Jch theile dir die Widerlegung einer Schrift mit, die nunmehro beynahe schon 10 Jahre ruhig und unangefochten in den Buchläden gelegen. Du wirst dich un- streitig darüber wundern, und nicht begreifen kön- nen, was ein so seltsames Verfahren vor Ursachen habe. Wisse demnach, daß die Widerlegung, die ich dir zu überliefern die Ehre habe, älter ist, als du vielleicht glaubest. Sie ist würcklich im Jahr 1726, so bald die Schrift, wider welche sie gerichtetist, zum Vorschein gekommen war, auf Veranlassung eines gelehrten Meklenburgischen Cavaliers, zu Papier gebracht. Da aber weder dieser gelehrte Edelmann, noch der Verfasser jemahlen die Absicht gehabt, die- selbe drucken zu lassen, so würde sie wohl nimmer des Tages Licht gesehen haben, wenn sie mir nicht neulich von ungefehr in die Hände gefallen wäre. Jch hat- te die Schrift des Hrn. Prof. Manzels gelesen, und der in selbiger versprochenen weitern Ausführung ei- nes gantz neuen Rechts der Natur mit Schmerzen entgegen gesehen. Jch fassete dahero so gleich den Ent- schluß, die mir so unverhoft zu Handen gekommene Anmerckungen über dieselbe ans Licht zu stellen, was auch diejenigen, welche diese Anmerkungen der Welt so lange vorenthalten, dazu sagen möchten; und ich bilde mir ein, ich thue nicht übel, daß ich meinen Vor- satz ins Werck richte.
Meiner Meinung nach hat sich der Verfasser der Widerlegung seiner Arbeit nicht zu schämen, und der H. Prof. Manzel keine Ursache, es übel zu nehmen, daß
eine
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Vorrede des Herausgebers.
Geneigter Leſer!
Jch theile dir die Widerlegung einer Schrift mit, die nunmehro beynahe ſchon 10 Jahre ruhig und unangefochten in den Buchlaͤden gelegen. Du wirſt dich un- ſtreitig daruͤber wundern, und nicht begreifen koͤn- nen, was ein ſo ſeltſames Verfahren vor Urſachen habe. Wiſſe demnach, daß die Widerlegung, die ich dir zu uͤberliefern die Ehre habe, aͤlter iſt, als du vielleicht glaubeſt. Sie iſt wuͤrcklich im Jahr 1726, ſo bald die Schrift, wider welche ſie gerichtetiſt, zum Vorſchein gekommen war, auf Veranlaſſung eines gelehrten Meklenburgiſchen Cavaliers, zu Papier gebracht. Da aber weder dieſer gelehrte Edelmann, noch der Verfaſſer jemahlen die Abſicht gehabt, die- ſelbe drucken zu laſſen, ſo wuͤrde ſie wohl nimmer des Tages Licht geſehen haben, wenn ſie mir nicht neulich von ungefehr in die Haͤnde gefallen waͤre. Jch hat- te die Schrift des Hrn. Prof. Manzels geleſen, und der in ſelbiger verſprochenen weitern Ausfuͤhrung ei- nes gantz neuen Rechts der Natur mit Schmerzen entgegen geſehen. Jch faſſete dahero ſo gleich den Ent- ſchluß, die mir ſo unverhoft zu Handen gekommene Anmerckungen uͤber dieſelbe ans Licht zu ſtellen, was auch diejenigen, welche dieſe Anmerkungen der Welt ſo lange vorenthalten, dazu ſagen moͤchten; und ich bilde mir ein, ich thue nicht uͤbel, daß ich meinen Vor- ſatz ins Werck richte.
Meiner Meinung nach hat ſich der Verfaſſer der Widerlegung ſeiner Arbeit nicht zu ſchaͤmen, und der H. Prof. Manzel keine Urſache, es uͤbel zu nehmen, daß
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[[629]/0721]
Vorrede des Herausgebers.
Geneigter Leſer!
Jch theile dir die Widerlegung einer Schrift
mit, die nunmehro beynahe ſchon 10
Jahre ruhig und unangefochten in den
Buchlaͤden gelegen. Du wirſt dich un-
ſtreitig daruͤber wundern, und nicht begreifen koͤn-
nen, was ein ſo ſeltſames Verfahren vor Urſachen
habe. Wiſſe demnach, daß die Widerlegung, die
ich dir zu uͤberliefern die Ehre habe, aͤlter iſt, als du
vielleicht glaubeſt. Sie iſt wuͤrcklich im Jahr 1726,
ſo bald die Schrift, wider welche ſie gerichtetiſt, zum
Vorſchein gekommen war, auf Veranlaſſung eines
gelehrten Meklenburgiſchen Cavaliers, zu Papier
gebracht. Da aber weder dieſer gelehrte Edelmann,
noch der Verfaſſer jemahlen die Abſicht gehabt, die-
ſelbe drucken zu laſſen, ſo wuͤrde ſie wohl nimmer des
Tages Licht geſehen haben, wenn ſie mir nicht neulich
von ungefehr in die Haͤnde gefallen waͤre. Jch hat-
te die Schrift des Hrn. Prof. Manzels geleſen, und
der in ſelbiger verſprochenen weitern Ausfuͤhrung ei-
nes gantz neuen Rechts der Natur mit Schmerzen
entgegen geſehen. Jch faſſete dahero ſo gleich den Ent-
ſchluß, die mir ſo unverhoft zu Handen gekommene
Anmerckungen uͤber dieſelbe ans Licht zu ſtellen, was
auch diejenigen, welche dieſe Anmerkungen der Welt
ſo lange vorenthalten, dazu ſagen moͤchten; und ich
bilde mir ein, ich thue nicht uͤbel, daß ich meinen Vor-
ſatz ins Werck richte.
Meiner Meinung nach hat ſich der Verfaſſer der
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. [629]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/721>, abgerufen am 21.11.2024.
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