So auch 1 Petr. 5, 5. GOtt widerstehet den Hoffärtigen/ aber den Demüthigen giebt er Gnade. 1 Tim. 6, 6. heißt es: Es ist ein grosser Gewinn, wer gottselig ist und läßt ihm begnügen. Dann wir ha- ben nichts in die Welt gebracht; darum offenbar ist/ wir werden auch nichts mit hinaus nehmen/ u. s. w.
§. 33.
So liese dann, mein Kind! fleißig in der Bibel/ und zwar mit Andacht, mit Nachsin- nen und Selbst-Prüfung, mit grosser Freude und heisser Begierde sie zu verstehen, und überall dar- nach zu leben, halte das vor die gröste Ehre, so dir auf Erden und im Himmel begegnen kan, daß dein GOtt mit dir redet. Wir preisen die Pa- triarchen selig, und achten sie hoch geehret, daß GOTT etwa den einten und andern Spruch mit ihnen geredet: Z. E. Fürchte dich nicht/ ich bin dein Schild/ und dein sehr grosser Lohn: Der HErr aber gibt dir ein groß dick Buch voll solcher Sprüchen nicht nur mundlich, sondern wol schrifftlich, ja gar gedruckt, dessen du dich dann wohl hoch zu erfreuen hast. Soltest du aber sol- cher Dingen keines noch bey dir finden, so klage es deinem GOtt wehmüthiglich und mit heissen Thrä- nen, daß du so ungeschickt und abgeneigt bist ihne zu hören in seinem Wort, und deines Vaters Brief aus dem Himmel zu lesen: Achte diesen deinen Zustand für dein gröstes Unglück, für die
äus-
Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
So auch 1 Petr. 5, 5. GOtt widerſtehet den Hoffaͤrtigen/ aber den Demuͤthigen giebt er Gnade. 1 Tim. 6, 6. heißt es: Es iſt ein groſſer Gewinn, wer gottſelig iſt und laͤßt ihm begnuͤgen. Dann wir ha- ben nichts in die Welt gebracht; darum offenbar iſt/ wir werden auch nichts mit hinaus nehmen/ u. ſ. w.
§. 33.
So lieſe dann, mein Kind! fleißig in der Bibel/ und zwar mit Andacht, mit Nachſin- nen und Selbſt-Pruͤfung, mit groſſer Freude und heiſſer Begierde ſie zu verſtehen, und uͤberall dar- nach zu leben, halte das vor die groͤſte Ehre, ſo dir auf Erden und im Himmel begegnen kan, daß dein GOtt mit dir redet. Wir preiſen die Pa- triarchen ſelig, und achten ſie hoch geehret, daß GOTT etwa den einten und andern Spruch mit ihnen geredet: Z. E. Fuͤrchte dich nicht/ ich bin dein Schild/ und dein ſehr groſſer Lohn: Der HErr aber gibt dir ein groß dick Buch voll ſolcher Spruͤchen nicht nur mundlich, ſondern wol ſchrifftlich, ja gar gedruckt, deſſen du dich dann wohl hoch zu erfreuen haſt. Solteſt du aber ſol- cher Dingen keines noch bey dir finden, ſo klage es deinem GOtt wehmuͤthiglich und mit heiſſen Thraͤ- nen, daß du ſo ungeſchickt und abgeneigt biſt ihne zu hoͤren in ſeinem Wort, und deines Vaters Brief aus dem Himmel zu leſen: Achte dieſen deinen Zuſtand fuͤr dein groͤſtes Ungluͤck, fuͤr die
aͤuſ-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0208"n="190"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">So auch</hi> 1 Petr. 5, 5. <hirendition="#fr">GOtt widerſtehet<lb/>
den Hoffaͤrtigen/ aber den Demuͤthigen<lb/>
giebt er Gnade.</hi> 1 Tim. 6, 6. <hirendition="#fr">heißt es: Es<lb/>
iſt ein groſſer Gewinn, wer gottſelig iſt<lb/>
und laͤßt ihm begnuͤgen. Dann wir ha-<lb/>
ben nichts in die Welt gebracht; darum<lb/>
offenbar iſt/ wir werden auch nichts mit<lb/>
hinaus nehmen/</hi> u. ſ. w.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 33.</head><lb/><p>So lieſe dann, mein Kind! fleißig <hirendition="#fr">in der<lb/>
Bibel/</hi> und zwar mit Andacht, mit Nachſin-<lb/>
nen und Selbſt-Pruͤfung, mit groſſer Freude und<lb/>
heiſſer Begierde ſie zu verſtehen, und uͤberall dar-<lb/>
nach zu leben, halte das vor die groͤſte Ehre, ſo<lb/>
dir auf Erden und im Himmel begegnen kan, daß<lb/>
dein GOtt mit dir redet. Wir preiſen die Pa-<lb/>
triarchen ſelig, und achten ſie hoch geehret, daß<lb/>
GOTT etwa den einten und andern Spruch mit<lb/>
ihnen geredet: Z. E. <hirendition="#fr">Fuͤrchte dich nicht/ ich<lb/>
bin dein Schild/ und dein ſehr groſſer<lb/>
Lohn:</hi> Der HErr aber gibt dir ein groß dick Buch<lb/>
voll ſolcher Spruͤchen nicht nur mundlich, ſondern wol<lb/>ſchrifftlich, ja gar gedruckt, deſſen du dich dann<lb/>
wohl hoch zu erfreuen haſt. Solteſt du aber ſol-<lb/>
cher Dingen keines noch bey dir finden, ſo klage es<lb/>
deinem GOtt wehmuͤthiglich und mit heiſſen Thraͤ-<lb/>
nen, daß du ſo ungeſchickt und abgeneigt biſt ihne<lb/>
zu hoͤren in ſeinem Wort, und deines Vaters<lb/>
Brief aus dem Himmel zu leſen: Achte dieſen<lb/>
deinen Zuſtand fuͤr dein groͤſtes Ungluͤck, fuͤr die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aͤuſ-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[190/0208]
Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
So auch 1 Petr. 5, 5. GOtt widerſtehet
den Hoffaͤrtigen/ aber den Demuͤthigen
giebt er Gnade. 1 Tim. 6, 6. heißt es: Es
iſt ein groſſer Gewinn, wer gottſelig iſt
und laͤßt ihm begnuͤgen. Dann wir ha-
ben nichts in die Welt gebracht; darum
offenbar iſt/ wir werden auch nichts mit
hinaus nehmen/ u. ſ. w.
§. 33.
So lieſe dann, mein Kind! fleißig in der
Bibel/ und zwar mit Andacht, mit Nachſin-
nen und Selbſt-Pruͤfung, mit groſſer Freude und
heiſſer Begierde ſie zu verſtehen, und uͤberall dar-
nach zu leben, halte das vor die groͤſte Ehre, ſo
dir auf Erden und im Himmel begegnen kan, daß
dein GOtt mit dir redet. Wir preiſen die Pa-
triarchen ſelig, und achten ſie hoch geehret, daß
GOTT etwa den einten und andern Spruch mit
ihnen geredet: Z. E. Fuͤrchte dich nicht/ ich
bin dein Schild/ und dein ſehr groſſer
Lohn: Der HErr aber gibt dir ein groß dick Buch
voll ſolcher Spruͤchen nicht nur mundlich, ſondern wol
ſchrifftlich, ja gar gedruckt, deſſen du dich dann
wohl hoch zu erfreuen haſt. Solteſt du aber ſol-
cher Dingen keines noch bey dir finden, ſo klage es
deinem GOtt wehmuͤthiglich und mit heiſſen Thraͤ-
nen, daß du ſo ungeſchickt und abgeneigt biſt ihne
zu hoͤren in ſeinem Wort, und deines Vaters
Brief aus dem Himmel zu leſen: Achte dieſen
deinen Zuſtand fuͤr dein groͤſtes Ungluͤck, fuͤr die
aͤuſ-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/208>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.