seyn auß einem Sünder einen Heiligen zu machen, wo man Jhme nur solches auf sei- ne theure Zusage hin zutrauet.
CAPUT VI. Unterricht für solche, deren Hertz vom Evangelio gerührt, der Ordinari- Frommkeit überdrüssig, nach dem wahren We- sen der neuen Geburt auß GOtt nach der Einwoh- nung Christi und der Erneuerung deß H. Geistes begierig worden.
§. 1.
Wer der anfänglichen Gnad redlich getreu ist, und sich im Gebett übet, wird wohl fortkommen.
EInwurff. Sagst du: Ach ich möchte wohl von Hertzen gern alle diese herrli- che Dinge in mir erfahren, und meine übrige Lebens-Zeit biß ans End darinnen ver- harren und fleissigst practisiren, wann nur ge- wiß wüßte, daß JEsus geneigt seye seine hohe allmächtigste Kunst an mir zu beweisen, mich unter seine allerheiligste Bewurckung zu nehmen, mein Erlöser zu seyn, und mir die Krafft seines Todes und siegreichen Aufferstehung allergnadigst zu schencken. Ach! daß Er auch mich zu Sich ruffte, und Sich mein annähme!
Antw. Thue doch deinem Heiland nicht das grosse Unrecht an, als ob du woltest, Er aber nicht wolte, diese Einbildung ist ein lauterer Teuffels-Trug und deines hoch- mühtigen Hertzens Schalckheit, das so gern die Schuld deiner verdammlichen Faulheit
auf
CAP. VI.
ſeyn auß einem Suͤnder einen Heiligen zu machen, wo man Jhme nur ſolches auf ſei- ne theure Zuſage hin zutrauet.
CAPUT VI. Unterricht fuͤr ſolche, deren Hertz vom Evangelio geruͤhrt, der Ordinari- Frommkeit uͤberdruͤſſig, nach dem wahren We- ſen der neuen Geburt auß GOtt nach der Einwoh- nung Chriſti und der Erneuerung deß H. Geiſtes begierig worden.
§. 1.
Wer der anfaͤnglichen Gnad redlich getreu iſt, und ſich im Gebett uͤbet, wird wohl fortkom̃en.
EInwurff. Sagſt du: Ach ich moͤchte wohl von Hertzen gern alle dieſe herrli- che Dinge in mir erfahren, und meine uͤbrige Lebens-Zeit biß ans End darinnen ver- harren und fleiſſigſt practiſiren, wann nur ge- wiß wuͤßte, daß JEſus geneigt ſeye ſeine hohe allmaͤchtigſte Kunſt an mir zu beweiſen, mich unter ſeine allerheiligſte Bewurckung zu nehmen, mein Erloͤſer zu ſeyn, und mir die Krafft ſeines Todes und ſiegreichen Aufferſtehung allergnadigſt zu ſchencken. Ach! daß Er auch mich zu Sich ruffte, und Sich mein annaͤhme!
Antw. Thue doch deinem Heiland nicht das groſſe Unrecht an, als ob du wolteſt, Er aber nicht wolte, dieſe Einbildung iſt ein lauterer Teuffels-Trug und deines hoch- muͤhtigen Hertzens Schalckheit, das ſo gern die Schuld deiner verdammlichen Faulheit
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CAP. VI.
ſeyn auß einem Suͤnder einen Heiligen zu
machen, wo man Jhme nur ſolches auf ſei-
ne theure Zuſage hin zutrauet.
CAPUT VI.
Unterricht fuͤr ſolche, deren Hertz
vom Evangelio geruͤhrt, der Ordinari-
Frommkeit uͤberdruͤſſig, nach dem wahren We-
ſen der neuen Geburt auß GOtt nach der Einwoh-
nung Chriſti und der Erneuerung deß H.
Geiſtes begierig worden.
§. 1.
Wer der anfaͤnglichen Gnad redlich getreu iſt,
und ſich im Gebett uͤbet, wird wohl fortkom̃en.
EInwurff. Sagſt du: Ach ich moͤchte
wohl von Hertzen gern alle dieſe herrli-
che Dinge in mir erfahren, und meine
uͤbrige Lebens-Zeit biß ans End darinnen ver-
harren und fleiſſigſt practiſiren, wann nur ge-
wiß wuͤßte, daß JEſus geneigt ſeye ſeine hohe
allmaͤchtigſte Kunſt an mir zu beweiſen, mich
unter ſeine allerheiligſte Bewurckung zu nehmen,
mein Erloͤſer zu ſeyn, und mir die Krafft ſeines
Todes und ſiegreichen Aufferſtehung allergnadigſt
zu ſchencken. Ach! daß Er auch mich zu Sich
ruffte, und Sich mein annaͤhme!
Antw. Thue doch deinem Heiland nicht
das groſſe Unrecht an, als ob du wolteſt, Er
aber nicht wolte, dieſe Einbildung iſt ein
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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/207>, abgerufen am 03.03.2025.
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