Leib aus Christo, mit dem neuen Menschen" möchtest umgeben und in denselben eingekleidet" werden, so wie jetzt die Verklärten darinnen" heller als die liebe Sonne gläntzen! Aber ach" du elende Seele! du warest fleischlich und im" Fleisch vergraben, und vermochtest daher auch" nichts zu lieben, als was deine fleischliche Augen" sahen; hingegen warest du an dem englischen" Schmuck des Himmelreichs stock-blind. Nun" ist alles, woran du dich mehr als an der Heili-" gung belustigtest, dahin, auf daß die Schrifft" erfüllet wurde: Was sichtbar ist/ das" ist zeitlich/ dauret nur eine Zeitlang; was" aber unsichtbar ist/ das ist ewig. 2 Cor." 4, 18. Ja, wer nur Pauli Augen hätte!"
§. 14
Jst dir nun, mein liebes Kind! ernst, dem Hoffarts-Greuel und allen daran hangenden Gerichten zu entgehen/ so erwäge folgende Gründe:
1) Daß dein unsterblicher Geist nichts darvon hat, man mag auch dem Leib das allerköstlichste und ein solches Kleid anziehen, das ein Tonnen Gold gekostet hätte.
2) Jst die Ehre, so man dir deswegen beweiset, dir mehr schädlich als heilsam.
3) Hoffart ware die Missethat So- doms/ Ezech. 16, 49. Sie ist auch den Töchtern Zions von GOtt sehr übel aufgenommen worden, Jesaj. 3, 24. Da sie noch darzu damals hätten
vor-
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
Leib aus Chriſto, mit dem neuen Menſchen“ moͤchteſt umgeben und in denſelben eingekleidet“ werden, ſo wie jetzt die Verklaͤrten darinnen“ heller als die liebe Sonne glaͤntzen! Aber ach“ du elende Seele! du wareſt fleiſchlich und im“ Fleiſch vergraben, und vermochteſt daher auch“ nichts zu lieben, als was deine fleiſchliche Augen“ ſahen; hingegen wareſt du an dem engliſchen“ Schmuck des Himmelreichs ſtock-blind. Nun“ iſt alles, woran du dich mehr als an der Heili-“ gung beluſtigteſt, dahin, auf daß die Schrifft“ erfuͤllet wurde: Was ſichtbar iſt/ das“ iſt zeitlich/ dauret nur eine Zeitlang; was“ aber unſichtbar iſt/ das iſt ewig. 2 Cor.“ 4, 18. Ja, wer nur Pauli Augen haͤtte!‟
§. 14
Jſt dir nun, mein liebes Kind! ernſt, dem Hoffarts-Greuel und allen daran hangenden Gerichten zu entgehen/ ſo erwaͤge folgende Gruͤnde:
1) Daß dein unſterblicher Geiſt nichts darvon hat, man mag auch dem Leib das allerkoͤſtlichſte und ein ſolches Kleid anziehen, das ein Tonnen Gold gekoſtet haͤtte.
2) Jſt die Ehre, ſo man dir deswegen beweiſet, dir mehr ſchaͤdlich als heilſam.
3) Hoffart ware die Miſſethat So- doms/ Ezech. 16, 49. Sie iſt auch den Toͤchtern Zions von GOtt ſehr uͤbel aufgenommen worden, Jeſaj. 3, 24. Da ſie noch darzu damals haͤtten
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der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
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heller als die liebe Sonne glaͤntzen! Aber ach“
du elende Seele! du wareſt fleiſchlich und im“
Fleiſch vergraben, und vermochteſt daher auch“
nichts zu lieben, als was deine fleiſchliche Augen“
ſahen; hingegen wareſt du an dem engliſchen“
Schmuck des Himmelreichs ſtock-blind. Nun“
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gung beluſtigteſt, dahin, auf daß die Schrifft“
erfuͤllet wurde: Was ſichtbar iſt/ das“
iſt zeitlich/ dauret nur eine Zeitlang; was“
aber unſichtbar iſt/ das iſt ewig. 2 Cor.“
4, 18. Ja, wer nur Pauli Augen haͤtte!‟
§. 14
Jſt dir nun, mein liebes Kind! ernſt, dem
Hoffarts-Greuel und allen daran hangenden
Gerichten zu entgehen/ ſo erwaͤge folgende
Gruͤnde:
1) Daß dein unſterblicher Geiſt nichts darvon
hat, man mag auch dem Leib das allerkoͤſtlichſte und
ein ſolches Kleid anziehen, das ein Tonnen Gold
gekoſtet haͤtte.
2) Jſt die Ehre, ſo man dir deswegen beweiſet,
dir mehr ſchaͤdlich als heilſam.
3) Hoffart ware die Miſſethat So-
doms/ Ezech. 16, 49. Sie iſt auch den Toͤchtern
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/177>, abgerufen am 17.07.2024.
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