daß der Herr Freydencker bey seinen Aufsätzen sich durchgehends gar genau nach derselben gerichtet. Das sechste fängt mit einem Briefe des Hrn. Belfu- meurs, Mitglieds der aufgeräumten Gesellschaft, an, der ihm vorwirft, er habe in den drey ersten Stü- cken gar zu ernsthaft zu moralisiren angefangen, und ihn bittet, eine Liste der Materien, die erdas gantze Jahr durch zu liefern gedencke, mitzutheilen. Was den ersten Punct betrift, so erkläret er sich dar- auf etwas nachdencklich, und giebt sodann eine Liste von 54. Materien, die im Freydencker nach und nach ausgeführet werden sollen. Diejenigen, welche wir darunter vor andern ausgearbeitet zu sehen wünsch- ten, sind, der Vorschlag, ohne einzige Kosten in Zeit von 15. Jahren eine Armee von mehr als 50000. Mann auf die Beine zu bringen, das sittliche und un- sittliche Studenten-Leben, das moralische Portrait der liebenswürdigen Anglicana, einer Braut des Freydenkers, Merkwürdigkeiten bey der neuen Göt- tingischen Universität, aus einem darüber vom Anfange ge- haltenen Tagebuche etc. Warum das vierdte und fünfte Stück allein von Patriotenstadt datiret worden, wissen wir nicht, so viel ist uns gemeldet, daß diese Schrift zwar in Göttingen, ohne Censur, zu Papier gebracht, aber zu Allendorf, einem Orte im Hessischen gedruckt werde. Wer der Verfasser sey, halten wir unnöthig zu sagen, weil in gantz Deutschland nur ein Mann, auf den der Verdacht fallen kan. Jndessen können wir nicht unerinnert lassen, daß der Verleger vieleicht besser thun würde, wenn er diese Blätter nicht so hoch, als er thut, in Preiß hielte. Wer kan mit gutem Gewissen für ein Blatt die- ses Schlages 4. Pfennige geben?
No. XXXIV.
Hamburg. Von dem Freydencker sind uns abermahl 3. Stücke zugesandt. Diese Erstlinge des gegenwärtigen Jahres haben in der That einen Vorzug vor denen vom vo-
rigen.
L l l 3
(o)
daß der Herr Freydencker bey ſeinen Aufſaͤtzen ſich durchgehends gar genau nach derſelben gerichtet. Das ſechſte faͤngt mit einem Briefe des Hrn. Belfu- meurs, Mitglieds der aufgeraͤumten Geſellſchaft, an, der ihm vorwirft, er habe in den drey erſten Stuͤ- cken gar zu ernſthaft zu moraliſiren angefangen, und ihn bittet, eine Liſte der Materien, die erdas gantze Jahr durch zu liefern gedencke, mitzutheilen. Was den erſten Punct betrift, ſo erklaͤret er ſich dar- auf etwas nachdencklich, und giebt ſodann eine Liſte von 54. Materien, die im Freydencker nach und nach ausgefuͤhret werden ſollen. Diejenigen, welche wir darunter vor andern ausgearbeitet zu ſehen wuͤnſch- ten, ſind, der Vorſchlag, ohne einzige Koſten in Zeit von 15. Jahren eine Armee von mehr als 50000. Mann auf die Beine zu bringen, das ſittliche und un- ſittliche Studenten-Leben, das moraliſche Portrait der liebenswuͤrdigen Anglicana, einer Braut des Freydenkers, Merkwuͤrdigkeiten bey der neuen Goͤt- tingiſchen Univerſitaͤt, aus einem daruͤber vom Anfange ge- haltenen Tagebuche ꝛc. Warum das vierdte und fuͤnfte Stuͤck allein von Patriotenſtadt datiret worden, wiſſen wir nicht, ſo viel iſt uns gemeldet, daß dieſe Schrift zwar in Goͤttingen, ohne Cenſur, zu Papier gebracht, aber zu Allendorf, einem Orte im Heſſiſchen gedruckt werde. Wer der Verfaſſer ſey, halten wir unnoͤthig zu ſagen, weil in gantz Deutſchland nur ein Mann, auf den der Verdacht fallen kan. Jndeſſen koͤnnen wir nicht unerinnert laſſen, daß der Verleger vieleicht beſſer thun wuͤrde, wenn er dieſe Blaͤtter nicht ſo hoch, als er thut, in Preiß hielte. Wer kan mit gutem Gewiſſen fuͤr ein Blatt die- ſes Schlages 4. Pfennige geben?
No. XXXIV.
Hamburg. Von dem Freydencker ſind uns abermahl 3. Stuͤcke zugeſandt. Dieſe Erſtlinge des gegenwaͤrtigen Jahres haben in der That einen Vorzug vor denen vom vo-
rigen.
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[873[901]/0993]
(o)
daß der Herr Freydencker bey ſeinen Aufſaͤtzen ſich
durchgehends gar genau nach derſelben gerichtet.
Das ſechſte faͤngt mit einem Briefe des Hrn. Belfu-
meurs, Mitglieds der aufgeraͤumten Geſellſchaft,
an, der ihm vorwirft, er habe in den drey erſten Stuͤ-
cken gar zu ernſthaft zu moraliſiren angefangen,
und ihn bittet, eine Liſte der Materien, die erdas
gantze Jahr durch zu liefern gedencke, mitzutheilen.
Was den erſten Punct betrift, ſo erklaͤret er ſich dar-
auf etwas nachdencklich, und giebt ſodann eine Liſte
von 54. Materien, die im Freydencker nach und nach
ausgefuͤhret werden ſollen. Diejenigen, welche wir
darunter vor andern ausgearbeitet zu ſehen wuͤnſch-
ten, ſind, der Vorſchlag, ohne einzige Koſten in Zeit
von 15. Jahren eine Armee von mehr als 50000.
Mann auf die Beine zu bringen, das ſittliche und un-
ſittliche Studenten-Leben, das moraliſche Portrait
der liebenswuͤrdigen Anglicana, einer Braut des
Freydenkers, Merkwuͤrdigkeiten bey der neuen Goͤt-
tingiſchen Univerſitaͤt, aus einem daruͤber vom Anfange ge-
haltenen Tagebuche ꝛc. Warum das vierdte und fuͤnfte Stuͤck
allein von Patriotenſtadt datiret worden, wiſſen wir nicht, ſo
viel iſt uns gemeldet, daß dieſe Schrift zwar in Goͤttingen,
ohne Cenſur, zu Papier gebracht, aber zu Allendorf, einem
Orte im Heſſiſchen gedruckt werde. Wer der Verfaſſer ſey,
halten wir unnoͤthig zu ſagen, weil in gantz Deutſchland nur
ein Mann, auf den der Verdacht fallen kan. Jndeſſen koͤnnen
wir nicht unerinnert laſſen, daß der Verleger vieleicht beſſer
thun wuͤrde, wenn er dieſe Blaͤtter nicht ſo hoch, als er thut, in
Preiß hielte. Wer kan mit gutem Gewiſſen fuͤr ein Blatt die-
ſes Schlages 4. Pfennige geben?
No. XXXIV.
Hamburg. Von dem Freydencker ſind uns abermahl 3.
Stuͤcke zugeſandt. Dieſe Erſtlinge des gegenwaͤrtigen
Jahres haben in der That einen Vorzug vor denen vom vo-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 873[901]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/993>, abgerufen am 21.11.2024.
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