Seye du indessen guter Dingen und freue dich, daß du mit Haut und Haar des Heil. Geistes Ei- genthum bist; sprich zu deiner Seele: "Der "Heilige Geist wohnet in mir, und ich bin sein, "meine Zunge ist seine Zunge, meine Hände sei- "ne Hände, mein Hertz sein Hertz" Kommt dann, du Königs-Kind, du Haus Christi, Sün- de, Fleisch und Welt, und verlangen zum Nach- theil der Ehre und des Reichs deines HErrn ein Dienstlein von dir; so hast du Fug und Recht, daß du sie kanst heissen fortpacken und ihres Wegs zu andern und solchen Leuten gehen, die den Heil. Geist nicht sehen und nicht kennen, auch nicht em- pfahen können, Joh. 14, 17. mithin nicht in so hohen Gnaden bey GOtt stehen, wie du. Kommt aber ein großmächtiger Herr oder eine vielgültige Frau, und will dich aus blinder Wohlgemeyntheit aus der Werckstatt des Heil. Geistes entziehen, und in das Welt-Modell giessen; so siehe wohl um dich, zumahlen da viele in der Höllen Abgrund brennen, die jetzt himmlische Könige wären, wo sie nicht just auf diesem Platz der Menschen-Gefällig- keit, auf dem Himmels-Weg, entschlipfft wären. Mache darum sogleich folgende Gedancken bey dir selbst: "Der Heil. Geist, der mir alles ist, und "dem ich zugehöre, ist ein HERR aller Herren, "gleich-ewiger GOTT mit Vater und Sohn, "und hat die Huld und Neigung zu mir, daß er "mich neu gebähren, und mit den allerhöchsten "Gutthaten beseligen, und sonsten in allwege sich
"mei-
Das 8. Cap.
§. 5.
Seye du indeſſen guter Dingen und freue dich, daß du mit Haut und Haar des Heil. Geiſtes Ei- genthum biſt; ſprich zu deiner Seele: „Der “Heilige Geiſt wohnet in mir, und ich bin ſein, “meine Zunge iſt ſeine Zunge, meine Haͤnde ſei- “ne Haͤnde, mein Hertz ſein Hertz‟ Kommt dann, du Koͤnigs-Kind, du Haus Chriſti, Suͤn- de, Fleiſch und Welt, und verlangen zum Nach- theil der Ehre und des Reichs deines HErrn ein Dienſtlein von dir; ſo haſt du Fug und Recht, daß du ſie kanſt heiſſen fortpacken und ihres Wegs zu andern und ſolchen Leuten gehen, die den Heil. Geiſt nicht ſehen und nicht kennen, auch nicht em- pfahen koͤnnen, Joh. 14, 17. mithin nicht in ſo hohen Gnaden bey GOtt ſtehen, wie du. Kommt aber ein großmaͤchtiger Herr oder eine vielguͤltige Frau, und will dich aus blinder Wohlgemeyntheit aus der Werckſtatt des Heil. Geiſtes entziehen, und in das Welt-Modell gieſſen; ſo ſiehe wohl um dich, zumahlen da viele in der Hoͤllen Abgrund brennen, die jetzt himmliſche Koͤnige waͤren, wo ſie nicht juſt auf dieſem Platz der Menſchen-Gefaͤllig- keit, auf dem Himmels-Weg, entſchlipfft waͤren. Mache darum ſogleich folgende Gedancken bey dir ſelbſt: „Der Heil. Geiſt, der mir alles iſt, und “dem ich zugehoͤre, iſt ein HERR aller Herren, “gleich-ewiger GOTT mit Vater und Sohn, “und hat die Huld und Neigung zu mir, daß er “mich neu gebaͤhren, und mit den allerhoͤchſten “Gutthaten beſeligen, und ſonſten in allwege ſich
“mei-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0422"n="404"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das 8. Cap.</hi></fw><lb/><divn="2"><head>§. 5.</head><lb/><p>Seye du indeſſen guter Dingen und freue dich,<lb/>
daß du mit Haut und Haar des Heil. Geiſtes Ei-<lb/>
genthum biſt; ſprich zu deiner Seele: „Der<lb/>“Heilige Geiſt wohnet in mir, und ich bin ſein,<lb/>“meine Zunge iſt ſeine Zunge, meine Haͤnde ſei-<lb/>“ne Haͤnde, mein Hertz ſein Hertz‟ Kommt<lb/>
dann, du Koͤnigs-Kind, du Haus Chriſti, Suͤn-<lb/>
de, Fleiſch und Welt, und verlangen zum Nach-<lb/>
theil der Ehre und des Reichs deines HErrn ein<lb/>
Dienſtlein von dir; ſo haſt du Fug und Recht,<lb/>
daß du ſie kanſt heiſſen fortpacken und ihres Wegs<lb/>
zu andern und ſolchen Leuten gehen, die den Heil.<lb/>
Geiſt nicht ſehen und nicht kennen, auch nicht em-<lb/>
pfahen koͤnnen, Joh. 14, 17. mithin nicht in ſo<lb/>
hohen Gnaden bey GOtt ſtehen, wie du. Kommt<lb/>
aber ein großmaͤchtiger Herr oder eine vielguͤltige<lb/>
Frau, und will dich aus blinder Wohlgemeyntheit<lb/>
aus der Werckſtatt des Heil. Geiſtes entziehen,<lb/>
und in das Welt-Modell gieſſen; ſo ſiehe wohl<lb/>
um dich, zumahlen da viele in der Hoͤllen Abgrund<lb/>
brennen, die jetzt himmliſche Koͤnige waͤren, wo ſie<lb/>
nicht juſt auf dieſem Platz der Menſchen-Gefaͤllig-<lb/>
keit, auf dem Himmels-Weg, entſchlipfft waͤren.<lb/>
Mache darum ſogleich folgende Gedancken bey dir<lb/>ſelbſt: „Der Heil. Geiſt, der mir alles iſt, und<lb/>“dem ich zugehoͤre, iſt ein HERR aller Herren,<lb/>“gleich-ewiger GOTT mit Vater und Sohn,<lb/>“und hat die Huld und Neigung zu mir, daß er<lb/>“mich neu gebaͤhren, und mit den allerhoͤchſten<lb/>“Gutthaten beſeligen, und ſonſten in allwege ſich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">“mei-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[404/0422]
Das 8. Cap.
§. 5.
Seye du indeſſen guter Dingen und freue dich,
daß du mit Haut und Haar des Heil. Geiſtes Ei-
genthum biſt; ſprich zu deiner Seele: „Der
“Heilige Geiſt wohnet in mir, und ich bin ſein,
“meine Zunge iſt ſeine Zunge, meine Haͤnde ſei-
“ne Haͤnde, mein Hertz ſein Hertz‟ Kommt
dann, du Koͤnigs-Kind, du Haus Chriſti, Suͤn-
de, Fleiſch und Welt, und verlangen zum Nach-
theil der Ehre und des Reichs deines HErrn ein
Dienſtlein von dir; ſo haſt du Fug und Recht,
daß du ſie kanſt heiſſen fortpacken und ihres Wegs
zu andern und ſolchen Leuten gehen, die den Heil.
Geiſt nicht ſehen und nicht kennen, auch nicht em-
pfahen koͤnnen, Joh. 14, 17. mithin nicht in ſo
hohen Gnaden bey GOtt ſtehen, wie du. Kommt
aber ein großmaͤchtiger Herr oder eine vielguͤltige
Frau, und will dich aus blinder Wohlgemeyntheit
aus der Werckſtatt des Heil. Geiſtes entziehen,
und in das Welt-Modell gieſſen; ſo ſiehe wohl
um dich, zumahlen da viele in der Hoͤllen Abgrund
brennen, die jetzt himmliſche Koͤnige waͤren, wo ſie
nicht juſt auf dieſem Platz der Menſchen-Gefaͤllig-
keit, auf dem Himmels-Weg, entſchlipfft waͤren.
Mache darum ſogleich folgende Gedancken bey dir
ſelbſt: „Der Heil. Geiſt, der mir alles iſt, und
“dem ich zugehoͤre, iſt ein HERR aller Herren,
“gleich-ewiger GOTT mit Vater und Sohn,
“und hat die Huld und Neigung zu mir, daß er
“mich neu gebaͤhren, und mit den allerhoͤchſten
“Gutthaten beſeligen, und ſonſten in allwege ſich
“mei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/422>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.