derschöne herrliche Röcklein seiner Unschuld an, und legt sie Morgens und Abends dem Vater in die war- me Schoos seiner gnädigen Obhut, als seine hertz- liebe Brüderlein und Schwesterlein, seine holden Täublein und Lämmlein: Dann weilen ihme so un- endlich-wohl ist in seines Vaters Schoos, so kan demnach seine brausende Kinder-Liebe nicht ruhen, es habe dann auch junge Leutlein bey sich.
§. 3.
Aber wie kommts, daß dieser hochgebenedeyte Heyland so schlechtlich geliebet wird, und die Jugend ihre Lust und Freude mehr am Docken-(Puppen-) Werck, an Kleinigkeiten, eiteln Thorheiten und gantz unnützem Zeitverderb, als aber an dem aller- schönsten und liebwürdigsten JEsu hat, der doch aus grosser Liebe vor sie am Creutz gestorben ist? War- um hüpffen sie lieber am Rand der Höllen daher, in äusserster Gefahr, ihre ewige Seligkeit zu verlieren? Warum verschleudern sie die unwiderbringliche Zeit ihrer güldnen Jugend, welche durch die Gunst GOt- tes mit dem Blut-Strömlein unsers gütigsten JEsu und mit den Gnaden-Bächen seines Geistes hätte durchflossen, gewässert, und zu einem schönen blü- henden und grünenden Frühlings-Garten zugerichtet werden können, von welchem die Engel am Laub- Hütten-Fest viele reife, vollkommene Paradies- Früchte sammlen auf den Tisch des Bräutigams, und der Braut, und der unzahlbaren Schaar der Gä- sten im Hochzeit-Hause des Lamms, im neuen, obern Jerusalem.
§. 4. Ach
A 2
Vorbereitung.
derſchoͤne herrliche Roͤcklein ſeiner Unſchuld an, und legt ſie Morgens und Abends dem Vater in die war- me Schoos ſeiner gnaͤdigen Obhut, als ſeine hertz- liebe Bruͤderlein und Schweſterlein, ſeine holden Taͤublein und Laͤmmlein: Dann weilen ihme ſo un- endlich-wohl iſt in ſeines Vaters Schoos, ſo kan demnach ſeine brauſende Kinder-Liebe nicht ruhen, es habe dann auch junge Leutlein bey ſich.
§. 3.
Aber wie kommts, daß dieſer hochgebenedeyte Heyland ſo ſchlechtlich geliebet wird, und die Jugend ihre Luſt und Freude mehr am Docken-(Puppen-) Werck, an Kleinigkeiten, eiteln Thorheiten und gantz unnuͤtzem Zeitverderb, als aber an dem aller- ſchoͤnſten und liebwuͤrdigſten JEſu hat, der doch aus groſſer Liebe vor ſie am Creutz geſtorben iſt? War- um huͤpffen ſie lieber am Rand der Hoͤllen daher, in aͤuſſerſter Gefahr, ihre ewige Seligkeit zu verlieren? Warum verſchleudern ſie die unwiderbringliche Zeit ihrer guͤldnen Jugend, welche durch die Gunſt GOt- tes mit dem Blut-Stroͤmlein unſers guͤtigſten JEſu und mit den Gnaden-Baͤchen ſeines Geiſtes haͤtte durchfloſſen, gewaͤſſert, und zu einem ſchoͤnen bluͤ- henden und gruͤnenden Fruͤhlings-Garten zugerichtet werden koͤnnen, von welchem die Engel am Laub- Huͤtten-Feſt viele reife, vollkommene Paradies- Fruͤchte ſammlen auf den Tiſch des Braͤutigams, und der Braut, und der unzahlbaren Schaar der Gaͤ- ſten im Hochzeit-Hauſe des Lamms, im neuen, obern Jeruſalem.
§. 4. Ach
A 2
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Vorbereitung.
derſchoͤne herrliche Roͤcklein ſeiner Unſchuld an, und
legt ſie Morgens und Abends dem Vater in die war-
me Schoos ſeiner gnaͤdigen Obhut, als ſeine hertz-
liebe Bruͤderlein und Schweſterlein, ſeine holden
Taͤublein und Laͤmmlein: Dann weilen ihme ſo un-
endlich-wohl iſt in ſeines Vaters Schoos, ſo kan
demnach ſeine brauſende Kinder-Liebe nicht ruhen,
es habe dann auch junge Leutlein bey ſich.
§. 3.
Aber wie kommts, daß dieſer hochgebenedeyte
Heyland ſo ſchlechtlich geliebet wird, und die Jugend
ihre Luſt und Freude mehr am Docken-(Puppen-)
Werck, an Kleinigkeiten, eiteln Thorheiten und
gantz unnuͤtzem Zeitverderb, als aber an dem aller-
ſchoͤnſten und liebwuͤrdigſten JEſu hat, der doch
aus groſſer Liebe vor ſie am Creutz geſtorben iſt? War-
um huͤpffen ſie lieber am Rand der Hoͤllen daher, in
aͤuſſerſter Gefahr, ihre ewige Seligkeit zu verlieren?
Warum verſchleudern ſie die unwiderbringliche Zeit
ihrer guͤldnen Jugend, welche durch die Gunſt GOt-
tes mit dem Blut-Stroͤmlein unſers guͤtigſten JEſu
und mit den Gnaden-Baͤchen ſeines Geiſtes haͤtte
durchfloſſen, gewaͤſſert, und zu einem ſchoͤnen bluͤ-
henden und gruͤnenden Fruͤhlings-Garten zugerichtet
werden koͤnnen, von welchem die Engel am Laub-
Huͤtten-Feſt viele reife, vollkommene Paradies-
Fruͤchte ſammlen auf den Tiſch des Braͤutigams,
und der Braut, und der unzahlbaren Schaar der Gaͤ-
ſten im Hochzeit-Hauſe des Lamms, im neuen,
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§. 4. Ach
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/21>, abgerufen am 21.11.2024.
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