Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Ehren-Getichte. Vorstellung des Lupffer-Tituls. AUf Deutschland! kanst du noch der fremden Schmach vertragen? Fällt dir Qvintilius und Drusus noch zu schwer? Jst das verhaßte Joch noch nicht entzwey geschlagen? Auf Deutschland! rüste doch ein außerleßnes Heer. Darf denn ein stoltzer Feind dir Haar und Kleider rauben? Gibt man den Freyheits-Ring so unbedachtsam hin? Auf Deutschland! wafne dich; sonst muß ich sicher glauben/ Daß ich in Sybariß und nicht in Deutschland bin. Die junge Mannschafft wird verwegen hingerissen/ Die Aecker umbgepflügt/ der Landmann ausgeprest/ Da unterdessen Städt' und Dörffer brennen müssen/ Jndem sich keine Hülff' und Rettung spüren läßt. Diß kan zwar ein Segest/ ein Marobod verschmertzen/ Weil Gold und Eigennutz ihr wahres Zil verrückt/ Doch zeucht Arminius diß Unrecht ihm zu Hertzen/ Und hat das blancke Schwert vor aller Heil gezückt. Auf Held! Auf Hertzog! geh! ermahne deine Brüder/ Bring dein behertztes Roß in den erhitzten Streit. Zeit und Gelegenheit kömmt nicht so schleunig wider/ Drumb dämpfe/ weil du kanst/ das Gift der Dinstbarkeit. Jhr aber die Jhr noch auf Bären-Häuten liget/ Und Deutschlands Untergang mit trocknen Augen schaut/ Seid
Ehren-Getichte. Vorſtellung des Lupffer-Tituls. AUf Deutſchland! kanſt du noch der fremden Schmach vertragen? Faͤllt dir Qvintilius und Druſus noch zu ſchwer? Jſt das verhaßte Joch noch nicht entzwey geſchlagen? Auf Deutſchland! ruͤſte doch ein außerleßnes Heer. Darf denn ein ſtoltzer Feind dir Haar und Kleider rauben? Gibt man den Freyheits-Ring ſo unbedachtſam hin? Auf Deutſchland! wafne dich; ſonſt muß ich ſicher glauben/ Daß ich in Sybariß und nicht in Deutſchland bin. Die junge Mannſchafft wird verwegen hingeriſſen/ Die Aecker umbgepfluͤgt/ der Landmann ausgepreſt/ Da unterdeſſen Staͤdt’ und Doͤrffer brennen muͤſſen/ Jndem ſich keine Huͤlff’ und Rettung ſpuͤren laͤßt. Diß kan zwar ein Segeſt/ ein Marobod verſchmertzen/ Weil Gold und Eigennutz ihr wahres Zil verruͤckt/ Doch zeucht Arminius diß Unrecht ihm zu Hertzen/ Und hat das blancke Schwert vor aller Heil gezuͤckt. Auf Held! Auf Hertzog! geh! ermahne deine Bruͤder/ Bring dein behertztes Roß in den erhitzten Streit. Zeit und Gelegenheit koͤmmt nicht ſo ſchleunig wider/ Drumb daͤmpfe/ weil du kanſt/ das Gift der Dinſtbarkeit. Jhr aber die Jhr noch auf Baͤren-Haͤuten liget/ Und Deutſchlands Untergang mit trocknen Augen ſchaut/ Seid
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Ehren-Getichte.
Vorſtellung des Lupffer-Tituls.
AUf Deutſchland! kanſt du noch der fremden Schmach
vertragen?
Faͤllt dir Qvintilius und Druſus noch zu ſchwer?
Jſt das verhaßte Joch noch nicht entzwey geſchlagen?
Auf Deutſchland! ruͤſte doch ein außerleßnes Heer.
Darf denn ein ſtoltzer Feind dir Haar und Kleider rauben?
Gibt man den Freyheits-Ring ſo unbedachtſam hin?
Auf Deutſchland! wafne dich; ſonſt muß ich ſicher glauben/
Daß ich in Sybariß und nicht in Deutſchland bin.
Die junge Mannſchafft wird verwegen hingeriſſen/
Die Aecker umbgepfluͤgt/ der Landmann ausgepreſt/
Da unterdeſſen Staͤdt’ und Doͤrffer brennen muͤſſen/
Jndem ſich keine Huͤlff’ und Rettung ſpuͤren laͤßt.
Diß kan zwar ein Segeſt/ ein Marobod verſchmertzen/
Weil Gold und Eigennutz ihr wahres Zil verruͤckt/
Doch zeucht Arminius diß Unrecht ihm zu Hertzen/
Und hat das blancke Schwert vor aller Heil gezuͤckt.
Auf Held! Auf Hertzog! geh! ermahne deine Bruͤder/
Bring dein behertztes Roß in den erhitzten Streit.
Zeit und Gelegenheit koͤmmt nicht ſo ſchleunig wider/
Drumb daͤmpfe/ weil du kanſt/ das Gift der Dinſtbarkeit.
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