Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
490.Der schwachen Fauen Gunst fast frembder Wollust an/ Durch Absein langer Zeit/ in dem des Argos Augen Auch gegenwärtig nicht zu Keuschheits-Hüttern taugen. Paris. Es ist des Käysers Schluß. Was wendestu viel ein? Wer Fürsten wil gefall'n/ muß nur gehorsam seyn. 495.Dein Ampt kan den Genüß Poppeens leicht ersätzen. Du kanst statt einer dich mit hunderten ergätzen. Die Götter geben Glück und Heil zur Reyse dir. Otho. Jch wünsche noch so viel dir Segen/ als du mir. Reyen der Vestalischen Jungfrauen und der Rubria. Die Jungfrauen. Du güld'nes Rom/ du ewig's Haupt der Erden/ 500.Wir wachen zwar bey Vestens Glutt und Heerd'; Daß sie nicht soll'n zu todter Asche werden; Daß sich das Oel in Ampeln nicht verzehr't: Allein' umbsonst! Kein Zunder wil mehr glimmen/ Die Flamm' erstick't/ die Drommel klinget hohl/ 505.Der Göttin Bild schein't selbst sich zu ergrimmen/ Jhr Sitz erbeb't/ kein Weyrauch räucht mehr wol. Rubria. Jst/ Schwestern/ Diß wol Wunderns werth? So bald in Jlium der Geilheit Brunst entglam/ Und Paris Helenen dem Menelaus nam; 510.Ward unser Feuer auch verzehr't. So bald ihr Tempel ward befleck't Entwiech die Göttin weg/ ihr Bild ward fortgetragen; Gantz Troja ward in Brand gesteck't/ Der Stamm des Dardanus vertilget und zerschlagen. Der Jungfrauen. 515.So ist's/ Rom wuchs' aus Trojens Graus' und Flamme. Doch
490.Der ſchwachen Fauen Gunſt faſt frembder Wolluſt an/ Durch Abſein langer Zeit/ in dem des Argos Augen Auch gegenwaͤrtig nicht zu Keuſchheits-Huͤttern taugen. Paris. Es iſt des Kaͤyſers Schluß. Was wendeſtu viel ein? Wer Fuͤrſten wil gefall’n/ muß nur gehorſam ſeyn. 495.Dein Ampt kan den Genuͤß Poppeens leicht erſaͤtzen. Du kanſt ſtatt einer dich mit hunderten ergaͤtzen. Die Goͤtter geben Gluͤck und Heil zur Reyſe dir. Otho. Jch wuͤnſche noch ſo viel dir Segen/ als du mir. Reyen der Veſtaliſchen Jungfrauen und der Rubria. Die Jungfrauen. Du guͤld’nes Rom/ du ewig’s Haupt der Erden/ 500.Wir wachen zwar bey Veſtens Glutt und Heerd’; Daß ſie nicht ſoll’n zu todter Aſche werden; Daß ſich das Oel in Ampeln nicht verzehr’t: Allein’ umbſonſt! Kein Zunder wil mehr glimmen/ Die Flamm’ erſtick’t/ die Drommel klinget hohl/ 505.Der Goͤttin Bild ſchein’t ſelbſt ſich zu ergrimmen/ Jhr Sitz erbeb’t/ kein Weyrauch raͤucht mehr wol. Rubria. Jſt/ Schweſtern/ Diß wol Wunderns werth? So bald in Jlium der Geilheit Brunſt entglam/ Und Paris Helenen dem Menelaus nam; 510.Ward unſer Feuer auch verzehr’t. So bald ihr Tempel ward befleck’t Entwiech die Goͤttin weg/ ihr Bild ward fortgetragen; Gantz Troja ward in Brand geſteck’t/ Der Stamm des Dardanus vertilget und zerſchlagen. Der Jungfrauen. 515.So iſt’s/ Rom wuchs’ aus Trojens Grauſ’ und Flamme. Doch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp> <p><pb facs="#f0062" n="44."/><note place="left">490.</note>Der ſchwachen Fauen Gunſt faſt frembder Wolluſt an/<lb/> Durch Abſein langer Zeit/ in dem des Argos Augen<lb/> Auch gegenwaͤrtig nicht zu Keuſchheits-Huͤttern taugen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker> <p>Es iſt des Kaͤyſers Schluß. Was wendeſtu viel<lb/><hi rendition="#et">ein?</hi><lb/> Wer Fuͤrſten wil gefall’n/ muß nur gehorſam ſeyn.<lb/><note place="left">495.</note>Dein Ampt kan den Genuͤß Poppeens leicht erſaͤtzen.<lb/> Du kanſt ſtatt einer dich mit hunderten ergaͤtzen.<lb/> Die Goͤtter geben Gluͤck und Heil zur Reyſe dir.<lb/><hi rendition="#aq">Otho.</hi> Jch wuͤnſche noch ſo viel dir Segen/ als du mir.</p> </sp><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Reyen der <hi rendition="#aq">Veſta</hi>liſchen Jungfrauen<lb/> und der <hi rendition="#aq">Rubria.</hi></hi> </head><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die Jungfrauen.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du guͤld’nes Rom/ du ewig’s Haupt der Erden/<lb/><note place="left">500.</note>Wir wachen zwar bey Veſtens Glutt und Heerd’;<lb/> Daß ſie nicht ſoll’n zu todter Aſche werden;<lb/> Daß ſich das Oel in Ampeln nicht verzehr’t:<lb/> Allein’ umbſonſt! Kein Zunder wil mehr glimmen/<lb/> Die Flamm’ erſtick’t/ die Drommel klinget hohl/<lb/><note place="left">505.</note>Der Goͤttin Bild ſchein’t ſelbſt ſich zu ergrimmen/<lb/> Jhr Sitz erbeb’t/ kein Weyrauch raͤucht mehr wol.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Rubria.</hi> </hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jſt/ Schweſtern/ Diß wol Wunderns werth?<lb/> So bald in Jlium der Geilheit Brunſt entglam/<lb/> Und Paris Helenen dem Menelaus nam;<lb/><note place="left">510.</note>Ward unſer Feuer auch verzehr’t.<lb/> So bald ihr Tempel ward befleck’t<lb/> Entwiech die Goͤttin weg/ ihr Bild ward fortgetragen;<lb/> Gantz Troja ward in Brand geſteck’t/<lb/> Der Stamm des Dardanus vertilget und zerſchlagen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Jungfrauen.</hi> </hi> </speaker><lb/> <note place="left">515.</note> <p>So iſt’s/ Rom wuchs’ aus Trojens Grauſ’ und Flamme.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44./0062]
Der ſchwachen Fauen Gunſt faſt frembder Wolluſt an/
Durch Abſein langer Zeit/ in dem des Argos Augen
Auch gegenwaͤrtig nicht zu Keuſchheits-Huͤttern taugen.
Paris. Es iſt des Kaͤyſers Schluß. Was wendeſtu viel
ein?
Wer Fuͤrſten wil gefall’n/ muß nur gehorſam ſeyn.
Dein Ampt kan den Genuͤß Poppeens leicht erſaͤtzen.
Du kanſt ſtatt einer dich mit hunderten ergaͤtzen.
Die Goͤtter geben Gluͤck und Heil zur Reyſe dir.
Otho. Jch wuͤnſche noch ſo viel dir Segen/ als du mir.
Reyen der Veſtaliſchen Jungfrauen
und der Rubria.
Die Jungfrauen.
Du guͤld’nes Rom/ du ewig’s Haupt der Erden/
Wir wachen zwar bey Veſtens Glutt und Heerd’;
Daß ſie nicht ſoll’n zu todter Aſche werden;
Daß ſich das Oel in Ampeln nicht verzehr’t:
Allein’ umbſonſt! Kein Zunder wil mehr glimmen/
Die Flamm’ erſtick’t/ die Drommel klinget hohl/
Der Goͤttin Bild ſchein’t ſelbſt ſich zu ergrimmen/
Jhr Sitz erbeb’t/ kein Weyrauch raͤucht mehr wol.
Rubria.
Jſt/ Schweſtern/ Diß wol Wunderns werth?
So bald in Jlium der Geilheit Brunſt entglam/
Und Paris Helenen dem Menelaus nam;
Ward unſer Feuer auch verzehr’t.
So bald ihr Tempel ward befleck’t
Entwiech die Goͤttin weg/ ihr Bild ward fortgetragen;
Gantz Troja ward in Brand geſteck’t/
Der Stamm des Dardanus vertilget und zerſchlagen.
Der Jungfrauen.
So iſt’s/ Rom wuchs’ aus Trojens Grauſ’ und Flamme.
Doch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |