KapitelVI. Massen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.
§. 42. (Abwägung der Weltkörper.) Wir haben in dem vor- hergehenden Kapitel das Gesetz der allgemeinen Schwere in seinem einfachsten Ausdrucke betrachtet, und bereits dort die Bemerkung aufgestellt, daß beinahe unsere ganze neuere Astronomie nur eine weitere Entwicklung dieses Gesetzes ist. In der That, wie jede neue, selbst die geringfügigsten Dinge betreffende Wahrheit nur selten allein steht, sondern immer eine Reihe von andern oft noch wichtigern Wahrheiten in ihrem Gefolge nach sich zieht, so mußte dasselbe in einem noch viel höheren Grade von dieser Entdeckung erwartet werden, die ihrer Natur nach sich über das ganze Son- nensystem, über den ganzen uns bekannten Theil des Himmels verbreitet. Nachdem dieses große Gesetz einmal bekannt geworden war, sah man aus ihm, wie aus einer reichen Quelle, eine grofe Menge anderer Entdeckungen entspringen, wichtiger und selbst wunderbarer Entdeckungen, deren Daseyn die Alten nicht einmal ahnden konnten, da ihnen alle Wege, die zu denselben führten, fest verschlossen bleiben mußten, so lange ihnen jenes Gesetz selbst, dessen unmittelbare Folge sie sind, unbekannt war.
Wenn die mit der Astronomie Unbekannten hören, daß man in dieser Wissenschaft die Größe und Entfernung der Sonne und des Monds, zu denen doch Niemand von uns gelangen kann,
KapitelVI. Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.
§. 42. (Abwägung der Weltkörper.) Wir haben in dem vor- hergehenden Kapitel das Geſetz der allgemeinen Schwere in ſeinem einfachſten Ausdrucke betrachtet, und bereits dort die Bemerkung aufgeſtellt, daß beinahe unſere ganze neuere Aſtronomie nur eine weitere Entwicklung dieſes Geſetzes iſt. In der That, wie jede neue, ſelbſt die geringfügigſten Dinge betreffende Wahrheit nur ſelten allein ſteht, ſondern immer eine Reihe von andern oft noch wichtigern Wahrheiten in ihrem Gefolge nach ſich zieht, ſo mußte daſſelbe in einem noch viel höheren Grade von dieſer Entdeckung erwartet werden, die ihrer Natur nach ſich über das ganze Son- nenſyſtem, über den ganzen uns bekannten Theil des Himmels verbreitet. Nachdem dieſes große Geſetz einmal bekannt geworden war, ſah man aus ihm, wie aus einer reichen Quelle, eine grofe Menge anderer Entdeckungen entſpringen, wichtiger und ſelbſt wunderbarer Entdeckungen, deren Daſeyn die Alten nicht einmal ahnden konnten, da ihnen alle Wege, die zu denſelben führten, feſt verſchloſſen bleiben mußten, ſo lange ihnen jenes Geſetz ſelbſt, deſſen unmittelbare Folge ſie ſind, unbekannt war.
Wenn die mit der Aſtronomie Unbekannten hören, daß man in dieſer Wiſſenſchaft die Größe und Entfernung der Sonne und des Monds, zu denen doch Niemand von uns gelangen kann,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0076"n="[64]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#g">Kapitel</hi><hirendition="#aq">VI.</hi><lb/>
Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>§. 42. (Abwägung der Weltkörper.) Wir haben in dem vor-<lb/>
hergehenden Kapitel das Geſetz der allgemeinen Schwere in ſeinem<lb/>
einfachſten Ausdrucke betrachtet, und bereits dort die Bemerkung<lb/>
aufgeſtellt, daß beinahe unſere ganze neuere Aſtronomie nur eine<lb/>
weitere Entwicklung dieſes Geſetzes iſt. In der That, wie jede<lb/>
neue, ſelbſt die geringfügigſten Dinge betreffende Wahrheit nur<lb/>ſelten allein ſteht, ſondern immer eine Reihe von andern oft noch<lb/>
wichtigern Wahrheiten in ihrem Gefolge nach ſich zieht, ſo mußte<lb/>
daſſelbe in einem noch viel höheren Grade von dieſer Entdeckung<lb/>
erwartet werden, die ihrer Natur nach ſich über das ganze Son-<lb/>
nenſyſtem, über den ganzen uns bekannten Theil des Himmels<lb/>
verbreitet. Nachdem dieſes große Geſetz einmal bekannt geworden<lb/>
war, ſah man aus ihm, wie aus einer reichen Quelle, eine grofe<lb/>
Menge anderer Entdeckungen entſpringen, wichtiger und ſelbſt<lb/>
wunderbarer Entdeckungen, deren Daſeyn die Alten nicht einmal<lb/>
ahnden konnten, da ihnen alle Wege, die zu denſelben führten,<lb/>
feſt verſchloſſen bleiben mußten, ſo lange ihnen jenes Geſetz ſelbſt,<lb/>
deſſen unmittelbare Folge ſie ſind, unbekannt war.</p><lb/><p>Wenn die mit der Aſtronomie Unbekannten hören, daß man<lb/>
in dieſer Wiſſenſchaft die Größe und Entfernung der Sonne und<lb/>
des Monds, zu denen doch Niemand von uns gelangen kann,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[[64]/0076]
Kapitel VI.
Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.
§. 42. (Abwägung der Weltkörper.) Wir haben in dem vor-
hergehenden Kapitel das Geſetz der allgemeinen Schwere in ſeinem
einfachſten Ausdrucke betrachtet, und bereits dort die Bemerkung
aufgeſtellt, daß beinahe unſere ganze neuere Aſtronomie nur eine
weitere Entwicklung dieſes Geſetzes iſt. In der That, wie jede
neue, ſelbſt die geringfügigſten Dinge betreffende Wahrheit nur
ſelten allein ſteht, ſondern immer eine Reihe von andern oft noch
wichtigern Wahrheiten in ihrem Gefolge nach ſich zieht, ſo mußte
daſſelbe in einem noch viel höheren Grade von dieſer Entdeckung
erwartet werden, die ihrer Natur nach ſich über das ganze Son-
nenſyſtem, über den ganzen uns bekannten Theil des Himmels
verbreitet. Nachdem dieſes große Geſetz einmal bekannt geworden
war, ſah man aus ihm, wie aus einer reichen Quelle, eine grofe
Menge anderer Entdeckungen entſpringen, wichtiger und ſelbſt
wunderbarer Entdeckungen, deren Daſeyn die Alten nicht einmal
ahnden konnten, da ihnen alle Wege, die zu denſelben führten,
feſt verſchloſſen bleiben mußten, ſo lange ihnen jenes Geſetz ſelbſt,
deſſen unmittelbare Folge ſie ſind, unbekannt war.
Wenn die mit der Aſtronomie Unbekannten hören, daß man
in dieſer Wiſſenſchaft die Größe und Entfernung der Sonne und
des Monds, zu denen doch Niemand von uns gelangen kann,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. [64]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/76>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.