Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Anmerckungen über Herrn Daniel Caspers von Lohenstein Arminius. [Bd. 3]. Leipzig, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Allgemeine
[Spaltenumbruch]
Das V. Capitel/
Von denen Völckern/
Ländern/ Städten/ Bergen/
Wäldern/ Flüssen/ derer im
Arminius Meldung
geschieht.

DEro Nahmen sind öffters entweder
mit Fleiß verschwiegen/ oder ver-
drehet/
oder zwar wahrhafftig/ aber
doch dem zugelegt/ dem sie nicht ge-
hören;
welches denn geschieht/ wenn neue Ge-
schichte erzehlet und dennoch für alte ausgegeben
werden. Und diese hat man auf alle drey Fälle
in denen absonderlichen Anmerckungen zu
erklären gesucht. Denn weil viel von denen heuti-
gen Königreichen/ vor und zu Arminius Zeiten/
nur Römischer Botmäßigkeit unterworffene
Länder waren/ so konte Arminius und seine
Sprachgenossen keiner Könige gedencken/ die
an solchen Orten einen freyen Scepter geführt;
besondern sie musten an statt Oesterreichs/ (so
mit zum Noricum gehörete/) die Cherusker/ (d. i.
die Hertzoge zu Braunschweig und Lüneburg/)
an statt Hispaniens Britannien oder Celtibe-
rien/ an statt Portugal die glückseligen Ey-
lande/ an statt Franckreich die Suessoner/ an
statt Böhmen die Marckmänner nennen.
(Besiehe z. e. Anmerckungen über I. Theil
p. 118. a. 149. a. 232. a.) Gleichergestalt hat
man zu Arminius Zeiten von keinem Pabst/
ja auch nicht von einem Haupte der Druiden
zu Rom etwas gewust. Wenn demnach des
Sitzes des Haupts der Druiden oder des Rö-
mischen Päbstlichen Stuhls in einer verdeckten
Geschicht soll gedacht werden/ so muß/ an statt
Rom/ entweder Carnutum (in Gallien) oder
Cantium (in England) genennt werden/ als
allwo der teutsche Druiden-Orden in Ansehen
war. (Besiehe Anmerckungen über I. Theil
p. 971. 562.) Hingegen weil die Königin Chri-
[Spaltenumbruch] stina von Schweden als eine Cimbrische ge-
heiligte Jungfrau
eingeführt wird/ ihre Reise
nach Rom anzudeuten; (I. Theil IX. Buch/)
als hat auch Rom selbst mit seinen eigenen Nah-
men für den Ort ihres Auffenthalts angegeben
werden können.

Doch gnug von dieser Art Nahmen; weil
die obgedachten absonderlichen Anmerckun-
gen
hierüber gnugsamen Bericht verhoffentlich
erstatten werden.

Hernachmahls ists bekant/ daß die Nah-
men der Länder/ Völcker/ Städte/ Wälder/
Berge/ Flüsse zu Arminius Zeiten gar anders
gelautet als heute zu Tage; z. e. Bacharach
ward (Bacchi Ara) das Altar des Bacchus/
München Jsinisca/ u. s. w. genennet. Weil
nun diese offt-vorkommende alte Lateinische
Nahmen derer Teutschen und anderer West-
und Nord-Länder nicht iedermann bekant
seynd/ hat man nachfolgendes Register nach dem
A. B. C. verfertigt. Solte darinnen ein und
anderer Nahme fehlen/ wird er entweder von
keiner Wichtigkeit/ oder leicht aus dem darbey
von Lohenstein genennten wohlbekanten Berg
und Fluß zu erkennen/ oder auch vielleicht in
denen absonderlichen Anmerckungen über
selbiges Blat/ erkläret worden seyn; umb
welcher und anderer Ursachen willen der geneig-
te Leser solche Anmerckungen unter Lesung des
Hauptwercks bey der Hand allzeit wolle liegen
haben. Man hat sonst in Verdeutschung die-
ser Lateinischen Nahmen dem Cluverius fast
durchgehends gefolget/ weil es geschienen/ daß
auch der Herr von Lohenstein uns hierinnen vor-
gegangen. Will inzwischen iemand noch ei-
gentlicher davon berichtet seyn/ der bediene sich
hierzu des sehr mühsamen Lexici, des gelehr-
ten Baselschen Professors Johann Jacob
Hoffmanns/
da er die Meynungen des Clu-
verius/ Rhenanus/ Junius/ Valesius/
Baudrands
und anderer/ über ieden Nah-
men beysammen antreffen wird.

Allgemeine
[Spaltenumbruch]
Das V. Capitel/
Von denen Voͤlckern/
Laͤndeꝛn/ Staͤdten/ Beꝛgen/
Waͤldern/ Fluͤſſen/ derer im
Arminius Meldung
geſchieht.

DEro Nahmen ſind oͤffters entweder
mit Fleiß verſchwiegen/ oder ver-
drehet/
oder zwar wahrhafftig/ aber
doch dem zugelegt/ dem ſie nicht ge-
hoͤren;
welches denn geſchieht/ wenn neue Ge-
ſchichte erzehlet und dennoch fuͤr alte ausgegeben
werden. Und dieſe hat man auf alle drey Faͤlle
in denen abſonderlichen Anmerckungen zu
erklaͤren geſucht. Deñ weil viel von denen heuti-
gen Koͤnigreichen/ vor und zu Arminius Zeiten/
nur Roͤmiſcher Botmaͤßigkeit unterworffene
Laͤnder waren/ ſo konte Arminius und ſeine
Sprachgenoſſen keiner Koͤnige gedencken/ die
an ſolchen Orten einen freyen Scepter gefuͤhrt;
beſondern ſie muſten an ſtatt Oeſterreichs/ (ſo
mit zum Noricum gehoͤrete/) die Cherusker/ (d. i.
die Hertzoge zu Braunſchweig und Luͤneburg/)
an ſtatt Hiſpaniens Britannien oder Celtibe-
rien/ an ſtatt Portugal die gluͤckſeligen Ey-
lande/ an ſtatt Franckreich die Sueſſoner/ an
ſtatt Boͤhmen die Marckmaͤnner nennen.
(Beſiehe z. e. Anmerckungen uͤber I. Theil
p. 118. a. 149. a. 232. a.) Gleichergeſtalt hat
man zu Arminius Zeiten von keinem Pabſt/
ja auch nicht von einem Haupte der Druiden
zu Rom etwas gewuſt. Wenn demnach des
Sitzes des Haupts der Druiden oder des Roͤ-
miſchen Paͤbſtlichen Stuhls in einer verdeckten
Geſchicht ſoll gedacht werden/ ſo muß/ an ſtatt
Rom/ entweder Carnutum (in Gallien) oder
Cantium (in England) genennt werden/ als
allwo der teutſche Druiden-Orden in Anſehen
war. (Beſiehe Anmerckungen uͤber I. Theil
p. 971. 562.) Hingegen weil die Koͤnigin Chri-
[Spaltenumbruch] ſtina von Schweden als eine Cimbriſche ge-
heiligte Jungfrau
eingefuͤhrt wird/ ihre Reiſe
nach Rom anzudeuten; (I. Theil IX. Buch/)
als hat auch Rom ſelbſt mit ſeinen eigenen Nah-
men fuͤr den Ort ihres Auffenthalts angegeben
werden koͤnnen.

Doch gnug von dieſer Art Nahmen; weil
die obgedachten abſonderlichen Anmerckun-
gen
hieruͤber gnugſamen Bericht verhoffentlich
erſtatten werden.

Hernachmahls iſts bekant/ daß die Nah-
men der Laͤnder/ Voͤlcker/ Staͤdte/ Waͤlder/
Berge/ Fluͤſſe zu Arminius Zeiten gar anders
gelautet als heute zu Tage; z. e. Bacharach
ward (Bacchi Ara) das Altar des Bacchus/
Muͤnchen Jſiniſca/ u. ſ. w. genennet. Weil
nun dieſe offt-vorkommende alte Lateiniſche
Nahmen derer Teutſchen und anderer Weſt-
und Nord-Laͤnder nicht iedermann bekant
ſeynd/ hat man nachfolgendes Regiſter nach dem
A. B. C. verfertigt. Solte darinnen ein und
anderer Nahme fehlen/ wird er entweder von
keiner Wichtigkeit/ oder leicht aus dem darbey
von Lohenſtein genennten wohlbekanten Berg
und Fluß zu erkennen/ oder auch vielleicht in
denen abſonderlichen Anmerckungen uͤber
ſelbiges Blat/ erklaͤret worden ſeyn; umb
welcher und andeꝛer Urſachen willen der geneig-
te Leſer ſolche Anmerckungen unter Leſung des
Hauptwercks bey der Hand allzeit wolle liegen
haben. Man hat ſonſt in Verdeutſchung die-
ſer Lateiniſchen Nahmen dem Cluverius faſt
durchgehends gefolget/ weil es geſchienen/ daß
auch der Herꝛ von Lohenſtein uns hierinnen vor-
gegangen. Will inzwiſchen iemand noch ei-
gentlicher davon berichtet ſeyn/ der bediene ſich
hierzu des ſehr muͤhſamen Lexici, des gelehr-
ten Baſelſchen Profeſſors Johann Jacob
Hoffmanns/
da er die Meynungen des Clu-
verius/ Rhenanus/ Junius/ Valeſius/
Baudrands
und anderer/ uͤber ieden Nah-
men beyſammen antreffen wird.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0016" n="16"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Allgemeine</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel/<lb/>
Von denen Vo&#x0364;lckern/<lb/>
La&#x0364;nde&#xA75B;n/ Sta&#x0364;dten/ Be&#xA75B;gen/<lb/>
Wa&#x0364;ldern/ Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ derer im<lb/>
Arminius Meldung<lb/>
ge&#x017F;chieht.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>Ero Nahmen &#x017F;ind o&#x0364;ffters entweder<lb/>
mit Fleiß <hi rendition="#fr">ver&#x017F;chwiegen/</hi> oder <hi rendition="#fr">ver-<lb/>
drehet/</hi> oder zwar wahrhafftig/ aber<lb/>
doch <hi rendition="#fr">dem zugelegt/ dem &#x017F;ie nicht ge-<lb/>
ho&#x0364;ren;</hi> welches denn ge&#x017F;chieht/ wenn neue Ge-<lb/>
&#x017F;chichte erzehlet und dennoch fu&#x0364;r alte ausgegeben<lb/>
werden. Und die&#x017F;e hat man auf alle drey Fa&#x0364;lle<lb/>
in denen <hi rendition="#fr">ab&#x017F;onderlichen Anmerckungen</hi> zu<lb/>
erkla&#x0364;ren ge&#x017F;ucht. Den&#x0303; weil viel von denen heuti-<lb/>
gen Ko&#x0364;nigreichen/ vor und zu Arminius Zeiten/<lb/>
nur Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Botma&#x0364;ßigkeit unterworffene<lb/>
La&#x0364;nder waren/ &#x017F;o konte Arminius und &#x017F;eine<lb/>
Sprachgeno&#x017F;&#x017F;en keiner Ko&#x0364;nige gedencken/ die<lb/>
an &#x017F;olchen Orten einen freyen Scepter gefu&#x0364;hrt;<lb/>
be&#x017F;ondern &#x017F;ie mu&#x017F;ten an &#x017F;tatt <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;terreichs/</hi> (&#x017F;o<lb/>
mit zum Noricum geho&#x0364;rete/) die Cherusker/ (d. i.<lb/>
die Hertzoge zu Braun&#x017F;chweig und Lu&#x0364;neburg/)<lb/>
an &#x017F;tatt <hi rendition="#fr">Hi&#x017F;paniens</hi> Britannien oder Celtibe-<lb/>
rien/ an &#x017F;tatt <hi rendition="#fr">Portugal</hi> die glu&#x0364;ck&#x017F;eligen Ey-<lb/>
lande/ an &#x017F;tatt <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> die Sue&#x017F;&#x017F;oner/ an<lb/>
&#x017F;tatt <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;hmen</hi> die Marckma&#x0364;nner nennen.<lb/>
(Be&#x017F;iehe z. e. Anmerckungen u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">I.</hi> Theil<lb/><hi rendition="#aq">p. 118. a. 149. a. 232. a.</hi>) Gleicherge&#x017F;talt hat<lb/>
man zu Arminius Zeiten von keinem <hi rendition="#fr">Pab&#x017F;t/</hi><lb/>
ja auch nicht von einem Haupte der Druiden<lb/>
zu Rom etwas gewu&#x017F;t. Wenn demnach des<lb/><hi rendition="#fr">Sitzes des Haupts der Druiden</hi> oder des Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;chen Pa&#x0364;b&#x017F;tlichen Stuhls in einer verdeckten<lb/>
Ge&#x017F;chicht &#x017F;oll gedacht werden/ &#x017F;o muß/ an &#x017F;tatt<lb/><hi rendition="#fr">Rom/</hi> entweder <hi rendition="#fr">Carnutum</hi> (in Gallien) oder<lb/><hi rendition="#fr">Cantium</hi> (in England) genennt werden/ als<lb/>
allwo der teut&#x017F;che Druiden-Orden in An&#x017F;ehen<lb/>
war. (Be&#x017F;iehe Anmerckungen u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">I.</hi> Theil<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 971. 562.) Hingegen weil die Ko&#x0364;nigin Chri-<lb/><cb/>
&#x017F;tina von Schweden als eine <hi rendition="#fr">Cimbri&#x017F;che ge-<lb/>
heiligte Jungfrau</hi> eingefu&#x0364;hrt wird/ ihre Rei&#x017F;e<lb/>
nach Rom anzudeuten; (<hi rendition="#aq">I.</hi> Theil <hi rendition="#aq">IX.</hi> Buch/)<lb/>
als hat auch <hi rendition="#fr">Rom</hi> &#x017F;elb&#x017F;t mit &#x017F;einen eigenen Nah-<lb/>
men fu&#x0364;r den Ort ihres Auffenthalts angegeben<lb/>
werden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Doch gnug von die&#x017F;er Art Nahmen; weil<lb/>
die obgedachten <hi rendition="#fr">ab&#x017F;onderlichen Anmerckun-<lb/>
gen</hi> hieru&#x0364;ber gnug&#x017F;amen Bericht verhoffentlich<lb/>
er&#x017F;tatten werden.</p><lb/>
          <p>Hernachmahls i&#x017F;ts bekant/ daß die Nah-<lb/>
men der La&#x0364;nder/ Vo&#x0364;lcker/ Sta&#x0364;dte/ Wa&#x0364;lder/<lb/>
Berge/ Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zu Arminius Zeiten gar anders<lb/>
gelautet als heute zu Tage; z. e. <hi rendition="#fr">Bacharach</hi><lb/>
ward <hi rendition="#aq">(Bacchi Ara)</hi> das Altar des Bacchus/<lb/><hi rendition="#fr">Mu&#x0364;nchen</hi> J&#x017F;ini&#x017F;ca/ u. &#x017F;. w. genennet. Weil<lb/>
nun die&#x017F;e offt-vorkommende alte Lateini&#x017F;che<lb/>
Nahmen derer Teut&#x017F;chen und anderer We&#x017F;t-<lb/>
und Nord-La&#x0364;nder nicht iedermann bekant<lb/>
&#x017F;eynd/ hat man nachfolgendes Regi&#x017F;ter nach dem<lb/>
A. B. C. verfertigt. Solte darinnen ein und<lb/>
anderer Nahme fehlen/ wird er entweder von<lb/>
keiner Wichtigkeit/ oder leicht aus dem darbey<lb/>
von Lohen&#x017F;tein genennten wohlbekanten Berg<lb/>
und Fluß zu erkennen/ oder auch vielleicht in<lb/>
denen <hi rendition="#fr">ab&#x017F;onderlichen Anmerckungen</hi> u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;elbiges Blat/ erkla&#x0364;ret worden &#x017F;eyn; umb<lb/>
welcher und ande&#xA75B;er Ur&#x017F;achen willen der geneig-<lb/>
te Le&#x017F;er &#x017F;olche Anmerckungen unter Le&#x017F;ung des<lb/>
Hauptwercks bey der Hand allzeit wolle liegen<lb/>
haben. Man hat &#x017F;on&#x017F;t in Verdeut&#x017F;chung die-<lb/>
&#x017F;er Lateini&#x017F;chen Nahmen dem <hi rendition="#fr">Cluverius</hi> fa&#x017F;t<lb/>
durchgehends gefolget/ weil es ge&#x017F;chienen/ daß<lb/>
auch der Her&#xA75B; von Lohen&#x017F;tein uns hierinnen vor-<lb/>
gegangen. Will inzwi&#x017F;chen iemand noch ei-<lb/>
gentlicher davon berichtet &#x017F;eyn/ der bediene &#x017F;ich<lb/>
hierzu des &#x017F;ehr mu&#x0364;h&#x017F;amen <hi rendition="#aq">Lexici,</hi> des gelehr-<lb/>
ten Ba&#x017F;el&#x017F;chen Profe&#x017F;&#x017F;ors <hi rendition="#fr">Johann Jacob<lb/>
Hoffmanns/</hi> da er die Meynungen des <hi rendition="#fr">Clu-<lb/>
verius/ Rhenanus/ Junius/ Vale&#x017F;ius/<lb/>
Baudrands</hi> und anderer/ u&#x0364;ber ieden Nah-<lb/>
men bey&#x017F;ammen antreffen wird.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0016] Allgemeine Das V. Capitel/ Von denen Voͤlckern/ Laͤndeꝛn/ Staͤdten/ Beꝛgen/ Waͤldern/ Fluͤſſen/ derer im Arminius Meldung geſchieht. DEro Nahmen ſind oͤffters entweder mit Fleiß verſchwiegen/ oder ver- drehet/ oder zwar wahrhafftig/ aber doch dem zugelegt/ dem ſie nicht ge- hoͤren; welches denn geſchieht/ wenn neue Ge- ſchichte erzehlet und dennoch fuͤr alte ausgegeben werden. Und dieſe hat man auf alle drey Faͤlle in denen abſonderlichen Anmerckungen zu erklaͤren geſucht. Deñ weil viel von denen heuti- gen Koͤnigreichen/ vor und zu Arminius Zeiten/ nur Roͤmiſcher Botmaͤßigkeit unterworffene Laͤnder waren/ ſo konte Arminius und ſeine Sprachgenoſſen keiner Koͤnige gedencken/ die an ſolchen Orten einen freyen Scepter gefuͤhrt; beſondern ſie muſten an ſtatt Oeſterreichs/ (ſo mit zum Noricum gehoͤrete/) die Cherusker/ (d. i. die Hertzoge zu Braunſchweig und Luͤneburg/) an ſtatt Hiſpaniens Britannien oder Celtibe- rien/ an ſtatt Portugal die gluͤckſeligen Ey- lande/ an ſtatt Franckreich die Sueſſoner/ an ſtatt Boͤhmen die Marckmaͤnner nennen. (Beſiehe z. e. Anmerckungen uͤber I. Theil p. 118. a. 149. a. 232. a.) Gleichergeſtalt hat man zu Arminius Zeiten von keinem Pabſt/ ja auch nicht von einem Haupte der Druiden zu Rom etwas gewuſt. Wenn demnach des Sitzes des Haupts der Druiden oder des Roͤ- miſchen Paͤbſtlichen Stuhls in einer verdeckten Geſchicht ſoll gedacht werden/ ſo muß/ an ſtatt Rom/ entweder Carnutum (in Gallien) oder Cantium (in England) genennt werden/ als allwo der teutſche Druiden-Orden in Anſehen war. (Beſiehe Anmerckungen uͤber I. Theil p. 971. 562.) Hingegen weil die Koͤnigin Chri- ſtina von Schweden als eine Cimbriſche ge- heiligte Jungfrau eingefuͤhrt wird/ ihre Reiſe nach Rom anzudeuten; (I. Theil IX. Buch/) als hat auch Rom ſelbſt mit ſeinen eigenen Nah- men fuͤr den Ort ihres Auffenthalts angegeben werden koͤnnen. Doch gnug von dieſer Art Nahmen; weil die obgedachten abſonderlichen Anmerckun- gen hieruͤber gnugſamen Bericht verhoffentlich erſtatten werden. Hernachmahls iſts bekant/ daß die Nah- men der Laͤnder/ Voͤlcker/ Staͤdte/ Waͤlder/ Berge/ Fluͤſſe zu Arminius Zeiten gar anders gelautet als heute zu Tage; z. e. Bacharach ward (Bacchi Ara) das Altar des Bacchus/ Muͤnchen Jſiniſca/ u. ſ. w. genennet. Weil nun dieſe offt-vorkommende alte Lateiniſche Nahmen derer Teutſchen und anderer Weſt- und Nord-Laͤnder nicht iedermann bekant ſeynd/ hat man nachfolgendes Regiſter nach dem A. B. C. verfertigt. Solte darinnen ein und anderer Nahme fehlen/ wird er entweder von keiner Wichtigkeit/ oder leicht aus dem darbey von Lohenſtein genennten wohlbekanten Berg und Fluß zu erkennen/ oder auch vielleicht in denen abſonderlichen Anmerckungen uͤber ſelbiges Blat/ erklaͤret worden ſeyn; umb welcher und andeꝛer Urſachen willen der geneig- te Leſer ſolche Anmerckungen unter Leſung des Hauptwercks bey der Hand allzeit wolle liegen haben. Man hat ſonſt in Verdeutſchung die- ſer Lateiniſchen Nahmen dem Cluverius faſt durchgehends gefolget/ weil es geſchienen/ daß auch der Herꝛ von Lohenſtein uns hierinnen vor- gegangen. Will inzwiſchen iemand noch ei- gentlicher davon berichtet ſeyn/ der bediene ſich hierzu des ſehr muͤhſamen Lexici, des gelehr- ten Baſelſchen Profeſſors Johann Jacob Hoffmanns/ da er die Meynungen des Clu- verius/ Rhenanus/ Junius/ Valeſius/ Baudrands und anderer/ uͤber ieden Nah- men beyſammen antreffen wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr03_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr03_1690/16
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Anmerckungen über Herrn Daniel Caspers von Lohenstein Arminius. [Bd. 3]. Leipzig, 1690, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr03_1690/16>, abgerufen am 21.11.2024.