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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gezogenen Gelde/ damit es die zum Kriege ge-
worbenen Ausländer besolden können/ sein Ge-
biete in drey Theile der Welt ausgebreitet.
Durch das vom Chrisitis empfangene Gold ha
be König Philipp den Grundstein zum Mace-
donischen Reiche gelegt. Weßwegen er seines
Orts für eine der grösten Klugheiten eines Für-
sten hielte/ daß er als ein kluger Hausvater auf
einen guten Vorrath desselbten Ertztes bey Zei-
ten sinnete/ welches auch die Ameisen/ als die
Fürbilder eines wohlbestellten gemeinen We-
sens/ zusammen trügen/ und für den Men-
schen zu verstecken bemüht wären/ ja dessen
Gewalt gleichsam eine Gleichheit mit der gött-
lichen hätte/ weil niemand wäre/ der sich nicht
der Botmäßigkeit des Goldes unterwürffe.

Rhemetalces gab bey diesem gemachten Un-
terschiede dem Fürsten Zeno leicht Beyfall/
und setzte bey: Er hielte es zwar nicht mit dem
Glauben der Stadt Rhadata/ daß er eine
güldene Katze anbeten solte; Die Vertilgung
des Goldes wolte er aber gleichwohl auch nicht
gerne sehen/ weil die Persen solches nicht um-
sonst der Sonne/ die Lacedemonier dem Del-
phischen Apollo/ als ein mehr den Göttern als
Menschen gehöriges Kleinod gewiedmet/ die
weise Natur es aber gantz unversehrlich gezei-
get hätte/ daß ihm das sonst alles verzehrende
Feuer keinen Abbruch thun könte; welch Vor-
recht kein ander irrdisches Ding in der Welt hät-
te. Malovend brach Rhemetalcen ein/ und
fragte: Ob denn das unverbrennliche Oel/ wel-
ches das ewige Feuer unterhielte/ nicht auch/ wie
das Gold/ unversehrlich/ und dem Feuer zu wi-
derstehen mächtig wäre. Rhemetalces antwor-
tete: Er hätte grössern Zweiffel/ ob das unver-
brennliche Oel und das ewige Feuer iemahls
in der Welt gewest/ und von Menschen zu be-
reiten wäre/ als man aus geringerm Ertzte Gold
machen könte? Zeno fing an: es wäre an jenem
keinesweges zu zweiffeln. Sintemal gantz
Rom zu erzehlen wüste/ daß der Bürgermeister
[Spaltenumbruch] Cicero in das Grab seiner Tochter Tullia ewi-
ges Feuer gesetzt/ und daß an der Tiber in ei-
ner Höle/ worein der vom Turnus erlegte Rie-
se Pallas gelegt worden/ noch immer eine Lam-
pe brenne. So habe er auch in den Egypti-
schen Grüfften mit seinen Augen solche unaus-
leschliche Lichter gesehen. Malovend bege-
gnete ihm lächelnde: Zeno möchte ihm verzeihen/
daß er seinem Unglauben einen andern nun-
mehr entgegen setzte. Denn ihm wäre zwar
nicht verborgen/ daß ihrer viel ewige Lichter zu
machen sich bemühet/ auch darauff gekommen
zu seyn vermeinet hätten; es habe aber gleich-
wohl damit nicht Bestand gehabt. So sey
auch hin und wieder bey Eröffnung der Tod-
ten-Grüffte und Hölen eine unvermuthete
Flamme oder lichter Strahl einem ins Gesich-
te gefallen; allein es wäre diß nichts anders/
als die von langer Zeit verschlossene Lufft und
fette Dünste gewest/ welche von der neu ein-
dringenden Lufft gleich wie die Jrrlichter an
sump sichten Oertern/ angezündet worden; wie
denn auch ohne diß dergleichen Jrrwische gar
gemein um die Grabstädte gefunden würden.
Jn Egypten wäre das Erdreich voll Peches
und rinnenden Hartztes/ welches die Priester
durch heimliche Röhrlein in ihre derogestalt
leicht ewige Ampeln leiteten/ darinnen sie un-
verbrennliche Tachter hätten. Derogleichen
Tacht habe auch Callimachus in Athen zu seiner
Ampel gebraucht/ welche ein gantz Jahr gebren-
net/ und weder vom Winde noch Platz-Regen
auszuleschen gewest. Und würden solche aus
dem bekandten Flachse/ der in Arcadien/ für-
nehmlich aber in dem heissesten Jndien wach-
se/ allwo man daraus/ wiewohl/ weil er kurtz/
gar schwerlich Leinwand macht/ darinnen der
Könige Leichname verbrennet werden/ um ih-
re von der Holtz-Asche abzusondern/ zubereitet.
Jn dem Scythischen Reiche Tanyu wachse ein
Kraut auff Steinen/ welches im Wasser zwar
in Koth zerfleust/ im Feuer aber nur glüend/

doch
Z 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gezogenen Gelde/ damit es die zum Kriege ge-
worbenen Auslaͤnder beſolden koͤnnen/ ſein Ge-
biete in drey Theile der Welt ausgebreitet.
Durch das vom Chriſitis empfangene Gold ha
be Koͤnig Philipp den Grundſtein zum Mace-
doniſchen Reiche gelegt. Weßwegen er ſeines
Orts fuͤr eine der groͤſten Klugheiten eines Fuͤr-
ſten hielte/ daß er als ein kluger Hausvater auf
einen guten Vorrath deſſelbten Ertztes bey Zei-
ten ſinnete/ welches auch die Ameiſen/ als die
Fuͤrbilder eines wohlbeſtellten gemeinen We-
ſens/ zuſammen truͤgen/ und fuͤr den Men-
ſchen zu verſtecken bemuͤht waͤren/ ja deſſen
Gewalt gleichſam eine Gleichheit mit der goͤtt-
lichen haͤtte/ weil niemand waͤre/ der ſich nicht
der Botmaͤßigkeit des Goldes unterwuͤrffe.

Rhemetalces gab bey dieſem gemachten Un-
terſchiede dem Fuͤrſten Zeno leicht Beyfall/
und ſetzte bey: Er hielte es zwar nicht mit dem
Glauben der Stadt Rhadata/ daß er eine
guͤldene Katze anbeten ſolte; Die Vertilgung
des Goldes wolte er aber gleichwohl auch nicht
gerne ſehen/ weil die Perſen ſolches nicht um-
ſonſt der Sonne/ die Lacedemonier dem Del-
phiſchen Apollo/ als ein mehr den Goͤttern als
Menſchen gehoͤriges Kleinod gewiedmet/ die
weiſe Natur es aber gantz unverſehrlich gezei-
get haͤtte/ daß ihm das ſonſt alles verzehrende
Feuer keinen Abbruch thun koͤnte; welch Vor-
recht kein ander irrdiſches Ding in der Welt haͤt-
te. Malovend brach Rhemetalcen ein/ und
fragte: Ob denn das unverbrennliche Oel/ wel-
ches das ewige Feuer unterhielte/ nicht auch/ wie
das Gold/ unverſehrlich/ und dem Feuer zu wi-
derſtehen maͤchtig waͤre. Rhemetalces antwor-
tete: Er haͤtte groͤſſern Zweiffel/ ob das unver-
brennliche Oel und das ewige Feuer iemahls
in der Welt geweſt/ und von Menſchen zu be-
reiten waͤre/ als man aus geringerm Ertzte Gold
machen koͤnte? Zeno fing an: es waͤre an jenem
keinesweges zu zweiffeln. Sintemal gantz
Rom zu erzehlen wuͤſte/ daß der Buͤrgermeiſter
[Spaltenumbruch] Cicero in das Grab ſeiner Tochter Tullia ewi-
ges Feuer geſetzt/ und daß an der Tiber in ei-
ner Hoͤle/ worein der vom Turnus erlegte Rie-
ſe Pallas gelegt worden/ noch immer eine Lam-
pe brenne. So habe er auch in den Egypti-
ſchen Gruͤfften mit ſeinen Augen ſolche unaus-
leſchliche Lichter geſehen. Malovend bege-
gnete ihm laͤchelnde: Zeno moͤchte ihm verzeihen/
daß er ſeinem Unglauben einen andern nun-
mehr entgegen ſetzte. Denn ihm waͤre zwar
nicht verborgen/ daß ihrer viel ewige Lichter zu
machen ſich bemuͤhet/ auch darauff gekommen
zu ſeyn vermeinet haͤtten; es habe aber gleich-
wohl damit nicht Beſtand gehabt. So ſey
auch hin und wieder bey Eroͤffnung der Tod-
ten-Gruͤffte und Hoͤlen eine unvermuthete
Flamme oder lichter Strahl einem ins Geſich-
te gefallen; allein es waͤre diß nichts anders/
als die von langer Zeit verſchloſſene Lufft und
fette Duͤnſte geweſt/ welche von der neu ein-
dringenden Lufft gleich wie die Jrrlichter an
ſump ſichten Oertern/ angezuͤndet worden; wie
denn auch ohne diß dergleichen Jrrwiſche gar
gemein um die Grabſtaͤdte gefunden wuͤrden.
Jn Egypten waͤre das Erdreich voll Peches
und rinnenden Hartztes/ welches die Prieſter
durch heimliche Roͤhrlein in ihre derogeſtalt
leicht ewige Ampeln leiteten/ darinnen ſie un-
verbrennliche Tachter haͤtten. Derogleichen
Tacht habe auch Callimachus in Athen zu ſeiner
Ampel gebraucht/ welche ein gantz Jahr gebren-
net/ und weder vom Winde noch Platz-Regen
auszuleſchen geweſt. Und wuͤrden ſolche aus
dem bekandten Flachſe/ der in Arcadien/ fuͤr-
nehmlich aber in dem heiſſeſten Jndien wach-
ſe/ allwo man daraus/ wiewohl/ weil er kurtz/
gar ſchwerlich Leinwand macht/ darinnen der
Koͤnige Leichname verbrennet werden/ um ih-
re von der Holtz-Aſche abzuſondern/ zubereitet.
Jn dem Scythiſchen Reiche Tanyu wachſe ein
Kraut auff Steinen/ welches im Waſſer zwar
in Koth zerfleuſt/ im Feuer aber nur gluͤend/

doch
Z 3
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[181/0231] Arminius und Thußnelda. gezogenen Gelde/ damit es die zum Kriege ge- worbenen Auslaͤnder beſolden koͤnnen/ ſein Ge- biete in drey Theile der Welt ausgebreitet. Durch das vom Chriſitis empfangene Gold ha be Koͤnig Philipp den Grundſtein zum Mace- doniſchen Reiche gelegt. Weßwegen er ſeines Orts fuͤr eine der groͤſten Klugheiten eines Fuͤr- ſten hielte/ daß er als ein kluger Hausvater auf einen guten Vorrath deſſelbten Ertztes bey Zei- ten ſinnete/ welches auch die Ameiſen/ als die Fuͤrbilder eines wohlbeſtellten gemeinen We- ſens/ zuſammen truͤgen/ und fuͤr den Men- ſchen zu verſtecken bemuͤht waͤren/ ja deſſen Gewalt gleichſam eine Gleichheit mit der goͤtt- lichen haͤtte/ weil niemand waͤre/ der ſich nicht der Botmaͤßigkeit des Goldes unterwuͤrffe. Rhemetalces gab bey dieſem gemachten Un- terſchiede dem Fuͤrſten Zeno leicht Beyfall/ und ſetzte bey: Er hielte es zwar nicht mit dem Glauben der Stadt Rhadata/ daß er eine guͤldene Katze anbeten ſolte; Die Vertilgung des Goldes wolte er aber gleichwohl auch nicht gerne ſehen/ weil die Perſen ſolches nicht um- ſonſt der Sonne/ die Lacedemonier dem Del- phiſchen Apollo/ als ein mehr den Goͤttern als Menſchen gehoͤriges Kleinod gewiedmet/ die weiſe Natur es aber gantz unverſehrlich gezei- get haͤtte/ daß ihm das ſonſt alles verzehrende Feuer keinen Abbruch thun koͤnte; welch Vor- recht kein ander irrdiſches Ding in der Welt haͤt- te. Malovend brach Rhemetalcen ein/ und fragte: Ob denn das unverbrennliche Oel/ wel- ches das ewige Feuer unterhielte/ nicht auch/ wie das Gold/ unverſehrlich/ und dem Feuer zu wi- derſtehen maͤchtig waͤre. Rhemetalces antwor- tete: Er haͤtte groͤſſern Zweiffel/ ob das unver- brennliche Oel und das ewige Feuer iemahls in der Welt geweſt/ und von Menſchen zu be- reiten waͤre/ als man aus geringerm Ertzte Gold machen koͤnte? Zeno fing an: es waͤre an jenem keinesweges zu zweiffeln. Sintemal gantz Rom zu erzehlen wuͤſte/ daß der Buͤrgermeiſter Cicero in das Grab ſeiner Tochter Tullia ewi- ges Feuer geſetzt/ und daß an der Tiber in ei- ner Hoͤle/ worein der vom Turnus erlegte Rie- ſe Pallas gelegt worden/ noch immer eine Lam- pe brenne. So habe er auch in den Egypti- ſchen Gruͤfften mit ſeinen Augen ſolche unaus- leſchliche Lichter geſehen. Malovend bege- gnete ihm laͤchelnde: Zeno moͤchte ihm verzeihen/ daß er ſeinem Unglauben einen andern nun- mehr entgegen ſetzte. Denn ihm waͤre zwar nicht verborgen/ daß ihrer viel ewige Lichter zu machen ſich bemuͤhet/ auch darauff gekommen zu ſeyn vermeinet haͤtten; es habe aber gleich- wohl damit nicht Beſtand gehabt. So ſey auch hin und wieder bey Eroͤffnung der Tod- ten-Gruͤffte und Hoͤlen eine unvermuthete Flamme oder lichter Strahl einem ins Geſich- te gefallen; allein es waͤre diß nichts anders/ als die von langer Zeit verſchloſſene Lufft und fette Duͤnſte geweſt/ welche von der neu ein- dringenden Lufft gleich wie die Jrrlichter an ſump ſichten Oertern/ angezuͤndet worden; wie denn auch ohne diß dergleichen Jrrwiſche gar gemein um die Grabſtaͤdte gefunden wuͤrden. Jn Egypten waͤre das Erdreich voll Peches und rinnenden Hartztes/ welches die Prieſter durch heimliche Roͤhrlein in ihre derogeſtalt leicht ewige Ampeln leiteten/ darinnen ſie un- verbrennliche Tachter haͤtten. Derogleichen Tacht habe auch Callimachus in Athen zu ſeiner Ampel gebraucht/ welche ein gantz Jahr gebren- net/ und weder vom Winde noch Platz-Regen auszuleſchen geweſt. Und wuͤrden ſolche aus dem bekandten Flachſe/ der in Arcadien/ fuͤr- nehmlich aber in dem heiſſeſten Jndien wach- ſe/ allwo man daraus/ wiewohl/ weil er kurtz/ gar ſchwerlich Leinwand macht/ darinnen der Koͤnige Leichname verbrennet werden/ um ih- re von der Holtz-Aſche abzuſondern/ zubereitet. Jn dem Scythiſchen Reiche Tanyu wachſe ein Kraut auff Steinen/ welches im Waſſer zwar in Koth zerfleuſt/ im Feuer aber nur gluͤend/ doch Z 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/231>, abgerufen am 26.04.2024.