Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite
CLEOPATRA.
555.Ja man flößt Gifft durch diese Zucker-Röhren/
Hängt Fall-Beil' in das Schlafgemach.
Dem/ den kein Dolch kan offentlich versehren/
Stellt man durch Gunst und Freundschaft nach:
Auß Gold- gestickten Purper-Betten/
560.Macht man Mord-Gruben/ knecht'sche Ketten.
Zu-Satz der Schäfferinnen.
Der Nilus mahlt das Schau-Spiel schnöder Sachen/
An der Cleopatren uns ab.
Man räuchert ihr/ und wil si knechtisch machen/
Miß- gönn't ihr Freiheit/ Todt und Grab.
565.Verfluchte Gunst! da nur auf seichter Lippen/
Di Mißgeburth der Liebe schwimmt!
Fliht/ Schäffer/ fliht Siren' und Schifbruchs-Klippen.
Wo wahre Treu im Hertzen glimmt/
Verbrenn't auch nicht in Sarch und Hölen/
570.Das Libes-Oel verknipffter Seelen.
Di fünfte Abhandlung.
Der Schauplatz bildet ab di Königliche
Todten-Gruft.

Cleopatra. Charmium. Iras. des Anton.

Leiche auf einem erhobenen Grabe.

Cleop. Wer auf das leichte Rad des blinden Glückes trau't/
Auf seiner Tugend Grund nicht schlechte Thürme baut/
Di Fürsten diser Welt der Erde Götter nennet/
Wer viel weiß ausser sich/ sich in sich selbst nicht kennet/
5.Wer sich auf's Zepters Glas/ des Thrones Grund-Eiß-stützt;
Der komm' und lern' allbier/ wi der so schwanckend sitzt/
Der auf dem Gipffel steht. Der Ausbund aller Helden/
Anton/ den Sud und Ost wird stets unsterblich melden/
Für
CLEOPATRA.
555.Ja man floͤßt Gifft durch dieſe Zucker-Roͤhren/
Haͤngt Fall-Beil’ in das Schlafgemach.
Dem/ den kein Dolch kan offentlich verſehren/
Stellt man durch Gunſt und Freundſchaft nach:
Auß Gold- geſtickten Purper-Betten/
560.Macht man Mord-Gruben/ knecht’ſche Ketten.
Zu-Satz der Schaͤfferinnen.
Der Nilus mahlt das Schau-Spiel ſchnoͤder Sachen/
An der Cleopatren uns ab.
Man raͤuchert ihr/ und wil ſi knechtiſch machen/
Miß- goͤnn’t ihr Freiheit/ Todt und Grab.
565.Verfluchte Gunſt! da nur auf ſeichter Lippen/
Di Mißgeburth der Liebe ſchwim̃t!
Fliht/ Schaͤffer/ fliht Siren’ und Schifbruchs-Klippen.
Wo wahre Treu im Hertzen glim̃t/
Verbrenn’t auch nicht in Sarch und Hoͤlen/
570.Das Libes-Oel verknipffter Seelen.
Di fuͤnfte Abhandlung.
Der Schauplatz bildet ab di Koͤnigliche
Todten-Gruft.

Cleopatra. Charmium. Iras. des Anton.

Leiche auf einem erhobenen Grabe.

Cleop. Wer auf das leichte Rad des blinden Gluͤckes trau’t/
Auf ſeiner Tugend Grund nicht ſchlechte Thuͤrme baut/
Di Fuͤrſten diſer Welt der Erde Goͤtter nennet/
Wer viel weiß auſſer ſich/ ſich in ſich ſelbſt nicht kennet/
5.Wer ſich auf’s Zepters Glas/ des Thrones Grund-Eiß-ſtuͤtzt;
Der kom̃’ und lern’ allbier/ wi der ſo ſchwanckend ſitzt/
Der auf dem Gipffel ſteht. Der Ausbund aller Helden/
Anton/ den Sud und Oſt wird ſtets unſterblich melden/
Fuͤr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0116"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">CLEOPATRA.</hi> </hi> </fw><lb/>
          <l><note place="left">555.</note>Ja man flo&#x0364;ßt Gifft durch die&#x017F;e Zucker-Ro&#x0364;hren/</l><lb/>
          <l>Ha&#x0364;ngt Fall-Beil&#x2019; in das Schlafgemach.</l><lb/>
          <l>Dem/ den kein Dolch kan offentlich ver&#x017F;ehren/</l><lb/>
          <l>Stellt man durch Gun&#x017F;t und Freund&#x017F;chaft nach:</l><lb/>
          <l>Auß Gold- ge&#x017F;tickten Purper-Betten/</l><lb/>
          <l><note place="left">560.</note>Macht man Mord-Gruben/ knecht&#x2019;&#x017F;che Ketten.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Zu-Satz der Scha&#x0364;fferinnen.</hi> </hi> </head><lb/>
          <l>Der Nilus mahlt das Schau-Spiel &#x017F;chno&#x0364;der Sachen/</l><lb/>
          <l>An der Cleopatren uns ab.</l><lb/>
          <l>Man ra&#x0364;uchert ihr/ und wil &#x017F;i knechti&#x017F;ch machen/</l><lb/>
          <l>Miß- go&#x0364;nn&#x2019;t ihr Freiheit/ Todt und Grab.</l><lb/>
          <l><note place="left">565.</note>Verfluchte Gun&#x017F;t! da nur auf &#x017F;eichter Lippen/</l><lb/>
          <l>Di Mißgeburth der Liebe &#x017F;chwim&#x0303;t!</l><lb/>
          <l>Fliht/ Scha&#x0364;ffer/ fliht Siren&#x2019; und Schifbruchs-Klippen.</l><lb/>
          <l>Wo wahre Treu im Hertzen glim&#x0303;t/</l><lb/>
          <l>Verbrenn&#x2019;t auch nicht in Sarch und Ho&#x0364;len/</l><lb/>
          <l><note place="left">570.</note>Das Libes-Oel verknipffter Seelen.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Di fu&#x0364;nfte Abhandlung.</hi> </head><lb/>
        <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Schauplatz bildet ab di Ko&#x0364;nigliche<lb/>
Todten-Gruft.</hi><lb/><hi rendition="#aq">Cleopatra. Charmium. Iras.</hi> des <hi rendition="#aq">Anton.</hi></hi><lb/>
          <p>Leiche auf einem erhobenen Grabe.</p>
        </stage><lb/>
        <sp who="#CLE">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Cleop.</hi> </speaker>
          <p>Wer auf das leichte Rad des blinden Glu&#x0364;ckes trau&#x2019;t/<lb/>
Auf &#x017F;einer Tugend Grund nicht &#x017F;chlechte Thu&#x0364;rme baut/<lb/>
Di Fu&#x0364;r&#x017F;ten di&#x017F;er Welt der Erde Go&#x0364;tter nennet/<lb/>
Wer viel weiß au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich/ &#x017F;ich in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht kennet/<lb/><note place="left">5.</note>Wer &#x017F;ich auf&#x2019;s Zepters Glas/ des Thrones Grund-Eiß-&#x017F;tu&#x0364;tzt;<lb/>
Der kom&#x0303;&#x2019; und lern&#x2019; allbier/ wi der &#x017F;o &#x017F;chwanckend &#x017F;itzt/<lb/>
Der auf dem Gipffel &#x017F;teht. Der Ausbund aller Helden/<lb/>
Anton/ den Sud und O&#x017F;t wird &#x017F;tets un&#x017F;terblich melden/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fu&#x0364;r</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0116] CLEOPATRA. Ja man floͤßt Gifft durch dieſe Zucker-Roͤhren/ Haͤngt Fall-Beil’ in das Schlafgemach. Dem/ den kein Dolch kan offentlich verſehren/ Stellt man durch Gunſt und Freundſchaft nach: Auß Gold- geſtickten Purper-Betten/ Macht man Mord-Gruben/ knecht’ſche Ketten. Zu-Satz der Schaͤfferinnen. Der Nilus mahlt das Schau-Spiel ſchnoͤder Sachen/ An der Cleopatren uns ab. Man raͤuchert ihr/ und wil ſi knechtiſch machen/ Miß- goͤnn’t ihr Freiheit/ Todt und Grab. Verfluchte Gunſt! da nur auf ſeichter Lippen/ Di Mißgeburth der Liebe ſchwim̃t! Fliht/ Schaͤffer/ fliht Siren’ und Schifbruchs-Klippen. Wo wahre Treu im Hertzen glim̃t/ Verbrenn’t auch nicht in Sarch und Hoͤlen/ Das Libes-Oel verknipffter Seelen. Di fuͤnfte Abhandlung. Der Schauplatz bildet ab di Koͤnigliche Todten-Gruft. Cleopatra. Charmium. Iras. des Anton. Leiche auf einem erhobenen Grabe. Cleop. Wer auf das leichte Rad des blinden Gluͤckes trau’t/ Auf ſeiner Tugend Grund nicht ſchlechte Thuͤrme baut/ Di Fuͤrſten diſer Welt der Erde Goͤtter nennet/ Wer viel weiß auſſer ſich/ ſich in ſich ſelbſt nicht kennet/ Wer ſich auf’s Zepters Glas/ des Thrones Grund-Eiß-ſtuͤtzt; Der kom̃’ und lern’ allbier/ wi der ſo ſchwanckend ſitzt/ Der auf dem Gipffel ſteht. Der Ausbund aller Helden/ Anton/ den Sud und Oſt wird ſtets unſterblich melden/ Fuͤr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/116
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/116>, abgerufen am 21.11.2024.