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Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881.

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Drittes Buch. Delikte gegen "uneigentliche" Rechtsgüter.
a) bei Privaturkunden Zuchthaus bis zu 5 Jahren mit
fakultativer Geldstrafe bis zu 3000 Mark;
b) bei öffentlichen Urkunden Zuchthaus bis zu 10 Jahren
mit fakultativer Geldstrafe von 150 bis zu 6000 Mark.

Bei mildernden Umständen zu a Gefängnis nicht
unter 1 Woche, zu b nicht unter 3 Monaten; daneben
fakultative Geldstrafe bis zu 3000 Mark.

Neben Gefängnis ist Ehrverlust fakultativ (§. 280).

2. Die Bewirkung einer materiell unrichtigen
öffentlichen Beurkundung
, d. h. der Beurkundung von
Erklärungen oder Thatsachen, welche für Rechte oder Rechts-
verhältnisse von Erheblichkeit sind, in öffentlichen (zur Fest-
stellung im öffentlichen Interesse, nicht bloß im Interesse des
inneren Dienstes7 bestimmten) Büchern, Urkunden, Registern
als abgegeben oder geschehen, während sie überhaupt
nicht oder in anderer Weise oder von einer Person in einer
ihr nicht zustehenden Eigenschaft8 oder von einer anderen
Person9 abgegeben oder geschehen sind.

Der Beamte, der die falsche Beurkundung wissentlich vor-
nimmt, macht sich eines Amtsdeliktes (StGB. §. 348; unten
§. 93 II 6) schuldig;10 der Nichtbeamte wird, abgesehen von
einer etwaigen Teilnahme an dem Amtsdelikte, bestraft,
wenn er:

a) die falsche Beurkundung bewirkt (StGB. §. 271) oder
7 [Spaltenumbruch] RGR. 23. Dezember 1879,
E I 42, R I 168; 13. März
1880, E I 312, R I 458.
8 [Spaltenumbruch] Abgabe der Vaterschaftser-
klärung vor dem Standesamte
durch den Nicht-Vater: RGR.
10. November 1879, E I 9, R
I
55.
9 [Spaltenumbruch] Strafantritt für den Ver-
urteilten; Erscheinen statt des
Angeklagten (RGR. 27. April
1880, R I 686).
10 [Spaltenumbruch] Vgl. auch Seemannsord-
nung vom 27. Dezember 1873
§§. 93 Ziff. 1, 99 Ziff. 2.
Drittes Buch. Delikte gegen „uneigentliche“ Rechtsgüter.
a) bei Privaturkunden Zuchthaus bis zu 5 Jahren mit
fakultativer Geldſtrafe bis zu 3000 Mark;
b) bei öffentlichen Urkunden Zuchthaus bis zu 10 Jahren
mit fakultativer Geldſtrafe von 150 bis zu 6000 Mark.

Bei mildernden Umſtänden zu a Gefängnis nicht
unter 1 Woche, zu b nicht unter 3 Monaten; daneben
fakultative Geldſtrafe bis zu 3000 Mark.

Neben Gefängnis iſt Ehrverluſt fakultativ (§. 280).

2. Die Bewirkung einer materiell unrichtigen
öffentlichen Beurkundung
, d. h. der Beurkundung von
Erklärungen oder Thatſachen, welche für Rechte oder Rechts-
verhältniſſe von Erheblichkeit ſind, in öffentlichen (zur Feſt-
ſtellung im öffentlichen Intereſſe, nicht bloß im Intereſſe des
inneren Dienſtes7 beſtimmten) Büchern, Urkunden, Regiſtern
als abgegeben oder geſchehen, während ſie überhaupt
nicht oder in anderer Weiſe oder von einer Perſon in einer
ihr nicht zuſtehenden Eigenſchaft8 oder von einer anderen
Perſon9 abgegeben oder geſchehen ſind.

Der Beamte, der die falſche Beurkundung wiſſentlich vor-
nimmt, macht ſich eines Amtsdeliktes (StGB. §. 348; unten
§. 93 II 6) ſchuldig;10 der Nichtbeamte wird, abgeſehen von
einer etwaigen Teilnahme an dem Amtsdelikte, beſtraft,
wenn er:

a) die falſche Beurkundung bewirkt (StGB. §. 271) oder
7 [Spaltenumbruch] RGR. 23. Dezember 1879,
E I 42, R I 168; 13. März
1880, E I 312, R I 458.
8 [Spaltenumbruch] Abgabe der Vaterſchaftser-
klärung vor dem Standesamte
durch den Nicht-Vater: RGR.
10. November 1879, E I 9, R
I
55.
9 [Spaltenumbruch] Strafantritt für den Ver-
urteilten; Erſcheinen ſtatt des
Angeklagten (RGR. 27. April
1880, R I 686).
10 [Spaltenumbruch] Vgl. auch Seemannsord-
nung vom 27. Dezember 1873
§§. 93 Ziff. 1, 99 Ziff. 2.
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[360/0386] Drittes Buch. Delikte gegen „uneigentliche“ Rechtsgüter. a) bei Privaturkunden Zuchthaus bis zu 5 Jahren mit fakultativer Geldſtrafe bis zu 3000 Mark; b) bei öffentlichen Urkunden Zuchthaus bis zu 10 Jahren mit fakultativer Geldſtrafe von 150 bis zu 6000 Mark. Bei mildernden Umſtänden zu a Gefängnis nicht unter 1 Woche, zu b nicht unter 3 Monaten; daneben fakultative Geldſtrafe bis zu 3000 Mark. Neben Gefängnis iſt Ehrverluſt fakultativ (§. 280). 2. Die Bewirkung einer materiell unrichtigen öffentlichen Beurkundung, d. h. der Beurkundung von Erklärungen oder Thatſachen, welche für Rechte oder Rechts- verhältniſſe von Erheblichkeit ſind, in öffentlichen (zur Feſt- ſtellung im öffentlichen Intereſſe, nicht bloß im Intereſſe des inneren Dienſtes 7 beſtimmten) Büchern, Urkunden, Regiſtern als abgegeben oder geſchehen, während ſie überhaupt nicht oder in anderer Weiſe oder von einer Perſon in einer ihr nicht zuſtehenden Eigenſchaft 8 oder von einer anderen Perſon 9 abgegeben oder geſchehen ſind. Der Beamte, der die falſche Beurkundung wiſſentlich vor- nimmt, macht ſich eines Amtsdeliktes (StGB. §. 348; unten §. 93 II 6) ſchuldig; 10 der Nichtbeamte wird, abgeſehen von einer etwaigen Teilnahme an dem Amtsdelikte, beſtraft, wenn er: a) die falſche Beurkundung bewirkt (StGB. §. 271) oder 7 RGR. 23. Dezember 1879, E I 42, R I 168; 13. März 1880, E I 312, R I 458. 8 Abgabe der Vaterſchaftser- klärung vor dem Standesamte durch den Nicht-Vater: RGR. 10. November 1879, E I 9, R I 55. 9 Strafantritt für den Ver- urteilten; Erſcheinen ſtatt des Angeklagten (RGR. 27. April 1880, R I 686). 10 Vgl. auch Seemannsord- nung vom 27. Dezember 1873 §§. 93 Ziff. 1, 99 Ziff. 2.

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Zitationshilfe: Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/386>, abgerufen am 26.04.2024.