get werden müssen. Jm Jahre 1755 ist zum Behuf und zur Aufnahme der Handlung hier ein besonderes Commerciencolle- gium angeordnet und errichtet worden. Siehe unsere Akad. der Kaufl. unter Stettin.
§. 79.
6) Embden.
Embden, die Hauptstadt in Ostfrießland, treibt starke Handlung, und ist der Stapel aller in Westphalen, und son- derlich in den Bisthümern Münster und Paderborn, von der Natur und Kunst hervorgebrachten Waaren. Sie liegt an dem Flusse Ems, wo derselbe in den Dollert fällt; und hat ei- nen guten, bequemen, und sehr großen Hafen, welchen beyde gedachte Flüsse machen. Die Schiffe können durch einen Ca- nal, der Delf genannt, bis an das Rathhaus fahren. Aus Holland bekömmt Embden eben die Waaren, als Hamburg und Bremen: hingegen liefert es den Holländern magere Ochsen und Pferde, wie auch münsterische und paderbornische Lein- wand. Jtziger Zeit ist es vorzüglich wegen seiner beyden von des Königs in Preußen Majestät 1751. und 1753. octroyrte Hand- lungscompagnien nach China, und nach Bengala berühmt, deren wir oben (§. 71.) gedacht haben. Uebrigens sind die embd- ner Butter und Käse sattsam bekannt. Siehe unsere Akadem. der Kaufl. unter Embden.
§. 80.
7) Danzig.
Danzig, die wichtigste Stadt im polnischen Preußen, und eine der vornehmsten Hansestädte, ist mit allem Rechte unter die besten Handelsstädte zu zählen. Sie liegt in der Landschaft Pomerellien, am westlichen Ufer der Weichsel, ungefähr eine Meile von der Ostsee, worein sich die Weichsel ergeußt, da sie nicht nur einen schönen und weitläuftigen Hafen, woselbst vie- le Schiffe ein- und auslaufen; sondern auch einen sehr guten Canal bis in die Motlau zu Ein- und Ausführung der Kauf- mannsgüter, hat. Diejenigen Schiffe, welche über 8 Fuß Wasser ziehen, und also nicht bis in den Canal kommen kön- nen, werden auf der dasigen vortrefflichen Rhede gelichtet, und müssen einen Theil ihrer Ladung auf eine Art Barken, Boerdings genannt, bringen, wobey jedoch der Kaufmann für allen Schaden stehen muß, dafern die Ladung bey solchem Umladen, oder durch Schiffbruch verunglücken sollte. Es hat Danzig viele Kauffahrteyschiffe, die zwar nicht nach Ost-und Westindien, jedoch aber durch die Straße fahren, und in ganz Europa starke Handlung treiben. Diese Handlung befördert die gedachte Weichsel ungemein, als welche, ehe sie sich unter- halb der Stadt in die See verliert, über hundert Meilen hin- auf die reichsten polnischen Woywodschaften beströmet, und ihr also nicht nur zu reichlicher Zuführung des Getreides und an- derer polnischen Waaren, sondern auch zur Zurücksendung de- rer, welche die Fremden in ihren Magazinen abladen und nie- derlegen, dienet. Die Waaren, womit in Danzig ein starker Handel getrieben wird, sind: 1) die Manufacturen der Stadt Danzig, und solche bestehen a) im danziger Corduan; b) in
vielem
4 Cap. Von der
get werden muͤſſen. Jm Jahre 1755 iſt zum Behuf und zur Aufnahme der Handlung hier ein beſonderes Commerciencolle- gium angeordnet und errichtet worden. Siehe unſere Akad. der Kaufl. unter Stettin.
§. 79.
6) Embden.
Embden, die Hauptſtadt in Oſtfrießland, treibt ſtarke Handlung, und iſt der Stapel aller in Weſtphalen, und ſon- derlich in den Bisthuͤmern Muͤnſter und Paderborn, von der Natur und Kunſt hervorgebrachten Waaren. Sie liegt an dem Fluſſe Ems, wo derſelbe in den Dollert faͤllt; und hat ei- nen guten, bequemen, und ſehr großen Hafen, welchen beyde gedachte Fluͤſſe machen. Die Schiffe koͤnnen durch einen Ca- nal, der Delf genannt, bis an das Rathhaus fahren. Aus Holland bekoͤmmt Embden eben die Waaren, als Hamburg und Bremen: hingegen liefert es den Hollaͤndern magere Ochſen und Pferde, wie auch muͤnſteriſche und paderborniſche Lein- wand. Jtziger Zeit iſt es vorzuͤglich wegen ſeiner beyden von des Koͤnigs in Preußen Majeſtaͤt 1751. und 1753. octroyrte Hand- lungscompagnien nach China, und nach Bengala beruͤhmt, deren wir oben (§. 71.) gedacht haben. Uebrigens ſind die embd- ner Butter und Kaͤſe ſattſam bekannt. Siehe unſere Akadem. der Kaufl. unter Embden.
§. 80.
7) Danzig.
Danzig, die wichtigſte Stadt im polniſchen Preußen, und eine der vornehmſten Hanſeſtaͤdte, iſt mit allem Rechte unter die beſten Handelsſtaͤdte zu zaͤhlen. Sie liegt in der Landſchaft Pomerellien, am weſtlichen Ufer der Weichſel, ungefaͤhr eine Meile von der Oſtſee, worein ſich die Weichſel ergeußt, da ſie nicht nur einen ſchoͤnen und weitlaͤuftigen Hafen, woſelbſt vie- le Schiffe ein- und auslaufen; ſondern auch einen ſehr guten Canal bis in die Motlau zu Ein- und Ausfuͤhrung der Kauf- mannsguͤter, hat. Diejenigen Schiffe, welche uͤber 8 Fuß Waſſer ziehen, und alſo nicht bis in den Canal kommen koͤn- nen, werden auf der daſigen vortrefflichen Rhede gelichtet, und muͤſſen einen Theil ihrer Ladung auf eine Art Barken, Boerdings genannt, bringen, wobey jedoch der Kaufmann fuͤr allen Schaden ſtehen muß, dafern die Ladung bey ſolchem Umladen, oder durch Schiffbruch verungluͤcken ſollte. Es hat Danzig viele Kauffahrteyſchiffe, die zwar nicht nach Oſt-und Weſtindien, jedoch aber durch die Straße fahren, und in ganz Europa ſtarke Handlung treiben. Dieſe Handlung befoͤrdert die gedachte Weichſel ungemein, als welche, ehe ſie ſich unter- halb der Stadt in die See verliert, uͤber hundert Meilen hin- auf die reichſten polniſchen Woywodſchaften beſtroͤmet, und ihr alſo nicht nur zu reichlicher Zufuͤhrung des Getreides und an- derer polniſchen Waaren, ſondern auch zur Zuruͤckſendung de- rer, welche die Fremden in ihren Magazinen abladen und nie- derlegen, dienet. Die Waaren, womit in Danzig ein ſtarker Handel getrieben wird, ſind: 1) die Manufacturen der Stadt Danzig, und ſolche beſtehen a) im danziger Corduan; b) in
vielem
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f1020"n="416"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">4 Cap. Von der</hi></fw><lb/>
get werden muͤſſen. Jm Jahre 1755 iſt zum Behuf und zur<lb/>
Aufnahme der Handlung hier ein beſonderes <hirendition="#fr">Commerciencolle-<lb/>
gium</hi> angeordnet und errichtet worden. Siehe unſere <hirendition="#fr">Akad.<lb/>
der Kaufl.</hi> unter <hirendition="#fr">Stettin.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>§. 79.</head><lb/><noteplace="left">6) Embden.</note><p><hirendition="#fr">Embden,</hi> die Hauptſtadt in Oſtfrießland, treibt ſtarke<lb/>
Handlung, und iſt der Stapel aller in Weſtphalen, und ſon-<lb/>
derlich in den Bisthuͤmern Muͤnſter und Paderborn, von der<lb/>
Natur und Kunſt hervorgebrachten Waaren. Sie liegt an<lb/>
dem Fluſſe Ems, wo derſelbe in den Dollert faͤllt; und hat ei-<lb/>
nen guten, bequemen, und ſehr großen <hirendition="#fr">Hafen,</hi> welchen beyde<lb/>
gedachte Fluͤſſe machen. Die Schiffe koͤnnen durch einen Ca-<lb/>
nal, der <hirendition="#fr">Delf</hi> genannt, bis an das Rathhaus fahren. Aus<lb/>
Holland bekoͤmmt Embden eben die Waaren, als Hamburg und<lb/>
Bremen: hingegen liefert es den Hollaͤndern magere Ochſen<lb/>
und Pferde, wie auch muͤnſteriſche und paderborniſche Lein-<lb/>
wand. Jtziger Zeit iſt es vorzuͤglich wegen ſeiner beyden von<lb/>
des Koͤnigs in Preußen Majeſtaͤt 1751. und 1753. octroyrte <hirendition="#fr">Hand-<lb/>
lungscompagnien</hi> nach China, und nach Bengala beruͤhmt,<lb/>
deren wir oben (§. 71.) gedacht haben. Uebrigens ſind die embd-<lb/>
ner Butter und Kaͤſe ſattſam bekannt. Siehe unſere <hirendition="#fr">Akadem.<lb/>
der Kaufl.</hi> unter <hirendition="#fr">Embden.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>§. 80.</head><lb/><noteplace="left">7) Danzig.</note><p><hirendition="#fr">Danzig,</hi> die wichtigſte Stadt im polniſchen Preußen, und<lb/>
eine der vornehmſten Hanſeſtaͤdte, iſt mit allem Rechte unter<lb/>
die beſten Handelsſtaͤdte zu zaͤhlen. Sie liegt in der Landſchaft<lb/>
Pomerellien, am weſtlichen Ufer der Weichſel, ungefaͤhr eine<lb/>
Meile von der Oſtſee, worein ſich die Weichſel ergeußt, da ſie<lb/>
nicht nur einen ſchoͤnen und weitlaͤuftigen <hirendition="#fr">Hafen,</hi> woſelbſt vie-<lb/>
le Schiffe ein- und auslaufen; ſondern auch einen ſehr guten<lb/><hirendition="#fr">Canal</hi> bis in die Motlau zu Ein- und Ausfuͤhrung der Kauf-<lb/>
mannsguͤter, hat. Diejenigen Schiffe, welche uͤber 8 Fuß<lb/>
Waſſer ziehen, und alſo nicht bis in den Canal kommen koͤn-<lb/>
nen, werden auf der daſigen vortrefflichen <hirendition="#fr">Rhede</hi> gelichtet,<lb/>
und muͤſſen einen Theil ihrer Ladung auf eine Art Barken,<lb/>
Boerdings genannt, bringen, wobey jedoch der Kaufmann fuͤr<lb/>
allen Schaden ſtehen muß, dafern die Ladung bey ſolchem<lb/>
Umladen, oder durch Schiffbruch verungluͤcken ſollte. Es hat<lb/>
Danzig viele <hirendition="#fr">Kauffahrteyſchiffe,</hi> die zwar nicht nach Oſt-und<lb/>
Weſtindien, jedoch aber durch die Straße fahren, und in ganz<lb/>
Europa ſtarke <hirendition="#fr">Handlung</hi> treiben. Dieſe Handlung befoͤrdert<lb/>
die gedachte Weichſel ungemein, als welche, ehe ſie ſich unter-<lb/>
halb der Stadt in die See verliert, uͤber hundert Meilen hin-<lb/>
auf die reichſten polniſchen Woywodſchaften beſtroͤmet, und ihr<lb/>
alſo nicht nur zu reichlicher Zufuͤhrung des Getreides und an-<lb/>
derer polniſchen Waaren, ſondern auch zur Zuruͤckſendung de-<lb/>
rer, welche die Fremden in ihren Magazinen abladen und nie-<lb/>
derlegen, dienet. Die <hirendition="#fr">Waaren,</hi> womit in Danzig ein ſtarker<lb/>
Handel getrieben wird, ſind: 1) die <hirendition="#fr">Manufacturen der Stadt<lb/>
Danzig,</hi> und ſolche beſtehen <hirendition="#aq">a</hi>) im danziger Corduan; <hirendition="#aq">b</hi>) in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">vielem</fw><lb/></p></div></div></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[416/1020]
4 Cap. Von der
get werden muͤſſen. Jm Jahre 1755 iſt zum Behuf und zur
Aufnahme der Handlung hier ein beſonderes Commerciencolle-
gium angeordnet und errichtet worden. Siehe unſere Akad.
der Kaufl. unter Stettin.
§. 79.
Embden, die Hauptſtadt in Oſtfrießland, treibt ſtarke
Handlung, und iſt der Stapel aller in Weſtphalen, und ſon-
derlich in den Bisthuͤmern Muͤnſter und Paderborn, von der
Natur und Kunſt hervorgebrachten Waaren. Sie liegt an
dem Fluſſe Ems, wo derſelbe in den Dollert faͤllt; und hat ei-
nen guten, bequemen, und ſehr großen Hafen, welchen beyde
gedachte Fluͤſſe machen. Die Schiffe koͤnnen durch einen Ca-
nal, der Delf genannt, bis an das Rathhaus fahren. Aus
Holland bekoͤmmt Embden eben die Waaren, als Hamburg und
Bremen: hingegen liefert es den Hollaͤndern magere Ochſen
und Pferde, wie auch muͤnſteriſche und paderborniſche Lein-
wand. Jtziger Zeit iſt es vorzuͤglich wegen ſeiner beyden von
des Koͤnigs in Preußen Majeſtaͤt 1751. und 1753. octroyrte Hand-
lungscompagnien nach China, und nach Bengala beruͤhmt,
deren wir oben (§. 71.) gedacht haben. Uebrigens ſind die embd-
ner Butter und Kaͤſe ſattſam bekannt. Siehe unſere Akadem.
der Kaufl. unter Embden.
§. 80.
Danzig, die wichtigſte Stadt im polniſchen Preußen, und
eine der vornehmſten Hanſeſtaͤdte, iſt mit allem Rechte unter
die beſten Handelsſtaͤdte zu zaͤhlen. Sie liegt in der Landſchaft
Pomerellien, am weſtlichen Ufer der Weichſel, ungefaͤhr eine
Meile von der Oſtſee, worein ſich die Weichſel ergeußt, da ſie
nicht nur einen ſchoͤnen und weitlaͤuftigen Hafen, woſelbſt vie-
le Schiffe ein- und auslaufen; ſondern auch einen ſehr guten
Canal bis in die Motlau zu Ein- und Ausfuͤhrung der Kauf-
mannsguͤter, hat. Diejenigen Schiffe, welche uͤber 8 Fuß
Waſſer ziehen, und alſo nicht bis in den Canal kommen koͤn-
nen, werden auf der daſigen vortrefflichen Rhede gelichtet,
und muͤſſen einen Theil ihrer Ladung auf eine Art Barken,
Boerdings genannt, bringen, wobey jedoch der Kaufmann fuͤr
allen Schaden ſtehen muß, dafern die Ladung bey ſolchem
Umladen, oder durch Schiffbruch verungluͤcken ſollte. Es hat
Danzig viele Kauffahrteyſchiffe, die zwar nicht nach Oſt-und
Weſtindien, jedoch aber durch die Straße fahren, und in ganz
Europa ſtarke Handlung treiben. Dieſe Handlung befoͤrdert
die gedachte Weichſel ungemein, als welche, ehe ſie ſich unter-
halb der Stadt in die See verliert, uͤber hundert Meilen hin-
auf die reichſten polniſchen Woywodſchaften beſtroͤmet, und ihr
alſo nicht nur zu reichlicher Zufuͤhrung des Getreides und an-
derer polniſchen Waaren, ſondern auch zur Zuruͤckſendung de-
rer, welche die Fremden in ihren Magazinen abladen und nie-
derlegen, dienet. Die Waaren, womit in Danzig ein ſtarker
Handel getrieben wird, ſind: 1) die Manufacturen der Stadt
Danzig, und ſolche beſtehen a) im danziger Corduan; b) in
vielem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1020>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.