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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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4 Cap. Von der
lien: seidene Zeuge, Sammete etc. 5) aus Frankreich, England
und Holland; Galanterien, Tücher, trockene und gesalzene
Fische etc. Die dasige angesessene Kaufmannschaft wird in
Niederläger, Krämer, und Tändler eingetheilet: a) Die Nieder-
läger
handeln alles im Großen und Ganzen, und erstrecket sich
ihr Handel insonderheit auf holländische und englische Waaren;
sie handeln aber auch stark mit Wechseln: man findet deren über die
50 von allerhand Nationen und Religionen, welche allda wirk-
liche Niederlagen haben; b) die Krämer theilen sich wiederum
in Kauf- und Handelsleute, und in Krämer insbesondere: die
Kauf- und Handelsherren handeln mit lauter kostbaren Waaren,
als ausländischen Tüchern, goldenen, silbernen und seidenen
Zeugen, Sammet, Galonen etc. Die sie nach der Elle und dem
Gewichte verkaufen: die eigentlichen Krämer vereinzeln geringe
und schlechte Waaren; c) die Tändler handeln mit alten Sa-
chen, davon viele von der größten Wichtigkeit sind, als Juwe-
len, Uhren, Gold- und Silberarbeit etc. Es hat Wien jährlich
zwey große privilegirte freye Messen, als 1) den Pfingstmarkt,
so 14 Tage vor Pfingsten angeht, und sich 3 Tage nach Trini-
tatis endiget; und 2) den Catharinenmarkt, so sich 14 Tage
vor St. Catharinen anhebt, und 4 Wochen dauert: der vier
kleinen oder Zwischenmärkte nicht zu gedenken. Außer diesen
Messen und Märkten gehören zu denen guten Anstalten und Be-
quemlichkeiten für die Wiener Handlung:
1) daß den Reichs-
städtischen Kaufleuten,
ohngeachtet sie der protestantischen
Religion zugethan sind, verstattet wird, sowol Feuer und Heerd,
als offene Gewölber zu halten, und andern Bürgern gleich zu
handeln; 2) daß den Juden hingegen, die kaiserlichen Hof-
juden ausgenommen, nicht erlaubt ist, sich in oder außerhalb
der Stadt anzukaufen; 3) die kaiserliche Banco del Giro, die
1703 ist errichtet worden; 4) das kaiserliche königliche Versatz-
und Fragamt,
worinne auf Pfänder geliehen wird; 5) die
verschiedenen Handelsgerichte; a) Das niederösterreichische
Appellations-Mercantil- und Wechselgericht, welches das vor-
nehmste ist, und an welches von den untern Jnstanzien ap-
pelliret wird; und b) das niederösterreichische Mercantil- und
Wechselgericht erster Jnstanz; 6) das Maaß- und Gewicht-
Zimmet-Gefäll
oder Amt, worunter diejenige Amtsstube ver-
standen wird, wo alles Maaß, Elle, Gewicht und Waage zim-
mentiret, das ist, bezeichnet wird, zum Beweise, daß es richtig
sey; und 7) das Obrist-Hof- und General-Erbland-Postamt,
von welchem alle übrige Postämter, und was dem anhängig,
in den österreichischen Kreislanden abhanget. Siehe unsere
Akad. der Kaufl. unter Wien.

§. 83.
[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]) Nürnberg.

Nürnberg, eine freye Reichsstadt in Franken, an der
Pegnitz, ist von Kaufleuten, Manufacturisten, Künstlern, und
Handwerkern so voll, als keine einzige Stadt in Europa.
Daher ist auch ihre Waarenhandlung durch die ganze Welt
berühmt. Die Waaren, womit die Nürnberger handeln, be-

stehen

4 Cap. Von der
lien: ſeidene Zeuge, Sammete ꝛc. 5) aus Frankreich, England
und Holland; Galanterien, Tuͤcher, trockene und geſalzene
Fiſche ꝛc. Die daſige angeſeſſene Kaufmannſchaft wird in
Niederlaͤger, Kraͤmer, und Taͤndler eingetheilet: a) Die Nieder-
laͤger
handeln alles im Großen und Ganzen, und erſtrecket ſich
ihr Handel inſonderheit auf hollaͤndiſche und engliſche Waaren;
ſie handeln aber auch ſtark mit Wechſeln: man findet deren uͤber die
50 von allerhand Nationen und Religionen, welche allda wirk-
liche Niederlagen haben; b) die Kraͤmer theilen ſich wiederum
in Kauf- und Handelsleute, und in Kraͤmer insbeſondere: die
Kauf- und Handelsherren handeln mit lauter koſtbaren Waaren,
als auslaͤndiſchen Tuͤchern, goldenen, ſilbernen und ſeidenen
Zeugen, Sammet, Galonen ꝛc. Die ſie nach der Elle und dem
Gewichte verkaufen: die eigentlichen Kraͤmer vereinzeln geringe
und ſchlechte Waaren; c) die Taͤndler handeln mit alten Sa-
chen, davon viele von der groͤßten Wichtigkeit ſind, als Juwe-
len, Uhren, Gold- und Silberarbeit ꝛc. Es hat Wien jaͤhrlich
zwey große privilegirte freye Meſſen, als 1) den Pfingſtmarkt,
ſo 14 Tage vor Pfingſten angeht, und ſich 3 Tage nach Trini-
tatis endiget; und 2) den Catharinenmarkt, ſo ſich 14 Tage
vor St. Catharinen anhebt, und 4 Wochen dauert: der vier
kleinen oder Zwiſchenmaͤrkte nicht zu gedenken. Außer dieſen
Meſſen und Maͤrkten gehoͤren zu denen guten Anſtalten und Be-
quemlichkeiten fuͤr die Wiener Handlung:
1) daß den Reichs-
ſtaͤdtiſchen Kaufleuten,
ohngeachtet ſie der proteſtantiſchen
Religion zugethan ſind, verſtattet wird, ſowol Feuer und Heerd,
als offene Gewoͤlber zu halten, und andern Buͤrgern gleich zu
handeln; 2) daß den Juden hingegen, die kaiſerlichen Hof-
juden ausgenommen, nicht erlaubt iſt, ſich in oder außerhalb
der Stadt anzukaufen; 3) die kaiſerliche Banco del Giro, die
1703 iſt errichtet worden; 4) das kaiſerliche koͤnigliche Verſatz-
und Fragamt,
worinne auf Pfaͤnder geliehen wird; 5) die
verſchiedenen Handelsgerichte; a) Das niederoͤſterreichiſche
Appellations-Mercantil- und Wechſelgericht, welches das vor-
nehmſte iſt, und an welches von den untern Jnſtanzien ap-
pelliret wird; und b) das niederoͤſterreichiſche Mercantil- und
Wechſelgericht erſter Jnſtanz; 6) das Maaß- und Gewicht-
Zimmet-Gefaͤll
oder Amt, worunter diejenige Amtsſtube ver-
ſtanden wird, wo alles Maaß, Elle, Gewicht und Waage zim-
mentiret, das iſt, bezeichnet wird, zum Beweiſe, daß es richtig
ſey; und 7) das Obriſt-Hof- und General-Erbland-Poſtamt,
von welchem alle uͤbrige Poſtaͤmter, und was dem anhaͤngig,
in den oͤſterreichiſchen Kreislanden abhanget. Siehe unſere
Akad. der Kaufl. unter Wien.

§. 83.
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]) Nuͤrnberg.

Nuͤrnberg, eine freye Reichsſtadt in Franken, an der
Pegnitz, iſt von Kaufleuten, Manufacturiſten, Kuͤnſtlern, und
Handwerkern ſo voll, als keine einzige Stadt in Europa.
Daher iſt auch ihre Waarenhandlung durch die ganze Welt
beruͤhmt. Die Waaren, womit die Nuͤrnberger handeln, be-

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[420/1024] 4 Cap. Von der lien: ſeidene Zeuge, Sammete ꝛc. 5) aus Frankreich, England und Holland; Galanterien, Tuͤcher, trockene und geſalzene Fiſche ꝛc. Die daſige angeſeſſene Kaufmannſchaft wird in Niederlaͤger, Kraͤmer, und Taͤndler eingetheilet: a) Die Nieder- laͤger handeln alles im Großen und Ganzen, und erſtrecket ſich ihr Handel inſonderheit auf hollaͤndiſche und engliſche Waaren; ſie handeln aber auch ſtark mit Wechſeln: man findet deren uͤber die 50 von allerhand Nationen und Religionen, welche allda wirk- liche Niederlagen haben; b) die Kraͤmer theilen ſich wiederum in Kauf- und Handelsleute, und in Kraͤmer insbeſondere: die Kauf- und Handelsherren handeln mit lauter koſtbaren Waaren, als auslaͤndiſchen Tuͤchern, goldenen, ſilbernen und ſeidenen Zeugen, Sammet, Galonen ꝛc. Die ſie nach der Elle und dem Gewichte verkaufen: die eigentlichen Kraͤmer vereinzeln geringe und ſchlechte Waaren; c) die Taͤndler handeln mit alten Sa- chen, davon viele von der groͤßten Wichtigkeit ſind, als Juwe- len, Uhren, Gold- und Silberarbeit ꝛc. Es hat Wien jaͤhrlich zwey große privilegirte freye Meſſen, als 1) den Pfingſtmarkt, ſo 14 Tage vor Pfingſten angeht, und ſich 3 Tage nach Trini- tatis endiget; und 2) den Catharinenmarkt, ſo ſich 14 Tage vor St. Catharinen anhebt, und 4 Wochen dauert: der vier kleinen oder Zwiſchenmaͤrkte nicht zu gedenken. Außer dieſen Meſſen und Maͤrkten gehoͤren zu denen guten Anſtalten und Be- quemlichkeiten fuͤr die Wiener Handlung: 1) daß den Reichs- ſtaͤdtiſchen Kaufleuten, ohngeachtet ſie der proteſtantiſchen Religion zugethan ſind, verſtattet wird, ſowol Feuer und Heerd, als offene Gewoͤlber zu halten, und andern Buͤrgern gleich zu handeln; 2) daß den Juden hingegen, die kaiſerlichen Hof- juden ausgenommen, nicht erlaubt iſt, ſich in oder außerhalb der Stadt anzukaufen; 3) die kaiſerliche Banco del Giro, die 1703 iſt errichtet worden; 4) das kaiſerliche koͤnigliche Verſatz- und Fragamt, worinne auf Pfaͤnder geliehen wird; 5) die verſchiedenen Handelsgerichte; a) Das niederoͤſterreichiſche Appellations-Mercantil- und Wechſelgericht, welches das vor- nehmſte iſt, und an welches von den untern Jnſtanzien ap- pelliret wird; und b) das niederoͤſterreichiſche Mercantil- und Wechſelgericht erſter Jnſtanz; 6) das Maaß- und Gewicht- Zimmet-Gefaͤll oder Amt, worunter diejenige Amtsſtube ver- ſtanden wird, wo alles Maaß, Elle, Gewicht und Waage zim- mentiret, das iſt, bezeichnet wird, zum Beweiſe, daß es richtig ſey; und 7) das Obriſt-Hof- und General-Erbland-Poſtamt, von welchem alle uͤbrige Poſtaͤmter, und was dem anhaͤngig, in den oͤſterreichiſchen Kreislanden abhanget. Siehe unſere Akad. der Kaufl. unter Wien. §. 83. Nuͤrnberg, eine freye Reichsſtadt in Franken, an der Pegnitz, iſt von Kaufleuten, Manufacturiſten, Kuͤnſtlern, und Handwerkern ſo voll, als keine einzige Stadt in Europa. Daher iſt auch ihre Waarenhandlung durch die ganze Welt beruͤhmt. Die Waaren, womit die Nuͤrnberger handeln, be- ſtehen

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1024>, abgerufen am 21.11.2024.