Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.der Verführung der Jugend. Kühe oder Schaafe ein paar Stunden auf safftigeWeyde triebe, so würde dieser es gar wohl leiden mögen; der armen Seelen aber seines Kindes will man das geistliche Wolleben nicht gönnen. Auf eine solch unverschamte Weise verachtet man das Land der Verheissung, so von Milch und Honig fleußt, und zu dessen Lob-Erhebung ein grosser Kö- nig in Jsrael nicht Worte genug hat finden kön- nen. Wann nun Kinder sothane grosse Unlust am Evangelio bey ihren Eltern sehen müssen; wie sollten sie es dann für ein köstlich-fürstliches Freu- den-Panquet halten können; und wann sie ihre Eltern niemals oder selten und nur obenhin und kaltsinnig genug sehen mit der Bibel umgehen; wie ists möglich, ihnen zu glauben, was man auf solch fetter Weyde geniessen, und wie man sich aus JE- su Wort mit Englischen Süßigkeiten sättigen und erquicken könne? §. 7. Geht es aber bey den meisten Eltern in diesen Jhme ist JEsus die Quelle aller Seligkeiten Grund- F 4
der Verfuͤhrung der Jugend. Kuͤhe oder Schaafe ein paar Stunden auf ſafftigeWeyde triebe, ſo wuͤrde dieſer es gar wohl leiden moͤgen; der armen Seelen aber ſeines Kindes will man das geiſtliche Wolleben nicht goͤnnen. Auf eine ſolch unverſchamte Weiſe verachtet man das Land der Verheiſſung, ſo von Milch und Honig fleußt, und zu deſſen Lob-Erhebung ein groſſer Koͤ- nig in Jſrael nicht Worte genug hat finden koͤn- nen. Wann nun Kinder ſothane groſſe Unluſt am Evangelio bey ihren Eltern ſehen muͤſſen; wie ſollten ſie es dann fuͤr ein koͤſtlich-fuͤrſtliches Freu- den-Panquet halten koͤnnen; und wann ſie ihre Eltern niemals oder ſelten und nur obenhin und kaltſinnig genug ſehen mit der Bibel umgehen; wie iſts moͤglich, ihnen zu glauben, was man auf ſolch fetter Weyde genieſſen, und wie man ſich aus JE- ſu Wort mit Engliſchen Suͤßigkeiten ſaͤttigen und erquicken koͤnne? §. 7. Geht es aber bey den meiſten Eltern in dieſen Jhme iſt JEſus die Quelle aller Seligkeiten Grund- F 4
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der Verfuͤhrung der Jugend.
Kuͤhe oder Schaafe ein paar Stunden auf ſafftige
Weyde triebe, ſo wuͤrde dieſer es gar wohl leiden
moͤgen; der armen Seelen aber ſeines Kindes will
man das geiſtliche Wolleben nicht goͤnnen. Auf
eine ſolch unverſchamte Weiſe verachtet man das
Land der Verheiſſung, ſo von Milch und Honig
fleußt, und zu deſſen Lob-Erhebung ein groſſer Koͤ-
nig in Jſrael nicht Worte genug hat finden koͤn-
nen. Wann nun Kinder ſothane groſſe Unluſt
am Evangelio bey ihren Eltern ſehen muͤſſen; wie
ſollten ſie es dann fuͤr ein koͤſtlich-fuͤrſtliches Freu-
den-Panquet halten koͤnnen; und wann ſie ihre
Eltern niemals oder ſelten und nur obenhin und
kaltſinnig genug ſehen mit der Bibel umgehen; wie
iſts moͤglich, ihnen zu glauben, was man auf ſolch
fetter Weyde genieſſen, und wie man ſich aus JE-
ſu Wort mit Engliſchen Suͤßigkeiten ſaͤttigen und
erquicken koͤnne?
§. 7.
Geht es aber bey den meiſten Eltern in dieſen
Stuͤcken ſo ſchlecht her; ſo iſt es mit dem wuͤrckli-
chen Anlocken zu JEſu und ſeiner Bekeh-
rung noch viel uͤbler beſtellet.
Jhme iſt JEſus die Quelle aller Seligkeiten
und der richtige Weg darzu, gantz verdecket, und
ſie ſelber ſind noch nicht zu ihme gekommen um zu
erſt fuͤr ſich ſelbſt ewiges Leben zu haben; Joh. 5,
40. darum koͤnnen ſie auch ihren Kindern keine
richtige, gruͤndliche Nachricht ertheilen, was es
auch mit dem Reich, Sitten, Gewohnheiten,
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