gegenwärtig einen ziemlich starken Handel, wenigstens mit ge- wissen aus der Levante kommeuden Waaren treibe: gleichwie auch Genua einigen Handel nach der Levante fortsetzet (§. 39). Der zweyte Hauptast ist die Handlung mit den inländischen Waaren, welchen die Jtaliener noch itzo sehr stark treiben. Die- ser theilet sich wiederum in zwey Nebenäste, davon der eine die Naturgaben Jtaliens (siehe den 62 §.) und der zweyte die Manufacturen der Jtaliener (siehe den 63 §.) zum Gegen- stande hat, wie denn Jtalien lange Zeit die europäischeu Län- der mit den besten Manufacturen, sonderlich den seidenen, versehen, und damit einen beträchtlichen Handel getrieben hat, welchen Seidenhandel die Jtaliener von den Griechen über- kommen haben. Denn da Rogerius, König in Sicilien, 1143 eine Anzahl Kriegsschiffe nach Griechenland abseegeln ließ; so waren selbige so glücklich, daß sie unter anderer Beute auch einige Handwerksleute, welche seidene Tücher arbeiteten, als Gefangene mit wegführeten, und nach Sicilien überbrachten. Diese verlegte gedachter König in die Hauptstadt Palermo, und befahl ihnen, solche Kunst den Einwohnern zu lernen. Jedoch hat auch dieser Handel einen ziemlichen Stoß bekommen, nachdem man seit einem Jahrhunderte in Frankreich, Holland, England, und nunmehro auch in Deutschland, einige Manufa- cturwaaren, die man sonst einzig und allein aus Jtalien holen mußte, eben so gut nachzumachen angefangen hat.
§. 62.
Naturgaben Jtaliens.
Die gedachten Naturgaben des so fruchtbaren Jtaliens sind Korn, Reiß, Wein, Rosinen, Weinstein, Citronen, Limo- nien, Pommeranzen, Granatäpfel, Oliven und Oel, Mandeln, Feigen, Datteln, Kapern, Lorbeeren, Pfeffer, Anis, Corian- der, Manna, Castanien, Zucker, Safran, Terpenthin, Baum- wolle, Flachs, Hanf, Pferde, Butter, Käse, Würste, Wolle, Seide, Honig, Wachs, Sardellen, Schildkröten, Corallen, Acha- te, Carneole, Crystalle, Alabaster, Marmor, Alaun, Vitriol, Schwefel, veroneser Erde etc. Jnsonderheit ist Jtalien wegen seiner Seide berühmt, davon es einen solchen Ueberfluß hat, daß es vielen europäischen Ländern jährlich eine beträchtliche Menge überläßt.
§. 63.
Manufactu- ren der Jta- liener.
So gesegnet Jtalien an Naturgaben ist, so eine fruchtbare Mutter vortrefflicher Manufacturen ist es jederzeit gewesen; daher die Mannichfaltigkeit derselben ebenfalls nicht geringe ist. Denn man arbeitet und fabriciret: 1) gesponnene und gezwirnte Seide, sonderlich zu Mayland und Bologna; 2) seidene Zeuge, als Sammet, Atlas, Damast, Taffent, Tobin, goldene, silberne, und seidene Stoffe, Tapeten, seidenen Flor etc. zu Mayland, Venedig, Lucca, Reggio, Florenz, Bologna, Neapel etc. 3) seidene gestrickte und gewirkte Strümpfe, Camisöler, Mützen, Hand- schube etc. ebenfalls an nurgedachten Orten; 4) wollene Zeuge, als Ratin, Sarge etc. zu Florenz, Chieri in Piemont etc. 5) Tuch, in der Grafschaft Nizza, Chieri in Piemont etc. und hauptsäch-
lich
3 Cap. Von der
gegenwaͤrtig einen ziemlich ſtarken Handel, wenigſtens mit ge- wiſſen aus der Levante kommeuden Waaren treibe: gleichwie auch Genua einigen Handel nach der Levante fortſetzet (§. 39). Der zweyte Hauptaſt iſt die Handlung mit den inlaͤndiſchen Waaren, welchen die Jtaliener noch itzo ſehr ſtark treiben. Die- ſer theilet ſich wiederum in zwey Nebenaͤſte, davon der eine die Naturgaben Jtaliens (ſiehe den 62 §.) und der zweyte die Manufacturen der Jtaliener (ſiehe den 63 §.) zum Gegen- ſtande hat, wie denn Jtalien lange Zeit die europaͤiſcheu Laͤn- der mit den beſten Manufacturen, ſonderlich den ſeidenen, verſehen, und damit einen betraͤchtlichen Handel getrieben hat, welchen Seidenhandel die Jtaliener von den Griechen uͤber- kommen haben. Denn da Rogerius, Koͤnig in Sicilien, 1143 eine Anzahl Kriegsſchiffe nach Griechenland abſeegeln ließ; ſo waren ſelbige ſo gluͤcklich, daß ſie unter anderer Beute auch einige Handwerksleute, welche ſeidene Tuͤcher arbeiteten, als Gefangene mit wegfuͤhreten, und nach Sicilien uͤberbrachten. Dieſe verlegte gedachter Koͤnig in die Hauptſtadt Palermo, und befahl ihnen, ſolche Kunſt den Einwohnern zu lernen. Jedoch hat auch dieſer Handel einen ziemlichen Stoß bekommen, nachdem man ſeit einem Jahrhunderte in Frankreich, Holland, England, und nunmehro auch in Deutſchland, einige Manufa- cturwaaren, die man ſonſt einzig und allein aus Jtalien holen mußte, eben ſo gut nachzumachen angefangen hat.
§. 62.
Naturgaben Jtaliens.
Die gedachten Naturgaben des ſo fruchtbaren Jtaliens ſind Korn, Reiß, Wein, Roſinen, Weinſtein, Citronen, Limo- nien, Pommeranzen, Granataͤpfel, Oliven und Oel, Mandeln, Feigen, Datteln, Kapern, Lorbeeren, Pfeffer, Anis, Corian- der, Manna, Caſtanien, Zucker, Safran, Terpenthin, Baum- wolle, Flachs, Hanf, Pferde, Butter, Kaͤſe, Wuͤrſte, Wolle, Seide, Honig, Wachs, Sardellen, Schildkroͤten, Corallen, Acha- te, Carneole, Cryſtalle, Alabaſter, Marmor, Alaun, Vitriol, Schwefel, veroneſer Erde ꝛc. Jnſonderheit iſt Jtalien wegen ſeiner Seide beruͤhmt, davon es einen ſolchen Ueberfluß hat, daß es vielen europaͤiſchen Laͤndern jaͤhrlich eine betraͤchtliche Menge uͤberlaͤßt.
§. 63.
Manufactu- ren der Jta- liener.
So geſegnet Jtalien an Naturgaben iſt, ſo eine fruchtbare Mutter vortrefflicher Manufacturen iſt es jederzeit geweſen; daher die Mannichfaltigkeit derſelben ebenfalls nicht geringe iſt. Denn man arbeitet und fabriciret: 1) geſponnene und gezwirnte Seide, ſonderlich zu Mayland und Bologna; 2) ſeidene Zeuge, als Sammet, Atlas, Damaſt, Taffent, Tobin, goldene, ſilberne, und ſeidene Stoffe, Tapeten, ſeidenen Flor ꝛc. zu Mayland, Venedig, Lucca, Reggio, Florenz, Bologna, Neapel ꝛc. 3) ſeidene geſtrickte und gewirkte Struͤmpfe, Camiſoͤler, Muͤtzen, Hand- ſchube ꝛc. ebenfalls an nurgedachten Orten; 4) wollene Zeuge, als Ratin, Sarge ꝛc. zu Florenz, Chieri in Piemont ꝛc. 5) Tuch, in der Grafſchaft Nizza, Chieri in Piemont ꝛc. und hauptſaͤch-
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3 Cap. Von der
gegenwaͤrtig einen ziemlich ſtarken Handel, wenigſtens mit ge-
wiſſen aus der Levante kommeuden Waaren treibe: gleichwie
auch Genua einigen Handel nach der Levante fortſetzet (§. 39).
Der zweyte Hauptaſt iſt die Handlung mit den inlaͤndiſchen
Waaren, welchen die Jtaliener noch itzo ſehr ſtark treiben. Die-
ſer theilet ſich wiederum in zwey Nebenaͤſte, davon der eine die
Naturgaben Jtaliens (ſiehe den 62 §.) und der zweyte die
Manufacturen der Jtaliener (ſiehe den 63 §.) zum Gegen-
ſtande hat, wie denn Jtalien lange Zeit die europaͤiſcheu Laͤn-
der mit den beſten Manufacturen, ſonderlich den ſeidenen,
verſehen, und damit einen betraͤchtlichen Handel getrieben hat,
welchen Seidenhandel die Jtaliener von den Griechen uͤber-
kommen haben. Denn da Rogerius, Koͤnig in Sicilien, 1143
eine Anzahl Kriegsſchiffe nach Griechenland abſeegeln ließ; ſo
waren ſelbige ſo gluͤcklich, daß ſie unter anderer Beute auch
einige Handwerksleute, welche ſeidene Tuͤcher arbeiteten, als
Gefangene mit wegfuͤhreten, und nach Sicilien uͤberbrachten.
Dieſe verlegte gedachter Koͤnig in die Hauptſtadt Palermo,
und befahl ihnen, ſolche Kunſt den Einwohnern zu lernen.
Jedoch hat auch dieſer Handel einen ziemlichen Stoß bekommen,
nachdem man ſeit einem Jahrhunderte in Frankreich, Holland,
England, und nunmehro auch in Deutſchland, einige Manufa-
cturwaaren, die man ſonſt einzig und allein aus Jtalien holen
mußte, eben ſo gut nachzumachen angefangen hat.
§. 62.
Die gedachten Naturgaben des ſo fruchtbaren Jtaliens
ſind Korn, Reiß, Wein, Roſinen, Weinſtein, Citronen, Limo-
nien, Pommeranzen, Granataͤpfel, Oliven und Oel, Mandeln,
Feigen, Datteln, Kapern, Lorbeeren, Pfeffer, Anis, Corian-
der, Manna, Caſtanien, Zucker, Safran, Terpenthin, Baum-
wolle, Flachs, Hanf, Pferde, Butter, Kaͤſe, Wuͤrſte, Wolle,
Seide, Honig, Wachs, Sardellen, Schildkroͤten, Corallen, Acha-
te, Carneole, Cryſtalle, Alabaſter, Marmor, Alaun, Vitriol,
Schwefel, veroneſer Erde ꝛc. Jnſonderheit iſt Jtalien wegen
ſeiner Seide beruͤhmt, davon es einen ſolchen Ueberfluß hat,
daß es vielen europaͤiſchen Laͤndern jaͤhrlich eine betraͤchtliche
Menge uͤberlaͤßt.
§. 63.
So geſegnet Jtalien an Naturgaben iſt, ſo eine fruchtbare
Mutter vortrefflicher Manufacturen iſt es jederzeit geweſen;
daher die Mannichfaltigkeit derſelben ebenfalls nicht geringe iſt.
Denn man arbeitet und fabriciret: 1) geſponnene und gezwirnte
Seide, ſonderlich zu Mayland und Bologna; 2) ſeidene Zeuge,
als Sammet, Atlas, Damaſt, Taffent, Tobin, goldene, ſilberne,
und ſeidene Stoffe, Tapeten, ſeidenen Flor ꝛc. zu Mayland,
Venedig, Lucca, Reggio, Florenz, Bologna, Neapel ꝛc. 3) ſeidene
geſtrickte und gewirkte Struͤmpfe, Camiſoͤler, Muͤtzen, Hand-
ſchube ꝛc. ebenfalls an nurgedachten Orten; 4) wollene Zeuge,
als Ratin, Sarge ꝛc. zu Florenz, Chieri in Piemont ꝛc. 5) Tuch,
in der Grafſchaft Nizza, Chieri in Piemont ꝛc. und hauptſaͤch-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1004>, abgerufen am 21.11.2024.
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