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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] dern Fürsten gegen sie verwechselten Höfligkei-
ten ersuchte er sie allerseits diesen Abend mit
ihm Taffel zu halten; worzu er selbst die Für-
stin Thusnelden/ Zeno seine so lange Zeit mit
tausenderley Hertzeleid vermiste Erato/ Hertzog
Jubil Jsmenen/ und Malovend Saloninen
auf den grossen Saal führeten/ und nahe biß an
Mitternacht die Zeit mit anmuthigen Gesprä-
chen und Schertz-Reden verkürtzten; welche a-
ber allein der Erato und dem Zeno durch die
Begierde einander ihre inzwischen ausgestan-
[Spaltenumbruch] dene Ebentheuer zu erzehlen zu lang werden
wolte; biß endlich nach sämtlicher Abschei-
dung der angenehme Schlaff sie ihrer Sorgen
und vielfältigen Gemüths-Regungen auff ei-
nerley Art erledigte; dem Hertzoge Jubil hin-
gegen durch allerhand Träume das Bildnüß
der wunderschönen Erato noch tieffer/ als vor-
her seine Augen/ in denen die Liebe insgemein
zum ersten jung wird/ ins Gedächtnüß
und Gemüthe prägete.



Jnhalt
Des Vierdten Buches.

THußnelde/ Jßmene/ die Cattiche Hertzogin und Fräulein nebst Sa-
loninen werden in begieriger Erwartung der zwischen der Königin E-
rato und Fürsten Zeno vorgegangenen Ebentheuer von Adgandestern
des Feldherrn obristem Staats-Rath zu dem Taufanischen Tempel/
allwohin des Drusus zu Alison von den Deutschen noch übrig gelasse-
ne Heiligthümer gebracht werden sollen/ verleitet/ vom obristen Prie-
ster Libys mit gewöhnlicher Ehrerbietigkeit in solchen geführet/ und
aldar die vier Haupt-Ströme Deutschlandes/ die Donau/ der Rhein/ die Elbe und die
Weeser nebst des Drusus in Lebensgrösse aus Marmer gehauenem Bildnüsse mit aller-
hand schönen seine herrliche Siege und Thaten in sich haltenden Dencksprüchen gezeiget/
über welcher sonderbaren Kunst und Erfindung sich die gantze Versammlung zwar er-
götzet/ sich aber zugleich befrembdet/ wie diese ruhmräthigen Bilder zu Verkleinerung
ihres Vaterlandes Schutz-Götter in ihr Heiligthum gesetzet werden könten/ welchen
Hertzog Herrmann versetzet: daß die Tugend auch bey Feinden zu loben/ und zu guter
Nachfolge dienen müsse/ welchen alles widrige Urtheil überwiegenden Gründen des
Feldherrn der Priester Lybis beypflichtet/ und die Tugend nicht anders als die Sonne
überall einerley und zu verehren würdig schätzet; und kommt hierauf unter so vielen er-
tichteten Göttern auf ein eintziges göttliches Wesen/ welches alles einstimmig ordne/
schaffe und erhalte. Ob nun wohl der Priester Libys den sterblichen Menschen keine
Vergötterung zugestanden/ sondern ihr ruhmbares Andencken in die Hertzen der Le-
benden/ als die besten Tempel und schönste Ehren-Säulen gesetzet wissen will; So kan
er doch nicht alle euserliche Gedächtnüß-Mahle/ als dem rechten Sporn lauer Gemü-

ther/

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] dern Fuͤrſten gegen ſie verwechſelten Hoͤfligkei-
ten erſuchte er ſie allerſeits dieſen Abend mit
ihm Taffel zu halten; worzu er ſelbſt die Fuͤr-
ſtin Thuſnelden/ Zeno ſeine ſo lange Zeit mit
tauſenderley Hertzeleid vermiſte Erato/ Hertzog
Jubil Jſmenen/ und Malovend Saloninen
auf den groſſen Saal fuͤhreten/ und nahe biß an
Mitternacht die Zeit mit anmuthigen Geſpraͤ-
chen und Schertz-Reden verkuͤrtzten; welche a-
ber allein der Erato und dem Zeno durch die
Begierde einander ihre inzwiſchen ausgeſtan-
[Spaltenumbruch] dene Ebentheuer zu erzehlen zu lang werden
wolte; biß endlich nach ſaͤmtlicher Abſchei-
dung der angenehme Schlaff ſie ihrer Sorgen
und vielfaͤltigen Gemuͤths-Regungen auff ei-
nerley Art erledigte; dem Hertzoge Jubil hin-
gegen durch allerhand Traͤume das Bildnuͤß
der wunderſchoͤnen Erato noch tieffer/ als vor-
her ſeine Augen/ in denen die Liebe insgemein
zum erſten jung wird/ ins Gedaͤchtnuͤß
und Gemuͤthe praͤgete.



Jnhalt
Des Vierdten Buches.

THußnelde/ Jßmene/ die Cattiche Hertzogin und Fraͤulein nebſt Sa-
loninen werden in begieriger Erwartung der zwiſchen der Koͤnigin E-
rato und Fuͤrſten Zeno vorgegangenen Ebentheuer von Adgandeſtern
des Feldherrn obriſtem Staats-Rath zu dem Taufaniſchen Tempel/
allwohin des Druſus zu Aliſon von den Deutſchen noch uͤbrig gelaſſe-
ne Heiligthuͤmer gebracht werden ſollen/ verleitet/ vom obriſten Prie-
ſter Libys mit gewoͤhnlicher Ehrerbietigkeit in ſolchen gefuͤhret/ und
aldar die vier Haupt-Stroͤme Deutſchlandes/ die Donau/ der Rhein/ die Elbe und die
Weeſer nebſt des Druſus in Lebensgroͤſſe aus Marmer gehauenem Bildnuͤſſe mit aller-
hand ſchoͤnen ſeine herrliche Siege und Thaten in ſich haltenden Denckſpruͤchen gezeiget/
uͤber welcher ſonderbaren Kunſt und Erfindung ſich die gantze Verſammlung zwar er-
goͤtzet/ ſich aber zugleich befrembdet/ wie dieſe ruhmraͤthigen Bilder zu Verkleinerung
ihres Vaterlandes Schutz-Goͤtter in ihr Heiligthum geſetzet werden koͤnten/ welchen
Hertzog Herrmann verſetzet: daß die Tugend auch bey Feinden zu loben/ und zu guter
Nachfolge dienen muͤſſe/ welchen alles widrige Urtheil uͤberwiegenden Gruͤnden des
Feldherrn der Prieſter Lybis beypflichtet/ und die Tugend nicht anders als die Sonne
uͤberall einerley und zu verehren wuͤrdig ſchaͤtzet; und kommt hierauf unter ſo vielen er-
tichteten Goͤttern auf ein eintziges goͤttliches Weſen/ welches alles einſtimmig ordne/
ſchaffe und erhalte. Ob nun wohl der Prieſter Libys den ſterblichen Menſchen keine
Vergoͤtterung zugeſtanden/ ſondern ihr ruhmbares Andencken in die Hertzen der Le-
benden/ als die beſten Tempel und ſchoͤnſte Ehren-Saͤulen geſetzet wiſſen will; So kan
er doch nicht alle euſerliche Gedaͤchtnuͤß-Mahle/ als dem rechten Sporn lauer Gemuͤ-

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[327/0381] Arminius und Thußnelda. dern Fuͤrſten gegen ſie verwechſelten Hoͤfligkei- ten erſuchte er ſie allerſeits dieſen Abend mit ihm Taffel zu halten; worzu er ſelbſt die Fuͤr- ſtin Thuſnelden/ Zeno ſeine ſo lange Zeit mit tauſenderley Hertzeleid vermiſte Erato/ Hertzog Jubil Jſmenen/ und Malovend Saloninen auf den groſſen Saal fuͤhreten/ und nahe biß an Mitternacht die Zeit mit anmuthigen Geſpraͤ- chen und Schertz-Reden verkuͤrtzten; welche a- ber allein der Erato und dem Zeno durch die Begierde einander ihre inzwiſchen ausgeſtan- dene Ebentheuer zu erzehlen zu lang werden wolte; biß endlich nach ſaͤmtlicher Abſchei- dung der angenehme Schlaff ſie ihrer Sorgen und vielfaͤltigen Gemuͤths-Regungen auff ei- nerley Art erledigte; dem Hertzoge Jubil hin- gegen durch allerhand Traͤume das Bildnuͤß der wunderſchoͤnen Erato noch tieffer/ als vor- her ſeine Augen/ in denen die Liebe insgemein zum erſten jung wird/ ins Gedaͤchtnuͤß und Gemuͤthe praͤgete. Jnhalt Des Vierdten Buches. THußnelde/ Jßmene/ die Cattiche Hertzogin und Fraͤulein nebſt Sa- loninen werden in begieriger Erwartung der zwiſchen der Koͤnigin E- rato und Fuͤrſten Zeno vorgegangenen Ebentheuer von Adgandeſtern des Feldherrn obriſtem Staats-Rath zu dem Taufaniſchen Tempel/ allwohin des Druſus zu Aliſon von den Deutſchen noch uͤbrig gelaſſe- ne Heiligthuͤmer gebracht werden ſollen/ verleitet/ vom obriſten Prie- ſter Libys mit gewoͤhnlicher Ehrerbietigkeit in ſolchen gefuͤhret/ und aldar die vier Haupt-Stroͤme Deutſchlandes/ die Donau/ der Rhein/ die Elbe und die Weeſer nebſt des Druſus in Lebensgroͤſſe aus Marmer gehauenem Bildnuͤſſe mit aller- hand ſchoͤnen ſeine herrliche Siege und Thaten in ſich haltenden Denckſpruͤchen gezeiget/ uͤber welcher ſonderbaren Kunſt und Erfindung ſich die gantze Verſammlung zwar er- goͤtzet/ ſich aber zugleich befrembdet/ wie dieſe ruhmraͤthigen Bilder zu Verkleinerung ihres Vaterlandes Schutz-Goͤtter in ihr Heiligthum geſetzet werden koͤnten/ welchen Hertzog Herrmann verſetzet: daß die Tugend auch bey Feinden zu loben/ und zu guter Nachfolge dienen muͤſſe/ welchen alles widrige Urtheil uͤberwiegenden Gruͤnden des Feldherrn der Prieſter Lybis beypflichtet/ und die Tugend nicht anders als die Sonne uͤberall einerley und zu verehren wuͤrdig ſchaͤtzet; und kommt hierauf unter ſo vielen er- tichteten Goͤttern auf ein eintziges goͤttliches Weſen/ welches alles einſtimmig ordne/ ſchaffe und erhalte. Ob nun wohl der Prieſter Libys den ſterblichen Menſchen keine Vergoͤtterung zugeſtanden/ ſondern ihr ruhmbares Andencken in die Hertzen der Le- benden/ als die beſten Tempel und ſchoͤnſte Ehren-Saͤulen geſetzet wiſſen will; So kan er doch nicht alle euſerliche Gedaͤchtnuͤß-Mahle/ als dem rechten Sporn lauer Gemuͤ- ther/

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/381>, abgerufen am 03.03.2025.