KapitelIV. Elliptische Bewegung der Himmelskörper.
§. 55. (Bewegungen in krummen Linien überhaupt.) Wir haben oben (II. §. 15) gesehen, daß, wenn ein Körper sich in einer geraden Linie, und mit gleichförmiger Geschwindigkeit be- wegt, diese Bewegung nur die Folge eines ersten Impulses seyn kann, der bloß einen Augenblick thätig ist, dessen Wirkung aber, nach dem Gesetze der Trägheit (II. §. 20) ohne Ende fortdauert, wenn keine anderen, äußeren Einwirkungen diese Bewegung stören. Wenn daher ein Körper sich entweder in einer krummen Linie mit gleichförmiger Geschwindigkeit, oder in einer geraden Linie mit ungleichförmiger Geschwindigkeit, oder endlich, wenn er sich in einer krummen Linie mit veränderlicher Geschwindigkeit bewegt, so werden wir in allen diesen Fällen annehmen müssen, daß we- nigstens zwei Kräfte auf ihn wirken. Die eine derselben kann ebenfalls ein bloßer Impuls, ein anfänglicher, augenblicklicher Stoß oder Zug seyn, in dessen Folge der Körper wie zuvor eine gerade Linie, deren Richtung die dieses Stoßes ist, mit gleichför- miger Geschwindigkeit durchlaufen würde. Wenn aber die wahre Bahn, die wir den Körper beschreiben sehen, eine krumme Linie, d. h. eine solche ist, deren Richtung sich immerwährend und in jedem Augenblicke ändert, so kann die andere der beiden auf ihn wirkenden Kräfte nicht mehr von der Art eines augenblicklichen
KapitelIV. Elliptiſche Bewegung der Himmelskörper.
§. 55. (Bewegungen in krummen Linien überhaupt.) Wir haben oben (II. §. 15) geſehen, daß, wenn ein Körper ſich in einer geraden Linie, und mit gleichförmiger Geſchwindigkeit be- wegt, dieſe Bewegung nur die Folge eines erſten Impulſes ſeyn kann, der bloß einen Augenblick thätig iſt, deſſen Wirkung aber, nach dem Geſetze der Trägheit (II. §. 20) ohne Ende fortdauert, wenn keine anderen, äußeren Einwirkungen dieſe Bewegung ſtören. Wenn daher ein Körper ſich entweder in einer krummen Linie mit gleichförmiger Geſchwindigkeit, oder in einer geraden Linie mit ungleichförmiger Geſchwindigkeit, oder endlich, wenn er ſich in einer krummen Linie mit veränderlicher Geſchwindigkeit bewegt, ſo werden wir in allen dieſen Fällen annehmen müſſen, daß we- nigſtens zwei Kräfte auf ihn wirken. Die eine derſelben kann ebenfalls ein bloßer Impuls, ein anfänglicher, augenblicklicher Stoß oder Zug ſeyn, in deſſen Folge der Körper wie zuvor eine gerade Linie, deren Richtung die dieſes Stoßes iſt, mit gleichför- miger Geſchwindigkeit durchlaufen würde. Wenn aber die wahre Bahn, die wir den Körper beſchreiben ſehen, eine krumme Linie, d. h. eine ſolche iſt, deren Richtung ſich immerwährend und in jedem Augenblicke ändert, ſo kann die andere der beiden auf ihn wirkenden Kräfte nicht mehr von der Art eines augenblicklichen
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[[87]/0099]
Kapitel IV.
Elliptiſche Bewegung der Himmelskörper.
§. 55. (Bewegungen in krummen Linien überhaupt.) Wir
haben oben (II. §. 15) geſehen, daß, wenn ein Körper ſich in
einer geraden Linie, und mit gleichförmiger Geſchwindigkeit be-
wegt, dieſe Bewegung nur die Folge eines erſten Impulſes ſeyn
kann, der bloß einen Augenblick thätig iſt, deſſen Wirkung aber,
nach dem Geſetze der Trägheit (II. §. 20) ohne Ende fortdauert,
wenn keine anderen, äußeren Einwirkungen dieſe Bewegung ſtören.
Wenn daher ein Körper ſich entweder in einer krummen Linie
mit gleichförmiger Geſchwindigkeit, oder in einer geraden Linie
mit ungleichförmiger Geſchwindigkeit, oder endlich, wenn er ſich
in einer krummen Linie mit veränderlicher Geſchwindigkeit bewegt,
ſo werden wir in allen dieſen Fällen annehmen müſſen, daß we-
nigſtens zwei Kräfte auf ihn wirken. Die eine derſelben kann
ebenfalls ein bloßer Impuls, ein anfänglicher, augenblicklicher
Stoß oder Zug ſeyn, in deſſen Folge der Körper wie zuvor eine
gerade Linie, deren Richtung die dieſes Stoßes iſt, mit gleichför-
miger Geſchwindigkeit durchlaufen würde. Wenn aber die wahre
Bahn, die wir den Körper beſchreiben ſehen, eine krumme Linie,
d. h. eine ſolche iſt, deren Richtung ſich immerwährend und in
jedem Augenblicke ändert, ſo kann die andere der beiden auf ihn
wirkenden Kräfte nicht mehr von der Art eines augenblicklichen
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. [87]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/99>, abgerufen am 03.12.2024.
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