O ja, mein liebes Kind! wann dir nun ein unbeflecktes Leben, und darum zu thun ist, daß du aus deinem Hertzens-Garten dem Heyland einen wohlriechenden und herrlichen Crantz flechten möchtest, so must du vor allem, was von aussen ins Hertz hinein kommen kan zu verderben, sorg- fältig die Thür verschliessen, mithin auch fleißig acht haben, was für Unkraut von innen hervor schiessen wolle. Petrus geriethe in einen Schlum- mer, und wurde nachläßig im Gebet, aber er fiele darüber in des Teuffels Sieb, und stürtzete gar erbärmlich, und es kostete ihn auch besonders ein- brünstige, wehemüthige und Himmel-andringen- de Gebeter und Thränen, bis der Heyland sein Hertz wieder getröstet hatte. Ach der heisseste Ernst kan sich allmählich, und ohne daß mans mercket, in Lauigkeit und Heucheley verwandeln. Dis sie- het der HErr nicht gern, und wann er dich in sei- nem Weinberg müßig antrifft, wird er dich mit seinem Donner schrecken, und schon Mittel finden, dir die Schläfrigkeit aus den Augen zu reiben; ge- schiehet dieses nicht, so dörfftest du wohl, wie schon vielen andern begegnet ist, unsinnig werden, dich von allem Ernst und Zucht losreissen, und in ewi- ges Unglück stürtzen, welches gemeiniglich bey ge- ringst-scheinenden Dingen seinen Anfang nimmet.
§. 17.
3) Daß du dich ja nicht über ande- rer Leute Sünden und Fehl-Tritte ki- tzelst/ sonst kan dich die Göttliche Gerech-
tigkeit
Cap. 6. Die ſechſte Quelle
O ja, mein liebes Kind! wann dir nun ein unbeflecktes Leben, und darum zu thun iſt, daß du aus deinem Hertzens-Garten dem Heyland einen wohlriechenden und herrlichen Crantz flechten moͤchteſt, ſo muſt du vor allem, was von auſſen ins Hertz hinein kommen kan zu verderben, ſorg- faͤltig die Thuͤr verſchlieſſen, mithin auch fleißig acht haben, was fuͤr Unkraut von innen hervor ſchieſſen wolle. Petrus geriethe in einen Schlum- mer, und wurde nachlaͤßig im Gebet, aber er fiele daruͤber in des Teuffels Sieb, und ſtuͤrtzete gar erbaͤrmlich, und es koſtete ihn auch beſonders ein- bruͤnſtige, wehemuͤthige und Himmel-andringen- de Gebeter und Thraͤnen, bis der Heyland ſein Hertz wieder getroͤſtet hatte. Ach der heiſſeſte Ernſt kan ſich allmaͤhlich, und ohne daß mans mercket, in Lauigkeit und Heucheley verwandeln. Dis ſie- het der HErr nicht gern, und wann er dich in ſei- nem Weinberg muͤßig antrifft, wird er dich mit ſeinem Donner ſchrecken, und ſchon Mittel finden, dir die Schlaͤfrigkeit aus den Augen zu reiben; ge- ſchiehet dieſes nicht, ſo doͤrffteſt du wohl, wie ſchon vielen andern begegnet iſt, unſinnig werden, dich von allem Ernſt und Zucht losreiſſen, und in ewi- ges Ungluͤck ſtuͤrtzen, welches gemeiniglich bey ge- ringſt-ſcheinenden Dingen ſeinen Anfang nimmet.
§. 17.
3) Daß du dich ja nicht uͤber ande- rer Leute Suͤnden und Fehl-Tritte ki- tzelſt/ ſonſt kan dich die Goͤttliche Gerech-
tigkeit
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Cap. 6. Die ſechſte Quelle
O ja, mein liebes Kind! wann dir nun ein
unbeflecktes Leben, und darum zu thun iſt, daß
du aus deinem Hertzens-Garten dem Heyland
einen wohlriechenden und herrlichen Crantz flechten
moͤchteſt, ſo muſt du vor allem, was von auſſen
ins Hertz hinein kommen kan zu verderben, ſorg-
faͤltig die Thuͤr verſchlieſſen, mithin auch fleißig
acht haben, was fuͤr Unkraut von innen hervor
ſchieſſen wolle. Petrus geriethe in einen Schlum-
mer, und wurde nachlaͤßig im Gebet, aber er fiele
daruͤber in des Teuffels Sieb, und ſtuͤrtzete gar
erbaͤrmlich, und es koſtete ihn auch beſonders ein-
bruͤnſtige, wehemuͤthige und Himmel-andringen-
de Gebeter und Thraͤnen, bis der Heyland ſein
Hertz wieder getroͤſtet hatte. Ach der heiſſeſte Ernſt
kan ſich allmaͤhlich, und ohne daß mans mercket,
in Lauigkeit und Heucheley verwandeln. Dis ſie-
het der HErr nicht gern, und wann er dich in ſei-
nem Weinberg muͤßig antrifft, wird er dich mit ſeinem
Donner ſchrecken, und ſchon Mittel finden, dir
die Schlaͤfrigkeit aus den Augen zu reiben; ge-
ſchiehet dieſes nicht, ſo doͤrffteſt du wohl, wie ſchon
vielen andern begegnet iſt, unſinnig werden, dich
von allem Ernſt und Zucht losreiſſen, und in ewi-
ges Ungluͤck ſtuͤrtzen, welches gemeiniglich bey ge-
ringſt-ſcheinenden Dingen ſeinen Anfang nimmet.
§. 17.
3) Daß du dich ja nicht uͤber ande-
rer Leute Suͤnden und Fehl-Tritte ki-
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/352>, abgerufen am 21.11.2024.
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