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Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.

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Mufti. Dem Artzte muß das Kwell der Kranckheit seyn bekand.
Ibrah. Der Uhrsprung und die Salb ist in des
Mufti Hand.
615.
Mufti. Stehn sie in meiner Hand/ bin ich bereit zu rathen.
Ibrah. Vertröstung linderts Weh/ Genesung kommt von Thaten.
Mufti. Der Käyser meld uns doch/ was Weh und Artzney sind.
Ibrah. Jch bin von Liebe kranck/ das Pflaster ist dein Kind.
Mufti. Was sol ein Kind/ wie sie/ für Liebes-Brand anzünden?
620.
Ibrah. Wird man im Himmel doch nur solche Kinder finden!
Mufti. So Eh als Paradis erfordert funfzehn Jahr.
Ibrah. Was fürchten Jüngere vom Lieben für Gefahr?
Mufti. Sie wird den Käyser nicht nach Wundsch vergnügen können.
Ibrah. Neid tadelt/ was er nicht dem Nechsten wil vergönnen.
625.
Mufti. Was sol ein Knecht/ wie ich/ dem Großherrn gonnen nicht:
Ibrah. Wie daß uns
Mufti denn die Tochter nicht verspricht?
Mufti. Es ist mein Wundsch: daß sie sich seine Magd darf nennen.
Ibrah. Versichre sie: daß wir von ihren Strahlen brennen.
Versicherst aber du uns ihrer Gegenhold?

630.
Mufti. Jch meyne: daß mein Kind mit beyden Armen solt
Umbfassen diß Gelück/ und sich ietzt selig schätzen.
Ja mit was Grösserm kan der Sultan mich ergätzen/
Als/ da er auf mein Haus Genad und Auge neigt/
Mein Kind auß Staub auf Gold in Oßmans Bette steigt.

635.
Ibrah. Nimb diß gestückte Tuch als unsrer Liebe Zeichen
Der Liebe Merckmahl hin. Man sol schnur stracks ihr reichen
Ein Purpern Braut-gewand.
Mufti. Jch nehms in Demut an/
Begierig zu vollzihn/ was seine Liebe kan
Vergnügen/ und mein Haus zur höchsten Staffel stellen.

640.
Ibrah. Geh/ eile. Denn Verzug schafft Buhlern Pein der Höllen.
Reyen
Der Göttlichen Rache/ der Stadt Byzanz/ der
Schwelgerey/ der Geilheit/ des Geitzes/ des Zorns/
der Hoffart.
Die Göttliche Rache.
645.ERzittert/ Sterbliche/ für mir!
Denn krön't mein Haupt gleich ein schön Regenbogen;
So bricht doch Blitz und Donner für
Auf den/ der GOTT zum Eifer hat bewogen.
GOtt zahlet zwar nicht täglich auß;
650.Doch ist Er keinem ie was schuldig blieben,
Sein langsam Zorn drückt gar in Grauß;
Und sein Vermerck ist in Metall geschrieben.
Byzanz.
MJr Aerm'sten bebet iedes Glied/
Das Hertze schläg't/ das Haar steht mir zu Berge!
655.Verschone der/ die für dir kniet!
Kein Riese sieg't mit Nachruhm über Zwerge.
Hilff mir vielmehr/ weil die Geduld
Schon büß't zweyhundert Jahr die Schuld.
Die Rache.
JCh habe kein ruchloser Kind;
660.GOTT hatte dich zur Welt-Sonn' aufgestecket/
Und gleichwol ist dein Thun stock-blind/
Ja du hast wie ein Mohnde dich beflecket.

By-
Mufti. Dem Artzte muß das Kwell der Kranckheit ſeyn bekand.
Ibrah. Der Uhrſprung und die Salb iſt in des
Mufti Hand.
615.
Mufti. Stehn ſie in meiner Hand/ bin ich bereit zu rathen.
Ibrah. Vertroͤſtung linderts Weh/ Geneſung kommt von Thaten.
Mufti. Der Kaͤyſer meld uns doch/ was Weh und Artzney ſind.
Ibrah. Jch bin von Liebe kranck/ das Pflaſter iſt dein Kind.
Mufti. Was ſol ein Kind/ wie ſie/ fuͤr Liebes-Brand anzuͤnden?
620.
Ibrah. Wird man im Himmel doch nur ſolche Kinder finden!
Mufti. So Eh als Paradis erfordert funfzehn Jahr.
Ibrah. Was fuͤrchten Juͤngere vom Lieben fuͤr Gefahr?
Mufti. Sie wird den Kaͤyſer nicht nach Wundſch vergnuͤgen koͤnnen.
Ibrah. Neid tadelt/ was er nicht dem Nechſten wil vergoͤnnen.
625.
Mufti. Was ſol ein Knecht/ wie ich/ dem Großherrn gonnen nicht:
Ibrah. Wie daß uns
Mufti denn die Tochter nicht verſpricht?
Mufti. Es iſt mein Wundſch: daß ſie ſich ſeine Magd darf nennen.
Ibrah. Verſichre ſie: daß wir von ihren Strahlen brennen.
Verſicherſt aber du uns ihrer Gegenhold?

630.
Mufti. Jch meyne: daß mein Kind mit beyden Armen ſolt
Umbfaſſen diß Geluͤck/ und ſich ietzt ſelig ſchaͤtzen.
Ja mit was Groͤſſerm kan der Sultan mich ergaͤtzen/
Als/ da er auf mein Haus Genad und Auge neigt/
Mein Kind auß Staub auf Gold in Oßmans Bette ſteigt.

635.
Ibrah. Nimb diß geſtuͤckte Tuch als unſrer Liebe Zeichen
Der Liebe Merckmahl hin. Man ſol ſchnur ſtracks ihr reichen
Ein Purpern Braut-gewand.
Mufti. Jch nehms in Demut an/
Begierig zu vollzihn/ was ſeine Liebe kan
Vergnuͤgen/ und mein Haus zur hoͤchſten Staffel ſtellen.

640.
Ibrah. Geh/ eile. Denn Verzug ſchafft Buhlern Pein der Hoͤllen.
Reyen
Der Goͤttlichen Rache/ der Stadt Byzanz/ der
Schwelgerey/ der Geilheit/ des Geitzes/ des Zorns/
der Hoffart.
Die Goͤttliche Rache.
645.ERzittert/ Sterbliche/ fuͤr mir!
Denn kroͤn’t mein Haupt gleich ein ſchoͤn Regenbogen;
So bricht doch Blitz und Donner fuͤr
Auf den/ der GOTT zum Eifer hat bewogen.
GOtt zahlet zwar nicht taͤglich auß;
650.Doch iſt Er keinem ie was ſchuldig blieben,
Sein langſam Zorn druͤckt gar in Grauß;
Und ſein Vermerck iſt in Metall geſchrieben.
Byzanz.
MJr Aerm’ſten bebet iedes Glied/
Das Hertze ſchlaͤg’t/ das Haar ſteht mir zu Berge!
655.Verſchone der/ die fuͤr dir kniet!
Kein Rieſe ſieg’t mit Nachruhm uͤber Zwerge.
Hilff mir vielmehr/ weil die Geduld
Schon buͤß’t zweyhundert Jahr die Schuld.
Die Rache.
JCh habe kein ruchloſer Kind;
660.GOTT hatte dich zur Welt-Sonn’ aufgeſtecket/
Und gleichwol iſt dein Thun ſtock-blind/
Ja du haſt wie ein Mohnde dich beflecket.

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[12/0030] Mufti. Dem Artzte muß das Kwell der Kranckheit ſeyn bekand. Ibrah. Der Uhrſprung und die Salb iſt in des Mufti Hand. Mufti. Stehn ſie in meiner Hand/ bin ich bereit zu rathen. Ibrah. Vertroͤſtung linderts Weh/ Geneſung kommt von Thaten. Mufti. Der Kaͤyſer meld uns doch/ was Weh und Artzney ſind. Ibrah. Jch bin von Liebe kranck/ das Pflaſter iſt dein Kind. Mufti. Was ſol ein Kind/ wie ſie/ fuͤr Liebes-Brand anzuͤnden? Ibrah. Wird man im Himmel doch nur ſolche Kinder finden! Mufti. So Eh als Paradis erfordert funfzehn Jahr. Ibrah. Was fuͤrchten Juͤngere vom Lieben fuͤr Gefahr? Mufti. Sie wird den Kaͤyſer nicht nach Wundſch vergnuͤgen koͤnnen. Ibrah. Neid tadelt/ was er nicht dem Nechſten wil vergoͤnnen. Mufti. Was ſol ein Knecht/ wie ich/ dem Großherrn gonnen nicht: Ibrah. Wie daß uns Mufti denn die Tochter nicht verſpricht? Mufti. Es iſt mein Wundſch: daß ſie ſich ſeine Magd darf nennen. Ibrah. Verſichre ſie: daß wir von ihren Strahlen brennen. Verſicherſt aber du uns ihrer Gegenhold? Mufti. Jch meyne: daß mein Kind mit beyden Armen ſolt Umbfaſſen diß Geluͤck/ und ſich ietzt ſelig ſchaͤtzen. Ja mit was Groͤſſerm kan der Sultan mich ergaͤtzen/ Als/ da er auf mein Haus Genad und Auge neigt/ Mein Kind auß Staub auf Gold in Oßmans Bette ſteigt. Ibrah. Nimb diß geſtuͤckte Tuch als unſrer Liebe Zeichen Der Liebe Merckmahl hin. Man ſol ſchnur ſtracks ihr reichen Ein Purpern Braut-gewand. Mufti. Jch nehms in Demut an/ Begierig zu vollzihn/ was ſeine Liebe kan Vergnuͤgen/ und mein Haus zur hoͤchſten Staffel ſtellen. Ibrah. Geh/ eile. Denn Verzug ſchafft Buhlern Pein der Hoͤllen. Reyen Der Goͤttlichen Rache/ der Stadt Byzanz/ der Schwelgerey/ der Geilheit/ des Geitzes/ des Zorns/ der Hoffart. Die Goͤttliche Rache. ERzittert/ Sterbliche/ fuͤr mir! Denn kroͤn’t mein Haupt gleich ein ſchoͤn Regenbogen; So bricht doch Blitz und Donner fuͤr Auf den/ der GOTT zum Eifer hat bewogen. GOtt zahlet zwar nicht taͤglich auß; Doch iſt Er keinem ie was ſchuldig blieben, Sein langſam Zorn druͤckt gar in Grauß; Und ſein Vermerck iſt in Metall geſchrieben. Byzanz. MJr Aerm’ſten bebet iedes Glied/ Das Hertze ſchlaͤg’t/ das Haar ſteht mir zu Berge! Verſchone der/ die fuͤr dir kniet! Kein Rieſe ſieg’t mit Nachruhm uͤber Zwerge. Hilff mir vielmehr/ weil die Geduld Schon buͤß’t zweyhundert Jahr die Schuld. Die Rache. JCh habe kein ruchloſer Kind; GOTT hatte dich zur Welt-Sonn’ aufgeſtecket/ Und gleichwol iſt dein Thun ſtock-blind/ Ja du haſt wie ein Mohnde dich beflecket. By-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673/30>, abgerufen am 21.11.2024.