Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Schweitzerische Canaan.
der jäset und brauset, Fleisch und Geist sich
mit einander überwerffen, daß man bißwei-
len nicht weißt, welches von beyden obsie-
gen werde, gleichwie, wann einer nie nichts
von der Sach gehört hätte, es schwerlich
glauben wurde, daß auß der Milch ein so
vester daurhaffter Käß solte werden, so we-
nig als die in Ost-Jndien begreiffen können
wie das Wasser zu Eiß werden könne: Hö-
rens doch so viele Jahr auß Jahr ein, daß
GOtt auß dem Sünder einen Heiligen und
Gerechten bey Leibes Leben auf Erden kön-
ne und wolle machen, und glaubens den-
noch die wenigste leyder! Hat aber das ar-
me gefallene Geschöpff solche Geschicklichkeit
auß seinen Mit-Geschöpffen so nutzliche Sa-
chen hervor zu bringen, wer will denn GOt-
tes Weißheit einschrancken, was Er auß
seinen Geschöpffen machen könne oder nicht,
da Er Sich solches zu thun so manigfaltig
erklärt, und die erstaunlichsten Anstalten
von Anbegin der Welt, sonderlich durch
Seine Zukunfft darzu gemacht hat; Pfuy
dich dann du arme, zänckische, ungläubi-
ge Vernunfft, die GOtt immer seine Ehre
und sich diese Seligkeit abspricht.

§. 3.

Die Apostolische Kirch hat den stärcksten,
reinesten Außguß deß H. Geistes von unserm
vollkommen gemachten Hohenpriester empfan-
gen. (Butter) Die grausam beängstigte und

so

Das Schweitzeriſche Canaan.
der jaͤſet und brauſet, Fleiſch und Geiſt ſich
mit einander uͤberwerffen, daß man bißwei-
len nicht weißt, welches von beyden obſie-
gen werde, gleichwie, wann einer nie nichts
von der Sach gehoͤrt haͤtte, es ſchwerlich
glauben wurde, daß auß der Milch ein ſo
veſter daurhaffter Kaͤß ſolte werden, ſo we-
nig als die in Oſt-Jndien begreiffen koͤnnen
wie das Waſſer zu Eiß werden koͤnne: Hoͤ-
rens doch ſo viele Jahr auß Jahr ein, daß
GOtt auß dem Suͤnder einen Heiligen und
Gerechten bey Leibes Leben auf Erden koͤn-
ne und wolle machen, und glaubens den-
noch die wenigſte leyder! Hat aber das ar-
me gefallene Geſchoͤpff ſolche Geſchicklichkeit
auß ſeinen Mit-Geſchoͤpffen ſo nutzliche Sa-
chen hervor zu bringen, wer will denn GOt-
tes Weißheit einſchrancken, was Er auß
ſeinen Geſchoͤpffen machen koͤnne oder nicht,
da Er Sich ſolches zu thun ſo manigfaltig
erklaͤrt, und die erſtaunlichſten Anſtalten
von Anbegin der Welt, ſonderlich durch
Seine Zukunfft darzu gemacht hat; Pfuy
dich dann du arme, zaͤnckiſche, unglaͤubi-
ge Vernunfft, die GOtt immer ſeine Ehre
und ſich dieſe Seligkeit abſpricht.

§. 3.

Die Apoſtoliſche Kirch hat den ſtaͤrckſten,
reineſten Außguß deß H. Geiſtes von unſerm
vollkommen gemachten Hohenprieſter empfan-
gen. (Butter) Die grauſam beaͤngſtigte und

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0134" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Schweitzeri&#x017F;che Canaan.</hi></fw><lb/>
der ja&#x0364;&#x017F;et und brau&#x017F;et, Flei&#x017F;ch und Gei&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
mit einander u&#x0364;berwerffen, daß man bißwei-<lb/>
len nicht weißt, welches von beyden ob&#x017F;ie-<lb/>
gen werde, gleichwie, wann einer nie nichts<lb/>
von der Sach geho&#x0364;rt ha&#x0364;tte, es &#x017F;chwerlich<lb/>
glauben wurde, daß auß der Milch ein &#x017F;o<lb/>
ve&#x017F;ter daurhaffter Ka&#x0364;ß &#x017F;olte werden, &#x017F;o we-<lb/>
nig als die in O&#x017F;t-Jndien begreiffen ko&#x0364;nnen<lb/>
wie das Wa&#x017F;&#x017F;er zu Eiß werden ko&#x0364;nne: Ho&#x0364;-<lb/>
rens doch &#x017F;o viele Jahr auß Jahr ein, daß<lb/>
GOtt auß dem Su&#x0364;nder einen Heiligen und<lb/>
Gerechten bey Leibes Leben auf Erden ko&#x0364;n-<lb/>
ne und wolle machen, und glaubens den-<lb/>
noch die wenig&#x017F;te leyder! Hat aber das ar-<lb/>
me gefallene Ge&#x017F;cho&#x0364;pff &#x017F;olche Ge&#x017F;chicklichkeit<lb/>
auß &#x017F;einen Mit-Ge&#x017F;cho&#x0364;pffen &#x017F;o nutzliche Sa-<lb/>
chen hervor zu bringen, wer will denn GOt-<lb/>
tes Weißheit ein&#x017F;chrancken, was Er auß<lb/>
&#x017F;einen Ge&#x017F;cho&#x0364;pffen machen ko&#x0364;nne oder nicht,<lb/>
da Er Sich &#x017F;olches zu thun &#x017F;o manigfaltig<lb/>
erkla&#x0364;rt, und die er&#x017F;taunlich&#x017F;ten An&#x017F;talten<lb/>
von Anbegin der Welt, &#x017F;onderlich durch<lb/>
Seine Zukunfft darzu gemacht hat; Pfuy<lb/>
dich dann du arme, za&#x0364;ncki&#x017F;che, ungla&#x0364;ubi-<lb/>
ge Vernunfft, die GOtt immer &#x017F;eine Ehre<lb/>
und &#x017F;ich die&#x017F;e Seligkeit ab&#x017F;pricht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head><lb/>
            <p>Die Apo&#x017F;toli&#x017F;che Kirch hat den &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten,<lb/>
reine&#x017F;ten Außguß deß H. Gei&#x017F;tes von un&#x017F;erm<lb/>
vollkommen gemachten Hohenprie&#x017F;ter empfan-<lb/>
gen. (<hi rendition="#fr">Butter</hi>) Die grau&#x017F;am bea&#x0364;ng&#x017F;tigte und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0134] Das Schweitzeriſche Canaan. der jaͤſet und brauſet, Fleiſch und Geiſt ſich mit einander uͤberwerffen, daß man bißwei- len nicht weißt, welches von beyden obſie- gen werde, gleichwie, wann einer nie nichts von der Sach gehoͤrt haͤtte, es ſchwerlich glauben wurde, daß auß der Milch ein ſo veſter daurhaffter Kaͤß ſolte werden, ſo we- nig als die in Oſt-Jndien begreiffen koͤnnen wie das Waſſer zu Eiß werden koͤnne: Hoͤ- rens doch ſo viele Jahr auß Jahr ein, daß GOtt auß dem Suͤnder einen Heiligen und Gerechten bey Leibes Leben auf Erden koͤn- ne und wolle machen, und glaubens den- noch die wenigſte leyder! Hat aber das ar- me gefallene Geſchoͤpff ſolche Geſchicklichkeit auß ſeinen Mit-Geſchoͤpffen ſo nutzliche Sa- chen hervor zu bringen, wer will denn GOt- tes Weißheit einſchrancken, was Er auß ſeinen Geſchoͤpffen machen koͤnne oder nicht, da Er Sich ſolches zu thun ſo manigfaltig erklaͤrt, und die erſtaunlichſten Anſtalten von Anbegin der Welt, ſonderlich durch Seine Zukunfft darzu gemacht hat; Pfuy dich dann du arme, zaͤnckiſche, unglaͤubi- ge Vernunfft, die GOtt immer ſeine Ehre und ſich dieſe Seligkeit abſpricht. §. 3. Die Apoſtoliſche Kirch hat den ſtaͤrckſten, reineſten Außguß deß H. Geiſtes von unſerm vollkommen gemachten Hohenprieſter empfan- gen. (Butter) Die grauſam beaͤngſtigte und ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/134
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/134>, abgerufen am 21.11.2024.