Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verführung der Jugend.
Grund und Boden schon lange herum geschleppet,
und in die sündliche Lüste recht eingebeitzet hat, so
daß man glauben solte, ob würde es denen Teuf-
feln selbst ab dergleichen scheußlich-zugerichteten und
unflätigen Seelen eckeln, daß JEsus, sage ich,
der allerheiligste Erlöser sie doch noch gerecht, hei-
lig und selig machet, ja zuweilen gar in die Zahl
seiner Erstgebohrnen zur künfftigen Erstaunung al-
ler Völckern erhöhet; eine Ehre, dargegen alle
Erhöhungen vom Sau-Hirten-Stand auf könig-
liche Thronen für armselige Nichtigkeiten zu schä-
tzen sind. Doch hat derjenige noch von der grös-
sesten Gnade
und von einem unsäglichen Segen
zu singen, welcher sich vom Satan niemals berü-
cken lassen, mithin seine Jugend unbefleckt behal-
ten; es ist auch kein Zweiffel, daß nicht das Höl-
len-Heer Ehrfurcht vor einem solchen Gnaden-
Kind, als einem Helden haben müsse, der, ohn-
geachtet der Feind an List und Stärcke, an Rü-
stung und Kriegs-Erfahrenheit den Goliath weit,
weit überstiegen, und unzehlich andere Knaben und
Töchtern unter die Füsse getreten, und allen hölli-
schen Geistern zum Spott dargeleget hat, dan-
noch in allen Stürmen und Schlachten gewonnen
und obgesieget.

§. 9.

Solle aber ein Kind in diesen Engel-mäßigen
Reyhen treten können; so muß es

1) Nicht nur nichts Arges, sondern auch, und
im Gegentheil lauter gute/ erweckliche und sol-

che

der Verfuͤhrung der Jugend.
Grund und Boden ſchon lange herum geſchleppet,
und in die ſuͤndliche Luͤſte recht eingebeitzet hat, ſo
daß man glauben ſolte, ob wuͤrde es denen Teuf-
feln ſelbſt ab dergleichen ſcheußlich-zugerichteten und
unflaͤtigen Seelen eckeln, daß JEſus, ſage ich,
der allerheiligſte Erloͤſer ſie doch noch gerecht, hei-
lig und ſelig machet, ja zuweilen gar in die Zahl
ſeiner Erſtgebohrnen zur kuͤnfftigen Erſtaunung al-
ler Voͤlckern erhoͤhet; eine Ehre, dargegen alle
Erhoͤhungen vom Sau-Hirten-Stand auf koͤnig-
liche Thronen fuͤr armſelige Nichtigkeiten zu ſchaͤ-
tzen ſind. Doch hat derjenige noch von der groͤſ-
ſeſten Gnade
und von einem unſaͤglichen Segen
zu ſingen, welcher ſich vom Satan niemals beruͤ-
cken laſſen, mithin ſeine Jugend unbefleckt behal-
ten; es iſt auch kein Zweiffel, daß nicht das Hoͤl-
len-Heer Ehrfurcht vor einem ſolchen Gnaden-
Kind, als einem Helden haben muͤſſe, der, ohn-
geachtet der Feind an Liſt und Staͤrcke, an Ruͤ-
ſtung und Kriegs-Erfahrenheit den Goliath weit,
weit uͤberſtiegen, und unzehlich andere Knaben und
Toͤchtern unter die Fuͤſſe getreten, und allen hoͤlli-
ſchen Geiſtern zum Spott dargeleget hat, dan-
noch in allen Stuͤrmen und Schlachten gewonnen
und obgeſieget.

§. 9.

Solle aber ein Kind in dieſen Engel-maͤßigen
Reyhen treten koͤnnen; ſo muß es

1) Nicht nur nichts Arges, ſondern auch, und
im Gegentheil lauter gute/ erweckliche und ſol-

che
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0337" n="319"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi></fw><lb/>
Grund und Boden &#x017F;chon lange herum ge&#x017F;chleppet,<lb/>
und in die &#x017F;u&#x0364;ndliche Lu&#x0364;&#x017F;te recht eingebeitzet hat, &#x017F;o<lb/>
daß man glauben &#x017F;olte, ob wu&#x0364;rde es denen Teuf-<lb/>
feln &#x017F;elb&#x017F;t ab dergleichen &#x017F;cheußlich-zugerichteten und<lb/>
unfla&#x0364;tigen Seelen eckeln, daß JE&#x017F;us, &#x017F;age ich,<lb/>
der allerheilig&#x017F;te Erlo&#x0364;&#x017F;er &#x017F;ie doch noch gerecht, hei-<lb/>
lig und &#x017F;elig machet, ja zuweilen gar in die Zahl<lb/>
&#x017F;einer Er&#x017F;tgebohrnen zur ku&#x0364;nfftigen Er&#x017F;taunung al-<lb/>
ler Vo&#x0364;lckern erho&#x0364;het; eine Ehre, dargegen alle<lb/>
Erho&#x0364;hungen vom Sau-Hirten-Stand auf ko&#x0364;nig-<lb/>
liche Thronen fu&#x0364;r arm&#x017F;elige Nichtigkeiten zu &#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
tzen &#x017F;ind. Doch hat derjenige noch von der <hi rendition="#fr">gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;ten Gnade</hi> und von einem un&#x017F;a&#x0364;glichen Segen<lb/>
zu &#x017F;ingen, welcher &#x017F;ich vom Satan niemals beru&#x0364;-<lb/>
cken la&#x017F;&#x017F;en, mithin &#x017F;eine Jugend unbefleckt behal-<lb/>
ten; es i&#x017F;t auch kein Zweiffel, daß nicht das Ho&#x0364;l-<lb/>
len-Heer Ehrfurcht vor einem &#x017F;olchen Gnaden-<lb/>
Kind, als einem Helden haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, der, ohn-<lb/>
geachtet der Feind an Li&#x017F;t und Sta&#x0364;rcke, an Ru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tung und Kriegs-Erfahrenheit den Goliath weit,<lb/>
weit u&#x0364;ber&#x017F;tiegen, und unzehlich andere Knaben und<lb/>
To&#x0364;chtern unter die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e getreten, und allen ho&#x0364;lli-<lb/>
&#x017F;chen Gei&#x017F;tern zum Spott dargeleget hat, dan-<lb/>
noch in allen Stu&#x0364;rmen und Schlachten gewonnen<lb/>
und obge&#x017F;ieget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 9.</head><lb/>
          <p>Solle aber ein Kind in die&#x017F;en Engel-ma&#x0364;ßigen<lb/>
Reyhen treten ko&#x0364;nnen; &#x017F;o muß es</p><lb/>
          <p>1) Nicht nur nichts Arges, &#x017F;ondern auch, und<lb/>
im Gegentheil <hi rendition="#fr">lauter gute/</hi> erweckliche und &#x017F;ol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0337] der Verfuͤhrung der Jugend. Grund und Boden ſchon lange herum geſchleppet, und in die ſuͤndliche Luͤſte recht eingebeitzet hat, ſo daß man glauben ſolte, ob wuͤrde es denen Teuf- feln ſelbſt ab dergleichen ſcheußlich-zugerichteten und unflaͤtigen Seelen eckeln, daß JEſus, ſage ich, der allerheiligſte Erloͤſer ſie doch noch gerecht, hei- lig und ſelig machet, ja zuweilen gar in die Zahl ſeiner Erſtgebohrnen zur kuͤnfftigen Erſtaunung al- ler Voͤlckern erhoͤhet; eine Ehre, dargegen alle Erhoͤhungen vom Sau-Hirten-Stand auf koͤnig- liche Thronen fuͤr armſelige Nichtigkeiten zu ſchaͤ- tzen ſind. Doch hat derjenige noch von der groͤſ- ſeſten Gnade und von einem unſaͤglichen Segen zu ſingen, welcher ſich vom Satan niemals beruͤ- cken laſſen, mithin ſeine Jugend unbefleckt behal- ten; es iſt auch kein Zweiffel, daß nicht das Hoͤl- len-Heer Ehrfurcht vor einem ſolchen Gnaden- Kind, als einem Helden haben muͤſſe, der, ohn- geachtet der Feind an Liſt und Staͤrcke, an Ruͤ- ſtung und Kriegs-Erfahrenheit den Goliath weit, weit uͤberſtiegen, und unzehlich andere Knaben und Toͤchtern unter die Fuͤſſe getreten, und allen hoͤlli- ſchen Geiſtern zum Spott dargeleget hat, dan- noch in allen Stuͤrmen und Schlachten gewonnen und obgeſieget. §. 9. Solle aber ein Kind in dieſen Engel-maͤßigen Reyhen treten koͤnnen; ſo muß es 1) Nicht nur nichts Arges, ſondern auch, und im Gegentheil lauter gute/ erweckliche und ſol- che

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/337
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/337>, abgerufen am 21.11.2024.