§. 82. (Vortheile der Abwechslung der Jahreszeiten.) Nach- dem wir in dem Vorhergebenden die Existenz der Bewegung der Erde um die Sonne über allen Zweifel erhoben haben, wollen wir in dem gegenwärtigen Kapitel eine der wichtigsten Folgen die- ser Bewegung, verbunden mit der täglichen Rotation der Erde um ihre Axe, näher betrachten.
Dieser Doppelbewegung der Erde verdanken wir unsere Ta- ges- und Jahreszeiten, zwei der wohlthätigsten Geschenke des Himmels, ohne die unser Leben nicht den tausendsten Theil des Reizes hätte, der uns jetzt so innig an dasselbe kettet, daß selbst der Unglücklichste von uns es nur mit Schmerz und widerstre- bendem Kampfe verlassen kann. Wie wir uns an jedem Mor- gen, nach einem erquickenden Schlafe, mit neuen Kräften der kommenden Sonne entgegen erheben, so gießt auch jeder wieder- kommende Frühling wieder sanfte Wärme in unsere Adern und, erfüllt uns mit neuen Hoffnungen, indem er die ganze Natur aus ihrem starren Winterschlafe erweckt und unsere Gärten und Flu- ren mit duftenden Blühten schmückt. Wenn diese wohlthätigen Veränderungen auf der Oberfläche unserer Erde nicht existirten, wie würde es dann um die gesammte Vegetation, um das Leben der Pflanzen und Thiere, um die Verschiedenheit der Erzeugnisse des Bodens und der Manufacturen, wie würde es um den Länder
KapitelVII. Jahreszeiten.
§. 82. (Vortheile der Abwechslung der Jahreszeiten.) Nach- dem wir in dem Vorhergebenden die Exiſtenz der Bewegung der Erde um die Sonne über allen Zweifel erhoben haben, wollen wir in dem gegenwärtigen Kapitel eine der wichtigſten Folgen die- ſer Bewegung, verbunden mit der täglichen Rotation der Erde um ihre Axe, näher betrachten.
Dieſer Doppelbewegung der Erde verdanken wir unſere Ta- ges- und Jahreszeiten, zwei der wohlthätigſten Geſchenke des Himmels, ohne die unſer Leben nicht den tauſendſten Theil des Reizes hätte, der uns jetzt ſo innig an daſſelbe kettet, daß ſelbſt der Unglücklichſte von uns es nur mit Schmerz und widerſtre- bendem Kampfe verlaſſen kann. Wie wir uns an jedem Mor- gen, nach einem erquickenden Schlafe, mit neuen Kräften der kommenden Sonne entgegen erheben, ſo gießt auch jeder wieder- kommende Frühling wieder ſanfte Wärme in unſere Adern und, erfüllt uns mit neuen Hoffnungen, indem er die ganze Natur aus ihrem ſtarren Winterſchlafe erweckt und unſere Gärten und Flu- ren mit duftenden Blühten ſchmückt. Wenn dieſe wohlthätigen Veränderungen auf der Oberfläche unſerer Erde nicht exiſtirten, wie würde es dann um die geſammte Vegetation, um das Leben der Pflanzen und Thiere, um die Verſchiedenheit der Erzeugniſſe des Bodens und der Manufacturen, wie würde es um den Länder
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Kapitel VII.
Jahreszeiten.
§. 82. (Vortheile der Abwechslung der Jahreszeiten.) Nach-
dem wir in dem Vorhergebenden die Exiſtenz der Bewegung der
Erde um die Sonne über allen Zweifel erhoben haben, wollen
wir in dem gegenwärtigen Kapitel eine der wichtigſten Folgen die-
ſer Bewegung, verbunden mit der täglichen Rotation der Erde um
ihre Axe, näher betrachten.
Dieſer Doppelbewegung der Erde verdanken wir unſere Ta-
ges- und Jahreszeiten, zwei der wohlthätigſten Geſchenke des
Himmels, ohne die unſer Leben nicht den tauſendſten Theil des
Reizes hätte, der uns jetzt ſo innig an daſſelbe kettet, daß ſelbſt
der Unglücklichſte von uns es nur mit Schmerz und widerſtre-
bendem Kampfe verlaſſen kann. Wie wir uns an jedem Mor-
gen, nach einem erquickenden Schlafe, mit neuen Kräften der
kommenden Sonne entgegen erheben, ſo gießt auch jeder wieder-
kommende Frühling wieder ſanfte Wärme in unſere Adern und,
erfüllt uns mit neuen Hoffnungen, indem er die ganze Natur aus
ihrem ſtarren Winterſchlafe erweckt und unſere Gärten und Flu-
ren mit duftenden Blühten ſchmückt. Wenn dieſe wohlthätigen
Veränderungen auf der Oberfläche unſerer Erde nicht exiſtirten,
wie würde es dann um die geſammte Vegetation, um das Leben
der Pflanzen und Thiere, um die Verſchiedenheit der Erzeugniſſe
des Bodens und der Manufacturen, wie würde es um den Länder
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. [194]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/206>, abgerufen am 22.12.2024.
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