Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung zur
sen Söhne/ der bekannte Frieden-Stöhrer Adelbert/ so A. 905.
getödtet worden/ Adelhard und Henrich; Sonst findet man von
ihrem Geschlecht viel Gedichte/ aber wenig sicheres.

So weit von denen Genealogischen Dingen/ welche aus-
einander zu suchen wahrhafftig nicht wenig Mühe gekostet hat/
so gar ist alles durch die Fabeln der müßigen Mönche verderbet/
welche Petrus de Andlo sorgfältig gesammlet/ und denen Restitu-
toribus
der Historie, Franc. Jrenico und Lazio angeschwatzet
hat. Reineccius und ander gelehrtere haben ihre Conjectu-
r
en allzu kühn und häufig darzu gethan/ wiewohl sie doch öffters
mit ausdrücklichen Worten dasjenige vor blosse Muthmaßungen
ausgeben/ was ihre Nachfolger hernach als eine sichere Wahr-
heit behalten haben; weil nun die meisten Genealogi solches al-
les ohne Unterscheid beybehalten/ hat es freylich umb diese edle
Wissenschafft ein schlechtes Ansehen gewinnen müssen.

Dritte Abtheilung/
Vonder
Geographia medii aevi.

Jst etwas zur Erkäntuüß der Historie deß medii aevi nöthig/
so ist es die Geophaphie selbiger Zeiten/ welche wahrhafftig eine
recht verlassene Wäise ist/ derer sich fast kein Gelehrter ange-
nommen hat/ da sie doch eines treuen Vormunds hochnöthig
bedarff. Die alte Geographie hat ja ihre vielfältige Außleger/
und der neuen fehlt es auch nicht/ allein wenn wir in die mittlere
kommen/ bleiben wir insgemein hängen. Wie kan es denn nun
anders seyn? Gerathen wir in die Scriptores selbiger Zeiten/ wel-
che fast allen Ländern/ Städten und Flüßen unbekannte/ oder
doch auff eine Art eingerichtete/ Nahmen geben/ so muß es uns
vorkommen/ alß kämen wir in Böhmische Dörffer. Man füh-
re einen mit denen Chronicanten in daß Dalemincier Land/ an
den Fluß Caminizi, man versichere ihn/ er befinde sich in dem

Pago

Einleitung zur
ſen Soͤhne/ der bekannte Frieden-Stoͤhrer Adelbert/ ſo A. 905.
getoͤdtet worden/ Adelhard und Henrich; Sonſt findet man von
ihrem Geſchlecht viel Gedichte/ aber wenig ſicheres.

So weit von denen Genealogiſchen Dingen/ welche aus-
einander zu ſuchen wahrhafftig nicht wenig Muͤhe gekoſtet hat/
ſo gar iſt alles durch die Fabeln der muͤßigen Moͤnche verderbet/
welche Petrus de Andlo ſorgfaͤltig geſam̃let/ und denen Reſtitu-
toribus
der Hiſtorie, Franc. Jrenico und Lazio angeſchwatzet
hat. Reineccius und ander gelehrtere haben ihre Conjectu-
r
en allzu kuͤhn und haͤufig darzu gethan/ wiewohl ſie doch oͤffters
mit ausdruͤcklichen Worten dasjenige vor bloſſe Muthmaßungen
ausgeben/ was ihre Nachfolger hernach als eine ſichere Wahr-
heit behalten haben; weil nun die meiſten Genealogi ſolches al-
les ohne Unterſcheid beybehalten/ hat es freylich umb dieſe edle
Wiſſenſchafft ein ſchlechtes Anſehen gewinnen muͤſſen.

Dritte Abtheilung/
Vonder
Geographia medii ævi.

Jſt etwas zur Erkaͤntuuͤß der Hiſtorie deß medii ævi noͤthig/
ſo iſt es die Geophaphie ſelbiger Zeiten/ welche wahrhafftig eine
recht verlaſſene Waͤiſe iſt/ derer ſich faſt kein Gelehrter ange-
nommen hat/ da ſie doch eines treuen Vormunds hochnoͤthig
bedarff. Die alte Geographie hat ja ihre vielfaͤltige Außleger/
und der neuen fehlt es auch nicht/ allein wenn wir in die mittlere
kommen/ bleiben wir insgemein haͤngen. Wie kan es denn nun
anders ſeyn? Gerathen wir in die Scriptores ſelbiger Zeiten/ wel-
che faſt allen Laͤndern/ Staͤdten und Fluͤßen unbekannte/ oder
doch auff eine Art eingerichtete/ Nahmen geben/ ſo muß es uns
vorkommen/ alß kaͤmen wir in Boͤhmiſche Doͤrffer. Man fuͤh-
re einen mit denen Chronicanten in daß Dalemincier Land/ an
den Fluß Caminizi, man verſichere ihn/ er befinde ſich in dem

Pago
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0208" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung zur</hi></fw><lb/>
&#x017F;en So&#x0364;hne/ der bekannte Frieden-Sto&#x0364;hrer Adelbert/ &#x017F;o A. 905.<lb/>
geto&#x0364;dtet worden/ Adelhard und Henrich; Son&#x017F;t findet man von<lb/>
ihrem Ge&#x017F;chlecht viel Gedichte/ aber wenig &#x017F;icheres.</p><lb/>
            <p>So weit von denen <hi rendition="#aq">Genealogi</hi>&#x017F;chen Dingen/ welche aus-<lb/>
einander zu &#x017F;uchen wahrhafftig nicht wenig Mu&#x0364;he geko&#x017F;tet hat/<lb/>
&#x017F;o gar i&#x017F;t alles durch die Fabeln der mu&#x0364;ßigen Mo&#x0364;nche verderbet/<lb/>
welche <hi rendition="#aq">Petrus de Andlo</hi> &#x017F;orgfa&#x0364;ltig ge&#x017F;am&#x0303;let/ und denen <hi rendition="#aq">Re&#x017F;titu-<lb/>
toribus</hi> der <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torie, Franc. Jrenico</hi> und <hi rendition="#aq">Lazio</hi> ange&#x017F;chwatzet<lb/>
hat. <hi rendition="#aq">Reineccius</hi> und ander gelehrtere haben ihre <hi rendition="#aq">Conjectu-<lb/>
r</hi>en allzu ku&#x0364;hn und ha&#x0364;ufig darzu gethan/ wiewohl &#x017F;ie doch o&#x0364;ffters<lb/>
mit ausdru&#x0364;cklichen Worten dasjenige vor blo&#x017F;&#x017F;e Muthmaßungen<lb/>
ausgeben/ was ihre Nachfolger hernach als eine &#x017F;ichere Wahr-<lb/>
heit behalten haben; weil nun die mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Genealogi</hi> &#x017F;olches al-<lb/>
les ohne Unter&#x017F;cheid beybehalten/ hat es freylich umb die&#x017F;e edle<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft ein &#x017F;chlechtes An&#x017F;ehen gewinnen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dritte Abtheilung/<lb/>
Vonder</hi> <hi rendition="#aq">Geographia medii ævi.</hi> </head><lb/>
          <p>J&#x017F;t etwas zur Erka&#x0364;ntuu&#x0364;ß der Hi&#x017F;torie deß <hi rendition="#aq">medii ævi</hi> no&#x0364;thig/<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es die <hi rendition="#aq">Geophaphie</hi> &#x017F;elbiger Zeiten/ welche wahrhafftig eine<lb/>
recht verla&#x017F;&#x017F;ene Wa&#x0364;i&#x017F;e i&#x017F;t/ derer &#x017F;ich fa&#x017F;t kein Gelehrter ange-<lb/>
nommen hat/ da &#x017F;ie doch eines treuen Vormunds hochno&#x0364;thig<lb/>
bedarff. Die alte <hi rendition="#aq">Geographie</hi> hat ja ihre vielfa&#x0364;ltige Außleger/<lb/>
und der neuen fehlt es auch nicht/ allein wenn wir in die mittlere<lb/>
kommen/ bleiben wir insgemein ha&#x0364;ngen. Wie kan es denn nun<lb/>
anders &#x017F;eyn? Gerathen wir in die <hi rendition="#aq">Scriptores</hi> &#x017F;elbiger Zeiten/ wel-<lb/>
che fa&#x017F;t allen La&#x0364;ndern/ Sta&#x0364;dten und Flu&#x0364;ßen unbekannte/ oder<lb/>
doch auff eine Art eingerichtete/ Nahmen geben/ &#x017F;o muß es uns<lb/>
vorkommen/ alß ka&#x0364;men wir in Bo&#x0364;hmi&#x017F;che Do&#x0364;rffer. Man fu&#x0364;h-<lb/>
re einen mit denen Chronicanten in daß <hi rendition="#aq">Daleminci</hi>er Land/ an<lb/>
den Fluß <hi rendition="#aq">Caminizi,</hi> man ver&#x017F;ichere ihn/ er befinde &#x017F;ich in dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Pago</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0208] Einleitung zur ſen Soͤhne/ der bekannte Frieden-Stoͤhrer Adelbert/ ſo A. 905. getoͤdtet worden/ Adelhard und Henrich; Sonſt findet man von ihrem Geſchlecht viel Gedichte/ aber wenig ſicheres. So weit von denen Genealogiſchen Dingen/ welche aus- einander zu ſuchen wahrhafftig nicht wenig Muͤhe gekoſtet hat/ ſo gar iſt alles durch die Fabeln der muͤßigen Moͤnche verderbet/ welche Petrus de Andlo ſorgfaͤltig geſam̃let/ und denen Reſtitu- toribus der Hiſtorie, Franc. Jrenico und Lazio angeſchwatzet hat. Reineccius und ander gelehrtere haben ihre Conjectu- ren allzu kuͤhn und haͤufig darzu gethan/ wiewohl ſie doch oͤffters mit ausdruͤcklichen Worten dasjenige vor bloſſe Muthmaßungen ausgeben/ was ihre Nachfolger hernach als eine ſichere Wahr- heit behalten haben; weil nun die meiſten Genealogi ſolches al- les ohne Unterſcheid beybehalten/ hat es freylich umb dieſe edle Wiſſenſchafft ein ſchlechtes Anſehen gewinnen muͤſſen. Dritte Abtheilung/ Vonder Geographia medii ævi. Jſt etwas zur Erkaͤntuuͤß der Hiſtorie deß medii ævi noͤthig/ ſo iſt es die Geophaphie ſelbiger Zeiten/ welche wahrhafftig eine recht verlaſſene Waͤiſe iſt/ derer ſich faſt kein Gelehrter ange- nommen hat/ da ſie doch eines treuen Vormunds hochnoͤthig bedarff. Die alte Geographie hat ja ihre vielfaͤltige Außleger/ und der neuen fehlt es auch nicht/ allein wenn wir in die mittlere kommen/ bleiben wir insgemein haͤngen. Wie kan es denn nun anders ſeyn? Gerathen wir in die Scriptores ſelbiger Zeiten/ wel- che faſt allen Laͤndern/ Staͤdten und Fluͤßen unbekannte/ oder doch auff eine Art eingerichtete/ Nahmen geben/ ſo muß es uns vorkommen/ alß kaͤmen wir in Boͤhmiſche Doͤrffer. Man fuͤh- re einen mit denen Chronicanten in daß Dalemincier Land/ an den Fluß Caminizi, man verſichere ihn/ er befinde ſich in dem Pago

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/208
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/208>, abgerufen am 21.12.2024.