Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 1. Die erste Quelle §. 28. JEsus ist dann das rechte Manna, das wahre 1) Die Jsraeliten in der Wüsten frühe Mor- gens aus dem Lager gehen mußten, das mit dem Thau vom Himmel gefallene Manna auf- zulesen: Also muß das Beten eben auch nichts anders seyn als ein Herausgehen am Morgen frühe aus allen Sünden, Lüsten, Eigenheiten, auch aus allen fremden Bekümmernissen und Zerstreuungen, die mit denen Angelegenheiten des Heylandes für unsere neue Geburt aus GOTT, und für sein Reich in uns keine Ver- wandschafft haben; da sich dann die Seele von allen diesem durch Beten und Flehen los reisset, oder (welches noch das Vortheilhaffteste seyn mag,) sogleich beym Erwachen vor all derglei- chen fremden Zeug verschlossen bleibet, sich hin- gegen flugs zu Christo wendet, und Vorrath der Gnaden zum Gebrauch desselbigen Tages einsammlet. Da geschiehet dann ein solches Gebet nicht im Schnapp und aus blosser Ge- wohnheit, so, wie mans etwa gelernet hat, sondern das arme Hertz neigt sich fein mit guter Weile und Hertzens-Andacht zum Ursprung aller Gnaden, bis sich die Göttliche Gnaden- Würckungen auch regen und fühlen lassen. 2. Wie Jsrael das Manna, die Geheimniß-rei- che Speise täglich sammelte: Also gehet das betende Hertz allstets mit Christo um, aus- sert
Cap. 1. Die erſte Quelle §. 28. JEſus iſt dann das rechte Manna, das wahre 1) Die Jſraeliten in der Wuͤſten fruͤhe Mor- gens aus dem Lager gehen mußten, das mit dem Thau vom Himmel gefallene Manna auf- zuleſen: Alſo muß das Beten eben auch nichts anders ſeyn als ein Herausgehen am Morgen fruͤhe aus allen Suͤnden, Luͤſten, Eigenheiten, auch aus allen fremden Bekuͤmmerniſſen und Zerſtreuungen, die mit denen Angelegenheiten des Heylandes fuͤr unſere neue Geburt aus GOTT, und fuͤr ſein Reich in uns keine Ver- wandſchafft haben; da ſich dann die Seele von allen dieſem durch Beten und Flehen los reiſſet, oder (welches noch das Vortheilhaffteſte ſeyn mag,) ſogleich beym Erwachen vor all derglei- chen fremden Zeug verſchloſſen bleibet, ſich hin- gegen flugs zu Chriſto wendet, und Vorrath der Gnaden zum Gebrauch deſſelbigen Tages einſammlet. Da geſchiehet dann ein ſolches Gebet nicht im Schnapp und aus bloſſer Ge- wohnheit, ſo, wie mans etwa gelernet hat, ſondern das arme Hertz neigt ſich fein mit guter Weile und Hertzens-Andacht zum Urſprung aller Gnaden, bis ſich die Goͤttliche Gnaden- Wuͤrckungen auch regen und fuͤhlen laſſen. 2. Wie Jſrael das Manna, die Geheimniß-rei- che Speiſe taͤglich ſammelte: Alſo gehet das betende Hertz allſtets mit Chriſto um, auſ- ſert
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Cap. 1. Die erſte Quelle
§. 28.
JEſus iſt dann das rechte Manna, das wahre
Himmel-Brod, und wird nicht beſſer als im Be-
ten geſucht und genoſſen. Gleichwie nemlich
1) Die Jſraeliten in der Wuͤſten fruͤhe Mor-
gens aus dem Lager gehen mußten, das mit
dem Thau vom Himmel gefallene Manna auf-
zuleſen: Alſo muß das Beten eben auch nichts
anders ſeyn als ein Herausgehen am Morgen
fruͤhe aus allen Suͤnden, Luͤſten, Eigenheiten,
auch aus allen fremden Bekuͤmmerniſſen und
Zerſtreuungen, die mit denen Angelegenheiten
des Heylandes fuͤr unſere neue Geburt aus
GOTT, und fuͤr ſein Reich in uns keine Ver-
wandſchafft haben; da ſich dann die Seele von
allen dieſem durch Beten und Flehen los reiſſet,
oder (welches noch das Vortheilhaffteſte ſeyn
mag,) ſogleich beym Erwachen vor all derglei-
chen fremden Zeug verſchloſſen bleibet, ſich hin-
gegen flugs zu Chriſto wendet, und Vorrath
der Gnaden zum Gebrauch deſſelbigen Tages
einſammlet. Da geſchiehet dann ein ſolches
Gebet nicht im Schnapp und aus bloſſer Ge-
wohnheit, ſo, wie mans etwa gelernet hat,
ſondern das arme Hertz neigt ſich fein mit guter
Weile und Hertzens-Andacht zum Urſprung
aller Gnaden, bis ſich die Goͤttliche Gnaden-
Wuͤrckungen auch regen und fuͤhlen laſſen.
2. Wie Jſrael das Manna, die Geheimniß-rei-
che Speiſe taͤglich ſammelte: Alſo gehet
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