswegen denn zwar andere europaͤiſche Nationen mit Portugal, aber nicht dieſes mit jenen, eine vortheilhaftige Handlung treiben. Ein mehrers von Portugal enthaͤlt ein beſonderer Artikel in unſerer Akad. der Kaufl.
Das 6 Capitel. Von der ſpaniſchen Handlung.
§. 115.
Der Portugieſen naͤheſte Nachbarn ſind die Spanier: dochAnfang der ſpaniſchen Seehand- lung außer Europa, vermittelſt der Entde- ckung der neuen Welt: iſt dieſes nicht die wahre Urſache, warum wir nunmehro von der ſpaniſchen Handlung reden wollen, als vielmehr, weil bald nach der Zeit, da die Portugieſen ſich in Oſtindien feſt ge- ſetzet hatten, die Spanier die erſte Schifffahrt nach dem mit unbeſchreiblichen Schaͤtzen begabten Weſtindien, oder America, auch, die Neue Welt genannt, unternommen haben (§. 30). Hierdurch haben ſie den Grund zu ihrer ſo wichtigen Hand- lung geleget, woran alle europaͤiſche Nationen noch gegenwaͤr- tig großen Antheil nehmen, und die man mit Recht die eintraͤg- lichſte von ganz Europa nennen kann. Es hat damit folgende Bewandtniß:
Chriſtoph Columbus, ein beruͤhmter Seefahrer und von1) Entde- ckung der vordern Jn- ſeln der neuen Welt durch Chri- ſtoph Co- lumbus. Geburt ein Genueſer, meldete ſich, nachdem er auf die Gedan- ken gekommen war, daß auch die andere Halbkugel der Erde bewohnt ſeyn muͤßte , diesfalls bey dem Rathe zu Genua, hernach bey dem Koͤnige Alphonſus dem V von Portugal, und zuletzt bey Heinrichen dem VII von England an, und erbot ſich,
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portugieſiſchen Handlung.
oͤfter fremde Schiffe in den Haͤfen von Portugal, als portugie-
ſiſche Schiffe in den Haͤfen der andern europaͤiſchen Nationen ſieht
(§. 107). Dieſer weitlaͤuftigen Handlung ohngeachtet, und ohn-
geachtet die Portugieſen ſich ganz und gar auf die Handlung
und Schifffahrt legen, wie denn die portugieſiſchen Kaufleute
den Ruhm haben, daß ſie den Handel aus dem Grunde verſte-
hen; ja ohngeachtet Portugal ſelbſt nicht nur eine ſehr bequeme
Lage zur Stehandlung hat, ſondern auch mit den vortrefflich-
ſten Naturgaben geſegnet iſt (§. 110), und die koſtbarſten Waa-
ren aus ſeinen Colonien erhaͤlt (§. 112): ſo zieht doch dieſes
Koͤnigreich aus ſeiner Handlung keinen ſonderlich betraͤchtlichen
Gewinn, weil eben der große Reichthum die Portugieſen faul
und wolluͤſtig macht. Denn dieſes verurſachet, daß es in Por-
tugal mit den beyden Grundſaͤulen der Handlung, naͤmlich
dem Feld- und Landbaue (§. 113,) und den Manufacturen (§. 111),
ſchlecht beſchaffen iſt. Daher fehlet den Portugieſen von
dem, was ſowol zur Nothdurft, als zur Bequemlichkeit des
Lebens gehoͤret, ſehr vieles. Dieſes noͤthiget Portugal, daß es,
beydes ſeine eigenen Waaren, als auch die Waaren ſeiner Neben-
laͤnder in den andern Theilen der Welt, an die Europaͤer, gegen Ge-
treide und faſt alle Manufacturen vor ſich und ſeine Colonien,
hingeben muß: weswegen denn zwar andere europaͤiſche Nationen
mit Portugal, aber nicht dieſes mit jenen, eine vortheilhaftige
Handlung treiben. Ein mehrers von Portugal enthaͤlt ein
beſonderer Artikel in unſerer Akad. der Kaufl.
Das 6 Capitel.
Von der ſpaniſchen Handlung.
§. 115.
Der Portugieſen naͤheſte Nachbarn ſind die Spanier: doch
iſt dieſes nicht die wahre Urſache, warum wir nunmehro
von der ſpaniſchen Handlung reden wollen, als vielmehr, weil
bald nach der Zeit, da die Portugieſen ſich in Oſtindien feſt ge-
ſetzet hatten, die Spanier die erſte Schifffahrt nach dem mit
unbeſchreiblichen Schaͤtzen begabten Weſtindien, oder America,
auch, die Neue Welt genannt, unternommen haben (§. 30).
Hierdurch haben ſie den Grund zu ihrer ſo wichtigen Hand-
lung geleget, woran alle europaͤiſche Nationen noch gegenwaͤr-
tig großen Antheil nehmen, und die man mit Recht die eintraͤg-
lichſte von ganz Europa nennen kann. Es hat damit folgende
Bewandtniß:
Anfang der
ſpaniſchen
Seehand-
lung außer
Europa,
vermittelſt
der Entde-
ckung der
neuen Welt:
Chriſtoph Columbus, ein beruͤhmter Seefahrer und von
Geburt ein Genueſer, meldete ſich, nachdem er auf die Gedan-
ken gekommen war, daß auch die andere Halbkugel der Erde
bewohnt ſeyn muͤßte , diesfalls bey dem Rathe zu Genua,
hernach bey dem Koͤnige Alphonſus dem V von Portugal, und
zuletzt bey Heinrichen dem VII von England an, und erbot ſich,
auf
1) Entde-
ckung der
vordern Jn-
ſeln der
neuen Welt
durch Chri-
ſtoph Co-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1059>, abgerufen am 21.11.2024.
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