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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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portugiesischen Handlung.
§. 111.

Zu der zweyten Classe rechnen wir die portugiesischen Ma-2) Portugie-
sische Manu-
facturen.

nufacturen. Denn ob sich gleich die Portugiesen nicht auf sol-
che legen wollen, sondern ihre schönen Materialien lieber roh
aus dem Lande geben, weil sie mit ihren ost- und westindischen,
auch einheimischen Naturgaben allerley Tücher, Zeuge, und
was sie sonst nöthig haben, einhandeln können: so giebt es doch
einige Manufacturen in Portugal, wenn sie gleich noch lange
nicht in dem Stande sind, wie in andern Ländern: und will
man den Engländern Schuld geben, daß sie alle ersinnliche Mü-
he anwendeten, damit die Portugiesen im Fabrik- und Manu-
facturwesen nicht klüger werden möchten. Jndessen scheint es
doch, ob dürfte es sich unter der itzigen Regierung mit der Zeit
ändern (§. 105). Es sind aber die portugiesischen Manufactu-
ren 1) Tuch und wollene Zeuge, welche in verschiedenen
Städten von ziemlicher Güte, aber lange nicht in hinlängli-
cher Menge zur Bekleidung der Einwohner, fabriciret werden.
Ferner hat man in Lissabon, und an einigen andern Orten 2)
Seidenmanufacturen angeleget. Gleiche Bewandtniß hat es
3) mit der Leinwand, und 4) mit dem Zwirne, welcher nebst
der Leinwand, und wollenen Zeugen, zum Theil nach Brasilien,
und den portugiesischen Jnseln auf dem atlantischen Meere und
bey Africa verführet wird: wohin desgleichen 5) vieles von dem
Töpfergeschirre gebracht wird, so man an verschiedenen Or-
ten des Königreichs aus der dasigen wohlriechenden Töpfererde
verfertiget. Aus dem portugiesischen Oele wird 6) eine vor-
treffliche weiße Seife gemacht, welche theils nach den portu-
giesischen Ländern außer Europa, theils nach den europäischen
Ländern versendet wird. Jn Alentejo und Algarve wird 7)
viel artige Arbeit von Stroh und Rohr verfertiget. Der 8)
candirten Sachen haben wir schon oben (§. 110.) gedacht. Hin-
gegen darf, vermöge eines königlichen Verboths, kein gemünz-
tes Gold
aus Portugal geführet werden.

§. 112.

Die dritte Classe machen diejenigen Waaren aus, welche3) Waaren
der portugie-
sischen Län-
der außer
Europa.

Portugal aus seinen in dem atlantischen Meere und bey Afri-
ca gelegenen Jnseln, desgleichen aus seinen Eroberungen und
Colonien
in America, Africa und Asien erhält. Unter solchen
ist 1) der Zucker, von dem man aus Portugal fünf Gattungen
bekömmt: a) Moscovadezucker, den Brasilien liefert; b) Cas-
sonad- oder Cassaun- und Farinzucker, den ebenfalls Brasilien
ausgiebt; c) Maderi-Zucker, von der Jnsel Madera, so der
feinste und beste unter allem Zucker ist, indem er noch den Ca-
narienzucker übertrifft, aber selten zu uns gebracht wird; d)
Thomaszucker, aus der Jnsel Thomas; und e) weißer und
brauner Zuckerkand. Nächst dem Zucker ist 2) das Brasilien-
und Campecheholz, eine von den vornehmsten Waaren der
portugiesischen Colonien, die man aus Portugal zieht, womit
der König den Alleinkauf treibt, und jährlich an die 100000
Thaler gewinnt. Der Handel 3) mit dem Brasilientaback ist

eben
(F f) 3
portugieſiſchen Handlung.
§. 111.

Zu der zweyten Claſſe rechnen wir die portugieſiſchen Ma-2) Portugie-
ſiſche Manu-
facturen.

nufacturen. Denn ob ſich gleich die Portugieſen nicht auf ſol-
che legen wollen, ſondern ihre ſchoͤnen Materialien lieber roh
aus dem Lande geben, weil ſie mit ihren oſt- und weſtindiſchen,
auch einheimiſchen Naturgaben allerley Tuͤcher, Zeuge, und
was ſie ſonſt noͤthig haben, einhandeln koͤnnen: ſo giebt es doch
einige Manufacturen in Portugal, wenn ſie gleich noch lange
nicht in dem Stande ſind, wie in andern Laͤndern: und will
man den Englaͤndern Schuld geben, daß ſie alle erſinnliche Muͤ-
he anwendeten, damit die Portugieſen im Fabrik- und Manu-
facturweſen nicht kluͤger werden moͤchten. Jndeſſen ſcheint es
doch, ob duͤrfte es ſich unter der itzigen Regierung mit der Zeit
aͤndern (§. 105). Es ſind aber die portugieſiſchen Manufactu-
ren 1) Tuch und wollene Zeuge, welche in verſchiedenen
Staͤdten von ziemlicher Guͤte, aber lange nicht in hinlaͤngli-
cher Menge zur Bekleidung der Einwohner, fabriciret werden.
Ferner hat man in Liſſabon, und an einigen andern Orten 2)
Seidenmanufacturen angeleget. Gleiche Bewandtniß hat es
3) mit der Leinwand, und 4) mit dem Zwirne, welcher nebſt
der Leinwand, und wollenen Zeugen, zum Theil nach Braſilien,
und den portugieſiſchen Jnſeln auf dem atlantiſchen Meere und
bey Africa verfuͤhret wird: wohin desgleichen 5) vieles von dem
Toͤpfergeſchirre gebracht wird, ſo man an verſchiedenen Or-
ten des Koͤnigreichs aus der daſigen wohlriechenden Toͤpfererde
verfertiget. Aus dem portugieſiſchen Oele wird 6) eine vor-
treffliche weiße Seife gemacht, welche theils nach den portu-
gieſiſchen Laͤndern außer Europa, theils nach den europaͤiſchen
Laͤndern verſendet wird. Jn Alentejo und Algarve wird 7)
viel artige Arbeit von Stroh und Rohr verfertiget. Der 8)
candirten Sachen haben wir ſchon oben (§. 110.) gedacht. Hin-
gegen darf, vermoͤge eines koͤniglichen Verboths, kein gemuͤnz-
tes Gold
aus Portugal gefuͤhret werden.

§. 112.

Die dritte Claſſe machen diejenigen Waaren aus, welche3) Waaren
der portugie-
ſiſchen Laͤn-
der außer
Europa.

Portugal aus ſeinen in dem atlantiſchen Meere und bey Afri-
ca gelegenen Jnſeln, desgleichen aus ſeinen Eroberungen und
Colonien
in America, Africa und Aſien erhaͤlt. Unter ſolchen
iſt 1) der Zucker, von dem man aus Portugal fuͤnf Gattungen
bekoͤmmt: a) Moſcovadezucker, den Braſilien liefert; b) Caſ-
ſonad- oder Caſſaun- und Farinzucker, den ebenfalls Braſilien
ausgiebt; c) Maderi-Zucker, von der Jnſel Madera, ſo der
feinſte und beſte unter allem Zucker iſt, indem er noch den Ca-
narienzucker uͤbertrifft, aber ſelten zu uns gebracht wird; d)
Thomaszucker, aus der Jnſel Thomas; und e) weißer und
brauner Zuckerkand. Naͤchſt dem Zucker iſt 2) das Braſilien-
und Campecheholz, eine von den vornehmſten Waaren der
portugieſiſchen Colonien, die man aus Portugal zieht, womit
der Koͤnig den Alleinkauf treibt, und jaͤhrlich an die 100000
Thaler gewinnt. Der Handel 3) mit dem Braſilientaback iſt

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[453/1057] portugieſiſchen Handlung. §. 111. Zu der zweyten Claſſe rechnen wir die portugieſiſchen Ma- nufacturen. Denn ob ſich gleich die Portugieſen nicht auf ſol- che legen wollen, ſondern ihre ſchoͤnen Materialien lieber roh aus dem Lande geben, weil ſie mit ihren oſt- und weſtindiſchen, auch einheimiſchen Naturgaben allerley Tuͤcher, Zeuge, und was ſie ſonſt noͤthig haben, einhandeln koͤnnen: ſo giebt es doch einige Manufacturen in Portugal, wenn ſie gleich noch lange nicht in dem Stande ſind, wie in andern Laͤndern: und will man den Englaͤndern Schuld geben, daß ſie alle erſinnliche Muͤ- he anwendeten, damit die Portugieſen im Fabrik- und Manu- facturweſen nicht kluͤger werden moͤchten. Jndeſſen ſcheint es doch, ob duͤrfte es ſich unter der itzigen Regierung mit der Zeit aͤndern (§. 105). Es ſind aber die portugieſiſchen Manufactu- ren 1) Tuch und wollene Zeuge, welche in verſchiedenen Staͤdten von ziemlicher Guͤte, aber lange nicht in hinlaͤngli- cher Menge zur Bekleidung der Einwohner, fabriciret werden. Ferner hat man in Liſſabon, und an einigen andern Orten 2) Seidenmanufacturen angeleget. Gleiche Bewandtniß hat es 3) mit der Leinwand, und 4) mit dem Zwirne, welcher nebſt der Leinwand, und wollenen Zeugen, zum Theil nach Braſilien, und den portugieſiſchen Jnſeln auf dem atlantiſchen Meere und bey Africa verfuͤhret wird: wohin desgleichen 5) vieles von dem Toͤpfergeſchirre gebracht wird, ſo man an verſchiedenen Or- ten des Koͤnigreichs aus der daſigen wohlriechenden Toͤpfererde verfertiget. Aus dem portugieſiſchen Oele wird 6) eine vor- treffliche weiße Seife gemacht, welche theils nach den portu- gieſiſchen Laͤndern außer Europa, theils nach den europaͤiſchen Laͤndern verſendet wird. Jn Alentejo und Algarve wird 7) viel artige Arbeit von Stroh und Rohr verfertiget. Der 8) candirten Sachen haben wir ſchon oben (§. 110.) gedacht. Hin- gegen darf, vermoͤge eines koͤniglichen Verboths, kein gemuͤnz- tes Gold aus Portugal gefuͤhret werden. 2) Portugie- ſiſche Manu- facturen. §. 112. Die dritte Claſſe machen diejenigen Waaren aus, welche Portugal aus ſeinen in dem atlantiſchen Meere und bey Afri- ca gelegenen Jnſeln, desgleichen aus ſeinen Eroberungen und Colonien in America, Africa und Aſien erhaͤlt. Unter ſolchen iſt 1) der Zucker, von dem man aus Portugal fuͤnf Gattungen bekoͤmmt: a) Moſcovadezucker, den Braſilien liefert; b) Caſ- ſonad- oder Caſſaun- und Farinzucker, den ebenfalls Braſilien ausgiebt; c) Maderi-Zucker, von der Jnſel Madera, ſo der feinſte und beſte unter allem Zucker iſt, indem er noch den Ca- narienzucker uͤbertrifft, aber ſelten zu uns gebracht wird; d) Thomaszucker, aus der Jnſel Thomas; und e) weißer und brauner Zuckerkand. Naͤchſt dem Zucker iſt 2) das Braſilien- und Campecheholz, eine von den vornehmſten Waaren der portugieſiſchen Colonien, die man aus Portugal zieht, womit der Koͤnig den Alleinkauf treibt, und jaͤhrlich an die 100000 Thaler gewinnt. Der Handel 3) mit dem Braſilientaback iſt eben 3) Waaren der portugie- ſiſchen Laͤn- der außer Europa. (F f) 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1057>, abgerufen am 21.11.2024.