Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Venus.
Schiffe vollendete. -- Die Kaiserin Catharina von Rußland ließ
durch ihre Academie in Petersburg Astronomen aus Deutschland
und der Schweiz berufen und viele Instrumente zu diesem Zwecke
in Paris und London ankaufen, mit welchen ausgerüstet der rus-
sische Astronom Rumovsky nach Kola (Br. 69°), der Schweizer
Pictet nach Umba (Br. 67°) und Mallet nach Ponoi gingen.
Ueberdieß wurde noch Islenies nach Yakutz, Lowitz nach Gu-
rief, Krahl nach Orenburg und Christian Euler nach Omsk ge-
schickt. In Petersburg selbst beobachteten diesen Durchgang Mor-
jan aus Manheim, Albert Euler, Lexell und Kotelnikow. --
Der König von Dänemark bat sich zu diesem Zwecke den Astrono-
men Hell von Wien aus, der auf des Königs Kosten die Reise
nach Wardoe im nördlichen Lappland machte. Ueberdieß beob-
achteten noch Planmann zu Cajaneburg in Finnland, Melander
zu Upsala, Bayley am Nordcap, Justander zu Abo, Maskelyne
zu Greenwich, Hornsby zu Oxford, Cassini zu Paris, Lagrange
zu Mailand, Sambach zu Wien, Ackermann zu Kiel u. m. a.
Durch ungünstiges Wetter und andere Umstände wurden vereitelt
die Beobachtungen des Legentil zu Pondichery, des Call zu
Madras, des Pictet zu Umba u. a.

§. 68. (Berechnung der beobachteten Durchgänge.) Fast alle
oder wenigstens die wichtigsten dieser Beobachtungen findet man ge-
sammelt in Lalande's Mem. sur le Passage de Venus 1772, und am
vollständigsten in Encke's "Entfernung der Sonne, 2 Bände,
Gotha 1822 und 1824." Kaum waren die Beobachtungsresultate
bekannt geworden, als sich eine große Anzahl von Männern fand,
welche die Berechnung derselben übernahmen. Hornsby in Eng-
land fand aus den von ihm zu Grunde gelegten Beobachtungen
die Horizontal-Parallaxe der Sonne für ihre mittlere Entfernung
von der Erde 8"8 und ganz eben so auch Pingre. Planmann
in Schweden fand 8"4, Lalande 8"5; Lexell 8"68, Hell 8"70.
Encke, der in dem so eben erwähnten Werke, die sämmtlichen
als gut anerkannten Beobachtungen der beiden Durchgänge von
1761 und 1769 mit der größten Sorgfalt berechnete, fand im
Mittel aus allen die Sonnenparallaxe für die mittlere Entfernung
der Sonne und für einen Beobachter im Aequator gleich 8"578;

Venus.
Schiffe vollendete. — Die Kaiſerin Catharina von Rußland ließ
durch ihre Academie in Petersburg Aſtronomen aus Deutſchland
und der Schweiz berufen und viele Inſtrumente zu dieſem Zwecke
in Paris und London ankaufen, mit welchen ausgerüſtet der ruſ-
ſiſche Aſtronom Rumovsky nach Kola (Br. 69°), der Schweizer
Pictet nach Umba (Br. 67°) und Mallet nach Ponoi gingen.
Ueberdieß wurde noch Islenies nach Yakutz, Lowitz nach Gu-
rief, Krahl nach Orenburg und Chriſtian Euler nach Omsk ge-
ſchickt. In Petersburg ſelbſt beobachteten dieſen Durchgang Mor-
jan aus Manheim, Albert Euler, Lexell und Kotelnikow. —
Der König von Dänemark bat ſich zu dieſem Zwecke den Aſtrono-
men Hell von Wien aus, der auf des Königs Koſten die Reiſe
nach Wardoe im nördlichen Lappland machte. Ueberdieß beob-
achteten noch Planmann zu Cajaneburg in Finnland, Melander
zu Upſala, Bayley am Nordcap, Juſtander zu Abo, Maskelyne
zu Greenwich, Hornsby zu Oxford, Caſſini zu Paris, Lagrange
zu Mailand, Sambach zu Wien, Ackermann zu Kiel u. m. a.
Durch ungünſtiges Wetter und andere Umſtände wurden vereitelt
die Beobachtungen des Legentil zu Pondichery, des Call zu
Madras, des Pictet zu Umba u. a.

§. 68. (Berechnung der beobachteten Durchgänge.) Faſt alle
oder wenigſtens die wichtigſten dieſer Beobachtungen findet man ge-
ſammelt in Lalande’s Mem. sur le Passage de Venus 1772, und am
vollſtändigſten in Encke’s „Entfernung der Sonne, 2 Bände,
Gotha 1822 und 1824.“ Kaum waren die Beobachtungsreſultate
bekannt geworden, als ſich eine große Anzahl von Männern fand,
welche die Berechnung derſelben übernahmen. Hornsby in Eng-
land fand aus den von ihm zu Grunde gelegten Beobachtungen
die Horizontal-Parallaxe der Sonne für ihre mittlere Entfernung
von der Erde 8″8 und ganz eben ſo auch Pingré. Planmann
in Schweden fand 8″4, Lalande 8″5; Lexell 8″68, Hell 8″70.
Encke, der in dem ſo eben erwähnten Werke, die ſämmtlichen
als gut anerkannten Beobachtungen der beiden Durchgänge von
1761 und 1769 mit der größten Sorgfalt berechnete, fand im
Mittel aus allen die Sonnenparallaxe für die mittlere Entfernung
der Sonne und für einen Beobachter im Aequator gleich 8″578;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0096" n="86"/><fw place="top" type="header">Venus.</fw><lb/>
Schiffe vollendete. &#x2014; Die Kai&#x017F;erin Catharina von Rußland ließ<lb/>
durch ihre Academie in Petersburg A&#x017F;tronomen aus Deut&#x017F;chland<lb/>
und der Schweiz berufen und viele In&#x017F;trumente zu die&#x017F;em Zwecke<lb/>
in Paris und London ankaufen, mit welchen ausgerü&#x017F;tet der ru&#x017F;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;che A&#x017F;tronom Rumovsky nach Kola (Br. 69°), der Schweizer<lb/>
Pictet nach Umba (Br. 67°) und Mallet nach Ponoi gingen.<lb/>
Ueberdieß wurde noch Islenies nach Yakutz, Lowitz nach Gu-<lb/>
rief, Krahl nach Orenburg und Chri&#x017F;tian Euler nach Omsk ge-<lb/>
&#x017F;chickt. In Petersburg &#x017F;elb&#x017F;t beobachteten die&#x017F;en Durchgang Mor-<lb/>
jan aus Manheim, Albert Euler, Lexell und Kotelnikow. &#x2014;<lb/>
Der König von Dänemark bat &#x017F;ich zu die&#x017F;em Zwecke den A&#x017F;trono-<lb/>
men Hell von Wien aus, der auf des Königs Ko&#x017F;ten die Rei&#x017F;e<lb/>
nach Wardoe im nördlichen Lappland machte. Ueberdieß beob-<lb/>
achteten noch Planmann zu Cajaneburg in Finnland, Melander<lb/>
zu Up&#x017F;ala, Bayley am Nordcap, Ju&#x017F;tander zu Abo, Maskelyne<lb/>
zu Greenwich, Hornsby zu Oxford, Ca&#x017F;&#x017F;ini zu Paris, Lagrange<lb/>
zu Mailand, Sambach zu Wien, Ackermann zu Kiel u. m. a.<lb/>
Durch ungün&#x017F;tiges Wetter und andere Um&#x017F;tände wurden vereitelt<lb/>
die Beobachtungen des Legentil zu Pondichery, des Call zu<lb/>
Madras, des Pictet zu Umba u. a.</p><lb/>
            <p>§. 68. (Berechnung der beobachteten Durchgänge.) Fa&#x017F;t alle<lb/>
oder wenig&#x017F;tens die wichtig&#x017F;ten die&#x017F;er Beobachtungen findet man ge-<lb/>
&#x017F;ammelt in Lalande&#x2019;s <hi rendition="#aq">Mem. sur le Passage de Venus</hi> 1772, und am<lb/>
voll&#x017F;tändig&#x017F;ten in Encke&#x2019;s &#x201E;Entfernung der Sonne, 2 Bände,<lb/>
Gotha 1822 und 1824.&#x201C; Kaum waren die Beobachtungsre&#x017F;ultate<lb/>
bekannt geworden, als &#x017F;ich eine große Anzahl von Männern fand,<lb/>
welche die Berechnung der&#x017F;elben übernahmen. Hornsby in Eng-<lb/>
land fand aus den von ihm zu Grunde gelegten Beobachtungen<lb/>
die Horizontal-Parallaxe der Sonne für ihre mittlere Entfernung<lb/>
von der Erde 8&#x2033;<hi rendition="#sub">8</hi> und ganz eben &#x017F;o auch Pingr<hi rendition="#aq">é</hi>. Planmann<lb/>
in Schweden fand 8&#x2033;<hi rendition="#sub">4</hi>, Lalande 8&#x2033;<hi rendition="#sub">5</hi>; Lexell 8&#x2033;<hi rendition="#sub">68</hi>, Hell 8&#x2033;<hi rendition="#sub">70</hi>.<lb/>
Encke, der in dem &#x017F;o eben erwähnten Werke, die &#x017F;ämmtlichen<lb/>
als gut anerkannten Beobachtungen der beiden Durchgänge von<lb/>
1761 und 1769 mit der größten Sorgfalt berechnete, fand im<lb/>
Mittel aus allen die Sonnenparallaxe für die mittlere Entfernung<lb/>
der Sonne und für einen Beobachter im Aequator gleich 8&#x2033;<hi rendition="#sub">578</hi>;<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0096] Venus. Schiffe vollendete. — Die Kaiſerin Catharina von Rußland ließ durch ihre Academie in Petersburg Aſtronomen aus Deutſchland und der Schweiz berufen und viele Inſtrumente zu dieſem Zwecke in Paris und London ankaufen, mit welchen ausgerüſtet der ruſ- ſiſche Aſtronom Rumovsky nach Kola (Br. 69°), der Schweizer Pictet nach Umba (Br. 67°) und Mallet nach Ponoi gingen. Ueberdieß wurde noch Islenies nach Yakutz, Lowitz nach Gu- rief, Krahl nach Orenburg und Chriſtian Euler nach Omsk ge- ſchickt. In Petersburg ſelbſt beobachteten dieſen Durchgang Mor- jan aus Manheim, Albert Euler, Lexell und Kotelnikow. — Der König von Dänemark bat ſich zu dieſem Zwecke den Aſtrono- men Hell von Wien aus, der auf des Königs Koſten die Reiſe nach Wardoe im nördlichen Lappland machte. Ueberdieß beob- achteten noch Planmann zu Cajaneburg in Finnland, Melander zu Upſala, Bayley am Nordcap, Juſtander zu Abo, Maskelyne zu Greenwich, Hornsby zu Oxford, Caſſini zu Paris, Lagrange zu Mailand, Sambach zu Wien, Ackermann zu Kiel u. m. a. Durch ungünſtiges Wetter und andere Umſtände wurden vereitelt die Beobachtungen des Legentil zu Pondichery, des Call zu Madras, des Pictet zu Umba u. a. §. 68. (Berechnung der beobachteten Durchgänge.) Faſt alle oder wenigſtens die wichtigſten dieſer Beobachtungen findet man ge- ſammelt in Lalande’s Mem. sur le Passage de Venus 1772, und am vollſtändigſten in Encke’s „Entfernung der Sonne, 2 Bände, Gotha 1822 und 1824.“ Kaum waren die Beobachtungsreſultate bekannt geworden, als ſich eine große Anzahl von Männern fand, welche die Berechnung derſelben übernahmen. Hornsby in Eng- land fand aus den von ihm zu Grunde gelegten Beobachtungen die Horizontal-Parallaxe der Sonne für ihre mittlere Entfernung von der Erde 8″8 und ganz eben ſo auch Pingré. Planmann in Schweden fand 8″4, Lalande 8″5; Lexell 8″68, Hell 8″70. Encke, der in dem ſo eben erwähnten Werke, die ſämmtlichen als gut anerkannten Beobachtungen der beiden Durchgänge von 1761 und 1769 mit der größten Sorgfalt berechnete, fand im Mittel aus allen die Sonnenparallaxe für die mittlere Entfernung der Sonne und für einen Beobachter im Aequator gleich 8″578;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/96
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/96>, abgerufen am 27.04.2024.