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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Huren-Regiment.
XIV.

Gantz Jtalien wurffe endlich/ nachdem es RudolphAn. 926.
also verschertzet/ seine Augen auff den jungen Hugo in Proven-
ce:
Derselbe war von Lothario, Graffen von Arles, des Lo-
thavingischen Königs Lotharii unächten Sohn erzeuget/ und
hatte den jungen König in Provence, Carolum Constantinum,
Königs Ludwigs Sohn/ umb die Krohne gebracht. Seine Mut-
ter war die bekannte Bertha, die nach ihres Gemahls Todt A-
delberten von Lucca geehlichet hatte. Ein grosser Vortheil vor
ihn war/ daß er/ ob gleich nicht sonder Mackel/ aus Carls des
Grossen Geblüh erzeuget war. Seine Mutter und Stieff-
schwester Hermengard thaten auch vor ihn alles möglichste:
Der Pabst Johannes/ nebst der Tusculanischen faction fun-
den bey ihm auch ihre Rechnung/ und fielen ihm nebst dem Ertz-
bischoff Lambert einmüthig zu; ja der letzte begab sich selbst zu
ihm/ ihn in Jtalien zu bringen. Rudolph/ der wohl sahe/ daß
alles verlohren/ begab sich nach Hauße/ und ersuchte seiner Ge-
mahlin Vater/ Hertzog Burcharden in Schwaben/ um Hülffe/
welche ihm auch versprochen ward. Hugo, der von gar furcht-
samen Geist/ jedoch geschickter Art und zur Venerischen Wohl-
lust äusserst geneigt war/ wolte/ da er dieses hörte/ nicht fort: Und
bald darauff kam König Rudolph mit Hertzog Burcharden und
einen ziemlichen Heer in Jtalien: Jener blieb zu Saluzzo, und
schickte diesen/ unter den Schein mit Lamberten und denen übri-
gen abtrünnigen Fürsten zu handeln/ nach Milano, damit er zu-
gleich/ als ein alter Soldat/ alle Gelegenheit wohl in Augen-
schein nehmen möchte. Als er nun bey seinem Einzug die Stadt-
Mauren zu Milano allzu genau betrachtete/ und auff deutsch zu
seinen Leuten sagte: Jch will nicht Burchard heissen/ wo ich es
nicht dahin bringe/ daß die Jtaliäner künfftig nur mit einen
Sporn und auff elenden Mähren reiten müssen/ denn nach die-
sen elenden niedrigen Mauren frag ich wenig; Hörte es ein Kerl
unter dem Hauffen/ welcher deutsch verstunde/ und es dem Ertz-
bischoff berichtete/ daher aus den Tractaten nichts ward/ ja man
richtete es dahin; daß Burchard auff der Rückreise bey Novara

ange-
G 2
Huren-Regiment.
XIV.

Gantz Jtalien wurffe endlich/ nachdem es RudolphAn. 926.
alſo verſchertzet/ ſeine Augen auff den jungen Hugo in Proven-
ce:
Derſelbe war von Lothario, Graffen von Arles, des Lo-
thavingiſchen Koͤnigs Lotharii unaͤchten Sohn erzeuget/ und
hatte den jungen Koͤnig in Provence, Carolum Conſtantinum,
Koͤnigs Ludwigs Sohn/ umb die Krohne gebracht. Seine Mut-
ter war die bekannte Bertha, die nach ihres Gemahls Todt A-
delberten von Lucca geehlichet hatte. Ein groſſer Vortheil vor
ihn war/ daß er/ ob gleich nicht ſonder Mackel/ aus Carls des
Groſſen Gebluͤh erzeuget war. Seine Mutter und Stieff-
ſchweſter Hermengard thaten auch vor ihn alles moͤglichſte:
Der Pabſt Johannes/ nebſt der Tuſculaniſchen faction fun-
den bey ihm auch ihre Rechnung/ und fielen ihm nebſt dem Ertz-
biſchoff Lambert einmuͤthig zu; ja der letzte begab ſich ſelbſt zu
ihm/ ihn in Jtalien zu bringen. Rudolph/ der wohl ſahe/ daß
alles verlohren/ begab ſich nach Hauße/ und erſuchte ſeiner Ge-
mahlin Vater/ Hertzog Burcharden in Schwaben/ um Huͤlffe/
welche ihm auch verſprochen ward. Hugo, der von gar furcht-
ſamen Geiſt/ jedoch geſchickter Art und zur Veneriſchen Wohl-
luſt aͤuſſerſt geneigt war/ wolte/ da er dieſes hoͤrte/ nicht fort: Und
bald darauff kam Koͤnig Rudolph mit Hertzog Burcharden und
einen ziemlichen Heer in Jtalien: Jener blieb zu Saluzzo, und
ſchickte dieſen/ unter den Schein mit Lamberten und denen uͤbri-
gen abtruͤnnigen Fuͤrſten zu handeln/ nach Milano, damit er zu-
gleich/ als ein alter Soldat/ alle Gelegenheit wohl in Augen-
ſchein nehmen moͤchte. Als er nun bey ſeinem Einzug die Stadt-
Mauren zu Milano allzu genau betrachtete/ und auff deutſch zu
ſeinen Leuten ſagte: Jch will nicht Burchard heiſſen/ wo ich es
nicht dahin bringe/ daß die Jtaliaͤner kuͤnfftig nur mit einen
Sporn und auff elenden Maͤhren reiten muͤſſen/ denn nach die-
ſen elenden niedrigen Mauren frag ich wenig; Hoͤrte es ein Kerl
unter dem Hauffen/ welcher deutſch verſtunde/ und es dem Ertz-
biſchoff berichtete/ daher aus den Tractaten nichts ward/ ja man
richtete es dahin; daß Burchard auff der Ruͤckreiſe bey Novara

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G 2
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[51/0061] Huren-Regiment. XIV. Gantz Jtalien wurffe endlich/ nachdem es Rudolph alſo verſchertzet/ ſeine Augen auff den jungen Hugo in Proven- ce: Derſelbe war von Lothario, Graffen von Arles, des Lo- thavingiſchen Koͤnigs Lotharii unaͤchten Sohn erzeuget/ und hatte den jungen Koͤnig in Provence, Carolum Conſtantinum, Koͤnigs Ludwigs Sohn/ umb die Krohne gebracht. Seine Mut- ter war die bekannte Bertha, die nach ihres Gemahls Todt A- delberten von Lucca geehlichet hatte. Ein groſſer Vortheil vor ihn war/ daß er/ ob gleich nicht ſonder Mackel/ aus Carls des Groſſen Gebluͤh erzeuget war. Seine Mutter und Stieff- ſchweſter Hermengard thaten auch vor ihn alles moͤglichſte: Der Pabſt Johannes/ nebſt der Tuſculaniſchen faction fun- den bey ihm auch ihre Rechnung/ und fielen ihm nebſt dem Ertz- biſchoff Lambert einmuͤthig zu; ja der letzte begab ſich ſelbſt zu ihm/ ihn in Jtalien zu bringen. Rudolph/ der wohl ſahe/ daß alles verlohren/ begab ſich nach Hauße/ und erſuchte ſeiner Ge- mahlin Vater/ Hertzog Burcharden in Schwaben/ um Huͤlffe/ welche ihm auch verſprochen ward. Hugo, der von gar furcht- ſamen Geiſt/ jedoch geſchickter Art und zur Veneriſchen Wohl- luſt aͤuſſerſt geneigt war/ wolte/ da er dieſes hoͤrte/ nicht fort: Und bald darauff kam Koͤnig Rudolph mit Hertzog Burcharden und einen ziemlichen Heer in Jtalien: Jener blieb zu Saluzzo, und ſchickte dieſen/ unter den Schein mit Lamberten und denen uͤbri- gen abtruͤnnigen Fuͤrſten zu handeln/ nach Milano, damit er zu- gleich/ als ein alter Soldat/ alle Gelegenheit wohl in Augen- ſchein nehmen moͤchte. Als er nun bey ſeinem Einzug die Stadt- Mauren zu Milano allzu genau betrachtete/ und auff deutſch zu ſeinen Leuten ſagte: Jch will nicht Burchard heiſſen/ wo ich es nicht dahin bringe/ daß die Jtaliaͤner kuͤnfftig nur mit einen Sporn und auff elenden Maͤhren reiten muͤſſen/ denn nach die- ſen elenden niedrigen Mauren frag ich wenig; Hoͤrte es ein Kerl unter dem Hauffen/ welcher deutſch verſtunde/ und es dem Ertz- biſchoff berichtete/ daher aus den Tractaten nichts ward/ ja man richtete es dahin; daß Burchard auff der Ruͤckreiſe bey Novara ange- An. 926. G 2

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/61>, abgerufen am 21.11.2024.